Y & T, PRAYING MANTIS

Hamburg, Markthalle, 06.10.2016

praying mantisEben weil viele Fans Y & T mit Vorgruppe Praying Mantis sehen wollten, wurden weitere Anfahrten in Kauf genommen, diesem Billing beizuwohnen. Macht auch Sinn, denn wenn man die aus der NWOBHM stammenden Briten zuletzt auf dem Keep-It-True Festival und auf dem Headbangers Open Air gesehen hat, weiß man um ihre Live-Qualitäten. Sonst in zahlreichen Coverbands aktiv, ist Shouter John 'Jaycee' Cuijpers seit drei Jahren dabei, neben den verbliebenen Ur-Mitgliedern und Troy Brüdern Chris am Bass und Tino an der Gitarre. Die Keyboards kommen, wenn überhaupt, von irgendwo aus dem Back, aber das Einstiegsdoppel "Fight For Your Honour" und ihrem Anthem ist sofort klar, es geht auch ohne Tasten. Auch mit "Highway" und der wachrüttelnden Eskalation von "Lovers To The Grave" bringen die Briten mit einfachen Mitteln die Atmosphäre, ohne Doublebass und sonstigem Schnickschnack. Warum ist das so? Nun, es kommen hier neben grandiosem Songwriting viele Faktoren zusammen, wie die klassische Markthalle als eine angenehm gefüllte Location, bestehend aus vielen 50+ Jahrgängen. "Children Of The Earth" stimmt John mit einem Mitsingpart an und zu "Turn The Tables" und "Captured City" bemerkt man, dass die letzte Stunde wie im Flug vergangen ist. Das wären sechzig Minuten Hardcore und echte Gefühle gewesen, sagt Kumpel Janosch.

 

y & tUnd wer Y & T kennt, der weiß um ihre qualitativ hochwertigen Shows, und dass sie eigentlich nur auf Festivals nach knappen Spielzeiten von der Bühne gehen. Heute sind sie Headliner auf ihrer eigenen Tour und man darf einen Auftritt von über zwei Stunden erwarten. Die Band lässt keine Fotografen im Graben zu, aber dennoch waren dort welche. Nun okay, wie man sehen kann, führte das Fotografieren auch von weiter hinten zu akzeptablen Ergebnissen. Nun war er ja schon seit einiger Zeit durch Drummer Mike Vanderhule, den Mann mit dem zackigen Schlag, ersetzt worden. Der Tod des erst kürzlich verstorbenen Originaldrummer Leonrd Haze wirft einen Schatten auf die Tour, dass man desbezüglich etwas von Seiten der Band erwarten darf. Folgerichtig wird mit "On With The Show" die Show begonnen, gefolgt von "Lipstick And Leather" und "Don't Stop Running". Immer wieder werden unbekanntere Stücke in die Setlist aufgenommen, dass sich alte Gassenhauer wie "Dirty Girl", "Black Tiger" und "Winds Of Change" mit "Don't Be Afraid Of The Dark" und "Hang 'Em High" mischen. Mainman Dave Meniketti gilt als einer der unterbewertetsten Sänger und Gitarristen, was besonders in leiseren Songs zur Geltung kommt. So bekommt die Audienz zu "Midnight In Tokyo" und einem Monster von "I Believe In You" die volle Power von Dave, der in diesen Songs gewohntermaßen Weltklassesoli zaubert. Dave hat Laune und ist sichtlich gerührt, doch zahlreiche enthusiastische y & tPublikumsresonanzen beendet die Band schnell mit dem nächsten Song. "Rescue Me", "Contagious" mit kurzem Drumsolo und "Summertime Girls" sind ebenfalls im Programm und verfehlen ihre Wirkung nicht. Über den Sound gibt es wenig zu meckern, der Drumsound hätte nur etwas leiser sein können und die Gitarren etwas lauter. Der Zugabenblock von drei Stücken besteht aus "Open Fire" und einer furiosen Version vom wahrscheinlich metallischsten Y & T-Song, "Forever", und beendet nach gut 140 Minuten den Hammerauftritt. Zwischen den beiden Songs bettet man eine Überraschung ein. Die ist tatsächlich "25 Hours" und der dritte von Leonard Haze und Dave Meniketti geschriebene Track ever. Dass Bands nach ihren Auftritten noch einmal zum Merchandise rauskommen, um sich mit den Fans zu unterhalten, ist nicht ungewöhnlich. Hier erscheinen beide Bands komplett und bleiben sehr lange, eine großartige Geste zum Abschluss eines großartigen Abends.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer