9. APRIL - Film von Roni Ezra


Label:NORDISK FILM
Jahr:2016
Running Time:93:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Bereits während des zweiten Weltkrieges wurden eine Vielzahl Filme zu diesem Thema gedreht. Meist waren es Propagandafilme auf jeder Seite oder heroische Actionfilme. Nach 1945 gab es hierzulande eher die demütigen Antikriegsfilme, während die Siegermächte sich in Glanz und Gloria präsentierten. Erst in den letzten Jahrzehnten mehrten sich die Geschichtsaufbereitungen diverser Länder, die mit in dem Kampf hineingezogen wurden. Man gibt trotz der Agitation von den Deutschen eigenes Fehlverhalten gegenüber den eigenen Soldaten und Fehlverhalten der Regierungen zu. Mit dem eigenen Scheuklappen denken wird aufgeräumt und gezeigt das Antisemitismus keine reine deutsche Einstellung in der damaligen Zeit war, das Soldaten in aller Herren Länder gleich gut und schlecht behandelt wurden, das Dinge für die nationale Sicherheit vertuscht wurden und Pakte frei Schnauze geschlossen wurden, wenn es den Gegnern passte. Ich will nicht zu sehr auf die Politik eingehen aber ich begrüße solche Movies. Ein solcher ist auch vorliegendes Werk. Wir befinden uns in Dänemark. Es ist der 9. April 1940. Die deutsche Wehrmacht hat die Grenze durchbrochen und startet den Angriff auf das Nachbarland. Südjütland, das mal unter deutscher Flagge stand wird lediglich von einer Abwehrtruppe mit Fahrrädern und ein paar Motorrädern gesichert. Natürlich hatte die deutsche Regierung darum gebeten, dass die Dänen gar nicht erst zu den Waffen greifen. Die Ohnmacht an Soldaten und Material das den Dänen entgegengeworfen wurde, war, im direkten Vergleich, schier unbeschreiblich. Ich will nicht diskutieren ob man in einer derartigen Situation sein Land verteidigen soll aber den Staatsoberhäuptern von Dänemark muss gewußt haben, dass ihre Truppen gerade mal Kanonenfutter sein würden. Man hatte ja im Vorfeld den Aufbau von Verteidungsanlagen untersagt um nicht provozierend zu gelten. Abgesehen von der Übermacht des Angreifers werden schnell andere Konflikte deutlich. Ein dänischer Soldat ist deutscher Abstammung und hat Probleme in der Truppe, ein Haus in dem die dänische Soldaten sich in ihrer Heimat verstecken gehört einer ehemals deutschen Bäuerin (bis 1920 war dieser Teil Dänemarks zugehörig zu Preußen) und hat so gar nichts gegen die Invasion, obwohl sie die Mannschaft nicht verrät. Aber das wird alles nur am Rande erzählt. Das Hauptproblem sind verschiedene, sinnlose Order mit denen man in der kleinen Radtruppe umgehen muss. Man erfährt sehr schnell wie ähnlich das Soldatenproblem weltweit ist. „Befehl ist Befehl“, für den Einen, „Mut trotz Sinnlosigkeit“, das Credo für den Anderen. Die deutsche Kriegsmarine hat durch mehrere Angriffspunkte die Truppen an der Granze abgeschnitten und Verstärkung bleibt außen vor. Ernüchterung unter den Soldaten die sich mutig zu wehr setzen bis nichts mehr geht, nur um dann zu erfahren (und das nach ersten Verlusten), dass die dänische Regierung bereits kapituliert hat, ohne Nachricht an die kämpfende Truppe in Süd Jütland. So ist mancher Soldat umsonst gestorben. Im Prinzip war der offizielle Angriff nach sechs Stunden erledigt und gilt als einer der kürzesten Operation des zweiten Weltkrieges. Eigentlich war dieser Abschnitt nur ein Teil der „Operation Weserübung“, da Deutschland Norwegen besetzen wollte, um sich der natürlichen Ressourcen zu bemächtigen. Dazu brauchte man die dänischen Flughäfen zur Sicherheit. Trotz aller Kampfhandlungen ist der Film eher still und beeindruckt emotional durch die offentsichtliche Hilflosigkeit der erdrückenden Übermacht und den plötzlichen Schrecken, die die Männer adhoc erleben. Während der schlimmste Moment für die Hauptfigur ist, in Gefangenschaft vom Gegner zu erfahren, dass einige Soldaten umsonst gefallen sind, da die Regierung bereits vorher kapituliert hat. Eine Mischung aus Verrat und Schock für die eigene Truppe. Sehenswert!

 

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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