INCREMATE - Ausgiebig dampfende Kacke


Im Moment gibt es viele junge deutsche Bands, die sich wieder am guten, alten, traditionellen Death Metal der alten Schule konzentrieren. Neben Bands wie Sulphur Aeon, Lifeless oder Revel In Flesh, die sich im Underground bereits etabliert haben, kommen aber auch immer wieder neue Bands nach. Eine dieser hoffnungsvollen Death Metal-Bands sind Incremate aus Dresden, die zwar schon seit 2007 existieren, aber jetzt erst ihr Debüt über das Hagener Label Godeater Records veröffentlicht haben. Um eure Aufmerksamkeit zu erwecken, hier nun das Interview mit Gitarrist und Sänger Ronald.

logoDaniel: Hi Ronald! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Entstehung und den Werdegang von INCREMATE! Und hattet ihr zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Ronald: Hi Daniel, ich grüße Dich. Anno 2007 habe ich Teo kennen gelernt. Zu jener Zeit spielte er noch in einem kleinen Projekt, ich war ohne Band zugange. Das Zusammenspiel verlief von Anfang an super, obwohl wir rein musikalisch noch lange nicht auf dem heutigen Level waren. Es gab über die Jahre leider immer wieder massive Probleme, welche uns in die Quere kamen. Aber wir haben dennoch mit viel Elan weiter geprobt und reichlich anbietbares Material zusammengetragen. Danny war übrigens 2007 auch schon kurzzeitig mit am Start, ist dann musikalisch aber in anderen Bands tätig gewesen und 2013 wieder zu Incremate zurückgekehrt.

Daniel: Welche Bands zählen zu euren Haupteinflüssen?

Ronald: Primär sind das klassische Death Metal-Bands der Neunziger Jahre wie beispielsweise Morbid Angel, Cannibal Corpse, Deicide, Malevolent Creation, Monstrosity, Obituary, Sinister, Benediction oder Vader. Aber auch Thrash Metal-Bands a la Slayer, Sodom, Exodus, Testament und Kreator gehören dazu, wenn es darum geht, einen Incremate-Song zusammenzubasteln.

Daniel: Worum geht es in euren Texten? Geht es nur um die Erfüllung der üblichen Death Metal-Klischees? Oder steckt mehr dahinter?

Ronald: Extrem tief gehe ich als Texter dabei nicht, schlittere aber auch nicht nur lieblos-fad auf der Oberfläche daher. Inspirationsquellen sind diverse Bücher und Filme, wobei es dabei für mich keine Rolle spielt, welchem Genre oder welcher Epoche diese entstammen. In fast jeder guten Story, welche einen düster-brutalen Background besitzt, stecken nicht wenig faszinierende Aspekte, welche super geeignet dafür sind, in einem Death Metal-Song verbraten zu werden. Die Psychologie kommt in unseren Texten nicht zu kurz, denn das „Warum?“ hinter einer Schandtat ist das wirklich Interessante.

Daniel: Wie lange habt ihr gebraucht, um die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Ronald: Die Riffs und groben Songstrukturen entstanden in keinem allzu langwierigen Prozess. Der Feinschliff dauerte dann schon deutlich länger, was unserem ekelhaften Perfektionismus geschuldet ist. Wir schrauben so lange an der Kacke, bis wir uns sicher sind, dass sie ausgiebiger nicht mehr dampfen kann. Erst dann ist Schluss. Beim Aufnehmen der CD gab es, wie nicht selten bei uns, unerwartete Probleme. Wir hatten den fatalen Fehler begangen, ein Tonstudio, welches wir entspannt zu Fuß erreichen konnten, zu wählen. Das Endergebnis war mehr als miserabel, dementsprechend unsere Laune. Das war im Sommer 2015. Wir rafften uns nach diesem Desaster aber schnell wieder auf und enterten das Virtuose Vibes Studio, um endlich die Rille einzuhämmern. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.

incremateDaniel: Warum hat es von der Gründung der Band 2007 bis zum ersten Album 2016 so wahnsinnig lange gedauert? Was war da los?

Ronald: Wie schon eingangs angedeutet, war unser ständiger Begleiter das ewig stinkende Pech am Huf. Bis zum heutigen Tage hatten wir massive Schwierigkeiten fähige Musiker in die Band zu integrieren, sprich diese waren einfach nicht auffindbar. Und wenn dann doch mal passende Leute an unsere Tür klopften, dann scheiterte es letzten Endes daran, dass diese leider zu wenig Zeit oder einen anderen Musikgeschmack mitbrachten. Aus diesem Grund probte ich über die Jahre auch die meiste Zeit mit Teo zu zweit. Grund Numero zwei war ein Stilwechsel, welchen wir Ende 2010 vollzogen. Bis dahin hatten wir einen melodischeren Stil gespielt, welcher uns aber auf Dauer gegen den Strich ging und nicht überzeugen konnte. So kam es, dass wir das Material verwarfen und ein neues Kapitel eröffneten. Was dabei herauskam ist das, was wir heute „Prospect Of Death“ nennen. Das bitterste aber war Teos bierselige Motorradfahrt im Jahr 2012, welche ganz abrupt und schmerzhaft an einem alten Denkmal endete und uns etliche Probeausfälle bescherte. Ganz finster.

Daniel: Wie seid ihr in Kontakt mit Godeater Records aus Hagen gekommen?

Ronald: Wir haben noch während des Mastering-Prozesses von „Prospect Of Death“ Labels querbeet angeschrieben und mit Vorab-Songs angelockt. Dani von Godeater Records hatte angebissen und uns dabei unterstützt, die Scheibe herauszubringen, wofür wir ihm sehr dankbar sind.

Daniel: Gibt es eigentlich auch Pläne für eine Vinylversion und/oder Tape-Version?

Ronald: Darüber haben wir uns schon Gedanken gemacht, aber uns fehlt gegenwärtig das nötige Kleingeld für derartige Projekte. Ebenso ist uns klar, dass sich im digitalen Zeitalter physische Tonträger nicht mehr verkaufen wie geschnitten Brot, von daher bleibt es vorerst nur bei der Idee.

Daniel: Spielt ihr auch live? Und wann und wo kann man euch mal sehen? Habt ihr da irgendetwas geplant?

Ronald: Wir haben bisher drei mal live gespielt, wobei unsere Record Release Show am 25.06.2016, beim „Evolution Of Metal“ in Dresden, mit Abstand der tollste Gig war. Es waren an dem Abend so einige Leute da und die Reaktionen waren auch positiv. Mit größter Wahrscheinlichkeit sind wir Anfang Oktober wieder in unserer Stadt live zu erleben, genaueres können wir aber noch nicht preisgeben, da noch nicht zu 100% bestätigt. Wer uns buchen möchte, darf das gern tun, wir freuen uns immer über Angebote. Wir sind auch wirklich entspannt drauf und hauen Backstage auch nichts kaputt.

incremateDaniel: Wie sehen generell eure Zukunftspläne mit Incremate aus?

Ronald: Wir werden unser Ding weiterhin so durchziehen. Wir haben super viel Spaß an der Sache und freuen uns immer wieder, wenn ein neuer Song entsteht, der das gute alte Death Metal Feeling aufleben lässt und zum Bangen und Biertrinken animiert. Auch wenn die Arbeit enorm ist, die dahinter steckt, hält diese uns nicht auf, weiter zu machen. Wenn alles klappt und sich nicht wieder verrußte Abgründe vor uns auftun, werden wir im kommenden Jahr wieder das Virtuose Vibes Studio entern, um unsere zweite Scheibe einzuspielen.

Daniel: Na gut, Ronald! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Ronald: Vielen Dank für das tolle Interview, Daniel. Hat mich sehr erfreut. Es wäre uns eine Ehre, wenn sich der ein oder andere Death Metaller finden würde, welcher sich an unserer aktuellen CD „Prospect Of Death“ erlabt. Wer Interesse hat, der schaue doch einfach mal auf unseren Seiten vorbei. Dort kann sich schon mal digital warm gelauscht werden. Na dann: Greetz & Metal!

http://www.incremate.com/

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Autor: Daniel Müller