Das Scott „Not“ Ian kein lebensmüder Standartrockstar ist, dürfte allen klar sein. Demzufolge gibt es in diesem Buch keine Geschichten wie „Ich hau mir eine Überdosis rein, geh fast drauf und mach es nochmal sobald ich aus dem Krankenhaus komme“ a la Nikki Sixx. Dieses Buch ist anders. Wem die Namen Joey Belladonna, Kirk Hammett und John Bush nichts sagen, sollte parallel am besten Google aufmachen um rauszukriegen von wem Ian hier überhaupt spricht. Es ist ein Buch für Anthrax Fans und solche die es werden wollen. Leute die sich im Allgemeinen für die Big Four (Anthrax, Megadeath, Metallica und Slayer) interessieren, kriegen zumindest was Metallica und Anthrax angeht genug geboten.

Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Kirk Hammett und einer Geschichte von Ian, die klarstellt, dass man besser nicht besoffen in Baseballstadien einbrechen sollte. Auch nicht, wenn man bei Anthrax spielt. Danach beginnt er die Geschichte am Anfang.

Ian wurde geboren 1965, wuchs in New York relativ normal auf. Seine Eltern stritten viel und ließen sich schlussendlich, zur Erleichterung ihrer Kinder, 1975 scheiden. Ians Verhältnis zu seiner Mutter sollte aber immer schwierig bleiben. Im Vergleich zu anderen Kollegen im Business eine angenehme Kindheit.

Er fand früh zum Metal. Kiss, Thin Lizzy, Judas Priest und AC/DC sind nur ein paar Namen seiner frühen Helden. Es war ihm sogar schon mit zwölf Jahren vergönnt Kiss im Madison Square Garden zu sehen, was schlicht weg beneidenswert ist. Musikalisch gesehen ist er wahrscheinlich in einem der besten Jahrzehnte überhaupt aufgewachsen. Das darauffolgende hat er dann mit Anthrax als Teil der Big Four mitgeprägt. Wen Einzelheiten zu den Aufnahmen der Alben und die Bedeutungen hinter den Songs interessieren, wird dank diesem Buch mit vielen Informationen gefüttert. Auch S.O.D räumt Ian genügend Seiten ein, der Fokus liegt aber den Großteil der Zeit auf Anthrax.

Das Problem im Musikbusiness war allerdings schon immer, dass man sich wie ein Arschloch verhalten muss, wann man was erreichen will. Dieses Business kennt keine Freunde. Das gilt auch für ansonsten sympathische Zeitgenossen wie Scott Ian. Er hat im Laufe von Anthrax‘ Geschichte eine Menge Leute rausgeschmissen und manche später wieder an Bord geholt. Unter anderem auch DEN Joey Belladonna. Die Band kam für Ian immer zuerst, was ihm auch mehr als einmal (verständlicherweise) Probleme im Privatleben einbrachte. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Musikern weiß Scott wenigstens, dass er sich Phasenweise wie ein riesen Arschloch verhalten hat. Er stellt vieles in diesem Buch im Bezug auf Anthrax richtig, vor allem was das Verhältnis zu seinen Sängern angeht. Anthrax haben einen langen, steinigen Weg hinter sich, der auch enorm schmerzliche Verluste beinhaltet, wie den Tod von Cliff Burton (Metallica) 1986 und den von Dimebag Darrell (Pantera/Damage Plan) 2004.

Aber der Spaß kommt trotzdem niemals zu Kurz. Nicht bei Scott Ian. Ob er jetzt versucht, den Legendären Lemmy unter den Tisch zu trinken oder Mitglieder von Vorbands an den Fußgelenken über der Bühne baumeln lässt; Ian hatte, bei all der Tragik eine Menge Spaß. Exzesse waren zwar im Verhältnis zu anderen Bands eher selten, aber wenn es sie gab, dann waren sie extrem.

Ich möchte nicht noch mehr Spoilern, deshalb nur so viel: Metallica sind (wie hoffentlich alle wissen) großartig und das Touren mit Anthrax Ende der 80er, hätte die meisten Leute komplett in den Wahnsinn getrieben. Das Ian am Ende die Tochter von Meat Loaf geheiratet hat, wissen wahrscheinlich schon alle. Was „All Hope Is Gone“ von Slipknot mit Anthrax zu tun hat, könnt ihr selber rausfinden.

Alles in allem ist „I’m The Man – Die Geschichte dieses Typen von Anthrax“ lesenswert. Auch wenn man’s nur auf Metalanekdoten abgesehen hat.  Ein paar Anmerkungen zur Übersetzung: Phasenweise wirkt sie ungeschickt. Hätte man besser machen können. Trotzdem ist „I’m The Man“ ein gutes Buch. Auch (noch) nicht Anthrax Fans kommen auf ihre Kosten.

ISBN-10: 3943022285

Note: Keine Wertung
Autor: Lisa Brandt

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