ASSASSIN / RAGING ROB - Es wurde einfach gespielt und gebangt …!


Dies ist die erste Interview-Zusammenarbeit von meinem ungarischen Facebook-Freund Zoltán Papi und mir. Anlässlich des neuen Assassin-Albums “Combat Cathedral” wollten wir beide, unabhängig voneinander, ein Interview mit der deutschen Thrash Metal-Legende führen. Zoltán hatte über die Promofirma Kontakt zu Gitarrist Jürgen “Scholli” Scholz, der von 1984 bis 1987 und seit 2002 dabei ist, ich wiederum über Facebook zu Original-Gitarrist Michael Hoffmann (1983 bis 1984, 1987 bis 1989 und seit 2004), der jedoch nur Face-to-Face-Interviews in Düsseldorf machen wollte, und zu Original-Sänger Robert “Raging Rob” Gonnella, der sich aber während des Recherchierens für das Interview als ex-Sänger herausstellte (1983 bis 1989 und 2002 bis 2014). Er hatte jedoch total Bock darauf. Sowohl Scholli als auch Rob betonten, immer noch gute Freunde zu sein, und so entstand die Idee, zwei Interviews mit fast identischen Fragen zu einem gigantischen Interview zusammenzuführen. Einzige Bedingung war, dass beide Logos, das von Assassin und von Raging Rob, gleichberechtigt und gleichgroß abgebildet werden. Ein guter Kompromiss, denn so konnte die Geschichte von zwei alten Recken von hinten aufgerollt werden. Ein Zehn-Seiten-Interview einer Band, die kaum Geschichte und auch noch kein Album draußen hat (Raging Rob), wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen; schließlich nimmt diese junge Band auch nur einen Bruchteil des Interviews ein. Hier erfahrt ihr also nun alles über Assassin zu allen Phasen, Raging Mob/Raging Rob, China-Trips und auch über das völlig vergessene Nebenprojekt Checker Patrol mit drei Assassin-Leuten sowie Necrobutcher und Euronymous (R.I.P.!) von Mayhem! Na, neugierig geworden? Also los: weiter

logoZoltán & Daniel: Hi Leute und danke, dass ihr euch Zeit für dieses Interview genommen habt! Gitarrist Michael Hoffmann meinte, dass er nur noch Live-Interviews macht. Auf Word-Dateien und logoTelefonieren hat er keinen Bock mehr. Deswegen müsst ihr jetzt leider dran glauben und dieses Assassin-Interview mit uns machen, haha! Willkommen in unserem Webzine! Wie geht´s euch?

Scholli: Danke für das Interview! Mir geht es gut. Der Winter ist vorbei, es wird wieder langsam wärmer und ein neues Assassin-Album steht in den Startlöchern.

Rob: Alles Bestens, danke Dir!

Zoltán: Ich schlage vor, wir rollen die Vergangenheit erstmal von hinten auf: Soweit ich weiß, habt ihr 1982 unter dem Namen Satanica angefangen. Kannst du dich noch an eure erste Besetzung erinnern? Wann hattet ihr entschieden, so brutale Musik zu spielen? Oder hatte sich das einfach so ergeben?

Scholli: Satanica wurden von Dinko Vekic, Markus Ludwig und Michael Hoffmann als reines Spaßprojekt gegründet. Es sollte eigentlich nie eine ernstzunehmende Band daraus werden. Weil die Musiker aber damals auch noch nicht wirklich spielen konnten, haben sie einfach nur an ihren Instrumenten geschrammelt und ins Mikro geschrien, haha!

Rob: Ich war der Letzte, der zu Assassin gestoßen war, und da war der Name Assassin schon da. Wir waren alle Headbanger, die Metal hörten. Man hat gerade Instrumente gekauft und angefangen zu spielen; und da flog auch der Name Satanica rum. Wir alle liebten die harten Metal-Größen wie Venom, Motörhead und Slayer und wollten von Anfang an so ähnliche Musik spielen.

Zoltán: Warum kam es 1983 zur Umbenennung in Assassin? Hörte sich der Name für euch einfach besser an? Oder gab es andere Gründe dafür? Und habt ihr unter Satanica eigentlich jemals etwas aufgenommen?

Scholli: Der Name wurde niemals geändert. Satanica und Assassin waren tatsächlich zwei völlig verschiedene Bands. Satanica waren nur ein Spaßprojekt. Nachdem Dinko Vekic, Markus Ludwig, Andreas Suther (Psycho/Danger), Robert Gonnella und ich uns zusammengerauft haben, um ernsthaft Musik zu machen, suchten wir nach einem geeigneten Namen für die Band und einigten uns schließlich auf Assassin.

Rob: Wie ich schon sagte: Am Anfang hatten wir mehrere Namen in Aussicht (u.a. Satanica) und haben uns am Ende doch für Assassin entschieden und mit Assassin auch unsere ersten Demos gemacht.

Zoltán: 1985 habt ihr euer erstes Demotape aufgenommen. War das entscheidend für den Plattendeal bei Steamhammer? Wie seid ihr mit dem Label in Kontakt gekommen?

Scholli: Wir hatten zuvor zwei Demos gemacht: „Holy Terror” und „The Saga Of Nemesis”. Das erste haben wir im Proberaum aufgenommen, das zweite in einem richtigen Studio mit Rudi Graf (Ex-Warlock). Das erste Demo wurde 700 mal verkauft, das Studio-Demo dagegen nur etwa 500 mal. Heutzutage ist es eigentlich unmöglich, noch so derart viele Demos in so schlechter Qualität zu verkaufen. SPV hatten jedoch davon Wind bekommen, dass wir so viele Demos losgeworden sind. Ihr A&R-Manager damals hieß Degenhardt und arbeitete später bei Gun Records/Drakkar. Er kam zu uns in den Proberaum und war beeindruckt, als er unsere Song gehört hatte. Danach sollten wir alles unplugged spielen. Unplugged-Sessions gab es damals eigentlich noch nicht, aber dann muss man sauberer spielen, und er wollte einfach wissen, ob wir spielerisch wirklich etwas drauf hatten. Eine Woche später hatten wir den Plattenvertrag bei SPV dann aber in trockenen Tüchern. Die Zeiten sind wohl vorbei, wo so etwas noch so funktioniert. :-)

Rob: 1985 haben wir unser erstes Demo “Holy Terror” aufgenommen und zwar mit einen einfachen Kassettenrecorder im Proberaum; einfach nur, um unsere Songs mal aufgenommen zu haben. 1986 haben wir unser zweites Demo “The Saga Of Nemesis” aufgenommen und mit diesem Demo haben wir uns bei SPV/Steamhammer beworben. Wir haben es einfach hingeschickt und prompt eine Zusage bekommen.

assassinDaniel: Was ich dich auch immer schon mal fragen wollte: Zwischen dem zweiten Assassin-Demo und dem Debüt gab es von euch ein kleines Spaßprojekt namens Checker Patrol. Hier waren drei Leute von Assassin (Schlagzeuger Markus Ludwig, Gitarrist Michael Hoffmann und du) am Start sowie Euronymous und Necrobutcher von den norwegischen Black Metallern Mayhem. Wie zur Hölle kam es denn in Zeiten ohne Internet zu dieser Konstellation?

Rob: Das war 1986, wo ich Kontakt zu Metallion vom Slayer Mag per Briefkontakt hatte. Er sagte mir, dass er mal mit zwei Kollegen eine Europareise starten wollte, und prompt kam er zu Besuch und brachte Necrobutcher und Euronymous mit. Die haben bei mir im Haus meiner Mutter übernachtet für eine ganze Woche. Natürlich habe ich sie mit in unseren Proberaum genommen, wo dann diese Session mit einem Kassettenrekorder aufgenommen wurde.

Daniel: Über Euronymous und Necrobutcher wurde schon viel Mist geschrieben, weil die Norwegische Szene später sehr extrem wurde, mit den ganzen Morden und Kirchenbränden. Als was für Menschen habt ihr die beiden kennengelernt? Waren sie wirklich so böse? Oder konnte man mit ihnen auch Spaß haben, lachen und sich sinnlos besaufen?

Rob: Böse? Ganz in Gegenteil! Die waren super drauf, nett und man hatte viel Spaß zusammen. Sie brachten ihre erste LP “Deathcrush” mit und wir haben denen geholfen zu verticken. Wir haben voll die geilen Barbecues mit denen gemacht, sind nach Essen gefahren und haben dort auch Kreator, Sodom und Darkness getroffen. Wir hatten eine geile Zeit. Ich kann überhaupt nichts Schlechtes über die Jungs sagen.

Daniel: Hattest du bis zu Euronymous´ Tod im Jahr 1993 eigentlich noch Kontakt zu ihm?

Rob: Ich hatte nach dem Besuch noch Briefkontakt zu Euronymous, aber nur für ein paar Jahre. Danach hat man sich aus den Augen verloren, und ich war sehr traurig, als ich hörte, dass er gestorben war.

Daniel: Es soll noch ein zweites Demo aus derselben Aufnahme-Session gegeben haben, was aber nie veröffentlicht wurde. Warum nicht?

Rob: Wir haben im Assassin-Proberaum einfach herum gespielt und Kassettenrekorder-Aufnahmen gemacht, und am Ende kam dieses Tape heraus. Ob es noch weitere Mitschnitte gab, die nicht veröffentlicht wurden, weiß ich gar nicht. Kann ich mir aber nicht vorstellen, dass es noch welche gibt.

Daniel: Warum fehlt auf dem einzigen Demo “Metalion In The Park”, welches 1986 veröffentlicht wurde, eigentlich das “C” im Bandnamen? Auf dem Cover steht tatsächlich Cheker Patrol, haha! Habt ihr euch in eurem jugendlichen Leichtsinn einfach nur vermalt, haha?

Rob: Der Name Checker Patrol kam daher, weil wir immer ohne Fahrschein Straßenbahn gefahren sind und wir immer auf der Hut vor Kontrolleuren (Checkers) waren, haha! Als wir die Aufnahmen fertig hatten, gab es auch gar kein Cover und es muss Jahre später sehr wahrscheinlich aus Norwegen nachgemacht worden sein. Also hatten wir von deutscher Seite gar keinen Einfluss darauf.

Zoltán: 1986 habt ihr dann euer Debüt “The Upcoming Terror” veröffentlicht. Zu der Zeit wurden viele geile Thrash Metal-Alben veröffentlicht. Wie war es für euch, ebenfalls mit solch einem starken Album am Start zu sein, zu einer Zeit, in der Thrash Metal gerade in aller Munde war?

Scholli: Wir gehörten zu den Mitbegründern der deutschen Thrash- und Speed Metal-Szene. Aber wir hatten einen speziellen Stil mit Punkrock-Attitüde und Melodien zugleich. Das hat, glaube ich, damals den Unterschied ausgemacht.

Rob: Es war die goldene Ära des Thrash Metal. Slayer kamen mit “Hell Awaits” und die ersten Metallica-Alben waren draußen. Es war alles sehr natürlich im Zuge der Zeit. Man hat nicht versucht, nach jemand anderes zu klingen oder gar zu klauen. Es wurde einfach gespielt und gebangt und hat viel Spaß gemacht.

Zoltán: Heute wird euer Debüt allgemein als einer der größten Klassiker der Thrash Metal-Geschichte angesehen. Würdest du das Album persönlich auch als Klassiker oder kultig ansehen? Oder fehlt dir dazu die Distanz zur Musik? Und hättet ihr je gedacht, dass das Album so einschlagen würde?

Scholli: Aufgrund der Tatsache, dass wir die Punk Rock-Attitüde mit Melodien versehen haben, hatte das Album tatsächlich einen speziellen Sound. Die Produktion von Kalle Trapp ist etwas zu soft ausgefallen und ließ die Verzerrung und die Aggression vermissen. Damit war die Band nicht einverstanden! Von diesem Standpunkt aus ist dieser Kultstatus für mich dann doch etwas verwunderlich, hehe!

Rob: Keiner hat damals gedacht, dass es so einschlagen würde. Selbst der Produzent Kalle Trapp war sehr baff und konnte es im Nachhinein kaum glauben, dass dieses Album so groß rauskam. Ich selber sehe das Album als schöne Zeit an und erinnere mich gerne an die Zeit Mitte der Achtziger. Ich selber sehe dieses Album jetzt nicht als Klassiker an, aber schon als kleines Kult-Objekt aus den Achtziger-Thrash-Jahren.

assassinZoltán: Wart ihr mit Steamhammer zufrieden? Viele deutsche Bands hatten sich ja damals über sie beklagt. Viele erzählen, dass sie kaum Geld für Plattenverkäufe bekommen haben, und dass es zu wenig Promotion gab. Wie war das bei Assassin?

Scholli: Ja, die Zusammenarbeit war damals wie heute immer sehr gut. Der zusätzliche Vertrag mit Wintrup Music war allerdings total für´n Arsch. Sie haben nie etwas für uns getan und kassieren bis heute knapp 40 Prozent der Tantiemen! Voll der Scheiß! Nehmt euch vor solchen Verträgen in Acht! Übrigens war Heribert Reiphöler von Soundfactory aus Bochum ein noch viel größeres Arschloch. Ich bekam mit einer anderen Band in den Neunzigern richtig Probleme mit ihm. Es ist unglaublich, dass er überhaupt noch am Leben ist! Auch die Veröffentlichung des Assassin-Debüts von Axe Killer Records aus Belgien ging nicht mit rechten Dingen zu. Wir haben durch Zufall erfahren, dass sie uns gar kein Geld überwiesen hatten, obwohl wir damals mehr als 3000 Einheiten davon verkauften.

Rob: Die damaligen SPV/Steamhammer haben uns nur ganz wenig Kohle für die Alben gegeben, aber weil wir jung waren, hat uns das kaum interessiert. Steamhammer USA haben unser Album in den USA gut verkauft, aber wir haben keinen Cent dafür gesehen. Promotion hat es aber angemessen für eine Newcomerband gegeben.

Zoltán: 1986 kam es zum Umbruch. Ihr wart erfolgreich, hattet ein bekanntes Label im Rücken und ein Killer-Debüt am Start. Aber mit “Interstellar Experience” hattet ihr anscheinend den Faden schnell wieder verloren. Wie kam es dazu? Und wie stehst du im Nachhinein zu diesem Album?

Scholli: Assassin waren mit dem Debüt auf einem guten Weg. Aber wir sind nicht gerade mit Honig beschmiert worden. Wir waren jung und total unerfahren im Musikgeschäft. Psycho Danger und ich verließen die Band. Es fehlten also zwei Original-Mitglieder, die den Sound des Debüts klar mitgeprägt hatten. Für sie kamen Michael Hoffmann und Frank Nellen in die Band. Das zweite Album ist viel schneller entstanden und war unterm Strich, objektiv gesehen, vielleicht auch besser, aber die Songs waren nicht mehr so eingängig wie früher, meiner Meinung nach.

Rob: Also von den damaligen und heutigen Thrashern werden beide Alben gleichermaßen gemocht. Der eine mag “The Upcoming Terror” mehr, der andere eben “Interstellar Experience”. Das zweite Album kam 1988 heraus und hatte Assassin schon einen großen Boost gegeben. Klar hat es anders geklungen, da Scholli und Psycho Danger weg waren und mit Micha und Frank zwei neue Leute mit an Bord waren. Aber wir haben schon ein irres Ding zusammen gemacht. Ich selber stehe hinter beiden Alben gleichermaßen.

Zoltán: 1989 gab es noch ein Drei-Track-Demo, aber viele Kritiker sagen, es war verhältnismäßig schwach. Hinzu kam, dass ihr zu der Zeit ganz schön viel Pech hattet. Auch soll euch Equipment gestohlen worden sein. Was ist da genau vorgefallen? Und wurden die Täter eigentlich jemals gefunden?

Scholli: Ich bin so froh, dass dieses Demo niemals veröffentlicht wurde! Nach dem zweiten Album drehte sich mal wieder das Besetzungskarussell. Das reduzierte die Band auf ein Level, das nichts mehr mit Speed- oder Thrash Metal zu tun hatte. Ihr Manager fragte mich, ob ich wieder in die Band einsteigen würde. Aber als ich die drei Songs hörte, sagte ich ihm, dass das für mich nichts mehr mit Assassin zu tun hatte. Robert schrie nicht mehr, sondern versuchte zu singen. Und die Musik war auch nicht mehr gut. Ich konnte es nicht ertragen! Das war der Untergang von Assassin! Und zu guter Letzt wurde auch noch das gesamte Equipment der Band aus dem Proberaum gestohlen. Die Polizei hat die Täter übrigens bis heute nicht gefunden.

Rob: Haha, das Demo haben wir auch nicht veröffentlicht. Hast Du Dir das mal angehört? Ja, wir waren dabei, neue Songs zu proben und dann wurden unsere Sachen aus dem Proberaum komplett gestohlen. Bis heute ist dieser Diebstahl ungeklärt. Über Nacht waren Einbrecher durch die Proberaumtür gekommen und am nächsten Tag war alles weg.

Zoltán: Nach all dem Pech überraschte es eigentlich nicht, dass ihr danach einen Schlussstrich gezogen habt. Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Und wie war die Atmosphäre innerhalb der Band überhaupt zu der Zeit?

Scholli: Nach der Auflösung ging jeder seine eigenen Wege, aber wir sind alle Freunde geblieben. 2002 dachten Dinko und ich über eine Assassin-Reunion nach und fragten die anderen, ob sie auch mitmachen würden. Das Schlagzeug wurde dann von Jason Kubke und der Bass von Joachim Hopf übernommen, weil die alte Rhythmussektion kein Interesse hatte. Die Band war gut drauf und arbeitete schnell und effektiv. 2003 haben wir dann in dieser Besetzung unseren Reunion-Gig in Wacken gespielt. Lediglich Schlagzeuger Jason Kubke wurde durch Atomic Steiff ersetzt.

Rob: Zu dieser Zeit habe ich meine Abschlussprüfungen von meiner Lehrstelle gemacht und war selber auch ziemlich busy, so dass ich von meiner Seite auch nicht so viel gekümmert habe. Wir waren auch nicht mit den neuen Stücken so zufrieden. Dinko war kurz vor dem Proberaumeinbruch ausgestiegen, und es war auch nicht der Zusammenhalt mehr da, den es noch ein Jahr vorher gegeben hatte. Die Auflösung der Band war die Folge.

Daniel: 1990 wechselte Gitarrist Michael Hoffmann dann zu Sodom und spielte deren “Better Off Dead”-Album ein. War das ein Problem für euch? Gab es da eine Art Konkurrenzdenken? Und spielte Michael vielleicht schon mit dem Gedanken, zu Sodom zu wechseln, als es mit Assassin langsam zu Ende ging? Gab es da damals einen Zusammenhang?

Rob: Nachdem es Assassin nicht mehr gab, ist Micha zu Sodom gegangen und es war auch für niemand ein Problem, da es Assassin ja nicht mehr gab. Es gab also keinen Zusammenhang zwischen dem Ende von Assassin und seinem Einstieg bei Sodom.

raging robZoltán: Es gibt Gerüchte, dass ihr die Band häufiger mal wieder reformiert habt, es aber nicht mehr zu Aufnahmen kam. Warum nicht? Hattet ihr zu viele andere Dinge um die Ohren, oder warum konntet ihr euch nicht genug auf die Musik konzentrieren?

Scholli: Nein, das stimmt nicht! Die Reunion fand erst 2002 statt. Die Besetzung wechselte danach jedoch einige Male. Nur Robert und ich sind immer in der Band geblieben. Assassin waren also nicht gerade in einem stabilen Zustand. Das änderte sich erst, als Schlagzeuger Björn Sondermann und Bassist Joachim Kremer 2009 in die Band kamen. In der Zeit zwischen der Auflösung und der Reunion hat jeder sein eigenes Ding gemacht: Dinko und Lulle spielten in einer Psychedelic Rock-Band, Robert ging nach China, Micha und Frank gingen nach Brasilien und ich spielte in mehreren kleineren Bands.

Rob: In den Neunzigern gab es mehrere Versuche, die Band nochmals zu vereinen, aber diese scheiterten jeweils aus verschiedenen Gründen. Unter anderem bin ich 1992 aus Deutschland weggezogen und konnte nur bedingt bei einer Reunion dabei sein.

Zoltán: Okay, dann lass uns mal ins Jahr 2002 zurückgehen, wo wir euch wieder zusammen gerauft hattet. Wie kam es, dass die Band endlich wieder funktionierte? Was war dieses Mal anders?

Scholli: Dinko, Robert, die zwei Neuen und ich hatten immer noch den alten Spirit in uns und wir wollten den guten alten Thrash Metal aus Düsseldorf am Leben erhalten. Das klappte anfangs sehr gut, aber die Zeiten ändern sich. Jeder hatte andere Dinge um die Ohren, sei es auf der Arbeit oder privat. Es war nicht mehr so einfach wie in den Achtzigern, Musik zu machen.

Rob: Die Konstellation hatte einfach gestimmt. Mit Atomic Steif, der gerade seine Schulung in Düsseldorf machte, war ein Drummer am Start, während mit Dinko und Scholli beide alten Gitarristen dabei waren. Ich war ja seit 1992 in Asien und bin immer zu meinen Besuchen nach Deutschland zur Band gestoßen, und so konnten wir zusammen auch proben und Auftritte machen.

Zoltán: Das Comeback-Album hieß “The Club”, erschien 2005 und hatte ein seltsames Cover für ein Metal-Album. Für mich sah es eher nach einem Punk-Album aus, haha! Es fällt einem Metalfan schwer, das ernst zu nehmen. War das Absicht? Und wie denkst du heute über dieses Album?

Scholli: Der Titel und das Cover zeigten, dass sich die Band in einem radikalen Umbruch befand. Es klappte alles nicht so, wie es sollte. Zu viele Leute hatten da ihre Finger im Spiel und das hört man auch. Das Coverfoto wurde in Rob´s Stammkneipe gemacht, wo sich viele Fußballfans treffen. Das Cover hätte also besser zu Bands wie Cockney Rejects oder Rose Tattoo gepasst – Bands, die ich zwar alle mag, die jedoch nichts mit Thrash Metal zu tun haben. Zwei oder drei Songs des Albums fand ich ganz in Ordnung, und vielleicht spielen wir die sogar auch mal wieder live!

Rob: 2005 ist Dinko zurück nach Kroatien gezogen und wurde von Michael Hoffmann ersetzt. Atomic Steif hatte auch seine Schulung in Düsseldorf zu Ende gebracht und wurde von Frank Nellen ersetzt. Die Songs wurden aber noch von allen beteiligten Musikern zusammen geschrieben. Deshalb ist es sehr bunt geworden. Ja, am Ende kommt das Album punkig rüber, auch mit dem Cover, aber es hat sehr viel Spaß gemacht und ich stehe immer noch hinter dem Album, was wir auch selber produziert und veröffentlicht haben.

Zoltán: Wie kam es überhaupt dazu, dass auf dem Album ein chinesischer Song enthalten war? Wer kam denn auf die Idee?

Scholli: Das war Roberts Idee. Das hätte man auch anders machen können, aber es hat gezeigt, dass Thrash Metal auch mit chinesischen Texten sehr gut funktioniert.

Rob: Von 1992 bis 1994 habe ich in Japan und von 1994 bis 2012 in Peking/China gelebt. Dort habe ich natürlich auch Chinesisch gelernt, so dass ich einfach einen Song auf Chinesisch singen wollte und das dann auch gemacht habe.

Daniel: Apropos China: Von 2005 bis 2013 hast du in einer Thrash Metal-Band namens Raging Mob gesungen, die 2008 ein selbst betiteltes Album veröffentlicht hat. Laut Metal Archives kommt diese Band aus China. Hast du da also tatsächlich mal gelebt und eine Band gegründet? Oder war das alles nur ein Scherz, den ihr euch da gemacht habt?

Rob: Wie ich schon sagte, habe ich achtzehn Jahre in China verbracht. Ich habe Raging Mob mit lokalen Musikern dort gegründet u. a. auch, um mich fit zu halten für Assassin-Konzerte, die ja zum Teil 90 Minuten lang waren. Und ohne Probe läuft da nichts. 2008 haben wir ein eigenes Album herausgebracht, 2009 wurde ich noch “Bester Metal Sänger Chinas” auf der Metal Battle geworden und 2010 gewannen wir mit Raging Mob die Metal Battle China. Wir haben in China auch viele Konzerte gegeben.

Daniel: Ist Raging Rob eigentlich die direkte Nachfolge-Band von Raging Mob? Oder ein Soloprojekt von dir, das nur zufällig so ähnlich heißt?

Rob: In China gab man mir den Spitznamen “Raging Rob” durch die Band Raging Mob. Als ich 2014 Assassin verließ, wollte ich unbedingt weiter machen mit alten Kollegen aus den Achtzigern, und wir beschlossen, uns Raging Rob zu nennen. Wir spielen neben alten Assassin- und Raging Mob-Stücken auch unsere eigenen Songs. Wir wollen dieses Jahr ein Demo produzieren.

Daniel: Wo liegen für dich genau die Unterschiede zwischen Assassin und Raging Mob/Raging Rob, musikalisch wie textlich? Beide Bands spielen ja Thrash Metal und dein Gesang ist ja schon ziemlich prägnant.

Rob: Raging Rob und Raging Mob sind purer Old School Achtziger Thrash und hat auch ein wenig mehr Melodie als Assassin. Textlich bin ich auch persönlicher, obwohl ich ja später auch bei Assassin mehr persönliche Texte geschrieben habe.

raging robZoltán: Aber wir schweifen ab. Nochmal zurück zu Assassin: Das nächste Album, “Breaking The Silence”, welches 2011 erschien, war dann aber wieder sehr gut und ging wieder mehr zurück zu den Wurzeln der Band. Auch das Cover-Artwork war an das Debüt angelehnt. Aber wieso gab es Neuaufnahmen von “No Fear” und “Real Friends” vom eher schwachen Vorgänger-Album?

Scholli: Ich hatte die Idee, diese beiden Songs noch einmal neu einzuspielen. Und mit den beiden neuen Mitgliedern Burn und Jo klangen sie auch wieder wie richtiger Thrash Metal.

Rob: Ganz einfach: Das Album war insgesamt zu kurz und wir brauchten für ein volles Album einfach mehr Material. Da wir aber schon beschlossen hatten, das neue Album aufzunehmen, haben wir uns kurz entschlossen, halt “No Fear” und “Real Friends” einfach mit aufzunehmen. Ich glaube, wir hatten sogar auch “Bushwhackers” mit aufgenommen; aber dann nicht mit aufs Album gepackt.

Zoltán: Ihr hattet also mit “Breaking The Silence” wieder ein gutes Album am Start. Aber danach passierte wieder lange gar nichts...

Scholli: Nach der Veröffentlichung von „Breaking The Silence“ waren wir viel auf Tour in Asien, Südamerika und Europa. 2012 veröffentlichten wir unsere erste Assassin-DVD „Chaos And Live Shots“. Anfang 2014 verließ Robert die Band und wir mussten erstmal passenden Ersatz finden. Wir hatten zu der Zeit viele Probleme. Jetzt haben wir sie aber alle gelöst und haben ein neues Album draußen. Neue Tourneen und Konzerte sind in Planung. Wir sind bereit zum Angriff!

Zoltán: Wenn du heute erst anfangen würdest, Musik zu machen, würde es dann wieder mit einer Thrash Metal-Band sein?

Scholli: Nein, ich würde lieber Polka spielen, hehe! Nein, war nur Spaß! Ja, ich würde wieder mit einer Thrash Metal-Band anfangen.

Rob: Ja, selbstverständlich! Ich komme aus dem Achtziger-Thrash und kann auch nix anderes, haha! Mit Raging Rob fange ich ja auch von ganz vorne an.

Zoltán: Welcher war der schönste und welcher der schlimmste Moment für euch bei Assassin?

Scholli: Am besten war es in der Schulzeit, als unsere Lehrerin die Musik und Texte von Assassin analysieren wollte. Sie hatte mir zuvor eine “5” gegeben, weil sie meinen Test mit dem eines Mitschülers vertauscht hatte, als sie betrunken war, hehe! Ich zog sie damit auf. Sie sagte, dass man die beiden Texte von „Assassin“ und „The Last Man“ vom Sinn her zu einem Text zusammenfassen könnte. Ich sagte ihr, dass das nicht stimmte, und dass bei beiden Songs erst die Musik und danach erst die Texte entstanden seien. Beide Songs sind zu unterschiedlichen Zeiten entstanden und hatten nichts miteinander zu tun. Das schlimmste für einen Musiker ist es, wenn Leute meinen, alles kontrollieren und richtig beurteilen zu können und Recht haben zu wollen, wie das heutzutage ja auch bei den ganzen blöden Castingshows der Fall ist. Nur tanzen und posen, keine richtigen Musiker und fehlende Kreativität von Leuten, die nichts drauf haben, aber trotzdem ständig nur im Mittelpunkt stehen wollen, weil sie mit ihrem Leben nichts anzufangen wissen!

Rob: Oh, da müsste ich ein wenig überlegen. Als wir 1986 als Ersatz für Anthrax mit Celtic Frost und Crimson Glory in Düsseldorf spielen durften, das war so einer der schönsten Momente. Aber auch 1988 die Tour mit Death Angel, 2003 der Wacken-Auftritt, Japan und China 2010, 2012 die Tour in Südamerika waren allesamt sehr schön. Der schlimmste Moment war, wo ich die Band verlassen habe, denn ich war zu unprofessionell und wollte immer mit der Band proben, aber die wollten, dass jeder für sich alleine probt.

Zoltán: Warum habt ihr euch 2014 von Original-Sänger Robert Gonnella getrennt? Was war da los? Ihr sollt ja noch gute Freunde sein, wie man so hört...

Scholli: Robert kam mit der Arbeitsweise der Band und den Prozessen beim Rest der Band nicht klar. Letztendlich verließ er die Band, aber auch aufgrund einiger persönlicher Umstände. Aber es stimmt, dass wir heute immer noch sehr gute Freunde sind!

Rob: Ich lege mehr Wert auf Songwriting als Band, nicht als Einzelmusiker; das war der Hauptgrund. Seit ich von Assassin weg bin, habe ich jedoch leider kaum noch etwas von den Jungs gehört.

Daniel: Hast du das brandneue Assassin-Album “Combat Cathedral” eigentlich schon gehört? Wie findest du es? Und warst du am Songwriting vielleicht auch noch beteiligt?

Rob: Ich habe nur noch das neue Material in der Entstehungsphase mitbekommen, sonst nichts. Ich bin also in keinster Weise daran beteiligt gewesen und habe bisher auch nur einen neuen Song gehört.

Zoltán: Glücklicherweise habt ihr ja in Ingo Bajonczak einen geeigneten Nachfolger gefunden. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen?

Scholli: Burn, unser Schlagzeuger, kannte Ingo noch von früher. Burn tourte gerade mit Vibravoid und sah Ingo auf einem Konzert während dieser Tour singen. Ingo ist in unserer Gegend sehr bekannt. Er singt auch bei Supersoma und war früher bei Lord Of Giant und New Damage. Burn erzählte Ingo, dass Assassin einen neuen Sänger suchten. Und er meinte, dass er ein großer Fan der Band sei und es mal versuchen wolle.

raging robZoltán: Jetzt erschien nach fünf Jahren also endlich das neue Album „Combat Cathedral”. Warum hat es so lange gedauert? Und was für Ziele hattet ihr bei diesem Album vor Augen?

Scholli: Nach Roberts Ausstieg waren wir natürlich zunächst einmal geschockt und mussten jemanden suchen, der gut genug war und zu uns passte. Wir sind nach der Veröffentlichung von „Breakling The Silence” viel auf Tour in China, Japan und Europa gewesen. Durch die vielen Veränderungen in der Band brauchten wir erstmal eine ganze Weile, bis wir dazu kamen, wieder neue Songs zu schreiben. Und wir hatten nicht sofort ein geeignetes Studio gefunden. Das hatte mehrere Gründe. Geld und Termine waren nur zwei davon.

Daniel: Nochmal zurück zu dir, Rob: Schließlich gibt es ja bislang noch keinen Tonträger von Raging Rob. Welche Zukunftspläne hast du denn noch mit Raging Rob? Kommt da bald ein Album? Und werdet ihr Konzerte spielen

Rob: Wir haben jetzt genug Material für unser erstes Album. Wir müssen jetzt kräftig proben, um es auch gut einzuspielen und wollen dieses Jahr unser erstes Demo-Album machen.

Zoltán: Danke, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt! Wir wünschen euch alles Gute! Möchtet ihr noch etwas an eure alten und neuen Fans loswerden?

Scholli: Danke für die Unterstützung von Assassin! Ohne euch Fans wären wir nichts!

Rob: Ja, vielen Dank für das Interview und Keep The Old Metal Spirit Alive!!!

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Autor: Zoltán Papi & Daniel Müller