KETZER, ANTICHRIST, NOCTURNAL, ...

Essen, Turock, 24.03.2012

Als ob man die Uhr danach stellen könnte: die sonnigen Aussentemperaturen von bis zu 20° C Grad an diesem Märztag erinnerten mich an die Turockbesuche Ende letzten Jahres, an denen es ebenso feine Witterungsbedingungen gab. Scheint so, als würden die Konzertabende im Turock dieses Jahr ein Garant für gutes Wetter. Nun macht das dort in der Halle keinen Unterschied, zumal die Lokalität besonders vor der Bühne gut klimatisiert und belüftet ist. Gut so, denn diese Releaseparty der fünf Recken von Ketzer, die geladen hatten, ihre jüngste Veröffentlichung „Endzeit Metropolis“ zu feiern, tischten vier Anheizer auf, die nicht nur musikalisch wie die Faust aufs Auge passten. So hatte man die Gelegenheit, sich für ein Eintrittsgeld von gebogenen 12 Euronen die Ohren freifegen lassen.

 

DIABOLICAL IMPERIUM voc LIVE 2012Der Deathmetal der Eröffner von Diabolical Imperium aus Gummersbach, konnte trotz recht matschigem Sound, der auch auf der Bühne für die Musiker nicht besser war, den Laden gut anheizen. Nachdem sie im November 2011 auch schon Anheizer für Desaster und Evocation waren, konnten sie heute wieder überzeugen. Dies sollte das letzte Konzert mit dem Drummer Stefan werden, der wieder nach Österreich zurückzieht. Deswegen macht die Band hier nach erstmal Pause auf dem Livesektor, um einen neuen Schlagwerker zu suchen. Wegen großer Nachfrage nach DIABOLICAL IMPERIUM bass LIVE 2012CDs, die derzeit alle ausverkauft sind, bietet das Trio von Diabolical Imperium ihre alten Sachen kostenlos zum Download an, um den Leuten die Wartezeit auf den neuen Stoff zu verkürzen. Ein kurzer Blick auf das reichhaltige Merchandise zeigt Einigkeit, denn Shirts aller Bands wurden für 15,00 € angeboten.

 

ALCHEMYST bass LIVE 2012Als nächstes waren die Patronengurte von Alchemyst dran. Ein nicht gerade kleines Backdrop prangte von Drumhocker bis zur Hallendecke, welches mir irgendwie bekannt vorkam. Abgebildet waren symbolisch die vier Elemente (nein, nicht Black-, Doom-, Thrash- und Deathmetal). Während ich noch überlegte, ob ich deren Scheibe mal verrissen habe, starteten sie mit leisen Klängen ihren Set, standen mit dem Rücken zum Publikum und klopften gegen ihre Gitarrenhälse. Die hier entstandenen Geräusche bildeten das Intro für ihren abgründig doomigen Sound. Immer wieder verrieten Speedanfälle, dass die Band eher im Black- bzw ALCHEMYST drums LIVE 2012Deathmetal verwurzelt ist. Untypisch auch, dass Sänger und Gitarrist Koura im Melechesh-Shirt ganz links stand, um seine unirdischen Shouts herauszudrücken, statt in der Bühnenmitte. Dort rockte nämlich der Basser, der in seinem Shirt von Witchfinder General somit mehr im Rampenlicht stand. Fiese Rückkopplungen überbrückten die einzelnen Songs, und liessen dazwischen keinen Platz jeglicher Möglichkeit von Stille. Als das Soundgemenge begann, mir zu gefallen, waren 35 Minuten verstrichen, und damit leider auch die Auftrittszeit der Nürnberger B.C. Rich-Armada.

 

NOCTURNAL git LIVE 2012So wie Nocturnal danach losthrashten, schienen die Slowparts ihrer Vorgänger wie weggewischt. Das hohe Energielevel übertrug sich auch auf das Publikum, wo besonders in den ersten Reihen die Bewegung deutlich zunahm. Und wie jede Band heute Abend Wert auf ihr ganz spezielles Einheitsoutfit legte, dominierten bei den Mainzern Nieten, Ketten und Cowboystiefel. Die weisse Flying V von Gitarrist Avenger strotzte mit Blutspritzern und einem Destruction Sticker. Sein Shirt blieb dagegen wegen umhängenden Ketten und Patronengurt unlesbar. Kamen die Shouts von Mikroständerwirblerin Tyrannizer im Soundcheck wie zwischen Songs noch recht dünn, erschienen sie während der Songs so homogen NOCTURNAL voc LIVE 2012eingeschmiegt, das man sich keine anderen Vocals zum Sound wünschte. Gitarrist Teutonic Slaughter, der Iron Maiden Fan an der Explorer, durfte einige Male in Deckung gehen, um den Aktionen mit dem Mikroständer von Tyrannizer unverletzt zu entgehen. Unverletzt blieb auch der Stagediver, der etwas unsanft zurück in die Audienz getreten wurde. Mit der Ansage „Death To False Metal“ wurde das letzte Stück eingeläutet, und nach 45 Minuten der Gig beendet. In wieweit weggeworfene Gitarren unverletzt blieben, wurde nicht mehr in Erfahrung gebracht.

 

ANTICHRIST git LIVE 2012Der Zeitplan kam in Verzug, wodurch Antichrist wesentlich später auf die Bretter kamen. Die Schweden entschieden sich für einen klassischen Dresscode in Jeans und Leder; Basser Gobbe trug zudem sein Hellhammershirt. Mit ihrem Album „Forbidden World“ im Gepäck, auf dem ihr Thrashmetal mit deutlicher Metalschlagseite ausfiel, bekamen heute auf der Bühne ihre Songs im Obertempo den Vorzug. Auffällig zu den zuvor aufgetretenen Nocturnal, waren die stechenden Gitarrensoli, von denen ich nie genug bekomme. Sänger Anton „Steken“ Sunesson, der Wikinger-Lookalike, fiel mir besonders durch seine relaxten Ansagen auf, die im krassen Gegensatz zu ihrem deftigen Gesamtsound ANTICHRIST voc LIVE 2012standen. Der aufstrebende Fünfer aus Växjö gefiel mir immer besser. Wildes Mähnenschütteln in der Audienz war die Folge, und die Stagediver vermehrten sich zu „Victims Of The Blade” und “Terror Dimension”. Vor dem nächsten Song kam eine Durchsage vom Haus mit der Bitte, das Stagediven zu Unterlassen, da auf der Bühne Pyros installiert seien und Ketzer sonst böse würden. Nach vierzig Minuten Spielzeit räumten die schwedischen Gäste die Bühne für die Gastgeber, während ich mich noch fragte, ob Ketzer sonst eigentlich lieb sind?

 

KETZER git LIVE 2012Das mächtig grosse Backdrop mit dem Cover von „Endzeit Metropolis“, welches heute Abend im Mittelpunkt stehen sollte, lukte ja schon bei den Vorbands hervor. Gegen Mitternacht kam es dann komplett zum Vorschein, als die fünf Jungs von Ketzer noch im Dunkeln die Bühne enterten. Erste lautstarke Reaktionen waren dazu schon während des kurzen Intros zu hören, wie den Headlinern zugejubelt wurde. Absolut cool und passend atmosphärisch, wie gleich der Opener ohne Hallenlicht, nur mit Dauerpyros beleuchtet wurde. Das meinte KETZER voc LIVE 2012Drummer Desecratör bestimmt auch im Crossfire-interview, als er sagte, es wird noch heisser und heller brennen (siehe Link dazu unten). Sänger Infernal Destroyer trug einen roten Ketzer Backpatch, sonst hielt sich die Band in schlichtem schwarz. Eine weisse Flying V und eine schwarze Paula kämpften sich durch die Tracklist, und verursachten zu „Warlust“ wildes Geschiebe in den Reihen. Zwischendurch wurden kleine Pyros gezündet, die Feinstaub verursachten und den Kameramenschen zu schaffen machten. Auch auf den Rängen machte sich der Geruch von Schwefel breit. Die Lighshow bestand nicht nur bei „Aesthetics and Ecstasy“ und “The Fire To Conquer The World” aus vielen Strobo-Lichtblitzen, sondern schien sich mit den Pyros abzuwechseln. Nach exakt 60 Minuten war dann Ende; die Band ging zum Outro von der Bühne, und es gab wegen Curfew keine Zugaben. Klasse Konzertabend, bei dem der Sound zwar nicht immer stimmte, dagegen jedoch die Konzertatmosphäre, wie man sie im Turock gewohnt sein darf.

http://www.crossfire-metal.de/interviews/ketzer-es-wird-noch-heisser-und-heller-brennen/



Autor: Daniel Horlbogen, Joxe Schaefer - Pics: Daniel Horlbogen