WITCHSORROW, SEA BASTARD, WHEEL

Düsseldorf, Exit, 17.03.2016

wheelDas nicht gerade leicht zu findende Exit in einem Düsseldorfer Hinterhof ist heute Schauplatz für drei mal grandiosen Doom. Nachdem die Location ganz in Kerzenlicht getaucht wurde, spielt der Vierer von Wheel als erstes auf. Die Dortmunder sind heute Abend wesentlich heavier, als der Verfasser dieser Zeilen sie noch 2012 im Bahnhof zu Werl live sah. Die musikalischen Höhepunkte in ihrem eh schon großartigen Set ist der Titeltrack ihres letzten Albums "Icarus" aus 2013, sowie das folgende neue Stück, das wie ein Zwilling dazu wirkt und "Deadalus" titelt. Das gibt mächtigen Applaus, vereinen doch besonders diese beiden Songs die Stärken der Band, inklusive mitreißenden Vocallines ihrer markanten, fragil wirkenden Cleanstimme. Danach sind "Frozen Sun" und ein weiteres neues Stück "When The Shadow Is Taking Over" an der Reihe, bei nahezu starrer Beleuchtung. Zum Schluss spielen Wheel dagegen bei Kerzenschein. Gitarrist Benjamin lässt den letzten Ton seiner Flying-V verklingen und holt sich ein Bier aus dem Kühli, während Bass und Drums den Song beenden. Nach dem fünfzigminütigen Gig singen die Fans das letzte Riff weiter, was für eine geile Stimmung!

 

sea bastardSea Bastard, der Name spricht für sich, kommen aus Brighton und beginnen mit einer monumentalen Rückkopplung. Dann wird es kratzig und brachial mit uncleanem Geshoute und punchigen Beats knapp unterhalb Midtempo. Rückkopplungen und sonstiger Gitarrenkrach sind es auch, was die Songs verbindet. In der Regel ist Sludge Doom schon etwas kantiger, aber was die Briten hier reißen, ist inklusive den grantigen Shouts eine Aneinanderreihung von Schlusspunktsetzungen durch fundamentale Slambeats. Bei ihnen zählt nur Draufhauen mit schmerzverzerrten Gesichtern. Bemerkenswert ist entgegen der Optik des Gitarristen mit volltättowiertem Oberkörper, dass der Bassmann auf Socken performt, bis sie nach vierzig Minuten mit einer gewaltigen Rückkopplung ihren lärmigen Auftritt unter Applaus beenden.

 

witchsorrowZum Schluss spielt das Trio von Witchsorrow aus Farnborough mit Emily Witch am Bass. Die Band ist bereits seit 2005 am Start und bringt etwas melodischeren Doom, als Sea Bastard zuvor. Das dritte Album "No Light, Only Fire" aus 2015 hat man noch im Ohr und ihr grooviges Midtempogedresche lässt niemanden still stehen; die Audienz zappelt permanent mit. Ihre Spanne reicht aber von kriechender Geschwindigkeit bis über Uptempo. Sie spielen lange Strecken nur bei Kerzenschein, bei dem sich die Doomatmosphäre richtig entfaltet. Shouter und Gitarrist Necroskull (ex-Cultfinder) tritt in Kutte auf und hat sein Mikrofon so hoch positioniert wie es Lemmy von Motörhead hatte. Vielleicht ein Zeichen, denn nach seinem Ausruf "Scream For Me Düsseldorf!" bringen sie "The Chase Is Better Than The Catch" von Motörheads 1980er Album "Ace Of Spades" im Witchsorrow Style. Was für ein grandioser Auftritt! Insgesamt mit allen drei Bands war das ein richtig geiles Undergroundevent, bitte mehr davon!
 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer