I AM THOR - 100% TRUE. 100% REAL. 1000% METAL - Film von Ryan Wise


Label:DARKSY
Jahr:2016
Running Time:83:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Jon Mikl Thor wurde 1953 in Vancouver, Kanada geboren und hatte schon von Kindesbeinen an, das Bestreben ein Superheld zu werden. Mit 14 Jahren brachte ihn sein Bruder zum Bodybuilding und der unbeirrbare Jon übte und trainierte wie ein Berserker. Er brachte es so zum Mr. Kanada und zum Mr. USA und stellte den gestählten, langhaarigen, blonden Hero dar, dem alle Frauen zu Füßen lagen. 1976 erlangte er in der Merv Griffin Show so Berühmtheit, indem eine Wärmeflasche allein durch seine Lungenkraft zum Platzen brachte. Die von ihm gegründete Truppe Body Rock verband erstmalig die Musik mit dem Bodystatus und sollte so als Vorreiter für mannigfache Rock- und Metalbands wie z. B. Kiss, Alice Cooper und später auch Twisted Sister, Mötley Crüe oder Manowar dienen. Die Shows waren der absolute Burner und so erlangte man einen Majordeal mit RCA-Records. Body Rock löste sich dann aufgrund diverser Quereleien auf und mit Frank Soda gründete er Thor & The Imps und nahm 1977 die EP "Muscle Rock" auf. Sich mehr auf seine rockige, metallische Seite konzentrierend gründete er im gleichen Jahr noch Thor und debütierte mit "Keep The Dogs Away". Die Rockshows mit einem Steine zertrümmernden und Stahl verbiegenden Thor, der auf der Bühne mit diversen Ungestalten kämpfte und dabei echten Hard Rock / Metal zockte waren legendär. Er heiratete das ehemalige Fotomodel Cherry Bomb und erfand mit der Walküre Pantera seinen gesangstechnischen, weiblichen Gegenpart. Doch selbst diese erfolgreichen Zeiten, die mit zigmalig ausverkauften Shows im Marquee Club gipfelten und Thor damals auf jeder Titelseite wähnten, ja er war in London sogar erfolgreicher als die berühmten Twisted Sister, waren schon früh von Rückschlägen mit Entführungen, Bedrohungen des Mastermind und ja einem totalen Missmanagement geprägt, die dann letztendlich in der Pleite endeten. Quasi auf dem Zenit seiner musikalischen Karriere brach für Jon Mikl seine musikalische Welt zusammen. 1986 und 1987 ging er dann zum Film und nahm mit "Zombie Nightmare", "Recruits" und "Rock`n`Roll Nightmare" einige bekannte Streifen auf. Und wieder die Rückschläge. Jon wurde krank, bekam Halluzinationen, konnte nicht schlafen und plagte sich mit Selbstmordgedanken und zog sich letztendlich vollständig aus dem Business zurück und begann mit seiner Frau Cherry / Rusty ein bürgerliches Leben in Vancouver. Doch Jon ist für die gewöhnliche Art des Lebens nicht geschaffen und versucht zehn Jahre später ein Comeback mit "Ride Of The Chariots". 2002 veröffentlich er "Triumphant". Seiner Frau wird dieser neuerliche Versuch ein Rockstar zu werden zu viel. Von Rusty geschieden geht er dennoch unbeirrt seinen Weg weiter, fest an den Erfolg und dabei nur an sich selbst glaubend. Ohne Manager und nur auf sich alleine gestellt tingelt er durch zahlreiche Clubs, spielt in Punkbands, tritt bei Wrestlingevents auf und wechselt seine Mitstreiter, wie andere die Unterhosen so selbige nicht mehr an ihn glauben. Bei alledem bleibt er ein ganz liebenswerter, geachteter Mensch aber immer auf dem Scheideweg zwischen der totalen Aufgabe und dem Weitermachen. Er entscheidet sich, wie immer, für Letzeres, erleidet in 2007 einen Herzinfarkt, wird auf einem Auge blind und ist 2008, zehn Jahre nach seinem Comebackversuch, ein merklich gealterter, abgehalferter und kranker, ehemaliger Rockstar, faktisch ohne Chance auf einen neuen Erfolg. Unbeirrt macht er mit Mike Favata (Drums), Steve Price (Guitar) und dem jungen Ben Permann (Bass) weiter und endlich, nach elf entbehrungsreichen Jahren, dann 2009 die Einladung zu drei großen Festivals in Europa. Thor sind auf dem Sweden Rock Festival mit den Headlinern Heaven & Hell, Twisted Sister und ZZTop, auf dem Sauna Open Air Metal Festival in Tampere, Finland und als krönender Abschluss auf dem Muskelrock Festival in Schweden, welches nach seiner EP mit Thor & The Imps benannt wurde. Der Rest ist bekannt. Nach diversen Headlinershows unterzeichnen Thor in 2012 einen Multialbum-Deal mit Rock Savior / Pegasus Records in Deutschland und auch der alte Mitstreiter Frank Soda kehrt zurück. Nach diversen Re-Releases über Deadline Records wird 2015 das Leben von Jon Mikl Thor verfilmt und gewinnt diverse Filmpreise, ehe im Mai 2016 dann auch das allererste Album "Keep The Dogs Away" die gebührende Achtung findet und ebenfalls neu aufgelegt wird.

"I Am Thor" steigt ein mit Ausschnitten aus der Merv Griffin Show (1976) und begleitet Aufstieg, Fall und Wiedergeburt eines unglaublicher Performers anhand von Film- und Konzertausschnitten und in Interviews mit Produzenten, Fotografen, ehemaligen und alten Bandmitgliedern, Musikern (zum Beispiel die schwedischen Bullet) und insbesondere auch Fans. Auch der super sympathisch rüber kommende Jon Mikl Thor selbst und seine ehemalige Frau Rusty Hamilton kommen ausgiebig zu Wort. Trotz der ganzen Tragik, die Thors Leben ständig begleitet und dessen Tiefschläge allesamt Thor selbst kaum zu verantworten hat, versprüht der Film genügend Witz und Charme und hält den Zuschauer bei der Stange. Insbesondere die Figur des imaginären Managers Steve Scott, die ja Jon Mikl selbst darstellt und sein Schlagzeuger und Freund Mike Favata, selbst ein alternder Rockstar, erzeugen so manchen Lacher. Man lebt und fiebert mit dem so tragisch komischen und so liebenswerten Helden mit, genau wissend, dass man selber schon lange vorher aufgegeben hätte. Aber nicht so Jon Mikl Thor, der für uns alle den wahren Rockstar gibt und der am Ende die Fannähe lebt, wie wir es uns alle von unseren Heroen eigentlich wünschen. Der Film endet mit den glorreichen Auftritten von Thor bei den skandinavischen Festivals in 2009. Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Dokumentation im biographischen Stil, die meines Erachtens absolut zu Recht den Filmpreis "Best Documentary" in Montreal gewann. Eine deutsche Synchronisation fehlt. Die Sprache ist durchweg in Englisch gehalten mit wahlweise englischen und deutschen Untertiteln.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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