D:A:D, THUNDERMOTHER

Bochum, Zeche, 03.05.2016

thundermotherDas beste Aprilwetter liegt bereits hinter uns, denn die sonnigen Anteile mehren sich heute. Vielleicht füllt sich die Bochumer Zeche nur deswegen so langsam, aber es halten sich auch noch viel Gäste im Biergarten auf, während in der Halle im Hintergrund eine neuere Livescheibe von Kiss läuft, und das gar nicht mal zu leise. Dennoch geht’s pünktlich los, als die Stockholmerinnen auf die Bühne kommen. Auf dem Stormcrusher Festival 2015 konnte man die fünf Schwedinnen von Thundermother treffen, obwohl sie dort gar nicht auftraten. Wer die junge Band heute in der Zeche zum ersten Mal live sieht, durfte von einer selbstbewussten Performance überraschen lassen. Vor allem die gestenreiche Sängerin Clare steht selten auf einer Stelle. Sie zählt mit ihrer angenehm kratzigen Stimme ganz sicher schon zu den besseren Hardrock-Sängerinnen ihres Landes und bringt immer wieder ihre Freude zum Ausdruck, mit D:A:D spielen zu können. In einem lebendigen AC/DC-Sound, von denen sie auch die vor ihren Amps leuchtenden Blitze geklaut haben, legen sie in zerrissenen Jeans und Bandshirts über vierzig Minuten einen alles andere als statischen Auftritt hin.

 

d-a-dEs gibt ein paar Dinge, die sind schon vor jeder Show von D:A:D völlig klar. Stig spielt mit Übertreibungen hergestellte Zweisaiter und wird nicht nur auf die Bassdrum klettern, Jesper wird mit deutschsprachigen Ansagen Sympathien sammeln und die Stimmung wird riesig. Und auch heute wieder wechselt Stig alle zwei Songs den Bass, der improvisationsfreudige Jacob trägt Zylinder und Laust versucht sich von Jespers lustigen Ansagen nicht aus dem Rhythmus bringen zu lassen. Vor der Tapete des "Riskin' It All" Innencovers, die heute komplett mit einem Gemälde eines verzückt hüpfenden Zwölfenders als Backdrop dient, werden die beiden beliebtesten Platten der Dänen komplett vorgetragen. Man startet mit dem 1991er Werk, also sind "Bad Craziness" und "D-Law" die Opener. Jespers Ansagen auf Deutsch werden gut verstanden; einen Spruch wie "Keine Nostalgie - nur Energie" kann man auch nicht missverstehen. Heutiger Running-Gag ist die Redewendung "Meine Damen Und Herren", die er immer wieder mit einbaut. Die Songreihenfolge der Platte, von der es keine Abweichungen gibt, wird bei einem CROSSFIRE Leser als bekannt vorausgesetzt. Jesper erklärt, dass es in der Band vor dem Auftritt diesmal auch keine Kämpfe wegen der Setlist gab. Den Spaß daran, die Songs am Stück zu spielen, äußert sich in vielen kleinen Abweichungen, dass nicht nur das von der Audienz komplett mitgesungene "Laugh 'n' A 1/2" etwas epischer ausfällt. Der erste Set endet nach einer Stunde Stagetime.

d-a-dIn einer etwa fünfzehnminütigen Pause zwischen beiden Sets zeigt ein Blick auf das Merchandise Shirtpreise von 25 Euro an. Für einen Zipper muss man 40 Euronen berappen. Bei Thundermother jeweils fünf Euro weniger. Der zweite Set steht voll im Namen ihres 1989er Albums "No Fuel Left For The Pilgrims", das ebenfalls am Stück gespielt wird, nur mit der Besonderheit einer umgekehrter Trackreihenfolge. Es liegt in der Natur der Sache, dass live noch nie gehörte Songs völlig zünden und sich damit anbieten, des Öfteren mal in die Setlist aufgenommen zu werden, wie zum Beispiel der Mitgröler "Overemuch". Nach dem nun wenig überraschenden Finalsong "Sleeping My Day Away", in dem endlich der Raketenbass zum Einsatz kommt, verlässt man die Bühne und irgendwie ist klar, dass noch eine Zugabe her muss. Stig kommt als erster zurück und singt "It's After Dark" an, bis nach über 125 Minuten reiner Spielzeit in einer vollen Bude mit Maximum Fun Schluss war. Zwei großartige Platten, ein großartiges Konzert. Wer denkt da noch daran, dass ihr letztes Studioalbum schon fünf Jahre auf dem Buckel hat?



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer