AND THEN SHE CAME, LAGERFEUER TRIO, GREY ATTACK, QUEEN`S REVENGE

Aachen, Alter Schlachthof, 30.09.2016

Der Grund einer Reise nach Aachen findet sich bei mir meist im Bereich Werkverkauf Lindt bzw. in den lokalen Printen Bäckereien. Diesmal sollte es allerdings harte Rockmusik sein, die in Aachen veranstaltungsmäßig wohl ein wenig zu kurz kommt. Und so spielen heute Abend auch nur Bands aus dem Großraum Aachen. Die auserwählte Location ist der Alte Schlachthof, relativ verkehrsgünstig gelegen in einem Gewerbegebiet. Viel Platz für Stage, Sound und Lichttechnik erst einmal. Außerdem genügend Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung, also eigentlich alles perfekt. Nun ja nicht ganz, da man an dem Gebäude sämtliche Tore und Türen entfernt hat, zieht es drinnen wie Hechtsuppe und ist arschkalt. Für beinharte Metaller natürlich kein Thema, aber die zahlreichen Freunde, Familie usw. der aufspielenden Musikanten waren eben nicht so hart im Nehmen. Glühwein wäre schön gewesen, zumal die Minibierfläschchen sich im oberen Preissegment befanden. Aber schauen wir mal was der Abend so bringt, nachdem wir uns im V.I.P. Bereich ausgiebig an den dort angebotenen Speisen und Getränken gelabt haben, kann es jetzt losgehen.

 

queen's revengeDie erste Band ist Queen’s Revenge heute Abend und hat bereits erfolgreich an diversen Contests teilgenommen, ja sogar den ersten Platz beim Brander Band Contest (kurz BBC) belegt. Ursprünglich von Sängerin Kim und Lead Gitarrist Sascha als Akustik Duo gegründet, fand man schnell den Weg zur härteren Gangart. Heute spielt Queen’s Revengemelodischen Alternative Rock in der Besetzung Kim Becker - Vocals, Sascha Keller - Lead Guitar, Tzwen Pollmann - Rhythm Guitar, Luca Mertens - Drums, Ni To (aka Niko) – Bass. Und die Jungspunde liefern einen soliden Auftritt ab, der leider viel zu kurz ist. Mir gefällt es, und ich finde, da steckt reichlich Potential drin. Leider ist ein Großteil des Publikums immer noch am V.I.P. Buffet zugange, und lässt Queen’s Revenge vor einer relativ überschaubaren Menge an Zuschauern spielen. Die melodiösen und druckvollen Songs aus eigener Feder machen Appetit auf mehr, doch leider spielt man heute nur einen Set mit fünf Songs, die allesamt den Weg in meine Gehörgänge finden. Bitte mehr davon!

Setlist: Change, Hate, Carousel, Leave, History.

 

grey attackJetzt ist Grey Attack an der Reihe, und die Herren machen ihrem Namen alle Ehre. In Köln würde die Combo wohl eher Melatenblond heißen. Nach einem kurzen Intro stehen die Herren jetzt auf der Bühne und spielen ihren Grey Grunge. Nun das ist wohl Auslegungssache, weil Grunge stelle ich mir irgendwie anders vor. Es gibt eingängige Rocknummern, die immer wieder die Nähe zu Klassikern der Musikgeschichte raushören lassen. Natürlich ist wahrscheinlich jedes Riff irgendwo, irgendwann schon einmal gespielt worden und sehr schwer Songs zu schreiben, die sich von der Masse abheben. Ich finde sie recht unterhaltsam, wenn auch der Basser überagiert und scheinbar irgendwie andere Musik auf dem InEar hat. Das anwesende Publikum und ein Großteil der Friends & Family feiert gut mit der Band ab, und hat trotz der Kälte Spaß in der zugigen alten Schlachthalle.

Setlist: Let Me Go, Take Me Home, I Still Miss You, Inside Your Head, I’ll Be There, First Try In Second Life, Until I’ll Die, Over The Rainbow.

 

lagerfeuer-trioAls nächstes entern nun drei Jungs mit Akustik Equipment die Bühne, na was soll das denn werden? Okay, wir haben es mit dem Lagerfeuer Triozu tun. Augenscheinlich Aachens Antwort auf die Finnen von  Steve ’n’ Seagulls. In der Besetzung Bernd Weiss (Gitarre/Gesang), Heiko Wätjen (Kontrabass/Gesang), Yann Le Roux (Cajon/Gesang) präsentiert man bekannte Chartbuster der Vergangenheit, sowie ein paar Eigenkreationen. Leider kann ich mir gecoverte Queen Songs beim besten Willen nicht anhören, es grenzt für mich einfach an Blasphemie, Freddy Mercury nachzusingen. So inspiziere ich noch einmal das Buffet ein Gebäude weiter und greife die letzten Steaks vom Grill ab. Musikalisch beherrschen die Jungs allerdings ihre Instrumente grandios, geben ordentlich Gas und heizen die Stimmung nochmal so richtig an.

 

and then she cameNun endlich ist es soweit, And Then She Camesind an der Reihe. Hier muss ich anmerken, dass der heutige Gig im Vorfeld über alle Maßen als absolutes Highlight mit vielen Schmankerln angekündigt worden ist und auch eine Live DVD heute entstehen soll. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen. Die Band ist äußerst motiviert, die Technik gibt einiges her und so kann es eigentlich nur gutgehen, soll man meinen. Schon von den ersten Takten an spürt man die Spielfreude der Jungs und der Lady Ji-In auf der Bühne. Sie freuen sich wirklich, und da ich die Songs bereits von der Platte kenne, weiß ich um die satte und saubere Produktion. Vielleicht ist es aber gerade das, was heute etwas die Atmosphäre nimmt, es kommt zu sauber, zu glatt ohne Ecken und Kanten. Ein Grund, warum ich Livekonzerte so liebe, ist die Abweichung zum Studiomaterial. Es liegt wohl auch daran, dass man vor der Kamera ein gutes Bild abgeben will und dann mal geheadbangt wird, wo es nun eigentlich gar nicht so passt. Natürlich ist And Then She Camekeine Newcomer Band mehr, es sind gestandene Musiker. die ihr Handwerk beherrschen und nebenbei gesagt auch supernette Mitmenschen. Leider leidet der Gast-Auftritt der gnadenlos guten Jen Majura (Evanescence) beim Song "Spit It Out" unter diversen Technikproblemen. Natürlich ist Jen Profi genug, sich auf der Bühne nichts anmerken zu lassen, und trotzdem eine phantastische Show abzuliefern. Den teilweisen plötzlichen Stromausfall auf der Soundseite beim Keyboard und den Mics überbrückt Ji-In durch ein Mitsingspiel mit dem Publikum. Okay, das ist eben live, da geht schon mal etwas schief. Gefeiert wird trotzdem, und der guten Stimmung tut es keinen Abbruch. Im Ansatz eine wirklich hervorragende Sache, an der Umsetzung kann man das eine oder andere verbessern. Statt den Nebelkanonen wären Feuersäulen geil gewesen, da gegen Ende des Sets die Temperatur in der Halle doch recht frostig ist und die Leute nach dem letzten Song zügig die Location verlassen. Meine Sympathie für And Then She Came ist jedenfalls ungebrochen, auch wenn heute Abend nicht alles so rundläuft wie es geplant ist. Und die absolute Hauptsache ist, dass die anwesenden Zuschauer die Show begeistert aufnehmen – Chapeau, das habt ihr hinbekommen!

Setlist: Where Do We Go From Here, Public Enemy, Who’s Gonna Save You, Five Billion Lies, Find Aanother Way, I Carry On, If You Hate Me, Do You Remember, Spit it Out, Why So Serious, Would You Die Tonight, Hellfire Halo, I Just Killed A Man, Like A Hurricane.



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach