DANTE - WHEN WE WERE BEAUTIFUL


Label:GENTLE ART OF MUSIC
Jahr:2016
Running Time:63:57
Kategorie: Neuerscheinung
 

Kennt ihr Dante? Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass sie mir bislang nicht geläufig waren. Der sich dem progressiven Metal / Rock verschriebene Vierer kommt aus Augsburg, wurde 2006 durch Markus Berger (Gitarre, Bass) und Markus Maichel (Keyboard) gegründet und im gleichen Jahr stießen noch Alexander Göhs (Gesang) und Christian Eichlinger (Schlagzeug) hinzu. Die Entwicklung von Dante ist durch mehrere Personalwechsel und insbesondere durch den tragischen Tod des Bandgründers Markus Berger geprägt, der gleichsam als Produzent tätig war, die vakante Stelle am Bass besetzte und nur wenige Tage vor der Veröffentlichung des dritten Albums "November Red" im Januar 2013 verstarb. Insbesondere auf Initiative des Sängers wurde die Band im Sinne des Verstorbenen jedoch weiter geführt und legt nun ihren vierten Output vor. Wenn auch die attraktive, ihr Hinterteil entblößende Dame auf dem Cover den Käufer zunächst etwas fehl leitet, so ist der Titel "When We Were Beautiful" doch eindeutig dem Tod ihres Bassisten und Freundes geschuldet. Weiterhin bleibt die Stelle des Bassisten unbesetzt, stattdessen hat man sich mehrere Musiker ins Studio eingeladen und macht aus der Not eine Tugend, da gerade diese durch selbstbewusste Interpretationen zum absoluten Gelingen des Werkes beitragen.

Gleich der mehr als zehnminütige Opener "Rearrangement Of The Gods" überrascht mit komplexesten Arrangements, tollen und gar nicht so verfrickelt daher kommenden Gitarren, futuristischen Tastenklängen, die in dieser Form an E- oder auch Future Pop erinnern und einer höchst variablen Stimme, die gleichermaßen im Post Rock, Brit Pop oder auch Wave angesiedelt werden könnte. Dazwischen sehr melodische, ja fast verträumte Ansätze mit tollen Chören und Duettgesang. "Ambitious" kommt im Intro etwas metallischer daher mit knackigen Drums, langen Soli und der hier erstmalig einsetzenden Hammond, die hier die Brücke zu den 70ern mit z. B. Jon Lord von Deep Purple schlägt. Lange instrumentale Parts mit allerlei Gefummel auf dem Keyboard oder den Sechssaitern prägen auch diese Bombastnummer, die vom Hörer alles abverlangt, aber meines Erachtens durch die innovativen Ansätze und den Blick zurück merklich hörbarer als die im Prog so zigfach zitierten Dream Theater sind. Überspringen wir das durch viele Keyboardexperimente aber gleichsam sehr modern angelegte und merklich am Brit Pop orientierte "Beautiful Again" und kommen zum ellenlangen "Until The Last Light Breaks In". Traumhafte, atmosphärische Passagen im Intro, fetzige Gitarren, ein fast irres Keyboard und wieder diese absolut überzeugende Hammondorgel und dazu eine Stimme, die jedes Mädel dahin schmelzen lässt, im Wechsel mit dann sanftesten Gitarren. Unglaublich kompliziert, aber richtig geil. Bei "Let Me Down" reagieren anfangs wieder mehr die metallischen Dante mit einer Orgel, die zunehmend das Zepter übernimmt und hier eindeutige Querverweise auf Deep Purple und in den metallischen Elementen können dem Hörer eigentlich nur die genialen Savatage in den Sinn kommen. Alexander Göhs macht hier als Shouter auch ganz klar einen auf Jon Oliva. Die im Vergleich sehr kurz gehaltene Ballade "Sad Today" mit sanftem Klavier und gefühlvollem Gesang ist voller Traurigkeit und Melancholie und dabei wunderschön. Das mehr als vierzehnminütige "Finally" gibt den Rausschmeißer mit einer unglaublich stark, ja fast sensationell rüber kommenden Leadgitarre in bester Tradition an jüngere Pink Floyd und auch hier wieder die tollen Orgeln und die Vocals. Ja einfach stark.

Zigfache Durchläufe sind notwendig damit "When We Were Beautiful" seine ganze Stärke offenbart. Ist man einmal drin, gerät man nur noch ins Schwärmen und versinkt völlig in diesen genialen, saustarken Progmonstern im Bindeglied zwischen Moderne und klassischem Rock.

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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