DELAIN, EVERGREY, KOBRA AND THE LOTUS

Köln, Essigfabrik, 14.10.2016

Die Kölner Verkehrssituation ist und bleibt eine Katastrophe, mal eben über eine Dreiviertelstunde Anfahrt für schlappe siebzehn Kilometer. Massenkarambolage auf der Rodenkirchener Brücke und Stau auf der Gegenseite durch hirnlose Gaffer. Zum Glück schaffen wir es rechtzeitig zur Location, wo uns fast der nächste Fallstrick erwartet hätte.

kobra and the lotusDie angekündigte Startzeit von 20:00 Uhr ist wohl nur eine grobe Empfehlung, denn Kobra And The Lotus sind bereits um diese zeit mit ihrem Set durch. Kobra Paigeüberrascht heute in einem glitzernden Outfit, was zugegebener Maßen ganz nett anzusehen ist, aber mit Metal jetzt nicht so recht harmoniert. Ihre Show wird gut gefeiert, obwohl ich sie schon in besserer Form gesehen habe. Nun sind 30 Minuten Spielzeit auch nicht wirklich viel, und es ist die erste Show auf dieser Tour. Das kann sich also noch deutlich steigern. Mit „Soldier“ und „50 Shades Of Evil“ singt sie auf jeden Fall meine Favoriten heute Abend. Ansonsten sei ihr verziehen, denn die Lady hat heute Geburtstag und einige Fans haben sogar Präsente mitgebracht. Diese nimmt sie auf ihre charmante und offene Weise auch freudig am Merchstand entgegen. Ihre herzliche Art mit den Fans zu kommunizieren ist immer wieder bezaubernd.

Setlist: Gotham, I Am I Am, Hold On, Soldier, Triggerpulse, 50 Shades Of Evil

 

evergreyNach einer kurzen Verschnaufpause geht es in der mittlerweile gut gefüllten Essigfabrik zügig weiter mit den Herren von Evergrey. Souverän wie immer rocken die Schweden ihren progressiven Metal locker aus der Hüfte, und bringen den Saal zum abrocken. Stark vom klassischen Hard Rock beeinflusst, gewürzt mit Etwas Power Metal und vorwiegend düsteren Texten, weiß das Sextett auf der Bühne mit viel Enthusiasmus ihr Bestes zu geben! Immer auch darauf bedacht, mit den Fans zu interagieren, die das sehr wohl honorieren. Und wenn ich wie so oft bei Evergrey meine Augen schließe, habe ich das Gefühl, dort singt Peter Gabriel. Diese Ähnlichkeit gerade bei den ruhigen Nummern ist schlicht verblüffend. Anfangs ist die Stimme von Tom S. Englund etwas zu leise abgemischt, aber ab dem dritten Song passt es. Für meinen Geschmack ist heute Abend der Lautstärkepegel recht verhalten für eine Metalproduktion. Selbst die freundlichen Jungs von der Security bestätigen meinen Eindruck. Ich habe meinen Spaß und so geht die Zeit in Windeseile herum. Unglaublich, wie schnell der Auftritt von Evergrey vorbei ist.

Setlist: Passing Through, The Fire, Leave It Behind Us, Black Undertow, In Orbit, Broken Wings, A Touch Of Blessing, King Of Errors.

 

delainNach einer etwas längeren Umbaupause und erneutem Soundcheck, folgt nun Delain, mit einem bombastischen Start und dem Song „Hands Of Gold“, allerdings ohne Alissa White-Gluz wie in der Studio Version und dem einen oder anderen Problemchen technischer Natur. Okay, es ist das erste Konzert der Tour, und man hat noch mit einigen Feinheiten zu kämpfen. Kurz, es läuft noch nicht alles so rund wie es sollte. Nun weiß ich gar nicht wie oft ich Delain schon gesehen habe, aber Charlotte Wessels hat immer klasse Supportbands dabei. Haben mich ihre ersten Shows so gar nicht überzeugt, muss ich mittlerweile zugestehen, dass sie doch stark daran gearbeitet hat. So werden auch heute viele schöne Spannungsmomente erzeugt, eine feine Lightshow und ein paar Special Effects runden die Show ab. Davon abgesehen ist Charlotte einfach ein Hurricane auf der Bühne und schüttelt sich über 90 Minuten Programm aus den Haaren, dass es eine wahre Pracht ist. Sogar vom ersten Album werden „April Rain“ und „Stay Forever“ gespielt. Immer wieder wunderbar auch das Lächeln ihrer Ausnahmegitarristin Merel Bechthold, die wie ein Derwisch über die Bühne fegt und ihre Saiten traktiert. Der Sound wird dadurch eine ganze Ecke fetter. Und so feiert die recht gut gefüllte Essigfabrik begeistert jeden Song mit und belohnt die spielfreudige Truppe mit tosendem Applaus. Alles in allem bekommt das anwesende Publikum heute eine echte Vollbedienung und feiert Delain dementsprechend euphorisch. Ein fettes Plus auch an Charlotte, die kurz nach dem Gig in der Halle erscheint und sich für Autogramme und Fotos Zeit nimmt. Ich denke, das ist auch eine Sache, die immer wieder vom Publikum honoriert wird.

Setlist: Hands Of Gold, The Glory And The Scum, Suckerpunch, Get The Devil Out Of Me, Army Of Dolls, Dance Macabre, The Hurricane, April Rain, Here Comes The Vultures, Pendulum, Fire With Fire, Sleepwalkers Dream, Turn The Lights Out, Stay Forever, The Gathering, Not Enough, Mother Machine, Don’t Let Go, We Are The Others.



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt