SODOM-Studioreport

zum neuen Album "Decision Day"


sodomVöllig überraschend wurden CROSSFIRE zu anlässlich des Rock Hard Festivals zu einer Sodom-Releaseparty in der Hotelbar des Gelsenkirchener Hotels Maritim in Bahnhofsnähe eingeladen; und das völlig verkatert um elf Uhr vormittags. Vielen Musikern des Festivals ging es ähnlich, liefen uns doch Destruction, Sulphur Aeon und Grand Magus über den Weg, die alle hier nächtigten. Aber was sollte da von Sodom kommen? Es war doch gar nichts angekündigt und es gab keinerlei Promotion. Es kommt aber tatsächlich ein neues Album: „Decision Day“ wird am 26. August erscheinen. Elf Songs werden enthalten sein, „Sacred Warpath“ wurde bereits 2014 auf der gleichnamigen EP veröffentlicht. Sieben Songs wurden heute vorgestellt, fehlen also nur noch drei, die man gar nicht kennt. Das Albumcover, welches wir aus Promogründen noch nicht veröffentlichen dürfen, erinnert nicht nur an Motörhead´s „Another Perfect Day“, sondern stammt auch tatsächlich von keinem Geringeren als Joe Petagno. Vier Monate lang haben Sodom an ihrem neuen Album gefeilt. Es handelt sich dieses Mal um ein Konzept-Album, das den D-Day behandelt, den Tag im Juni 1944, an dem Truppen der aliierten Streitkräfte landeten, um Europa von der Geißel des Nationalsozialismus zu befreien. Das aktuelle Weltgeschehen wird dabei zugleich kritisch beobachtet. Produziert hat die Scheibe Onkel Tom-Schlagzeuger Corny Rambadt. Die letzten Sodom-Alben dümpelten ja eher im Midtempo. Man durfte also gespannt sein, in welche Richtung sich „Decision Day“ bewegen wird. Und die Zuhörer, die auf Kosten der Plattenfirma beim Zuhören mit Bier versorgt wurden, waren sichtlich positiv überrascht! Hier die einzelnen Songs in der Übersicht:

In Retribution“: Der Opener besticht durch hohes Tempo und fiesem Gesang, der fast schon etwas blackmetallisch rüberkommt. Das präzise Geballer von Makkas getriggertem Schlagzeug kommt zum Glück sehr druckvoll und nicht modern und klinisch rüber und verleiht dem Track den nötigen Druck.

sodomDecision Day“: Tatsächlich gibt es bei Sodom auch mal einen dezenten Ansatz von Melodien. Eine Überraschung bietet das Schlagzeugbreak, das den Gitarrenlauf arschtight betont. Man hört, dass Makka mal bei den Progressive Metallern Everflow die Stöcke geschwungen hat. Ein denkwürdiger Aha-Effekt auf diesem Thrash-Epos!

Caligula“: Hier liegt uns ein richtiger Hit mit Ohrwurmpotential vor. Der Mitgrölrefrain wird garantiert ein Knaller auf jeder vernünftigen Metalparty.

Who Is God?“: Hier gibt es eine typische, neue Sodom-Nummer, wie es sie zahlreich nach der Jahrtausendwende gab. Schnell und mit Doublebass ertönt ein absolut headbangertaugliches Riffmonster, das die Nackenmuskeln perfekt trainiert.

Strange Lost Word“: Dieser Song beginnt in rhythmischem Midtempo und erneut ungewohnt fiesem Gesang und knallt ohne Ende. Richtig geil!

Vaginal Born Evil“: Trotz des witzigen, seltsamen Titels handelt es sich hier keinesfalls um eine Ulknummer. Der Track besticht durch ein messerscharfes Riff und treibende Drums. Dem Uptempo in der Strophe folgt ein fast schon melodischer, eingängiger Refrain. Erinnert ein wenig an die punkige Phase auf Bernemanns 1997 erschienenen Sodom-Debüt „´Til Death Do Us Unite“, auf dem Songs wie „Fuck The Police“ oder „Hanging Judge“ diesem hier sehr ähnelten.

Refused To Die“: Der Abschlusstrack zeigt Sodom mal von einer ungewohnt abwechslungsreichen Seite. Mit einem mystischen Intro, cleanen Gitarren und coolen Toms geht’s los. Danach gibt es schönes Midtempo. Der Song erinnert etwas an „Napalm In The Morning“ vom 2001er Album „M-16“. Danach gibt es nochmal treibendes Uptempo Doublebass, was Erinnerungen an „I Am The War“ erinnert, der ebenfalls auf „M-16“ vertreten war.

sodomAls Fazit gab es von den knapp dreißig eingeladenen Gästen, unter ihnen Steffen Böhm von High Roller Records, Ex-Sodom-Gitarrist Andy Brings und Marcel Rapp von powermetal.de anerkennenden Beifall. Sodom schaffen es tatsächlich, sich selbst neu zu erfinden. Sie versuchen erst gar nicht, zurück zu ihren Wurzeln zu gehen, nerven aber auch nicht mit unnötiger Modernisierung. Sodom stehen zwar mit beiden Beinen fest in der Gegenwart, sind aber immer noch unverkennbar Sodom. Das Thrash Metal-Urgestein klingt ungewohnt facettenreich, lässt aber keinerlei Brutalität vermissen. Uns erwartet endlich wieder ein richtiges Brett und ein absolutes Thrash Metal-Highlight!

Autor: Daniel Müller – Pics: Daniel Müller