Rock Hard Festival

Gelsenkirchen, Amphitheater, 13.05.2016 - 15.05.2016

Das, was im Jahre 2003 zum ersten Mal am Rhein-Herne-Kanal stattfand, geht nun schon die die vierzehnte Runde. Das Wetter spielt nur am Freitag durch einen warmen Sommertag mit, denn die beiden letzten Tage sind in Sachen Temperaturen doch etwas sparsam und bringen auch ein paar wenige kurze Regenschauer mit sich. Dafür sieht sich der Besucher mit einer angenehm entspannten Atmosphäre konfrontiert, für die das Festival bekannt ist. Vielleicht nicht wirklich Champions-League ist die diesjährige Headlinerwahl ausgefallen. Mal angesehen davon, dass Sodom und Blind Guardian hier zum wiederholten Male den Deckel zumachen, haben auch Turbonegro eine stark drückende Konkurrenz durch erwiesene Abräumer, denn Besucher des Keep-It-True Festivals und des Headbangers Open Airs blieben nach den Headlinern Riot und Metal Church bis heute schwerstens beeindruckt.

Tag 1, 13.05.2016: Sulphur Aeon, Year Of The Goat, Satan, Tankard, Destruction, Sodom.

sulphur aeonDer Opener Sulphur Aeon hat erstmal mit witterungsbedingten Widrigkeiten zu kämpfen. Sonnenlicht und höhere Temperaturen wirken auf den ersten Blick unpassend für ein faulig-nekrotisches Death Metal Ritual zu Ehren der Großen Alten. Die fünf Hohepriester juckt das relativ wenig und so ballern sie Ihren atmosphärischen Bastard aus Death und Black Metal Elementen mitreißend ins Publikum und profitieren dabei von einem klaren und druckvollen Sound. Geboten werden die Highlights der beiden LPs "Swallowed By The Ocean's Tide" und "Gateway To The Antisphere", die das Quintett absolut treffsicher ins Publikum feuert und damit beweist, dass Sulphur Aeon auch auf größeren Bühnen und bei Sonnenlicht eine gute Figur machen. Obwohl es sicherlich einfacher gewesen wäre, als Opener eine etwas partykompatiblere Kapelle auf die Bühne zu stellen, kann man das Experiment Düster-Death Metal zur Kaffee- und Kuchenzeit als gelungen betrachten. (Bert Meierjürgen).

 

year of the goatIn der brüllendheißen Mittagssonne ist es dann an der Zeit für die schwedischen Okkultrocker Year Of The Goat, das Publikum zu unterhalten. Nach dem ersten Song „The Key And The Gate“ begrüßte der Sänger Thomas Sabbathi, bekannt durch die Doomheads Griftegard, die recht überschaubare Masse und unter Beifall ging es dann weiter. Allerdings wollte das Publikum nicht so richtig warm werden, weswegen aktive Beteiligung nur durch versprengte Headbanger, Faustschwinger und Tänzer zu erkennen war. Richtig gut wurde die Stimmung beim letzten Song, als der Sound von hoch und rockig auf tief und doomig umsprang, nur war es da auch eben schon vorbei. Alles in allem aber ein recht gelungener Auftritt. (Dominic Eisenhuth).

 

satanDie Größe der New Wave Of British Heavy Metal ist in den letzten Jahren wieder sehr aktiv an der Livefront, bringt erstklassige Scheiben raus, darunter sogar ein Livealbum. Sänger Brian Ross gehört auch all den Jahren noch zu den besten seines Fachs, gibt sich bescheiden und kriegt noch immer die hohen Schreie wie in "Twenty Twenty Five" hin. Satan sind einfach eine Bank, durchschnittliche Gigs scheint es bei ihnen nicht zu geben. Auch heute zeigen Songs wie "The Devil's Infantry" und der Titeltrack ihres aktuellen Albums "Atom By Atom" wie man durch klassischen Heavy Metal neben ein paar filigranen Griffbrettarbeiten von Russ Tippins mit geilem Riffwerk überzeugt. Vielleicht müssen die sympathischen Englishmen wegen des folgenden nationalen Stilbündnisses heute etwas früh auf die Bretter als sonst, denn Satan sind auf kleineren Hallenfestivals vor Fachpublikum Headliner. Hier auf dem Rock Hard konnten sie viele Fans mit dem raren "Oppression" vom ersten Demo 1981 beglücken, was durch Satan-Rufe bestätigt wurde. Wieder einmal beenden sie einen amtlichen Auftritt. Konnte die dreifache deutsche Elitethrashladung danach das Stimmungsbarometer weiter heben, Martin? (Joxe Schaefer).

 

tankardTankard schaffen es, das Stimmungsbarometer zumindest zu halten. Dazu gibt sich vor allem Frontmann Gerre die größte Mühe, rennt gut gelaunt über die Bühne und versucht die Stimmung weiter anzuheizen. Allerdings hatten Satan schon ordentlich vorgelegt, so dass sie etwa auf dem gleichen Level zu betrachten ist. Songtechnisch geht es mit „Zombie Attack“ und „The Morning After“ gleich zu Beginn in die Vollen. Es folgen Lieder aus nahezu allen Alben, wobei der Schwerpunkt mit insgesamt fünf von zwölf Stücken auf den beiden aktuellen liegt, bei denen besonders die Titeltracks „A Girl Called Cerveza“ und „R.I.B. (Rest In Beer)“ besonders herausstechen. Der wohl größte Hit „Empty Tankard“ kommt zum Schluss und Tankard legen somit für die nächste Band der „German Triple Attack“ ordentlich einen vor. (Martin Hil).

 

destructionDestruction hatten im Vorfeld ein Old-School-Set angekündigt und das ziehen sie mit „Curse The Gods“, „Mad Butcher“, „Eternal Ban“ und „Life Without Sense“ zunächst voll durch. Zu „Mad Butcher“ kommt selbstverständlich eben jener irre Typ auf die Bühne und treibt seine bösen Späße. Weiter geht es mit „Nailed To The Cross“, das schon nicht mehr ganz so alt ist wie der Eröffnungsvierer. Danach wird es Zeit, tief in der Mottenkiste zu graben und die ersten Gäste auf die Bühne zu holen. So trommelt Tommy Sandmann zu „Antichrist“ und Oliver Kaiser zu „Reject Emotions“ sowie „Sign Of Fear“. Beide ehemaligen Drummer beweisen, dass sie noch nichts von ihren musikalischen Fähigkeiten eingebüßt haben. Später gibt es mit „Second To None“ dann doch noch einen Song vom neuen Album, ehe auf der Zielgeraden Andy Brings zu „Total Desaster“ die Band an der Gitarre unterstützt. Richtig geil wird es als dann noch, als Tom Angelripper von Sodom und Gerre von Tankard auf die Bühne kommen und gemeinsam der großartige Klassiker „Black Metal“ von Venom geschmettert wird. Mit „Bestial Invasion“ machen Destruction dann den Sack zu und haben ein amtliches Brett hingelegt. (Martin Hil).

 

sodomAls Headliner sind heute logischerweise Sodom angekündigt, bei denen es im Vorfeld einige negative Stimmen zu hören gegeben hat, denn man hat die Band schon zigmal gesehen und natürlich habe man schon größere Headliner auf dem Rock Hard Festival gesehen. Dass Sodom aber völlig zurecht Headliner sind und für eine großartige Stimmung sorgen, ist spätestens jedem beim dritten Song „Outbreak Of Evil“ klar. Als es dann wenig später noch „Nuclear Winter“ auf die Ohren gibt, feiern Jung und Alt die Band ab. Doch nicht nur die alten Songs überzeugen, „Sacred Warpath“ macht klar, dass auch neue Songs von Sodom ordentlich reinhauen können. Hatte es bei Destruction zuvor einige Gäste gegeben, so beschränken sich Sodom auf Grave Violator, der bei „Blasphemer“ die zweite Gitarre übernimmt. Wie es sich gehört, gibt es auf der Bühne immer wieder Special Effects wie Rauchsäulen oder Pyros, die im Dunkeln natürlich wunderbar rüberkommen. Nach „Remember The Fallen“ ist zunächst Schluss und alle warten auf die Zugabe. Diese gibt es heute in Form von „Ausgebombt“ in der deutschen Version. Das Anti-Kriegslied holt nochmal alles aus den anwesenden Fans heraus, die dann pünktlich in die letzte noch einigermaßen angenehm warme Nacht entlassen werden. Denn spätestens am Samstagvormittag ist der Wetterumschwung da und es wird kalt, arschkalt. (Martin Hil).

 

Tag 2, 14.05.2016: Accu§er, Sorcerer, Tribulation, Grand Magus, The Exploited, Kadavar, Metal Church, Turbonegro.

accuserAccu§er sind am Samstag der Opener, der um 12:30 Uhr die Bühne entern darf. Auch hier gibt es noch mal Thrash Metal aus Deutschland, genauer gesagt aus Siegen. Mit „Unreal Perception“ gehen die Vier sofort in die Vollen. Es folgt der 89er Klassiker „Who Dominates Who?“. Da Accu§er in den letzten Jahren wieder neu erstarkt sind, bringen sie selbstverständlich auch neues Material vom aktuellen Album „The Forlon Divide“. Sänger und Gitarrist Frank Thomas ist das einzige Originalmitglied der Siegerländer. Interessant bei ihm ist, dass er seine Stimme im Laufe der Zeit deutlich verändert hat, in den 80ern gab es noch die hohen Schreie um die Ohren, jetzt erinnert die Stimme eher an aktuelle Sepultura und ist somit deutlich tiefer. Im Laufe des Sets wird immer wieder lauthals „Cannibal Insanity“ von Fans auf den Rängen gefordert, allerdings machen Accu§er den Sack nach 40 starken Minuten mit „Sadistic Terror“ zu. (Martin Hil).

 

sorcererVon allen Bands auf diesem Planeten, die sich den Namen Sorcerer zulegten, sind dies hier die Doomheads aus Schweden, die schon seit 1988 so heißen. Sie werden längst nicht mehr nur von Insidern gehört, spätestens seit ihrer Debütscheine "In The Shadow Of The Inverted Cross" aus dem vergangenen Jahr, von dem auch "Prayers For A King" stammt. Die kräftige Stimme plus der angenehmen Präsenz von Sänger Anders voran, den man vielleicht noch von 220 Volt und Lions Share her kennt, führt die sympathische Band auf ihrem Weg auf das nächste Level und ahmt heute zur Belustigung aller, inklusive seiner selbst, in einem leiseren Part eine Krähe nach. Sie bringen einen Querschnitt ihrer Schaffensphase und berücksichtigen dabei sogar ihre 1989er Demokassette. Ein kleines Kabelproblem macht sich knarzend bemerkbar und wird schnell behoben. Ihr Schleppgroove bekommt am frühen Nachmittag das noch schwerfällige weil vom Vorabend partygeschlauchte Publikum aber zum ausgiebigen Gemeinschaftsnicken. (Joxe Schaefer).

 

tribulationBei Tribulation wird es dann melancholisch, düster. Was aber, um es vorweg zu nehmen, im kleinen Club bei Dunkelheit besser funktioniert als auf der großen Rock Hard Bühne bei Helligkeit. „Strange Gateways Beckon“ und „Melancholia“ leiten das Set ein, das den Schwerpunkt ganz klar auf dem aktuellen Album „The Children Of The Night“ hat. Live wird das Ganze ein wenig räudiger an der Stimme vorgetragen, klingt aber nicht ganz so tief wie auf der ersten EP. Tribulation nehmen sich trotz der 45 Minuten Spielzeit immer wieder Zeit für ausschweifende Instrumentalparts und mit „Ultra Silvam“ gibt es sogar einen kompletten Instrumentalsong zu hören. Von der Performance her stechen insbesondere die beiden Gitarristen heraus, die nicht nur spookie geschminkt sind, sondern die sich die ganze Zeit über dermaßen verrenkten, dass man denken könnte, es handele sich tatsächlich um Geister und nicht um Menschen. Mit „Winds“ beenden Tribulation ihr Set und haben sicherlich den ein oder anderen neuen Fan dazugewonnen. (Martin Hil).

 

grand magusEtwas mehr als einen gewohnt soliden Auftritt legen die Schweden von Grand Magus hin. Während eines gefühlt fünfminütigen, pompösen Intros mit Bläsern und Pauken betreten die Protagonisten nacheinander die Bretter und bekommen schon mal gut Applaus, jeder einzelne von ihnen. Ihr brandneues Album "Sword Songs" ist gerade draußen und pünktlich dazu haben sie schon ihr weißes Backdrop mit dem Coverartwork fertig. Ihr grandioses Opening-Triple schließt das Trio mit "Like The Oar Strikes The Water" ab, bringt "Varangian" vom neuen Album und wirft ein fettes "Steel vs. Steel" nach. Eine kurze Schauer ist zu "Triumph And Power" schon wieder vorbei, doch ein Gewitter kommt hier nur von unten, denn auch Grand Magus haben für ihre 45 Minuten reichlich Bassdruck, der trotz seines Volumens als angenehm empfunden wird, zumal das den Sound der Band entspricht. Ihre obligatorische Schlussnummer "Hammer Of The North" lässt nach dem Gig im Publikum nur langsam seine Oho-Chören verhallen. (Joxe Schaefer).

 

the exploitedThe Exploited waren die absoluten Exoten des diesjährigen Festivals. Mit ihrem Hardcore-Punk bedienen sie als einzige Formation dieses Genre. Und dennoch ist ihr Tenor aggressiv genug, um die Anwesenden zu begeistern. Nicht umsonst erklärt sich einer der wenigen Moshpits (da bekam die Security einiges zu tun) vor der Bühne. Überhaupt ist die Stimmung in der Masse ziemlich lahm und eher gemütlich. Davon bei den Schotten keine Spur. Da langweilt eher die Action auf der Bühne. Das sah früher, insbesondere in den Anfangsjahren, wesentlich besser und aktiver aus. Lediglich Basser Irish Rob gibt mit seinem wirbelnden Wust an Dreadlocks absolut Vollgas. Klar, Ikone und Gründungsmitglied Wattie Buchan (Vocals) erlitt im Jahr 2014 auf der Bühne in Lissabon einen Herzinfarkt und soweit ich weiß, kann man eh froh sein, die Insulaner live anzutreffen: war doch die Clubtour Anfang des Jahres aufgrund von Krankheit abgesagt worden. Nach fünfunddreißig Jahre Bandkarriere kann man natürlich mit jeder Menge Knaller an die Front. Den Anfang macht „Let`s Start A War“ und man erklärt gleich, was Sache ist. Inklusive ständiges Gerotze vom Fronter. Natürlich gibt es ebenfalls die Singles „Dogs Of War“, „Dead Cities“, „Army Life“ und „Rival Leaders“ zu hören, obwohl etliche am liebsten zu Mitgröler „Fuck The USA“ mitkrakehlen. Dazu wird Schmier von Destruction als Gastfrontsau auf die Bretter gebeten. Zu „Sex And Violence“ dürfen etliche Fans, die von der Security auf die Bühne gehoben wurden, mitsingen und mitfeiern. Das war wirklich ein cooler Gag! Mit „Was It Me“, war nach satten neunzehn Beiträgen Feierabend. (Steve Burdelak).

 

kadavarDer Auftritt der Berliner Jungs von Kadavar ist zwar vom Regen gestraft, aber trotzdem kann sie sich eines gut gefüllten Atriums erfreuen. Mit ihrem harten und  langsamen Sound, der eine Mischung aus Down und Black Sabbath ist, halten sie das Publikum gut bei Laune. Nicht mal ein technisches Problem am Bass während „Goddess Of Dawn“ konnte das ändern. Die Menge hat sichtlich Spaß am Vintagesound und der Show und lässt sich seine Stimmung nicht nehmen. So vergeht die Zeit wie im Flug, dass man schnell zum Ende kommt. Ein Geiler Auftritt von einer leider unterschätzen Band. (Dominic Eisenhuth).

 

metal churchEs ist wahrlich müßig noch einmal zu erwähnen, dass Metal Church Headlinerstatus haben, allein schon wegen ihrer Songs und ihren jüngsten Liveauftritten, auch noch mit dem Vorgänger Ronnie Munroe am Gesang. Die Amerikaner schweben live auch nach dem Sängerwechsel weiter auf der Erfolgswelle, denn Mike Howe ist zurück und kann mit seiner Stimme auch nach über zwanzig Jahren Pause noch alles so wie damals. Es spricht also alles dafür, dass der Fünfer einen so fetten Auftritt hinlegen wird, wie die in den Lichttraversen am oberen Ende und den Bühnenaufbauten am unteren Ende verschwindenden Letter des Backdrops mit ihrem Riesenlogo. Zwar hat Mike es gar nicht nötig, dem Publikum viele Parts zu überlassen, untereicht damit jedoch sein agiles Acting und setzt Ausrufezeichen. Nach dem Opener "Fake Healer" reihen sich alte Hits wie "Start The Fire", "Gods Of Second Chance", "Date With Poverty" und ein erhabenes "Watch The Children Prey" mit neueren Tracks wie "No Tomorrow" und "Killing Your Time" aneinander, und das Solo überlässt Gitarrist Kurdt seinem Compagnon Rick Van Zandt. Kurz vor Schluss dann endlich "Beyond The Black" vom ersten Album, gefolgt von "Badlands" und "The Human Factor". Die Metallkirche dehnt ihre Stagetime auf über achtzig grandiose Minuten aus. Logisch, dass Songs aus der Howe-Epoche Vorrang haben, aber dennoch fehlten große Klassiker. Darunter nicht nur "Ton Of Bricks", sondern auch die essentiellen "Gods Of Wrath" und "Metal Church" vom unangreifbaren Debüt mit David Wayne (R.i.P.) on Vocals. Wenn man eines der besten Alben ever in der Discographie hat, sollte man das stärker berücksichtigen. (Joxe Schaefer).

 

turbonegroUnd wieder mal Diskussionen, stundenlang, über den Sinn des Headliners Turbonegro. Viele der anwesenden Metaller hätten da wahrscheinlich anders entschieden. Dennoch wird es vor der Bühne recht eng, als die illuster gekleideten Gestalten die Bühne betreten. Der seit 2011 singende Tony Silvester rockt die Bühne. Meiner Meinung nach sind die Auftritte von Hank von Helvete, meist bei Rock am Ring gesehen, nicht ganz einfach zu toppen! Aber Tony ist dem alten "Haudegen" schon sehr ähnlich. Da aber, steinigt mich nicht wenn es anders ist , eh keiner der Urbesetzung mehr vorhanden ist, kann man die Jungs einfach mal neu bewerten!!! Ein gutes Repertoire ihrer Alben wird hier heute Abend gespielt und vor lauter Hüpferei verschmilzt man mit der Masse. Unter tosendem Beifall spielt man Schmankerl wie „You Give Me Worms“, das Grand Funk Railroad Cover „We´re A Norwegian Band“, „All My Friends Are Dead“ und „City Of Satan“. Der Mix verschiedener Rhythmen, aber eher "Punk 'n' Roll" genannt, machen die Jungs schon zum stilistischen "Outsider" des Rock Hard Festivals! Aber es ist dennoch ein Genuss. Auch wenn viele eher Metal Church als Headliner gesehen hätten, finde ich, dass sie diesen Platz schon gerecht werden. Nach sechzehn Tracks war der erste Abschnitt getan und man kam mit vier Zugaben wieder, darunter „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ (im Original von AC/DC). Ich mag sie halt... (Robert Malik).

 

Tag 3, 15.05.2016: Discreation, Black Trip, Nightingale, Orden Ogan, Moonspell, Riot V, Cannibal Corpse, Blind Guardian.

discreationPünktlich nach der ersten Schauer des Tages ballern Discreation aus Hanau High Noon für das Festivalfinale los. Bei die Wahl dieser Band für das Billing war der Meldeweg kurz, schreibt doch Gitarrist Sebastian Schilling für das Magazin, das diesem Festival den Namen gibt. Der Verfasser dieser Zeilen wurde von diesem Fünfer bereits beim Masters Of Cassel weggepustet, dort als sie Headliner, hier als Opener. Auch die Hessen aus der Brüder-Grimm-Stadt profitieren von einem basslastigen Sound, aber die wenigen Leads und Soli stechen im knalligen Sound sehr gut heraus. So können die Frühaufsteher Songs wie "Breeding Terror" oder "To Cosmic Shores" abfeiern. Passend dazu prostet Shouter Marco der Audienz zu und merkt an, das wäre nach zwölf Uhr völlig in Ordnung; er war sicher nicht der Erste am Becher. (Joxe Schaefer).

 

black tripNachdem Discreation den Tag perfekt eröffnet haben, gibt es nun gänzlich andere Klänge zu hören. Black Trip sind quasi eine Allstarband von Musikern, die schon in zahllosen Bands gespielt haben (u.a. Enforcer, Dismember, Nifelheim und Entombed) bzw. dies immer noch tun. Das aktuelle Album „Shadowline“ ist im letzten Jahr dermaßen abgefeiert worden, dass es nicht verwundert, das Amphitheater bereits zu früher Stunde gut gefüllt zu sehen. Von eben diesem Album geht es dann mit „Die With Me“ sofort in die Vollen. Musikalisch gibt es bei Black Trip eine amtliche Mischung aus Thin Lizzy, Iron Maiden (die göttlichen Gitarren!) und eine gute Portion Rock ´n´ Roll. Mit „The Bells“ wird auch dem Debütalbum gewürdigt, was meiner persönlichen Meinung nach noch etwas stärker ist als „Shadowline“. „Berlin Model 32“ kommt danach als einer der großen Hits. Mit „The Storm“ beenden die Schweden ihr äußerst kurzweiliges Set, da es sehr kompakt und kurzweilig vorgetragen worden ist,  bei gleichzeitiger musikalischer Spitzenqualität. (Martin Hil).

 

nightingaleÄußerst gespannt erwarte ich den Auftritt von Nightingale. Immerhin ist hier kein Geringerer als Dan Swanö am Werk, der schon mit seiner Band Edge Of Sanity für Furore sorgte. Da ihm der Death Metal aber wohl nicht so erfüllt hat, hob er die Nachtigall aus der Taufe mit Marschrichtung old school Hard Rock und einem Ausflug in die Gothic Ecke. Nun legen die Schweden-Jungs pünktlich los, aber leider scheint der Mann am Mischpult noch nicht wirklich wach zu sein. Was zur Folge hat, dass von Dans Stimme so gut wie nichts zu hören ist. Erst ab dem vierten Song bessert sich das, und die Songs zeigen ihr Potential. Solides schwedisches Handwerk zum Mitrocken. Ein bisschen verwirrt bin ich nur über den unsichtbaren Keyboarder, den ich zwar deutlich höre, aber nirgendwo auf der Bühne ausmachen kann. Sollte er im Besitz dieses einen Ringes sein, der einen unter die Tarnkappe legt? Oder gab es am Ende nicht genug Artist-Pässe? Na egal, die Menge feiert den 45 Minuten Set und hat Spaß. Das ist schließlich die Hauptsache bei einem Festival. (Pistol Schmidt).

 

orden oganEin Intro aus der Konserve begleitet Orden Ogan auf die aufwendig geschmückte Bühne. Die Stimmung ist am kochen. Auch weil passend zu Beginn der Show der Regen aufhört. Nach dem zweiten Song „Here At The End Of The World“ bedanken sich die Jungs bei der Menge, dass sie immer noch Heavy-Metal-Fans sind und der nächste Song mit Keyboard startet, während man verzweifelt zwischen steifen Musikern einen Keyboarder sucht. Trotzdem klatscht die ganze Menge stellenweise mit. Peinlich wird aber eine mehrminütige Überleitung zum Song „F.E.V.E.R.“, in der es darum geht, wer in der Band Currywurst mag und wer nicht, weil er davon Fieber bekommt. Wirklich verstehen können das wohl nur Fans, denn die Menge hat getobt. Und letztenendes entscheiden ja die Fans, ob die Show gut oder schlecht war und daher war es einer der gelungeneren Auftritte des diesjährigen Rock Hard Festivals. (Dominic Eisenhuth).

 

moonspellAuf Moonspell sind viele der Anwesenden gespannt, haben sie doch einige Klassiker parat, andererseits sind sie im Laufe der Jahre immer mehr in Richtung Gothic tendiert und auch das aktuelle Album ist sehr seicht gehalten, kann aber mit starken Songs punkten. Von diesem Album gibt es dann mit „Breath (Until We Are No More)“ und dem Titeltrack gleich zwei Songs direkt zu Beginn. Live sind die Lieder noch stärker und etwas härter. Danach machen Moonspell wohl alles richtig, sie hauen zunächst „Opium“ vom Klassiker „Irreligious“ raus und konzentrieren sich danach bis auf „The Last Of Us“ auf eben jenes Album und natürlich auf das Debüt „Wolfheart“. „Irreligious“ feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum, so dass hiervon Songs gebracht werden, die nur noch selten live gespielt werden. Allerspätestens beim „Vampiria“ gibt es für viele Besucher kein Halten mehr, so dass später zu „Ateagina“ getanzt wird. Bei „Alma Mater“ gibt es heute die ersten, aber ganz bestimmt nicht letzten Chöre aus den Zuschauerreihen und „Full Moon Madness“ entlässt jeden Moonspell-Anhänger vollends zufrieden. (Martin Hil).

 

riot vAuf dem Rock Hard Festival 2016 sind so einige Bands mit Headlinerstatus auf dem Billing. Die mit einem Klassikintro einsteigenden Riot V gehören ohne Frage dazu, wie Roberts Motörheadparty am Rock Hard Stand. Zum dritten Song "Fight Or Fall" steht das Amphitheater fest auf der Seite des Fünfers. Ein Hitfeuerwerk mit "Johnny's Back", "Fire Down Under", "Angel Eyes", Flight Of The Warrior" und "Road Racin' " lässt die Audienz ausrasten und auf die Knie fallen gleichermaßen. Reverence und Jack Starr's Burning Starr Sänger Todd Michael Hall heute wieder einmal allerbestens bei Stimme bringt besonders klare Vocals in verschiedenen Höhen und hält den letzten Ton von "Warrior" für eine gefühlte Minute, nur um dann noch eine Oktave höher nachzulegen. Spätestens jetzt steht fest, es ist er Sänger des Festivals. Den darauf folgenden Extraapplaus lenkt er auf den verstorbenen Riot Gitarristen, Writer und Bandleader Mark Reale über, indem er mit dessen Gitarrenkoffer an ihn gedenken lässt. Danach wird noch das gediegene "Swords Tequila" nachgelegt und im  abschließenden Kracher "Thundersteel" brüllt das Publikum besonders laute Chöre ins Halbrund. Übrigens gehört Gitarrist Mike Flyntz als obersympathischer Flitzefinger in die Jahrespolls. Ein Auftritt für die Ewigkeit, der als noch enthusiastischer in Erinnerung bleibt als Metal Church am Vortag. (Joxe Schaefer).

 

cannibal corpseCannibal Corpse sorgen zwischen Riot V und Blind Guardian für das Kontrastprogramm. So werden sie auch von vielen Fans abgefeiert, insbesondere auf den Rängen sind viele Besucher dabei sich über das "Krümelmonster“ Corpsegrinder Fisher lustig zu machen. Cannibal Corpse polarisieren nicht nur mit ihrer Musik, sondern natürlich auch mit den Texten, die gibt es u.a. mit „Stripped, Raped And Strangled“ zu Hauf. Zu „Make Them Suffer“ gibt es unten im Halbkreis einen wilden Pit. Höhepunkt des Sets ist ganz klar „Hammer Smashed Face“, einem der bekanntesten Death Metal Songs überhaupt. Für mich persönlich sind auf dem Rock Hard 2016 Discreation die bessere Death Metal Band gewesen, da sie einfach musikalisch und gesangstechnisch abwechslungsreicher klingen. Allerdings ist Musik natürlich immer Geschmackssache und den anwesenden Cannibal Corpse Fans wird der Co-Headliner Auftritt derbe Spaß gemacht haben. (Martin Hil).

 

blind guardianMit Blind Guardian ist es ein bisschen so wie mit McDonalds. Keiner mag den Fraß aber der Laden ist immer rappelvoll. Derweil habe ich niemanden getroffen, der wirklich Blind Guardian sehen wollte oder gar für sie gekommen ist. Und dennoch ist es beim Gig der Krefelder pappendicht vor der Bühne. Ja sogar ein wenig Ekstase ist im Spiel. Die Jungs mit ihrem neuen Basser, Barend Courbois (ex-Vengeance), promoten immer noch ihr Album „Beyond The Red Mirror“, dass zwar in unserer Redaktion fett abgeräumt hat, aber selbst unter den harten Fans mit etwas Argwohn bedacht wird. Natürlich brennt bei dieser perfekten Formation nichts an. Aber ich habe das Gefühl, die Auftritte werden immer steriler. Allein die Aufstellung der Musiker macht einen Kontakt untereinander schwierig. Werden doch Mister Courbois und Keyboarder Michael Schüren (Savage Circus) auf Podeste links und rechts des Drumkits von Kesselflicker Frederik Ehmke verbannt. Da wird auch der Bezug zum Publikum gehemmt. Irgendwie wirkt der Viersaiter eh ständig irritiert und muss sich wohl noch einfinden. Ganz anders Sänger und Entertainer Hansi Kürsch, der mit seiner theatralischen Gestik, ganz nach Manier eines amerikanischen Showmasters, die Fans von erster Note an im Griff hat. Leider wirken seine Ansagen frappierend klischeehaft. Sechzehn Lieder werden gekonnt aneinandergereiht, von denen „Valhalla“, „Nightfall“ und „Imaginations From The Other Side“ den stärksten Eindruck hinterlassen. Begeistert gehen die meisten nach Hause und wir freuen uns auf das nächste Rock Hard Festival am 02.06.2017 - 04.06.2017, für das D:A:D., Candlemass und Secrets Of The Moon schon mal vom Veranstalter angekündigt werden. (Steve Burdelak).



Autor: Bert Meierjürgen, Martin Hil, Pistol Schmidt, Robert Malik, Dominic Eisenhuth, Joxe Schaefer, Steve Burdelak - Pics: Andrea Breitenbach, Steve Burdelak