Münster Metal Massaker 7

Münster, Sputnikhalle, 17.09.2016

decaying daysAuch beim diesmaligen Münster Metal Massaker ist der Weg vom Parkplatz bis vor die Bühne sehr lang, wenn man dabei alle paar Meter Bekannte begrüßt. Glücklicherweise ist der zuverlässige Bert Meierjürgen mal wieder etwas pünktlicher vor Ort und hätte dem Auftritt der ersten Band komplett beiwohnen können. Seine gesammelten Meinungen zum Eröffner Decaying Days ergeben, größtenteils unspektakulären und melodischen Doom-Death Metal, technisch gut, aber ohne wirkliche Höhepunkte dargeboten zu haben. Nun gut, als Opener an diesem Nachmittag wäre eine schnellere und nicht so schwermütige Band wohl wesentlich besser angekommen. Der Verfasser dieser Zeilen trifft zur zweiten Band des Tages an der Sputnikhalle ein, welche eine von drei des heutigen Billings sind, die schon einmal unter dem Banner 'CROSSFIRE präsentiert' in Dortmund auantillesftraten. Ihr erinnert euch an Antilles, die Thrasher mit der Telecaster. Dieses genreuntypische Instrument ist auch heute wieder am Start, und man sieht der Band um Nightfyre Basser Niels die blanke Spielfreude an. Zwar spielt man noch vor einer sich füllenden Halle, doch das Quartett bewirft die Anwesenden unermüdlich mit Riffs, knusprig voluminösen Growls und schrillen Soli. Im Vordergrund steht natürlich ihre aktuelle Pflicht-EP "Definition Of Insanity", vor der auch "Blood On Our Hands" stammt. Für neues Material wird man nächstes Jahr ins Studio gehen. Zum Abschied verpflichten sie sich, nach dem Abschließer "Misery" mit der Audienz noch siebzehn Bier trinken zu wollen.

 

eastfrisian terrorDanach ist es Zeit für Ostfriesenterror, und die Band heißt nicht nur Eastfrisian Terror, sondern ihr Name ist Programm. Growls im Wechsel mit hellerem Gekeife kündigt brutal Grind an, was immer wieder Breaks und Tempowechsel bestätigen. Ihre Musik ist für Fans anderer Genre noch greifbar, denn man zündet mehr mit stampfendem Gebange als mit quirligem Getöse. Jedoch die fünf Emder dürfen das und ziehen souverän vom Leder. Zwar fasst sich ihr Shouter mit dem freien Oberkörper nicht gerade kurz für seine Ansagen, dafür gibt man aber kurz und knackig auf die Fresse, wie zum Beispiel mit dem knappen "Mähdrescher Blues".

 

teutonic slaughterMit Teutonic Slaughter aus Gladbeck besteigt heute die zweite Band die Bretter, die schon einmal zu 'CROSSFIRE präsentiert' unserer Einladung folgte. Das Quartett macht mit "United In Hate" und dem übel treibenden "Thrash Mania" ordentlich Dampf, setzt sein Tempo auch zur Performance um, denn der Linkshänderbass war auf jeder Bühnenseite anzutreffen. Mit dem neuen Track "Eternal Darkness" setzt man tempomäßig noch einen drauf. Den zackigen Riffs wie denen von "Teutonic Witch" hätte man noch länger lauschen können, doch leider ist schon nach fünfunddreißig Minuten Schluss. Ihr unbekümmertes Gedresche überzeugt und dürfte wohl die Zahl der Bierverkäufe noch einmal forciert haben.

 

nightfyreIm Gegensatz zu den Thrashern Terrorblade, bei denen Drummer und Mitveranstalter Fridi trommelt, hat es seine andere Band Nightfyre schon einmal geschafft, unter dem Banner 'CROSSFIRE präsentiert' in Dortmund gespielt haben. Schön aber, dass die anderen zwei Drittel des Thrash-Trios in der Audienz anzutreffen sind. Nightfyre, nur echt mit dem y, sind seit einem Jahr Bühnenabstinenz wieder live unterwegs, gefühlt länger als Fridi ohne lange Haare spielt. Basser Niels, heute schon mit Antilles abgeräumt, kommt mit seiner Doppelbelastung bestens zurecht und bringt breit grinsend und lässig posend seine Parts. Sie tragen zusammen freudig mit den Schweden von Screamer gegenseitig ihre Shirts und feiern jeweils im Pulk mit ab. Das lohnt sich in ihrer heutigen Dreiviertelstunde besonders, denn die klassischen Metaller haben bei ihrem Heimspiel Raum für viel Doppelhalsgepose, eine gut gefüllte Halle und volles Licht, so wie sie es sich verdient haben.

 

screamerEs betreten fünf weiße Shirts unter schwarzen Westen die Bühne. Das ist nicht die einzige Neuerung bei Screamer, denn nach dem Abgang von Basser und Shouter Christoffer Svensson, den man zunächst für Liveaktivitäten durch den Night-Frontmann Burning Fire ersetzte, hat man nun mit Basser Fredrik Svensson und Sänger Andreas Wikström zwei Neue im Line-up. Neu ist auch das Stück "On My Way", das neben den bekannten Songs wie "Adrenaline Distractions" oder "Keep On Walking" auch eben mit neuem Feeling dargebracht wurden. Der jetzige Sänger Andreas wird von den Fans offensichtlich voll akzeptiert und kann sogar ansatzweise am Ausdruck seines Vorgängers kratzen. Basser Fredrik macht sich derweil beliebt und rennt zu "No Sleep 'Til Hamilton" in die Audienz. Die feiert derart ab, dass ein Fan im Finale zu "Rock Bottom" mit Screamer-Flagge die Bühne entert. Bis hierhin scheint alles bestens zu sein, doch bei ein paar alten Fans springt der Funke nicht über. Sie haben es sehr schwer mit Screamer, sei es wegen des zu prägnant rummelnden Basses oder der noch ungewohnten Stimme von Andreas. Mal sehen, wie sich das dritte Screamer-Album anhört, das für 2017 angepeilt ist.

 

funeral whoreDarüber können Funeral Whore aus den Niederlanden nicht klagen, denn bei ihnen steht Shouter und Gitarrist Roy von Beginn an am Mikrofon. Es sind nun etwas weniger Banger im Saal als bei der Band zuvor, besteht nun der Sound doch mehr aus gleichmäßigem Getrümmer kaltem Death Metals, der in bester Hau-Drauf-Manier dargebracht wird. Roy platziert seinen Mikroständer auf vorderstem Steg und ruft "Es gibt keine Menschenleben in diese Ortschaft!" Darauf spielt das Quartett sein neues Album "Phantasm" promotend "Population None". Später folgt davon noch "When Life Turns To Ashes" und es fallen immer wieder die messerscharfen und halligen Soli von Gitarristin Kellie auf, die sich durchs Gedresche bohren.

 

ambushDer Headliner wird sehnlichst erwartet. Das Titelstück vom ersten Album vorneweg, zelebriert der Fünfer im Lederklamottenlook wie Judas Priest zu frühen Achtzigerzeiten melodischen Heavy Metal klassischer Bauart. Ambush aus Växjö, bestens Muskelrock erprobt, verwandelt die Menge der Besucher in der Sputnikhalle in Zeiteskürze in eine feierwütige Menge. Die nicht zu hohe Stimme von Frontmann Oskar Jacobsson bekommt von seinen Mitstreitern einige Gangshouts dazu, welche die ersten Reihen nicht nur in "Firestorm" automatisch zum Mitgrölen animieren. Bekannter als "Keep The Fire Burning" waren die Mitsingparts von "Natural Born Killers", ihrem Klopper vom ersten Album. Oskar stößt mit den ersten Reihen vor der Bühne an und teilt sich dort das Bier. Bei solch einer sympathischen Performance ist sofort gut was los und die Party greift über bis in den hinteren Bereich der Halle. Die erst in 2013 Gegründeten kommen mit einem Drumsolo auf immerhin fünfundsiebzig Minuten Spielzeit, mehr als nach Running Order vorgesehen. Nach diesem starken Auftritt der Schweden kündigt Mitveranstalter Fridi an, mit dem Münster Metal Massaker weiterzumachen und ruft die Sputnikhalle zu Sprechchören auf, die man noch draußen deutlich hören kann. Beeindruckend ….



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Jörg Müller, Joxe Schaefer