SCORPIONS, BEYOND THE BLACK

Dortmund, Westfalenhalle 1, 18.03.2016

beyond the blackFemale fronted Symphonic Metal mit tollen Melodien, epischen Arrangements, viel Power und dazu die Frische und Unbekümmertheit einer jungen Band, die weiß, was sie will. Dafür stehen Beyond The Black. Im Klartext: fünf Jungs, allesamt studierte Musiker der Popakademie in Baden-Württemberg, gruppieren sich um eine sehr attraktive, höchst charmante, noch ganz junge und vor allen Dingen mit einer tollen Stimme ausgezeichneten Jennifer Haben. Vergleiche zu Nightwish, Within Temptation oder Epica, auch wenn Christopher Hummels ab und zu mal den Growler gibt, schlagen fehl. Ich sah die Mannheimer im letzten Jahr diverse Male, ob auf dem Rock Im Revier, dem Wacken oder auch diversen Gigs auf der Full Metal Cruise, aber nie zuvor auf einer solch großen Bühne im Vorprogramm eines Megaacts wie den Scorpions und bin gespannt wie ein Flitzbogen. Allen Unkenrufen zum Trotz machen die Mannheimer ihre Sache richtig gut. Mit dem kraftvollen, ja hymnischen "In The Shadows", womit auch sonst, legen sie schon mal den perfekten Start auf die Bretter und haben Dortmund umgehend in ihrer Hand. Einfach göttlich, wie sich Jenny vor ihrer Band aufbaut und ganz selbstbewusst agiert. "Written In Blood" und das spätere "Lost In Forever" stammen beide von ihrem neuen Opus und fügen sich nahtlos in die Klassiker ein. Wie cool die knapp Zwanzigjährige wirklich ist, zeigt sie bei dem Motörhead-Cover "Love Me Forever". Während sich zig Fotografen um sie positionieren - wir dürfen die ganze Zeit shooten, was das Zeugs hält - geht sie seelenruhig ans Klavier und zelebriert diese tolle Ballade, wissend, dass just in dem Moment ein Portrait nach dem anderen von ihr auf die Speicherkarten gebannt wird. Danach wird das etwas komplexere "Songs Of Love And Death" nachgelegt. Das treibende, etwas metallischere "Running To The Edge" gibt dann den perfekten Rausschmeißer. Klasse Auftritt, gute Show, wenn auch mit knapp dreißig Minuten viel zu kurz und wenn sie demnächst den Headliner geben, würde ich es mir wünschen, dass auch die Jungs noch mehr in den Vordergrund jumpen. See You On Tour. (Dagmar Hegger).

 

scorpionsMega dankbar dafür, dass wir das ganze Konzert der Vorband fotografieren durften, setzten die Hannoveraner die Überraschung fort und gönnten uns im Fotograben die besten Lichtverhältnisse des Jahres bislang. Zudem durften wir satte drei Lieder knipsen, will heißen: ein Track war „The Zoo“ mit gefühlten dreiundzwanzig Minuten Spielzeit. Allerdings kannten die Ordner sich nicht so mit dem Material der Band aus und wiesen bereits im langen Solo des Songs den Weg hinaus. Die Scorpions lieferten wie gewohnt ab, aber was mir völlig gegen den Strich ging, war die Stimmung in der Halle an sich. Damit muss eine Band rechnen, wenn sie ein Publikum um sich schart, das meist aus Fans besteht, die die Band erst mit „Wind Of Change“ in Betracht gezogen haben. Diese Mamis und Papis verbringen genauso viel Zeit mit dem Trinken von Bier, wie mit dem emotionslosen Rumstehen bei den besten Abgehnummern. Das hätte, bis auf den Frontbereich, der für besser zahlende Kunden abgesperrt war, bei Howard Carpendale wahrscheinlich ähnlich ausgesehen. Da flogen meine imaginären Haare fast alleine in der Mitte der Halle. Na ja, wie bereits bekannt, musste Fronter Klaus Meine einige Zeit später Gigs aufgrund von stimmlichen Problemen absagen. Da hatten wir heuer Glück. Er traf zwar so manchen Ton nicht so ganz, meisterte aber letztlich den kompletten Ablauf mit Bravour. Klaus´ Stimme bleibt einmalig. Den Platz des Irren muss Gitarrist Rudolf Schenker aber seit dem Einstieg von Drummer James Kottak redlich teilen. Aber das ist nur der Gewinn des Zuschauers, dem optisch ein Highlight nach dem anderen geboten wird. Pure energiegeladene Performance, die von der coolen Light- und Videoshow, ordentlich unterstützt wird. Während Rudolf noch immer vom einen Ende der Bühne zur anderen Rast, zerlegt der Amerikaner sein Kit mit Stil. Im späteren Verlauf zum Schlagzeugsolo („Kottack Attack“), wird der Drumraiser und ein Blitzgewitter eingesetzt und die akrobatischen Künste des Meisters kommen voll zur Geltung. Wie dem auch sei, da die Anzahl der Scorpions Hits schier unglaublich ist und es auch galt, das aktuelle Werk „Return To Forever“ auf dieser „50th Anniversary Tour“ zu promoten, richtete man gleich zwei Medleys innerhalb des Sets ein. Das erste, das scorpions70´s Medley mit „Top Of The Bill“, „Steamrock Fever“, „Speedy´s Coming” und “Catch Your Train”, das zweite, das akustische Medley mit “Always Somewhere“, „Eye Of The Storm“ und “Send Me An Angel”. Mit “We Built This House”, dann mal was ganz Neues und gleich im Anschluss, “Delicate Dance”, das berauschende Solostück von Matthias Jabs, der mir heuer außergewöhnlich gut gefiel. Nun war es an der Zeit, die Lieder zu spielen, womit die Band ihre Sieger feierte. Den Anfang machte sehr früh im Set „Wind Of Change“ und desweiteren verließ man sich auf „Dynamite“, „Blackout“ und „Big City Nights“. Die gewohnt geforderte Zugabe wurde mit „Still Loving You“ und „Rock You Like A Hurricane“ bedient, wobei mir Basser Pawel Maciwoda das erste Mal so richtig in Augenschein lief. Leider warteten wir vergeblich auf „Holiday“ aber man kann halt nicht alles haben. Fünfzig Jahre Scorpions…Respekt! (Steve Burdelak). 



Autor: Dagmar Hegger, Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak