Cyndi Lauper

Köln, E-Werk 02.07.2016

Da kommt die ewige Göre des Rock ’n’ Roll für ein einziges Deutschland-Konzert nach Köln und zeitgleich gibt es Brot und Spiele sprich Fußball. Ich denke mal nur diesem Umstand ist es zu zuschreiben, dass das E-Werk nicht bis auf den letzten Platz ausverkauft ist. Massenhypnose vor feinster Musik-Kultur eben. Los geht der Abend mit einem jungen Musiker aus London namens Neil Thomas. Für meinen Geschmack ist das aber doch sehr seicht und ich ziehe es vor, im Foyer ein Kaltgetränk zu mir zu nehmen und diverse Bekannte zu begrüßen. Entweder ist das Kölner Publikum sehr höflich oder Neil erreicht dann doch den einen oder anderen mit seinem sehr sparsam arrangierten Pop. Die Beifallsbekundungen nehme ich jedenfalls auch im Vorraum deutlich wahr.

cyndi lauperNach kurzer Umbaupause kommt sie nun auf die Bühne, sie, die „Lauper“ und plötzlich bin ich wieder der kleine Junge von damals mit leuchtenden Augen. Es wippt in den alten Knochen, sie kann es immer noch. Als ersten Song ein Stück vom neuen, in Nashville produzierten Country Album „Detour“. Zwar ein Wanda Jackson Cover, aber Cyndi haucht diesem neues Leben ein. Jetzt „She Bop“ und es ist um mich geschehen, dass Mädel auf der Bühne zählt lockere 63 Lenze und performt dermaßen locker, mit unendlich viel Gefühl und einer Stimme, die immer noch durch Mark und Bein geht. Egal was Cyndi singt, jeder Song eine Offenbarung! So steigert sich das Vergnügen von Song zu Song, eine Alterung scheint an Cyndi spurlos vorüber gegangen zu sein, so viel Energie versprüht sie von der Bühne. Auch stimmlich gibt es nicht den Hauch einer Beanstandung. Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen lassen über die Jahre dann doch ziemlich nach, bei ihr ist davon nichts zu hören. Sie kiekst wie eh und je, trifft die hohen Töne und plaudert zwischendurch locker aus dem Nähkästchen.

Das heute sehr entschleunigte „Girls Just Wanna Have Fun“ lässt die Herzen der vielen bunten, gleichgeschlechtlichen Pärchen höher schlagen, immerhin setzt Cyndi sich mit ihrem True Colours Fund stark für die Rechte Homosexueller ein. Zudem ist in Köln gerade der CSD am toben, auch dies eine Erklärung für die illustre Mischung im Publikum. Da für mich Cyndi immer präsent ist, kenne ich auch die dargebotenen Songs in-und auswendig. Dies scheint aber bei einem Großteil des Publikums nicht der Fall zu sein, jedenfalls feiert es die Nummern des ersten und zweiten Albums deutlich frenetischer als die neuen Songs. Ein sehr kurzweiliger Abend, der leider nach weniger als 80 Minuten Spielzeit zu Ende geht, mit einem akustischen „True Colours“ als letzte Zugabe. Wieder stellen sich meine Nackenhaare auf, einfach umwerfend diese Frau!

Setlist: Funnel Of Love, She Bop, Heartaches ByThe Number, I Drove All Night, The End Of The World, Walking After Midnight, I Want To Be A Cowboy's Sweetheart, You Don't Know, When You Were Mine, The Goonies 'R' Good Enough, Money Changes Everything, Misty Blue, Time After Time, Girls Just Wanna Have Fun, True Colours

 

 



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt