RAGE - Kein Friede, Freude, Eierkuchen


Rage haben soeben ihr 21. Studiowerk herausgehauen und passender Weise „21“ betitelt. Das Album kommt ohne Schnörkel daher: keine Balladen, kein Orchester, ziemlich aggressiv und stur geradeaus. Für mich das beste Album seit dem legendären „Black In Mind“ von 1995. Und das soll was heißen! Zwar herrschte bei mir zunächst etwas Ernüchterung, dass Peavy das Interview nicht machen wollte, sondern „nur“ Neuzugang André Hilgers. Und ich hätte mir auch lieber eine Woche mehr Wartezeit gewünscht, dafür aber ausführlichere Antworten erhofft. Aber was soll´s? Hauptsache, ich habe nach fast zwölf Jahren Fandasein endlich einmal Rage interviewt!

RAGE logo INTI 2012Daniel: Hallo André! Glückwunsch zur neuen Platte! Für mich ist es die beste seit „Black In Mind“!

André: Danke schön!

Daniel: Die erste Strophe ist auch gleich die letzte im Opener „Twenty One“. Das erweckt den Anschein, dass es sich dieses Mal um ein Konzeptalbum handelt. Ist das so? Worum geht es in den Texten?

André: Es ist kein Konzept dahinter. Textlich geht es wie immer bei Peavys Texten um Tod, Teufel usw. Also kein Friede, Freude, Eierkuchen.

Daniel: Findest Du nicht, dass der Titel des Albums etwas irreführend ist? Auf 21 Alben kommen Rage nämlich erst, wenn man das Avenger-Album „Prayers Of Steel“ mitzählt (Avenger war die Vorgängerband von Rage). Dasselbe Problem hatten Rage 1998 auch schon, als „XIII“ erschien, welches eigentlich auch erst das 12. Rage-Album war…

André: Na, dann läuft der rote Faden doch durch. Dann passt ja alles, aber verwirrend finde ich es, ehrlich gesagt, nicht. Schließlich ist ja der Song „21“ auf die Spielsucht gemünzt! Die Zweideutigkeit fanden wir ziemlich witzig.

Daniel: Ihr macht Eurem Bandnamen alle Ehre diesmal! Die Platte ist echt aggressiv, die Texte negativ und sogar von Deathmetal-Gesang bei „Serial Killer“ war in diversen Reviews zu lesen, was gar nicht so abwegig ist. Woher kommt diese Wut im Bauch? Die Klassikelemente und Balladen sind komplett verschwunden. Dieses Mal gibt es echt eine Stunde nur Geballer! War das von Anfang an geplant, ein kompromissloses Album ohne Schnörkel aufzunehmen?

André: Jap, das war geplant, zumal wir uns entschieden haben, die Orchestersachen zu separieren. Somit sind wir dieses Jahr nochmal im Studio, um das Orchesteralbum zu recorden.

Daniel: Ein Kollege von mir meinte, bei „Forever Dead“ ein Pantera-Riff herausgehört zu haben. Das „Speak Of The Dead“-Album von 2006 beginnt mit einem Dream Theater-mäßigen Instrumental und anschließend klingt ein Riff dem von „Master Of Puppets“ sehr ähnlich. Gibt es bei Euch „den Dream Theater-Part“, „das Metallica-Riff“ oder „das Pantera-Riff“ als Orientierung beim Songwriting? Und passiert das bei Rage absichtlich, quasi als Tribut an Bands, die ihr mögt? Oder ergibt sich das eher zufällig? Eigentlich haben Rage ja auch seit Jahren ihren unverwechselbaren, eigenen Stil.

André: Das ist echt wirklich purer Zufall. Natürlich hören wir all diese Bands. Aber wir gehen jetzt nicht her und wollen genauso klingen. Das planen wir nicht!

Daniel: Ich finde den Schlagzeug-Sound auf „21“ hammergeil! Es klingt sehr natürlich. Findest Du nicht auch, dass auf vielen neuen Platten das getriggerte Schlagzeug viel künstlich klingt und die persönliche Note mehr und mehr flöten geht?

André: Danke, deswegen haben wir auf diesen Scheiß gepfiffen!

Daniel: Wie bist Du überhaupt mit Rage in Kontakt gekommen, als es zur Trennung von Mike Terrana kam? Und warst Du mit ihren Alben schon vorher vertraut? Ich persönlich höre Rage z. B. seit „The Missing Link“. Damals war ich 14.

André: Ich kannte die Jungs schon lange vorher und habe alle Alben und Songs auf´m Schirm gehabt!! Ich war halt auch Fan der Band. Das machte den Einstieg wesentlich leichter!

Daniel: Probt Ihr überhaupt regelmäßig? Ich meine, Du spielst noch bei Silent Force und neuerdings auch bei Sinner, mit denen Du sogar vor kurzem noch auf Tour warst. Karlsruhe (Silent Force) und Sinner (Stuttgart) liegen jetzt nicht so weit auseinander. Aber von da untern nach Herne fährt man doch locker fünf Stunden mit dem Auto. Nervt Dich diese Pendelei überhaupt nicht?

André: Wir sind gerade heftig für die Tour am Proben, aber wenn alles sitzt, proben wir nicht so regelmäßig, da wir viel unterwegs sind und eh spielen. Da ergibt sich das Proben. Ich wohne Richtung Hannover, aber pendeln muss ich nicht so oft! Silent Force kommen übrigens aus Krefeld.

Daniel: Du hast ja auch zuvor bei Axxis gespielt (deren Fanclub früher sogar in meiner Heimatstadt Kamen war!). Wo kommst Du denn eigentlich genau her: aus Süddeutschland oder aus dem Ruhrpott? Anhand der genannten vier Bands ist das ja durchaus eine berechtigte Frage…

André: Gebürtig aus Remscheid.

RAGE band2 INTI 2012Daniel: Lass uns mal eben schnell zu Sinner kommen: Ihr wart Ende 2011 auf Deutschland-Tour, Ich wollte Euch in Recklinghausen sehen, wo Ihr leider abgesagt habt. Einen Tag später in Andernach habt Ihr aber gespielt. Was war da los?

André: Als erstes möchte ich entschieden betonen, dass wir nicht abgesagt haben, sondern der Veranstalter! Ansonsten sag ich dazu erstmal nix….

Daniel: Mat Sinner hatte auf dieser Tour eine Doppelrolle, indem er sowohl mit Sinner als auch mit Voodoo Circle gespielt hat. Wäre das für Dich auch eine Option, auf Doppelheadliner-Tour mit Rage und Sinner zu gehen, z. B. bei Euren nächsten Deutschland-Dates?

André: Wir haben das mal mit Mind Odyssey gemacht. Victor und ich waren danach ganz schön im Arsch! Also…hmm…Doppeljob muss nicht unbedingt sein…

Daniel: Ihr seid Ende März bis Anfang April zwei Wochen auf Tour in Deutschland, Tschechien, Schweiz, Italien, Frankreich und Spanien. Wie wird Eure Setlist aussehen? Auf der Live-CD aus Japan, die dem „21“ beigefügt ist, spielt Ihr seltsamerweise fast nur neue Songs…

André: Wir werden eine bunte Mischung von Songs im Gepäck haben, aber wie immer ist das Hauptaugenmerk auf 21 gerichtet!

Daniel: Was habt Ihr sonst noch so vor in naher bis ferner Zukunft?

André: Das Orchesteralbum aufnehmen nach der Tour!

Daniel: OK, André! Die letzten Worte gehören Dir! 

André: Kauft unser Album!

 

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Autor: Daniel Müller