Rockharz Open Air

Ballenstedt, Flugplatz Ballenstedt, vom 07.07.2016 - 09.07.2016

Die 23. Auflage des Festivals ist mit 13.000 Besuchern zum sechsten Male in Folge hintereinander ausverkauft. Und im Gegensatz zum letzten Jahr, wo noch starke Stahlseile die rechte Rock Stage und die linke Dark Stage vor einer aufkommenden Sturmgefahr schützen mussten, die Gott sei Dank ausblieb, war es dennoch abends teilweise empfindlich kalt und der Wettergott hat diesmal mit viel Sonne und sehr warmen Temperaturen ein Einsehen. Was gibt es Neues? Nun, der VIP-Bereich mit dem gut besuchten Terrassendeck, wo man einen fantastischen Überblick über das gesamte Gelände genießen kann, wurde auf die linke Seite verlegt. Mit ihm der Meet & Greet-Bereich, wo die Fans zeitweise hundert Meter anstehen, um an die begehrten Autogramme und Shots mit den Musikern zu gelangen. Man strafe mich Lügen, aber ich glaube die längste Schlange findet sich bei den Mittelalterrockern von Saltatio Mortis. Weiterhin sind die Bühnen gegenüber den Vorjahren merklich erhöht worden, so dass man sich fast beim Wacken Open Air wähnt. Der Preis für die Tickets beträgt dieses Jahr nur knapp 92€ und liegt damit nur geringfügig über dem Preis des Vorjahres.

Tag 1, Mittwoch, 06.07.2016: Mors Principium Est, Shakra, Kissin`Dynamite, J.B.O, Onslaught, Asenblut

So der Autor dieser Zeilen der selbstständigen Tätigkeiten frönt, ist es ihm selten möglich, bereits am Mittwoch anzureisen. Der 6. Juli 2016 steht ganz im Zeichen des Hamburger Plattenlabels AFM, die heuer ihren zwanzigsten Geburtstag feiern und zu diesen Feierlichkeiten ausschließlich Bands aus ihren Stallungen auftreten lassen. Den Opener geben die finnischen Melodic-Death-Metaller von Mors Principium Est, die dem Hörensagen nach für die ersten Crowdsurfer sorgen und ihren Gig mit einem Geburtstagsständchen für das Label ausklingen lassen. Als nächstes entern die Schweizer und als Nachfolger der legendären Krokus erkorenen Hardrocker Shakra die Bühne und sorgen mit ihren Flair der ausgehenden 80er-Jahre für zufriedene Gesichter. Kissin` Dynamite haben sich mit ihrem Gute Laune Metal und viel Spielfreude schon längst einen Platz in den höheren Regionen erobert und ziehen wohl auch heute eine sehr solide Show ab. Die pinken Spaß- oder auch Blödelrocker J.B.O. schaffen es, die meisten Leute anzuziehen, wenn auch ihr Auftritt zumindest einigen Rezensoren nach an Aktivität zu wünschen lässt und heute ganz besonders von der wohlwollenden Gunst des Publikums abhängig ist. Thrash-Metal der Sonderklasse liefern dann die aus Bristol stammenden und bereits seit 1983 umtriebigen Onslaught, zu deutsch "Ansturm", ab. Ein Wiedersehen gibt es dann mit den deutschen Asenblut, die in ihren Texten die Asen, den alten Göttern der Germanen frönen und bereits auf dem Rockharz 2015 ihr Stelldichein gaben.

 

Tag 2, Donnerstag, 07.07.2016: The New Roses, Hackneyed, Deadlock, Grand Magus, Illdisposed, Spiritual Beggars, Entombed A.D. Annihilator, Soilwork, Gamma ray, ASP, Saxon

the new rosesThe New Roses aus Wiesbaden haben gerade ihre neue, zweite Langrille namens "Dead Man`s Voice" am Start und heute die Ehre, den offiziellen Beginn des Festivals einzuleiten. Sicher nicht ganz einfach, wenn man im Zenit der Sonne die noch im eigenen Saft liegenden Gänger des Festivalvortages oder die zahlreichen Neuankömmlinge vor die Bühne ziehen muss. Timmy Roughs raue Stimme und die tollen Rockriffs von Norman Bites gehen aber richtig gut ab und sorgen zusehends für ansteigende Zuschauerzahlen. Ich mag diesen klassischen Hard Rock a la Aerosmith, Cinderella und die sicher auch mit namensgebenden Guns 'n` Roses mit viel Groove wie bei "Thirsty", "Gimme Your Love" oder auch "Whiskey Nightmare". Mit der Ballade "Without A Trace" hat der Vierer auch richtig langsames Material am Start. Für Feuerzeuge ist es allerdings noch viel zu früh.

 

hackneyedDie ganz in grau gekleideten Hackneyed aus Baden-Württemberg mit dem glatzköpfigen Sänger Philipp Mazal stammen aus Abtsgmünd (Baden-Württemberg) und fröhnen dem Death Metal im sagen wir, na ja, modernen Stil, sprich mit leicht melodischen Attitüden. Das hält sie aber nicht davon ab, ein derbes Trash-Feuerwerk mit einer Menge Doublebass Salven und fetten Growls abzuziehen und gleich am Anfang die bangende Schar dazu aufzufordern, noch mal richtig Gas zu geben. Der nächste Song hatte im Text irgendetwas mit "...Soldiers...", sorry an dieser Stelle, dass ich der Songs nicht so geläufig bin, denn diese ziemlich harte Gangart ist bei Gott nicht meine Baustelle. In der knalligen Sonne lassen sich aber die Freaks auf erste Moshpits ein, wie man hier und da am aufwirbelnden Staub erkennen kann.

 

deadlockNochmal Death Metal und diesmal von der linken Dark Stage mit wirklich Melodie. Ich sah Deadlock bereits zum Anfang diesen Jahres auf einem kleineren Festival in Gronau / Westfalen und war von Anfang von diesem Mix aus gutturalem Gesang von John Gahlert und der klasse Stimme von Mitfronterin Margie Gerlitz hellauf begeistert. Das sah auch Napalm Records so, die den Fünfer mit dem aktuellen Longplayer "Hybris", von dem auch heute einige Stücke zum Besten gegeben werden, wieder verpflichteten. Überflüssig zu erwähnen, dass Deadlock bei bestem Sound eine arschgeile Show abziehen, die nun deutlich mehr Jünger vor die Bühne zieht. Und Margie ruft: "Ich will Euch bangen sehen. Geht doch ganz einfach, egal, ob ihr lange Haare oder eine Glatze habt". Und prompt fliegen die Haare, gehen die Fäuste in die Luft und auch bei mir macht sich ein breites Grinsen breit. Ein klasse Keyboardintro in "Code Of Honor", dann überzeugende female Vocals, der brachiale Sänger, was bis dato irgendetwas von Epica hat. Nur folgen hier härteste Riffbretter, eine hammerharte Rhythmusfraktion und schließlich geile Soli mit immer wieder langsamen Zwischenteilen. So in etwa geht Deadlock.

 

grand magusMit den schwedischen Grand Magus geht es dann mit fetten Metalhymnen weiter. Nicht von ungefähr lautet das Intro "Conan The Barbarian Theme", hat der Dreier doch eine Menge von Manowar und auch die nächsten Bretter, die da titeln "Sword Of The Ocean", Steel Versus Steel", "Triumph And Power" oder auch "Iron Will" schlagen alle in die gleiche Kerbe. Heroische Schlachten, Blut, welches vom Schwerte tropft und muskelbepackte Helden. Den letzten Song, na klar, "Hammer Of The North", widmet das nordische Trio ihren Kollegen von Spiritual Beggars, die als nächstes die rechte Stage erklimmen werden und wo Drummer Ludwig Witt ebenfalls die Felle malträtiert. Ein Schmankerl am Rande. Thorsten Zahn, sprich der Chef vom Metal Hammer höchstpersönlich, organisierte die Autogrammstunde und war so freundlich, mir das farbige Vinyl von "Sword Songs" (das schwarze Vinyl steht schon bei mir im Schrank), was ich für 20 Euronen erstehen konnte, während meiner parallel laufenden Fotozeit bei einer der nächsten Bands von den Schweden signieren zu lassen. Dafür nochmal ein dickes "Danke".

 

illdisposedDeath Metal ist heute richtig angesagt. Jetzt nochmal aus Dänemark und zwar von Illdisposed, die den Worten von Sänger Bo Summer nach gerade erst angekommen sind. Mit "I Believe In Me", "In Light Of The Moon" oder auch "Dark", angekündigt mit den Worten "...for the darkest sun..." eher im mittleren Drive angesagter Todesmetal, teilweise verziert mit elektronischen Samplern, sprich die Fünf servieren uns hier richtig riffiges, melodisches Material, was man wirklich gut hören kann. Ach übrigens zelebrieren die Aarhuser ihr fünfundzwanzigjähriges Jubiläum und, meistens haben sie in deutschen Landen gezockt, auch ersichtlich an der bangenden Schar ihrer Anhänger.

 

spiritual beggarsDem Stoner immer mehr verschworen, habe ich mir unlängst sämtliche Re-Releases von Spiritual Beggars, die es zu einem guten Kurs als farbiges Vinyl inklusive CD zu erwerben gab, zugelegt. Und Songs wie "Sunrise To Sundown", "Throwing Your Life Away" oder "Hard Road" haben alle eines gemeinsam. Durch die Bank weg richtig fette Riffs, einen starken Groove und der seit 2010 eingestiegene Sänger Apollo Papathanasi ist ein richtig geiler Sänger. Komischerweise scheint die Band weitestgehend unbekannt zu sein, vielleicht ist auch Stoner im Harz nicht wirklich angesagt. Ich tippe allerdings eher auf ersteres, so meine Fotokollegen teilweise nicht einmal Michael Amott von Arch Enemy an der Klampfe erkennen und erst auf meinen Hinweis hin, die Objektive entsprechend ausrichten. Auch Basser Sharlee D`Angelo ist Member bei Arch Enemy. Mit dem Schlagzeuger von Grand Magus gesellt sich als weiteres bekannteres Mitglied noch Keyboarder Per Wiberg (ex-Opeth) hinzu, dessen Keyboard mit indischem Tuch verschleiert ist.

 

entombed a.d.Entombed A.D. mit dem mit schütterem, aber langen Haar belegten Lars Göran „L.G.“ Petrov am Mikro zocken Death Metal im Old School Stil. Am Schlagzeug übrigens Nicke Andersson, seines Zeichens Mitbegründer von Nihilist, aus denen letztendlich Entombed hervorgingen. Nach einem sehr melodischen Intro gibt es ziemlich fettes Zeugs mit derber Rockattitüde, weswegen die Schweden teilweise auch dem Death `n' Roll zugeordnet werden auf die Lauscher. Ganz so viele Metalfritzen hängen allerdings gerade nicht vor der Bühne ab, vielleicht liegt das auch an der Uhrzeit zwischen 17:30 bis 18:10 Uhr, die viele vielleicht für eine Zwischenmahlzeit in festerer Form nutzen, schließlich haben wir gerade mal Halbzeit.

 

annihilatorNun kommt es wieder mal knüppeldick. Die kanadischen Thrasher Annihilator um Mastermind, sprich Gitarrist und auch Sänger Jeff Waters, sind am Start und präsentieren unter anderem ihr fünfzehntes Album "Suicide Society" mit dem dazugehörigen Titeltrack. Die Spielfreude von Waters überträgt sich direkt auf seine beiden Sidekicks, die wild auf der Bühne agieren und den Fans in den ersten Reihen zeigen wie denn richtiges Bangen abgeht. Und siehe da, bei Songs wie "King Of The Hill", Alison Hell" und dem richtig super rüber kommenden "Set The World On Fire" gibt es wieder die nächsten Staubwolken durch das moshende Metalvolk. Wuchtiger und dabei ganz straighter Thrash Metal der allerersten Güte, gespickt mit klasse Soli. Jeff & Co. alles richtig gemacht bleibt da nur zu konstatieren.

 

soilworkNochmal Melodic Death Metal und nochmal Schweden mit Soilwork. Ein melodischer Beginn und los geht das Gebretter mit "The Ride Majestic". Langsamere und melodische Momente auch bei "Nerve". In der weiteren Setlist dann "Rejection Role" und als Rausschmeißer "Stabbing The Drama" und mittendrin ein Björn "Speed" Strid, der die Meute zu zig Circle Pits auffordert und mit jedem Pit, der ihm nicht ganz so zusagt, stachelt er das Volk mehr und mehr an. Es staubt mittlerweile gewaltig, während der schwedischer Sechser einen guten Gig abzieht und Strids Vocals zwischen derben Shouts und cleanem Gesang hin und her gehen.

 

gamma rayIm November letzten Jahres feierten Gamma Ray mit einer erstmalig veröffentlichten "Best Of" ihr fünfundzwanzigjähriges Bestehen und gingen auf eine ausgedehnte Promotour. Ich war damals in Bochum. Nach ein paar Tracks, unter anderem dem Intro "Welcome", dann "Heaven Can Wait" und "Last Before The Storm", gab es damals von Mastermind Kai Hansen eine längere Ansage, indem er den neuen Shouter Frank Beck vorstellte. Er selber wolle sich künftig mehr auf seine Klampfe konzentrieren und eher bei den Backing Vocals bleiben. Damals eine Sensation, heute schon Normalität, obwohl es bestimmt noch ein paar Rockharzgänger gibt, die sich leicht verwundert die Augen reiben, als Frank mit dem Ende von "Heaven Can Wait" die Bühne betritt. Die Setlist, ähnlich wie damals, geht weiter mit "Fight" und dem Helloween-Track "I Want Out", ehe Kai sich dem heutigen Fußballspiel zuwendet und leider fälschlich skandiert, dass wir, ich zitiere "...gleich die Franzosen kaputt machen...". Egal. Die Metalinstitution liefert einen arschgeilen Gig ab und zieht erstmals richtig Leute an, die einfach nur abfeiern. Vom 95er Album "Land Of Free" folgt dann "Master Of Confusion", dann ein Medley mit dem klasse "Ride The Sky" und nach "Send Me A Sign" ist dann auch eine Stunde wie in Windeseile vorbei gegangen.

 

aspIm Zuge der "Verfallen - 2 - Tour" beehren ASP, die dunklen Rocker oder besser die schwarzen Schmetterlinge um Sänger Alexander Frank Spreng, bereits zum vierten Mal das Rockharz und brennen nach dem Intro "Droehnen Aus dem Rostigen Kellerherzen" mit Songs wie "Wechselbalg", "Odem", Souvenir, Souvenir", "Krabat" und "Werben" nicht nur musikalisch, sondern auch pyrotechnisch ein gewaltiges Feuerwerk mit Dampffontänen und serienweise Flammenwerfern ab. Im Finale "Ich Will Brennen" werden nochmal alle Register gezogen und das Rockharz feiert trotz Fußball begeistert mit. Da wird erstaunlich textsicher mitgegrölt, zu den schwarzen Texten abgebangt und hier und da kommen an den Absperrungen auch einige Crowdsurfer an.

 

saxonUm 22:40 Uhr ertönt der AC/DC-Klassiker "It's A Long Way To The Top" durch die Boxen und das rammelvolle Rockharz wird Zeuge einer beeindruckenden Headliner Show der NWOBHM-Legende Saxon. Auch wenn man Biff und seine Mannen schon zigmal gesehen hat, bei mir letztmalig als Vorgruppe von einem der letzten Gigs von Lemmy in Düsseldorf, machen die Briten doch immer wieder Spaß. Spielfreude, ein hin und her rennender Sänger, klasse Sound, gute Lightshow und Songs, die einfach jeder kennt, lassen die Fans rumhopsen, klatschen, ja einfach abfeiern und nun kriegt die Security mit den vielen Surfern richtig was zu tun. "Battering Ram" und "Sacrifice" dürften derweilen schon die jüngeren Songs darstellen. Den Rest stellen mit "Motorcycle Man", "Power And The Glory", "Wheels Of Steel", "Heayy Metal Thunder", übrigens dedicated to Lemmy Kilmister, "Crusader", "Denim And Leather" und "Princess Of The Night" als Rauswerfer einfach nur Klassiker. Just zu diesem Zeitpunkt freute ich mich noch auf ein Wiedersehen mit der Legende auf der Full Metal Cruise IV. Aufgrund eines Flugverbotes Mr. Byfords aus Krankheitsgründen wurde daraus dann leider nichts und stattdessen sprang dann mit Gamma Ray der andere Knaller des heutigen Tages ein. Nennt mich Pussy oder sonstwie. Aber zum Ende des Saxon-Gigs bin ich nach dem frühen Aufstehen, stundenlanger Autofahrt vom Münsterland in den Harz und mittlerweile zwölf Bandauftritten, wobei mich insbesondere Gamma Ray so richtig gefordert haben, weil ich hier das ganz Set mit zwei Kameras aus dem Publikum fotografiert habe, der Hitze, dem Staub und, ja auch wegen der Getränkeflatrate im VIP-Bereich, hier hat es definitiv an der Russischen Schokolade gelegen, die mir ziemliche Piene in der Birne verursacht hat, so dermaßen am Arsch, dass ich Enslaved da lasse, wo der Pfeffer wächst, auch wenn mich an sich die Viking-Progressive - Klamotte sicherlich gereizt hätte.

 

Tag 3, Freitag, 08.07.2016: And Then She Came, Dust Bolt, Twilight Force, Suicidal Angels, Kampfar, Nitrogods, Der Weg Einer Freiheit, Coppelius, Axxis, Primordial, Kärbholz, Satyricon, Knorkator, Saltatio Mortis, Avantasia, Fleshgod Apocalypse

and then she cameAlles was ne Kamera hat oder mit entsprechendem Equipment filmen kann, bitte mit auf die Bühne, so lautete die Ansage im Foto-Camp vor dem Auftritt von And Then She Came. Selbige debütierten vor einigen Wochen mit ihrem selbstbetitelten Album. Debütierten? Hmm, zunächst einmal besteht die Band mit Ji-In Cho (Vocals), Olli Singer (Gitarre), Frank Sturmvoll (Bass) und S.C. Kuschnerus (Drums) ausschließlich aus ehemaligen Members der Band Krypteria, allerdings ohne Gitarrist Chris Siemons, Gründungsmitglied und tragende Säule dieser Band. Während Krypteria im female fronted Symphonic Metal unterwegs waren, richtet sich die Neubildung sehr viel rockiger im Mix mit metallischen Elementen und elektronischen, teils sehr poppig rüber kommenden Beats aus. Kurz um, die "Neuen" machen Laune und Ji-In Cho ist live eine echte Granate, die mich manchmal ein bisschen an Jenny von Beyond The Black erinnert und wie diese, kann auch Lady Cho die Tasten am Keyboard bedienen.

 

dust boltDust Bolt sind ganz junge Thrasher aus Landsberg am Lech und was der Vierer da auf der Bühne abfeiert, ist wahrlich erste Sahne. Ganz ursprünglicher, ehrlicher Thrash ohne modernen Klamauk mit richtig geilen Riffs, abgeliefert von vier langhaarigen Burschen, die auf der Bühne hin und her jagen, denen die Sonne aus dem Arsch scheint und die allen zeigen, wie Headbangen wirklich geht. Dazu gibt es von Sänger und Saitenschrabbler Lenny Breuss zigfache Aufforderungen zu Circle Pits, die immer mehr Volk vor die Bühne ziehen, mächtig Staub aufwirbeln und einfach eine geile Metalparty steigen lassen.

 

twilight forceTwilight Force gründeten sich 2011 und stammen mal wieder aus Schweden, und zwar aus Falun. Klingelt es bei Falun? Genau, das ist die Location, wo Sabaton ihr eigenes Festival abziehen. Mag sein, dass die Jungs um Sänger Chrileon hier ihre Inspiration gefunden haben. Mit nur einem Album aus 2014, "Tales OF Ancient Prophecies", handelt es sich bei dem Sechser wirklich um einen Newcomer, allerdings einer, der den Etablierten spätestens mit Erscheinen des zweiten Werkes im September dieses Jahres das Fürchten lernen wird. Schon am Backdrop, welches an die Siegfried-Sage erinnert und an den kostümierten Bandmitgliedern wird klar, um was es in den Texten geht. Allerdings werden hier keine Drachen von heroischen Rittern bekämpft sondern mit ihnen gegen das Böse gefightet. Stilistisch liefern sie supermelodischen, richtig hymnischen Powermetal a la den alten Rhapsody, Gloryhammer oder in der Art von Sonata Arctica ab, die sie im Herbst diesen Jahres auf der Tour supporten. Reckt die Fäuste, zückt die Schwerter und schwengt die Flaggen für die glorreichen "Knights Of Twilight`s Might".

 

suicidal angelsErst Dust Bolt und nun die Suicidal Angels aus Griechenland. Die Dark Stage steht heute voll im Zeichen des derben Thrash und in Front der Bühne werden wieder zig Kreise in den Dreck gezogen. Der Vierer gehört der recht fleißigen Gattung an und veröffentlichte im Juni dieses Jahres mit "Division Of Blood" Album Nummer sechs, wenn man mal den Re-Release + EP des Debüts raus lässt. Da wird richtig abgeledert und die Nackenmuskulatur aufs Derbste beansprucht. Kein Wunder bei solchen Brechern wie "Division Of Blood", "Bloodbath", Seed Of Evil" oder Nomen Est Omen eben "Moshing Crew". Shouter und Klampfer Nick Melissourgos teilt das Publikum und, nein keine "Wall Of Death", sondern die gegenüberstehenden Partien sollen sich gegenseitig anschreien, was sie auch brav machen.

 

kampfarIn dreckiger, schwarzer Jeans und ebenso gefärbter Jacke mit roten Aufnähern betritt Sänger Dolk, flankiert von Gitarrist Ole Hartvigsen und Basser Jon Bakker die Bühne und stimmt den Harz auf derben, norwegischen Black Metal ein. Trotz der kräftigen Growls und des schwarzen, thrashigen Einschlages verbleiben bei Kampfar jedoch durchaus auch melodische, ja an Pagan-/ Folkmetal angelehnte Momente im Ohr kleben. Beim vorletzten Song wird sogar auf akustischen Gitarren gezockt und eine bisschen schräge, ja vielleicht sogar psychedelische Stimmung erzeugt. Ich höre dem Vierer mit klasse Performance, der einfach richtig Laune macht, nur gebannt zu. Nach Recherchen dürfte sich die Setlist in Etwa wie folgt gestaltet haben: "Lyktemenn", "Gloria Ablaze", "Troll Dog Og Trolldom", "Daimon", Tornekratt", Mylder", "Our Hounds, Our Legion".

 

nitrogodsNitrogods sind Henny Wolter am Sechssaiter (ex-Primal Fear), Claus Larcher am Bass und Klaus Sperling am Schlagzeug (ex-Freedom Call). Der Dreier hat zwei Scheiben auf dem Markt und zockt ziemlich derben Rock `n` Roll, wo man sich ziemlich häufig im Dunstfeld von Lemmy Kilmister`s Motörhead aufhält. Bei "Whiskey" geht es dann rockig-bluesig zur Sache. Ohne Zweifel haben die Jungs richtig Spaß in den Backen und scheinen sich selbst nicht wirklich ernst zu nehmen. Party, gute Laune und recht einfache, aber gut in die Beine und auch in den sonnengebräunten Schädel eingehende Rhythmen sind das Gebot der Stunde. Ich bin mir der Herkunft der Jungs nicht ganz sicher. Rein von der Schnauzigkeit her tippe ich mal kräftig auf Ruhrpott oder das Sauerland.

 

der weg einer freiheitDer Weg Einer Freiheit kommen aus Würzburg und fröhnen dem dunkelsten aller Metalgenre. Dabei schreit / growlt Nikita Kamprad so derbe in das Mikro, dass man die durchweg deutschen Texte kaum verstehen kann. Mal brutal aggressiv mit Aufforderungen zum wildesten Bangen und dann wieder melancholisch, langsam, ja sphärisch werden die Nummern, die da mit "Eiswanderer", "Der Stille Fluss", "Zum Abschied", "Requiem" und "Zeichen" titeln, performt.

 

coppelius Coppelius auf dem Rockharz 2015, wieder Coppelius auf dem Rockharz 2016 und in ein paar Wochen sehe ich die Berliner noch auf dem Amphi 2016. Mit Schlagzeug, Kontrabass, Cello und Klarinette, ausstaffiert mit feinen Anzügen, Zylinder und Monokel zelebrieren die Jungs ihre Rockoper, vielleicht auch Operette. Mal rockig fetzig, mal melodisch und phasenweise auch richtig trashig. "Bitten, Danken, Petitieren" oder auch der zweite Song "Der Luftschiffharpunist" machen Spaß und werden gleich von Anfang an gut abgefeiert. Wie immer geht Butler Bastille ins Publikum, surft durch die ersten Reihen und schenkt seinen Fans aus der Flasche Sekt aus und allen den Klassiker von Iron Maiden "Phantom Of The Opera". Wie eh und je bei Coppelius der musikalische Kracher mit zehn Minuten Spieldauer. Eine Wall of Death? Nee. Pustekuchen. Hier zelebrieren wir die Wall Of Friendliness.

 

axxis"Living In A Dream", "Little Look Back", "Living In A World" und zum Abschluss das tolle "Kingdom Of The Night". Das sind Axxis und die Garantie auf eine klasse Rockparty. Und mittig des Sets, nämlich bei "Touch The Rainbow", schnappt sich Bernhard Weiß eine Dame aus dem Publikum und testet ihr Taktgefühl, während sich die Restlichen des Fünfers vorne an der Bühne versammeln und akustisch daher kommen. So kennt man sie, so fetzen sie und lassen alles ringsum im Kreise strahlen. Seit 2015 zockt Stefan Weber die Klampfe, der bei Axxis erstmalig bei der Full Metal Cruise III in Erscheinung trat. Selbiger löste Marco Wriedt ab, damit sich dieser voll auf 21 Octayne konzentrieren kann.

 

primordialPrimordial um Sänger Alan Averill stammen aus Irland und liefern Pagan- / Viking-Metal ab. Zugegebenermaßen sehe ich die Celtic Metaller heute das aller erste Mal und ich kann mich kaum von A.A. Nemtheanga abwenden. Einfach zu geil wie er da so böse angemalt mit dem Mikroständer rumhantiert und einfach eine megageile Show abzieht. Auch stimmlich kommt er richtig gut rüber. Den meisten scheinen Primordial allerdings ein Begriff zu sein, denn bei "Babel`s Tower" geht es richtig gut ab, bei "As Rome Burns" sind es das halbe Rockharz mit und auch "Empire Falls" scheinen schon so einige zu kennen.

 

kärbholzSeit 2003 sind Kärbholz aus Ruppichterroth mit ihrem Deutschrock, ja eher einem Rock`n`Roll mit Punk- und Indieeinflüssen unterwegs und konnten sich bis dato eine ziemlich Fangemeinde erspielen. Lauthals werden "Lass Mich Fliegen", "Das Ist Ewig", "das starke Motörhead-Cover "Killed By Death" und "Tiefflieger" mitgesungen und vor allen Dingen mitgetanzt. Die Songstrukturen sind alle sehr ähnlich, gehen aber gut in die gebräunten Birnen und ins Knie. Und die Ansage an die Nazis vom tätowierten, kurzhaarigen Torben Höffgen ist ein Statement, was im Harz immer geht und eigentliche jede deutsche Rockband mal von sich geben sollte.

 

satyriconSatyricon werden in der Literatur dem Extreme Metal zugewiesen. Mit "The Shadowthrone" und ihrem Drittwerk "Nemesis Divina", was dieses Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen feiert, erfolgt die Ausrichtung in den ursprünglichen Black Metal mit allerdings recht melodischer Orientierung. So ist das Keyboard fester Bestandteil ihrer Live-Performance. Mit "The Dawn Of A New Age", "Fohekset", "Du Som Hater Gud", "Transcendental Requiem Of Slaves" und natürlich dem Titeltrack bestimmt heute vor allen Dingen dieses Durchbruchsalbum die Setlist. Satyricon machen auch heute einen guten Job und es ist immer wieder faszinierend, diesen Sänger mit seinem so stilechten Mikro zu beobachten.

 

knorkatorEgal was man über Knorkator und seinen Stumpen (Gero Ivers) denkt. Der heutige Tag des Rockharz steht voll im Zeichen der Berliner. Als erstes wird Jen Majura an der Sechssaitigen abgefeiert, als stände eine wahre Legende auf der Bühne. Die Fans kennen kein Halten mehr. Crowdsurfer ohne Ende und die Security bekommt richtig Stress. An Fotografieren ist bei den ersten drei Songs kaum zu denken, die Jungs brauchen Platz, um wahrlich hunderte Surfer anzunehmen und im Graben entlang zu schleusen. Mit dem Surfen ist es ja meistens nicht getan. Die ankommende Meute feiert ja im Graben weiter ab und kommen meist erstmal ziemlich orientierungslos an der Bühne an. Das nächste Highlight ist dann eine crowdsurfende Rollstuhlfahrerin, die von Stumpen auf die Bühne gebeten wird, um einen Refrain mitzusingen. Die Menge tobt und sowas bleibt wirklich lange im Gedächtnis.

 

saltatio mortisIch habe die Mittelalterrocker von Saltatio Mortis in den letzten paar Jahren einige Male gesehen und obwohl ich sicher kein Fan dieser Combo bin, kennt man doch fast alle Songs, die da präsentiert werden. "Wo Sind Die Clowns", "Nachts Weinen Die Soldaten", "Rattenfänger" oder auch "Spielmannsschwur". Passend zu "Prometheus" wird alles an Pyros abgebrannt, was die Bühne zu bieten hat und auch die meisten weiteren Songs werden mit viel Dampf und Feuer präsentiert. Auch Alea der Bescheidene nimmt wie schon zuvor unser Diener von Coppelius ganz engen Kontakt mit dem Publikum auf und gibt seine Stimme beim Crowdsurfen zum Besten. Coole Show mit unglaublich viel Power der zahlreichen Protagonisten und das proppevolle Areal ist voll aus dem Häuschen.

 

avantasiaIm Jahre 2013 besuchten Tobias Sammet`s Avantasia zum aller ersten Mal den Harz und nach der glorreichen Tour zu "Ghostlights" mit der Singleauskopplung "Mystery Of A Blood Red Rose", worauf die Einladung zum Vorentscheid des Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm folgte, sind Avantasia zurück und liefern heute eine Headlinershow "par excellence" ab. Ganz besonders freue ich mich auf Thomas Rettke (ex-Heaven`s Gate), der nur bei zwei Gigs Herbie Langhans an den Backing Vocals ersetzen darf. Den burgähnlichen Bühnenaufbau kennt man bereits von der Tour und los geht es auch mit "Mystery Of A Blood Red Rose". Umgehend ist das megavolle Rockharz aus dem Häuschen. Partystimmung pur. Mit dem Titeltrack des neuen Albums shoutet sich gleich danach Michael Kiske (ex-Helloween, Unisonic) die Seele aus dem Leib und mit "Invoke In The Machine" hat danach der einfach nur geniale Ronnie Atkins (Pretty Maids) seinen Auftritt. Es folgen in klasse Gesangsduellen mit Tobias Sammet Bob Catley (Magnum), Eric Martin (Mr. Big), Jorn Lande (ex-Masterplan) und Amanda Sommerville. Avantasia sind immer eine Bank und egal was hartgesottene Metaller über die so "softe" Rockoper und Labertasche Tobi erzählen. Ich finde es immer wieder geil und wie immer ein Hoch auf die beiden Übergitarristen Sascha Paeth und Oliver Hartmann.

 

fleshgod apocalypseIch durfte ihr aktuelles Album, welches einfach mit "King" titelt und über Nuclear Blast vertrieben wird, rezensieren und war von diesen Gegensätzen, die Fleshgod Apocalypse ausmachen, mehr als begeistert. Hier der sehr technisch rüber kommende Todesmetal mit brutalem Mikro und dort diese Sinfonie, diese Klassik und der female Klargesang der Opernfrau. Die Derbheit, die knalligen Riffs und die sehr technischen Drums sind auch heute gut zu vernehmen, während die klassischen Einlagen nicht so wirklich gut rüberkommen, weil sie einfach von dem Geschmettere übertönt werden. Dennoch das Intro und der Trommelwirbel zu "Marche Royal" mit dem gloriösen Auftritt der Sängerin hat schon was. "In Aeterum", "Gravity" und "Cold As Perfection" sind weitere Hammersongs, die mit "The Forsaking" einen klasse Abschluss finden. Bisschen viel Nebel war dann doch in der Luft, wenn ich mir so meine Shots anschaue. Boah, fast 2:00 Uhr, noch ein Gin Tonic zum Abschluss und dann ab ins Zelt.

 

Tag 4, Samstag, 09.07.2016: Rockdevilz, Lost Society, Winterstorm, Harpyie, Heldmaschine, Omnium Gatherum, Tankard, Gloryhammer, Hämatom, Finntroll, Ensiferum, Sonata Arctica, Children Of Bodom, Subway To Sally, Powerwolf, Tanzwut, Versengold

rock devilzWie schon der Donnerstag eröffnet auch der letzte Tag des diesjährigen Rockharz mit richtigem Rock / Hardrock aus Deutschland. Der erste Track der Rock Devilz heißt auch genauso. Mit "Superstitious" geht es dann bluesig Marke Whitesnake weiter, ehe "Back To The Bullet" etwas derbere und richtig groovige Qualitäten der Truppe offenbart. Mit einer klasse Version der Survivor-Nummer "Eye Of The Tiger" ist die halbe Stunde ruckzuck vorbei. Ich schätze, dass vielleicht 150 bis 200 Freaks dem Gig beigewohnt haben. Schade, das Quartett hätte mehr Zuschauer verdient gehabt.

 

lost societyUnd wieder wird die Thrashkeule ausgepackt. Die jungen Lost Society aus Finnland haben nun die Aufgabe der verschlafenen Gemeinde wieder das Leben einzuhauchen. Und das tun sie, wie ihre deutschen Gesinnungsgenossen von Dust Bolt am Vortag, mit einer Menge Spritzigkeit, Energie und Spielfreude. Der Titeltrack des Debüts "Braindead" eröffnet die heute Playlist. Richtig geile Leads beim vierten Song und kurz danach ein derbes Pushen, eine überdeutliche Aufforderung von Samy Elbanna zum Circle Pit und schon staubt es wieder auf den Rollfeldern des Flugplatzes.

 

winterstormNach der Absage von Draconian springen Winterstorm als Ersatz ein. Aus Bayreuth stammt der Fünfer um Sänger Alexander Schirmer, der dem Power Metal angehörig sein soll. Meines Erachtens wird hier aber eher richtig melodischer und super mitnehmender Folk, wenn auch mit teils derbem Einschlag, geliefert. Bei "Winterheart" packen sich die Anwesenden unter die Arme und los wird geschunkelt. Bei "Winterhumppa" gibt es Polonaise. Aber auch knallige Felle, vielleicht sogar eine Doublebass und richtig fette Riffs. Erinnert irgendwie an Ensiferum, nur etwas kräftiger und mit mehr Drive. Bei "Into The Light", einer sehr hymnisch dargebotenen und melodischen Nummer, kommt noch eine zart klingende Violine hinzu.

 

harpyieIn Anlehnung an ihr letztes Album "Freakshow" erscheint Sänger Aello die Windböe zunächst mit einer Maske mit Hakennase verkleidet, ehe er im folgenden Track sich dann seiner Verkleidung entledigt. Genau von diesen Outfits, Jahrmarktzeremonien und dem Wechselspiel zwischen der Violinistin Mechthild Hexengeige und der mit tollen, roten Haaren ausgestatteten Io, die die Drehleier bedient und erst in 2016 einstieg, lebt der klasse Folk Metal / Folk Rock von Harpyie. Bei der bandeigenen Hymne "Sturmvögel" gehen alle in die Hocke und springen auf Kommando auf. Schließlich noch ein Cover oder zumindest eine ziemlich fette Version von "Blue", welches 1999 von Eiffel 65 in die Charts schoss.

 

heldmaschineDie Mannen um Heldmaschine kennt man ja bereits von der erfolgreichen Rammstein-Coverband Völkerball. Und genauso wie bei Völkerball sind alle Songs an die Berliner mit dem rollenden R angelehnt. Bei Heldmaschine werden allerdings nur die Eigenproduktionen gespielt. Die Songs heißen zum Beispiel "Wer Einmal Lügt", "Collateral", "Sexschuss" und "Propaganda", bei dem Rene Anlauf zum finalen Rauswurf mit Flagge auftritt. Das Backdrop zeigt riesige, futuristische Bagger, die an Abbaugeräte im Braunkohletagebau erinnern und in selbiges Panorama eingefasst das Drumkit von Dirk Oechsle. Rene macht voll einen auf Till Lindemann und tritt als verkleideter Arzt mit entsprechenden Utensilien oder bei "Radioaktiv" im Raumanzug auf.

 

omnium gatherumDie finnischen Omnium Gatherum spielen sehr atmosphärisch angelegten, hoch melodischen Death Metal, der teils ziemlich vertrackt, ja recht progressiv daher kommt. Spielwitz, gute Laune und ständige Animationen des Sängers Jukka Pelkonen garantieren allerdings einen guten Gig und losgelassen abbangende Fans, auch wenn die Tracks eher was für Genießer, denn eine rasende Meute darstellen. Während man bei vielen Bands die Gitarristen namentlich erwähnt, ist es hier der Keyboarder Aapo Koivisto, so selbiger durch tolle Tastenruns wirklich aus der Masse sticht.

 

tankardGegensätzlicher als bei Tankard, die wie immer zu der Panflöte von "El Condor Pasa", auf die Bühne rennen, kann ein Intro zum eigentlichen Set wohl nicht sein. Selbiges Lied erlangte übrigens erst 1970 seine Berühmtheit als sich Simon & Garfunkel der peruanischen Weise annahmen. Seit je her stehen die Frankfurter für alkoholdurchtränkten Thrash Metal aller erster Güte und wenn man sich den dickbauchigen Gerre so anschaut, kann man auch leicht den Eindruck gewinnen, dass sie der Cervesa auch vor dem Gig schon ordentlich zugesprochen haben. Dem ist aber bei Weitem nicht so. Die Jungs rennen zwar wie Derwische über die Bühne, manchmal sich gegenseitig vielleicht auch über den Haufen, aber Basser Frank Torwarth und Klampfer Andreas Gutjahr verstehen ihr Handwerk. Tankard machen einfach immer Laune und sind richtig super nette Jungs.

 

gloryhammerMit Gloryhammer wechseln wir zwar die Bühne, aber der Spaß geht nun erst richtig los. Christopher Bowes von der schottischen Pirate-Metal-Band Alestorm haben wir diese Powermetaller zu verdanken. Selbiger bedient übrigens im schwarzen Umhang die Tasten, während seine verkleideten Mannen um den im spacigen Outfit gekleideten Sänger Thomas Winkler eine Granate nach der anderen raushauen. Mit dem Titeltrack des letzten Albums "Rise Of The Chaos Wizard" startet die fulminante Show. Es folgen "Legend Of The Astral Hammer", dann unter anderem "Hail To Crail", die witzige und einfach nur Laune verbreitende Powergranate "The Hollywood Hootsman", "Universe On Fire" und zum Schluss "The Unicorn Invasion Of Dundee". Hinter dem Keyboard und anderen Aufbauten versteckt kommt eine in wundervollem Gewand gekleidete Schönheit zum Vorschein, übergibt Thomas seinen futuristisch angehauchten Hammer, der selbigen wie ein Berserker schwingt und zum Anheizen der Massen missbraucht. Gerüchten nach soll das gute Stück bei der Show sogar kaputt gegangen sein. Gesoffen wird übrigens auch. Basser James Cartwright und unser Keyboarder exen eine Dose Bier um die Wette. Sowas kennt man doch schon von Sabaton und folgerichtig grölt die Menge "Noch ein Bier!"

 

hämatomDie bayerischen Hämatom sind Nord (Gesang), Ost (Gitarre), West (Bass) und Süd (Schlagzeug), mit Corpse Paint bei Nord und Süd, futuristischem Helm bei Ost und mit einer sackähnlichen Verkleidung bei West. Stilistisch zocken die Vier, die mit einer ziemlichen Verspätung auf die Stage kommen, groovigen Metal mit ein bisschen Thrash und viel NDH, sprich Industrial. Die Texte sind durchweg auf Deutsch gehalten mit Songtiteln wie "Wir Sind Gott", "Made In Germany", "Fick Das System", "Auge Um Auge" oder auch "Leck Mich". Cool eingesetzte Pyros und ein funkenschlagender Basser mit einer Pyrofontäne am Kopf liefern eine fette Rockshow ab.

 

finntrollEs leben die Trolle. Finntroll gehen immer und mit "Nordminnen", "Nattföd", "Jaktens Tid" und "Trollhammaren" hauen die Finnen einen Klopper nach dem anderen raus und lassen dabei auch ihre alten Reißer nicht zu kurz kommen. Der Mix aus Humppa, fetten, keyboardlastigen Melodien und schwarzmetallischen Riffbrettern sorgt allseits für schweinemäßig gute Laune, ein beherztes Abbangen, ein vielfaches Mitgegröle und mal wieder für die eine oder andere Staubwolke beim Circle Pit.

 

ensiferumUnd nochmal Finnland. Ensiferum ziehen nach und begeistern mit ihrem Viking-/ Pagan-/ Folk-Metal nicht weniger als Finntroll zuvor. Zum Intro "March Of War" geht es auf die Rockstage, die alsbald von Shouter Petri Lindroos, zu seiner Rechten von Riffer Markus Toivonen und zur linken Seite vom immer klasse rüber kommenden Basser Sami Hinkka eingenommen wird. "Axe Of Judgement" und "Heathen Hord" sind die ersten Knaller und das Rockharz ist am Siedepunkt. "From Afar", Token Of Time" und zum Abschluss der bandeigene Klassiker "Iron". Ensiferum geben den heute bis dato den besten Gig ab. Und endlich, endlich kommt auch mal Netta Skog (Turisas) mit ihrem Akkordeon ganz nach vorne. Beileibe nicht mein erster Gig von Ensiferum, aber bislang konnte man die häufig im Hintergrund verbleibende und im wabernden Nebel verschleierte Netta auf der Bühne eher suchen denn bewundern.

 

sonata arcticaSeit "Silence" aus 2001 sind für mich Sonata Arctica der Inbegriff für melodischen Powermetal. Sie debütierten 1999 mit "Ecliptica", welches 2014 sein fünfzehnjähriges Bestehen feierte und folglich als "Revisited-Version" neu veröffentlich wurde. Von diesem Erstlingswerk werden heute exakt vier Songs und zwar "8th Commandment", "My Land", "Full Moon" und "Destruction Preventer" gespielt, ja man muss schon sagen zelebriert. Mitreißende Melodien, mal super schnell mit Doublebass Attacken und dann wieder balladesk, langsam und richtig schön, eine mehr als spielfreudige Band und ein Tony Kakko, der alle zum Mitmachen animiert, ein paar Witze über Drummer Tommy Portimo reißt, sich diverse Male am Bühnenrand niederkniet und mit derben Shouts auch mal den Wilden raushängen lässt.

 

children of bodomMan möchte meinen, dass die Organisatoren des Festivals eigens eine Boeing gechartert haben und alles was in Finnland metaltechnisch Rang und Namen hat, ab Airport Helsinki in den Harz geflogen haben. Wie kann man es sich sonst erklären, dass hintereinander vier finnische Bands den Flugplatz Ballenstedt rocken und zudem Children Of Bodom um Mastermind Alexi Laiho den Harz in 2016 für ihre einzige Festivalshow auserkoren haben. Im weiblich dezenten Lichterspiel aus viel rosa, gelb, hellem grün oder auch mal lila lädt die Hate-Crew zum gemeinsamen Bangen und Moshen bei knallharten Riffattacken und unglaublich schnell gezockten Leads, aber auch zum Klatschen und Mitfeiern bei den melodischen Eskapaden auf dem Keyboard ein.

 

subway to sallyZum xten Male sehe ich heute Subway To Sally. Nicht, dass ich diese Mittelaltermucke besonders mag, aber als Fotoknipser stellt dieser Gig auch den nächsten Versuch dar, Eric Fish und seine Kollegen mal fotografisch vernünftig festzuhalten, was mir bei dem vielen Rot, den dauernden Nebelschwaden und den alle fünf Minuten abgeschossenen Pyros bislang nur sehr selten gelang. "Mephisto", "Henkersbraut", "Sieben", Kleid Aus Rosen", "Julia Und Die Räuber" und Tanz Auf Dem Vulkan" kennt nun wahrlich jeder. Als Festivalgänger kommt man auch kaum an Subway To Sally vorbei, schließen sie doch mit ziemlicher Regelmäßigkeit das weltgrößte Festival im nordischen Raum ab. Die Violine wird bei den Potsdamern seit ewigen Zeiten von Frau Schmitt (Silke Meyer) gespielt. Aber wer ist denn da heute zu Gast? Wow, was für eine Haar und welche Spielfreude bei Ally Storch. Ein mehr als gelungener Ersatz. Da kann man nur gratulieren.

 

powerwolfVor nicht allzu langer Zeit titelte eine Boulevardzeitung, die für herausragende Kenntnisse im Metalsektor nicht gerade bekannt ist, Powerwolf als die neuen Iron Maiden. Mag wohl auch daran liegen, weil die Wölfe mit ihren Alben hintereinander verflucht hohe Chartpositionen erreichen und so auch Otto Normalverbraucher zum Begriff werden. Mein damaliges Lächeln verstummt angesichts dieser Megashow am heutigen Abend. Ich sehe Powerwolf zum, wartet, ja sechsten Mal, aber nie haben sie so fett aufgefahren, wie heute. Pyros, Nebel, Lichteffekte vom Feinsten, dazu eine urgewaltige, bombastische Rockshow, die alles bisher Dagewesene der letzen Tage in den Schatten stellt. Die Gags und Sprüche von Attila Dorn hat man zwar alle schon gehört, mit Ausnahme des Bienenstichs in den Penis eines Crewmitgliedes mit klasse Überleitung dann zu "Resurrection By Errection", verfehlen aber auch heute ihre Wirkung nicht. Hoch gereckte Fäuste, wohin man sieht und Staubwolken, die in den roten Strahlern schon etwas Unheimliches haben. Scheiß Sache mit dem Penis. Der Kontext wird mir aber von Attila`s Ehefrau Jenny - wir stehen zusammen auf den Lichttürmen und haben so die Möglichkeit für Megashots über das gesamte Areal - bestätigt.

 

tanzwutWie Coppelius waren auch die Berliner Tanzwut im letzten Jahr schon dabei, litten damals aber unter einem Stromausfall und strickten ihr Set auf ein ellenlanges Instrumental mit sage und schreibe gleichzeitig vier Dudelsäcken um. Dieses Jahr läuft der Strom und dazu zischt und lodert es ordentlich. Ist auch zwingend erforderlich, so die Mittelalterrocker um Fronter und Sänger Teufel, übrigens angelehnt an Goethes` Mephisto, heute ihr am gestrigen Tage erschienenes Album "Schreib Es Mit Blut" promoten. Als Bonustrack "Stille Wasser" mit der bezaubernden Liv Kristine (ex Leaves`Eyes), deren Auftritt im letzten Drittel des Sets natürlich großen Jubel findet.

 

versengoldNoch erstaunlich gefüllt bleiben die Wiesen beim abschließenden Auftritt von Versengold, bei denen nochmal richtig Party angesagt ist. Fotografen und Security schwingen im Graben gemeinsam das Tanzbein, rocken zu den mittelalterlichen Saufliedern ab und crowdsurfen um die Wette in Richtung des nächstes Bierstandes, wobei es keinem gelingt, den vollen Becher Bier zum Graben surfend zurückzubringen.

Ein perfekter Abschluss. Und wieder einmal bin ich vom Rockharz mehr als begeistert. Nirgendwo kann man mehr Bands sehen, genießen und das in wirklich familiärer, lockerer Atmosphäre. Die besten Gigs. Nun als Liebhaber klassischen Rocksounds waren Spiritual Beggars, Grand Magus und auch The New Roses meine Faves. Richtig freuen werde ich mich auf die Clubgigs von Sonata Arctica mit Twilight Force als Support und nochmals meinen Glückwunsch an Powerwolf für die fetteste Show seit langem. Bleibt mir nur abschließend zu sagen: "Rockharz - Vielen Dank für diese tolle Tage und bis zum nächsten Jahr".



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey