ELECTRIC CITIZEN - HIGHER TIME


Label:RIDING EASY
Jahr:2016
Running Time:40:45
Kategorie: Neuerscheinung
 

Mit ziemlich guter Trefferquote schaffe ich es mir bei den zahlreichen Neuerscheinungen immer wieder richtig geile Retroperlen rauszusuchen. Diesmal hat es die vier Rockenthusiasten aus Cincinnati, Ohio, namens Electric Citizen, getroffen. Okay, war auch nicht ganz so schwer. Da gibt es die Stoner-Doom-Band Electric Wizard aus England. Könnte ja sein, dass und? Treffer. Für einen Geheimtipp ist es leider schon zu spät. "Higher Time" stellt bereits den zweiten Output dar und aktuell tourt das Quartett mit Wolfmother durch die Lande bei fast immer ausverkauften Gigs. Electric Citizen sind Laura Dolan (Vocals), Ross Dolan (Guitar). Randy Proctor (Bass), Nate Wagner (Drums & Percussion) sowie der als Gastmusiker auftretende Andrew Higley (Keyboard & Piano).

Der Opener "Evil" ist unverkennbar Black Sabbath mit all der Düsternis und Schwere, die die Urväter des Doom hervorgebracht haben und on Top nun kein quietschender Ozzy sondern ein richtig starker, umgehend mitnehmender, merklich slangbelasteter Gesang der natürlich blonden Fronterin und am Ende ein Bass, der, so dachte ich bislang, eigentlich nur von Geezer Butler so gespielt werden kann. Auch "Social Phobia" sind unverkennbar die Engländer mit hier super geilen Riffbrettern, die einfach nur grooven ohne Ende. Weiter geht es mit "Misery Keeper" mit ordentlichem Druck nach vorne, roughen Vocals und geilem Sechssaiter. Auch "Devils In The Passing Time" mit hier etwas mehr rauschgeschwängerten Vocals und coolen Breaks sowie viel Flair von Led Zeppelin kann umgehend überzeugen. "Golden Mean" ist einfach nur der Megagroover mit übergeiler Gitarre, ganz starken Melodien und wieder klingt Laura hier ganz anders. Einfach ein Hammersong. Ausgerechnet der Titeltrack schlägt nun mit etwas schrägeren, psychedelischen Attitüden und merklichen Elementen aus dem Post Rock dann erstmals etwas andere Wege ein. Ohne Zweifel beherrschen die Vierer aber auch diesen Stil und am Ende wieder diese unglaublich gut gespielte Gitarre. Auch "Ghost Of Me" hat sein Wurzeln unverkennbar im Rhythmus der alten Briten. Trotz netter Hammond Orgel und wieder tollen Riffbrettern kommt der Track allerdings insgesamt etwas zu vertrackt rüber. "Natural Law" passt da schon wieder eher und versprüht wieder das urwüchsige Feeling der ersten Tracks. Das sehr gitarrenorientierte "Crux" kann zumindest als gelungen, wenn auch nicht als der absolute Burner, bezeichnet werden. Ganz offensichtlich hat Ross neben Herrn Iommi durchaus auch mal andere Gitarren zur Kenntnis genommen obwohl das schwarze Gibson-Signature-Model mit Kreuzinlays immer wieder durchschimmert. Auch der Rausschmeißer "Two Hearted Woman" lebt wieder durch eine schmissige Gitarre und seinen Groove. Der Refrain / Chorus kommt allerdings etwas gequält rüber und will nicht so richtig die Gehörgänge runter rauschen.

Wer Black Sabbath in Verbindung mit einzigartigem, weiblichen Gesang sucht, leicht psychedelischen Ansätzen nicht ganz abgebneigt ist und auch Led Zeppelin zu seinen Favoriten zählt muss hier einfach zuschlagen. Anfangs war ich einer Höchstbewertung ganz nahe. Ab etwa dem Titeltrack "Higher Timer" relativierte sich der positive Eindruck jedoch und am Ende kann man durchaus auch einige Schwächen ausmachen. Dennoch insgesamt ein gelungenes und empfehlenswertes Album, was zumindest Lust auf kommende Livegigs und insbesondere den Vorgänger "Sateen" macht, den ich umgehend ordern werde.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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