BLACKMORE`S NIGHT, DIE IRRLICHTER

Bochum, RuhrCongress, 13.07.2016

Seit Anbeginn meiner Leidenschaft für Rock und Metal bin ich Fan des Saitenhexers Ritchie Blackmore und damit Anhänger von Deep Purple, Edelfan von Rainbow, aber auch durchaus Liebhaber der rockigeren Elementen seines Projektes mit Ehefrau und Sängerin / Songwriterin Candice Night und ihrer Band "Of Minstrels". Wie ein Schneekönig habe ich mich auf die Gigs seiner wieder reunierten Rainbow gefreut und alles dran gesetzt, für die beiden Monsters Of Rock Festivals auf der Loreley und in Bietigheim-Bissingen eine Foto-Akkreditierung zu erhalten. Beides Male tolle, wenn auch völlig unterschiedlich wahrgenommene Konzerte, allerdings ohne Akkreditierung. Ganz überraschend dann die Zusage für den Gig der Blackmore's Night - Tour 2016 in der RuhrCongress Halle in Bochum. Als Support treten Die Irrlichter auf, eine Mittelalter- und Fantasygruppe aus der Nähe von Bonn. Wie für entsprechende Veranstaltungen üblich nehmen die Gäste des heute nahezu ausverkauften Konzertes auf Stühlen Platz, wenn es auch bei einigen Songs von Blackmore's Night immer wieder zu gehäuften Ansammlungen der Mittelalter-und Renaissance-Freaks vor der Bühne kommt, wo dann ausgelassen geklatscht und getanzt wird.

 

die irrlichterDie Ursprünge der Band Die Irrlichter gehen bereits in das Jahr 2001 zurück. Sie entwickelte sich aus einer Bardengruppe für Liverollenspiele und die hier kreierte Ballade namens "Irrlichter" stand dann Pate für den späteren Bandnamen. Anfangs waren auch noch Herren in der Spielgruppe unterwegs. Von den Gründungsmitgliedern ist heute nur noch Brigitte Jaroschek dabei. Sie singt, spielt Gitarre und ist insbesondere im Zupfen der Harfe bewandert. Stephanie Keup-Büser übernimmt die wesentlichen Gesangteile und gibt uns zudem allerlei Waisen auf der Flöte, Pfeife und der Trommel. Die Dritte im Bunde ist die groß gewachsene Anni LaFamille am Dudelsack, Flöten (Schalmei), Trommeln und auch Gesang. Eine knappe Dreiviertelstunde erfreuen uns die stilgewandten, sehr attraktiven Damen mit ihrem gar lieblichen, engelsgleichen Gesang und Tönen aus ihren mannigfaltigen Instrumenten. Viele Lieder sind merklich durch die Laute des Dudelsacks geprägt, worauf auch die Drei am Anfang und insbesondere zum Ende hinweisen, da selbige Töne doch den Abschied erleichtern. Ihre Lieder erzählen von kräftigen, gut gebauten Männern, meistens Rittern oder Knappen, von geistiger und körperlicher Liebe, Heirat aber auch schmählichen Taten, die unbedingt gerächt werden müssen. Wenn Stephanie dann von heißen Schenkeln und lustbringenden Dreiecken und Gliedern zitiert, kann man sich eines leichten Schmunzeln nicht verwehren. Von ihrem neuen Werk "Zaubergarten" stammt der Opener "Sator Arepo Tenet Opera Rotas" aber auch der "Merseburger Zauberspruch". Eher erzählerisch "Die Nixen" und etwas flotter "Tanz Mit Mir". Das Finale mit "Eno Sagrado En Vigo" vom Album "Angelus Ad Virginem" von 2005 erinnert an ein Marienlied mit wunderschöner Flöte, Gitarre und Trommeln.

 

blackmores nightNach nur einigen Spots bei Die Irrlichter wird die Bühne nun noch weiter abgedunkelt und mit Büschen und Bäumen im Hintergrund eine geheimnisvolle Atmosphäre wie auf einer Waldlichtung geschaffen. Zum Intro "Do You Hear The People Sing?" betreten die Protagonisten von Blackmore's Night dann gegen kurz nach 21:00 Uhr die Bühne. Allen voran, die bezaubernde Candice Night und vor ihr ein mit Efeu verzierter Mikroständer. Scarlett Fiedler an der Violine und Background-Sängerin Lynn verbleiben im Hintergrund ebenso wie zunächst Bassist Mike Clemente und auch vom Schlagzeuger Troubadour of Aberdeen ist nur bei einzelnen Lichtreflektionen etwas zu sehen. Einzig bei Bard David of Larchmont (David Baranowski) am links stehenden Keyboard kommt man häufiger in den Genuss sein Antlitz zu betrachten. Neben der durchweg gut ausgeleuchteten und mit einem bezaubernden Kleid nebst Umhang betuchten Candice bleibt auch the Master himself eher im Hintergrund. Selbiger greift dann nach der hölzernen Drehleier im Intro beim flotteren "Dancer And The Moon" zur Akustikgitarre. Nach "Darkness" bedankt sich die liebreizende Candice ganz, ganz herzlich für den warmen Empfang und weiter geht es mit dem tollen und richtig rockigen "Under A Violet Moon". Zeit, um einen weiteren Blick auf die beidseitig mit jeweils drei herunter hängenden Tüchern abgegrenzte Bühne zu nehmen, die bei entsprechendem Lichteinfall in unterschiedlichsten Tönen schimmern und eine ganz mysteriöse Stimmung herbei zaubern. Wie heißt es so schön  "Time Passes By" und nun ist Zeit zur Entspannung und Ruhe mit dem Deep Purple - Cover "Soldier Of Fortune". Die Violine und ein schnellerer Folkteil prägen das nachgelegte "Durch Den Wald Zum Bach Haus". Als Candice die Band vorstellt, vernimmt man im Publikum ein Schmunzeln und vereinzelte Lacher. Scarlett kommt aus Finnland und die schöne Lynn arbeitet, man kann es kaum glauben, in einem Atomkraftwerk. Nach dem richtig rockigen "World Of Stone" wieder Szenenapplaus für die so unkomplizierte Candice, die ganz Mutter, beim Klassiker "Renaissance Faire" ihre Kinder auf die Bühne holt. Danach Flötenwaisen im instrumentalen Background, gefolgt von "Toast To Tomorrow" und dem stimmlich wieder hervorragend zelebrierten "Ghost Of A Rose", einer meiner absoluten Lieblingssongs. Starkes Licht dann bei "Fires At Midnight", dem Titeltrack des dritten Longplayers und ein tolles Solo auf der Akustikklampfe von Ritchie, der seine weiße Stratocaster heute gar nicht einsetzt. Ganz viel Klatschen beim Mike Oldfield-Cover "Moonlight Shadow" und wieder bekommt der "Russe" am Keyboard von Candice sein Fett weg. Man merkt einfach, dass alle ganz "per du" sind und hier sieben Freunde einfach nur Spaß und Fun auf der Bühne haben. Einfach eine tolle Stimmung, die sich wie selbstverständlich auch auf das Publikum überträgt. Auch bei "Home Again" gehen wieder Scharen entsprechend gekleideter Fans vor die Bühne und feiern wie selbstverständlich mit der Band. Während ich bei Ritchie bei den beiden blackmores nightRainbow-Gigs noch den Eindruck eines zurückhaltenden, vielleicht schüchternen, ja extremst introvertierten Musikers hatte - manche sprechen gar von einer Diva - hier und heute fühlt er sich sauwohl, lächelt und gibt sogar vielen seiner abfeiernden Freunde die Hand. Ich weiß nicht, ob das Teil der Show ist, aber irgendwie scheint er immer irgendwie verpeilt. Das war auch schon bei den Gigs mit Rainbow so. Heute verlässt er sich ganz auf seine Candice, die einfach alles im Griff ober besser, nebst Flöte, in ihren bezaubernden Händchen hat. Eine weiteres Cover von Linda Ronstadt mit "Long, Long Time", dann "Wind In The Willows", das wieder etwas fetzigere "Mid Winter`s Night" und mit "Dandelion Wine" dann ein richtiger Trinksong, ja Volkslied, in dem auch Mr. Blackmore seine Stimme zum Besten gibt. Ganz viel "Hohoho" dann beim millionenfach gecoverten "A Whiter Shade Of Pale" (Procul Harum). Ein toller Schlusspunkt unter eine sehr lange, abwechslungsreiche, stimmungsvolle und in jedem Fall absolut zu empfehlende Performance.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey