THE WINERY DOGS, TOSELAND

Bochum, Matrix, 13.06.2016

Ein guter Freund und Edelfan von Eric Martin`s Mr. Big sprach mich an, ob ich denn nicht Bock hätte mir mal The Winery Dogs, hinlänglich bekannt als Hard-Rock-Supergroup, mit Members wie Richie Kotzen (ex-Mr. Big, ex-Poison), Bassist Billy Sheehan (ex-Steve Vai, ex-David Lee Roth, ex-Mr. Big, ex-Talas) und Drummer Mike Portnoy (ex-Dream Theater, ex-Avenged Sevenfold, ex-Transatlantic) rein zu ziehen. Ich überlegte nur kurz und nur die unglaubliche Vorfreunde den allseits bekannten und so genialen Bassisten Billy Sheehan mal vor die Linse zu bekommen, ließ mich an diesem verregneten Montag nach Bochum in die gut gefüllte, aber nicht ausverkaufte Matrix eilen.

toselandDen Opener geben heute die Briten Toseland um Sänger und auch Teilzeitpianist James Toseland. Selbiger, geboren am 5. Oktober 1980 in Sheffield, begann seine Karriere als Motoradrennfahrer und fuhr unter anderem für Ducati und für Honda in der Superbike-Weltmeisterschaft. Nach einem Unfall im März 2011, wobei er sich das rechte Handgelenk brach, beendete er noch im September des gleichen Jahres seine Karriere und gründete als begeisterter Pianist seine eigene Band Toseland. Diese debütierten 2014 mit "Renegade" und im April dieses Jahres legten sie mit "Cradle The Rage" den Nachfolger vor. Mit dem flotten "Living In The Moment" vom aktuellen Longplayer eröffnen Toseland heute ihre Show und spielen dabei einen klassischen Heavy Rock mit coolen Rhythm- und Blues-Anleihen. Der Opener vom Debüt nennt sich "Life Is Beautiful" und steht wohl stellvertretend für die Frische und Unbekümmertheit der Band, die sich auch ruck zuck auf das Bochum Publikum überträgt. Toseland geben bei weitem nicht den Burner, machen aber einen guten Anheizer, um die dreiviertel Stunde bis zur Umbaupause zügig rumzubringen. Beim hymnisch angelegten "We`ll Stop At Nothing", mit nettem, mitsingbaren Chorus, geht es für den Bandleader endlich an die Tasten. Ein riffiger Start dann beim Titeltrack des neuen Outputs, was die Rockmaniacs mit Chören und ausgiebigem Klatschen quittieren. Zum Schluss nochmal mit "Renegade" eine kräftige Powerballade, die zum guten Abschluss beiträgt.

 

the winery dogsNach einer längeren Umbaupause ging es dann gegen 21:30 Uhr mit den frenetisch bejubelten The Winery Dogs um Gitarrist, Pianist und Ausnahmesänger Richie Kotzen weiter. Fünfzehn Songs weist die ellenlange Setlist für den heutigen Abend aus und daneben natürlich ein Drum Solo von Mike Portnoy, eingereiht zwischen "Think It Over" mit Mr. Kotzen am Klavier und "The Other Side" und ein darauf folgendes, hier schon vorweg genommen, ellenlanges, aber unglaublich geiles Solo von Billy Sheehan, dem Master of Bass schlechthin. Mittig vor dem Backdrop das riesige Drumkit, links Billy Sheehan und rechts Richie Kotzen mit zunächst dem Sechssaiter geht es mit "Oblivion", gleichsam dem Opener vom aktuellen Longplayer "Hot Streak" los. Und nach einem kurzen Intro geben die Jungs richtig Gas und sogleich knallt einem diese absolut geile, coole, kraftvolle und bluesgetränkte Rockröhre von Kotzen in die Ohren. Sicherlich auch ein bisschen David Coverdale im Einklang mit den klasse Riffs und der genialen Rhythmusfraktion. Das nachgelegte "Captain Love" ist etwas Riff-Raff im bluesigen Rockgewand. "We Are One" und "Hot Streak" werden dann nachgelegt und Bochum ist absolut aus dem Häuschen, ob dieser Spielfreude und virtuosen Genialität dieses absolut klasse daher kommenden Trios. Man kann gar nicht anders als von diesen begeisternden Soli, die hintereinander mal von Sheehan und dann wieder von Kotzen runter gezockt werden, völlig angefixt zu werden. "Time Machine" dann im sleazigen Gewand mit klasse Breaks und wieder absolute Killerleads bei "Empire". Ein richtig gefühlvoller Richie dann in der Ballade "Fire" mit the winery dogsAkustikgitarre und dann endlich ans Klavier bei "Think It Over". Das Drum Solo im Mittelteil der Setlist einfach vom Feinsten mit klasse Ausleuchtung und es ist eindeutig. Hier spielen drei Freunde, die absolut gleichberechtigt sind und nacheinander im Fokus stehen und das auch genießen. Das Solo von Mr. Sheehan zu beschreiben, geht meines Erachtens gar nicht. Man muss diesen Derwisch auf seinem Viersaiter einfach sehen. So frisch, so klasse, so voll Spielfreunde und Fun und mit allerlei Kunststückchen, ob hinter dem Rücken, über Kopf oder sonstwo. Der Typ ist einfach nur genial und beherrscht sein Instrument, wie kein Zweiter. Nach einer kurzen Pause gibt es mit "Regret" nochmal ein Klavierstück mit gesanglicher Glanzleistung von Kotzen und den Abschluss macht der fette Groover und das basslastige "Desire" mit minutenlangem Abgesang. Perfekt, klasse und absolut sehens- und insbesondere auch hörenswert.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey