DESTRÖYER 666, BÖLZER, TREPANERINGSRITUALEN, CHAPEL OF DISEASE, NOCTURNAL WITCH

Solingen, Getaway, 09.04.2016

nocturnal witchAm heutigen Tag wird es draußen mit 16°C mal richtig warm, genauso wie im Getaway zu Solingen, wo Nocturnal Witch pünktlich um 19:00 Uhr anheizen. Viele Besucher stehen noch draußen, doch das Venue füllt sich schnell, denn das schwarz-weiße Trio aus Neustadt an der Orla zieht. Das war schon vor gut einem Jahr auf dem Unholy Metal Mayhem in Oberhausen so, dass die Jungs als Sieger hervorgingen. Nebel, Nieten, Patronengurte und spärliche Beleuchtung nur aus blauem und weißem Licht hat bereits einige Dauerbanger vor der Bühne, während die Band mit ihrem agilen Basser die gesamte Breite der Stage ausnutzt. Noch immer ist ihr 2014er Album "Summoning Hell" aktuell und Songs wie "Storm Of Violence" werden für eine erste Band beachtlich zünftig abgefeiert. Leider ist mit dem mitgegrölten "H.M.S.S." und einer tiefen Rückkopplung schon nach fünfunddreißig Minuten Schluss.

 

chapel of diseaseAn dieser Stelle sei mal ein großes Lob an die Crew ausgesprochen, denn selten verläuft der Umbau so am Schnürchen, dass die Running Order bis zur letzten Band noch auf die Minute eingehalten wird. Also beginnen Chapel Of Disease aus Köln pünktlich und steigen nach einer Rückkopplung in ihren Set ein. Sie sind bereits nach zwei Longplayern in aller Munde, wirken aber heute im Vergleich zur Band zuvor recht statisch, wie sie ihre Songs vortragen, haben aber fetten Groove. Durch lange Instrumentalparts und wenig Vocals wirken sie epischer und seriöser, was bei einem Großteil der Audienz auch gut ankommt. Und sie Bringen ihn. Zum Abschluss werfen sie den grandiosen Zehnminüter "Of Repetitive Arts" in die Menge, dass nach vierzig Minuten Zugaberufe die logische Folge sind.

 

trepaneringsritualenZwei Altare werden auf der Bühne aufgebaut, einer mit Kerzen und
Räucherwaren, die schon im der Umbaupause abbrennen, den Laden für die Nase ein wenig auf das vorzubereiten, was da folgen soll. Unter Trepaneringsritualen versteht sich ein Schwede namens Thomas Ekelund, der mit einem roten Tuch um den Kopf auf die Bretter kommt und nur unverständliche Growls mit viel Hall zu grollig tiefen Hintergrundgeräuschen liefert. Undurchsichtig ist auch das Unterfangen, ein Songende und den Anfang des nächsten auszumachen. Nach zehn Minuten undurchschaubarer Performance nimmt er sein Tuch ab, doch klarer wird sein Auftritt dadurch nicht, dafür reichern zeitweise übersteuerte E-Drums den Ambientsound aus dem Hintergrund an. Der schwarz gekleidete Vollbart hat auch nicht viele Zuschauer, die meisten stehen draußen und genießen das Wetter. Nach dreißig Minuten legt er sein Mikrofon ab, nimmt sein Bier und verlässt die Bühne.



bölzerBölzer kommen danach mit einem Mann mehr. Die beiden Eidgenossen haben innerhalb kürzester Zeit nicht nur in den ersten Reihen dichtes Gedränge, sondern in der ganzen Halle. Zwar wartet die Welt noch immer auf den ersten Longplayer, aber die Schweizer sind mit ihren beiden EPs bestens bekannt, bekleiden den Slot des Co-Headliners und werden dementsprechend heiß erwartet. Und ab geht's für fünfzig Minuten. Fronter, Gitarrist und Shouter mit dem Pseudonym KzR drischt mit freiem Oberkörper vor einem so hoch positionierten Mikrofon, wie es auch Lemmy hatte, auf seine Mehrseitige ein und legt ein äußerst agiles Acting auf die Bretter. Das hat trotz eines Drummer hinter der Schießbude zwar noch immer etwas des Charakters eines Alleinunterhalters, kommt aber mit pfundschweren Death-Songs schwarzer Prägung und ordentlich Wucht wesentlich packender rüber.

 

deströyer 666„We Are Fucking Destroyer, And We Bring Wildfire“, tönt es aus den Boxen. Dann zu den ersten Tönen ihres Brachialsounds, übrigens bei allen Bands heute sehr klar und nicht zuuu laut, entsteht gut Geschiebe in den ersten Reihen. Die international besetzten Deströyer 666 erfreuen sich über einen knallvollen Randalestall, ihr neues Hammeralbum „Wildfire“ vorzustellen. Der einzig verbliebene Australier im Line-up ist Sänger und Gitarrist KK Warslut, mit einem gehörnten Schädel am Mikrofonständer. Doch seine drei Mitmusiker sind auch keine unbekannten, denn sie spielen noch in Bands wie In Aeternum und Grave Miasma. Bassist Felipe kennt man als Sänger von Capilla Ardiente, als Gitarrist von Niefelheim, oder als Gitarrist und Sänger von Procession. Der gespielte Querschnitt durch ihre Diskographie sorgt für mächtig Bewegung in der Location. Was auch sehr gut ankommt, ist, das nächste Stück Lemmy Kilmister zu widmen und "Iron Fist" zu covern. Die laufende Tour dieser letzten drei Bands, Nocturnal Witch und Chapel Of Disease waren nur heute dabei, gastierte am Vortag im dänischen Aarhus und wird am Folgetag Erfurt in Schutt und Asche legen. Aber ausgerechnet der Gig heute in Solingen, den ihr ex-Drummer Mersus organisierte, dem sie angemessen Dank aussprechen und deströyer 666dem wir uns von CROSSFIRE anschließen möchten, fäll recht knapp aus. Wirklich sehr schade, dass nach etwas über einer Stunde schon Schicht im Schacht ist. Für eine Band wie Destöyer 666 einfach zu wenig, zumal sie selten in unseren Breiten auftauchen. Immerhin haben viele der heutigen Besucher eine weite Anreise auf sich genommen, um die Band live zu sehen. Grüße an dieser Stelle an Olga aus Russland! Dennoch verließen glückliche Gesichter die Location. Vorbildlich übrigens die Shirtpreise am Merch für geldbeutelschonende zwölf Euro!



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer