GERMAN SWORDBROTHERS FESTIVAL

Lünen, Lükaz, 12.03.2016

Zum fünften Mal findet in Lünen das German Swordbrothers Festival statt. In diesem Jahr ist das Line-up sehr international aufgestellt. Bis auf Wizard und Scanner kommen nämlich alle Bands aus dem Ausland und mit Argus ist sogar eine Band über den großen Teich gereist. Doch auch im Publikum finden sich nicht nur Leute aus dem Ruhrgebiet, sondern aus ganz Deutschland ein. Das Drumherum ist wie gewohnt gut; lecker Pommes vor der Tür, ein kleiner Metalmarkt und günstiges Bandmerch machen dieses kleines Festival zu einer runden Sache.

leather heartLos geht es mit Leather Heart aus Spanien. Von Beginn an ist die Halle gut gefüllt und das ändert sich auch im Laufe des Gigs nicht, denn Leather Heart überzeugen an diesem Abend auf voller Linie. Innovativ sind die jungen Herren zwar nicht, aber das würde ja auch nicht zum German Swordbrothers Festival passen. Die Spanier sehen nicht nur so aus wie Judas Priest in den 80ern, sie klingen auch so. Mit „Take My Breath Away“ und „Destiny“ haben sie einen klasse Start erwischt. Auch wenn Adrian zunächst das falsche Mikro bedienen möchte und so der erste Teil des Openers instrumental ausfällt, ist gleich klar, was für ein fantastischer Sound hier abgeliefert wird. Spieltechnisch ist die Band top aufeinander eingespielt. Mit der etwas progressiven Halbballade „Nightmares Town“ und dem schnellen „Kill The King“ von Rainbow beenden Leather Heart ihr Set, woraufhin einige dutzend Leute zum Merchandisestand stürmen. Eine sympathische Band, die auf musikalischer Ebene voll überzeugen kann!



black knightMusikalisch überzeugen können auch Black Knight aus Holland, eine Band, die schon seit den 80ern aktiv ist, insgesamt aber auch für Szene Gänger recht unbekannt geblieben sind. Technisch ist das Material von Black Knight einwandfrei, doch Songs wie „Beware The Black Knight“ packen einen nicht bei den Eiern. Stellenweise klingen die Holländer wie Iron Maiden in den späten 80ern, jedoch ist der progressive Heavy Metal nicht songdienlich, so dass leider einige Zuschauer weniger als bei Leather Heart zu verzeichnen sind. Und wenn man denkt, jetzt sei Zeit für eine Coverversion, gibt es als Abschluss eben auch eine solche. „Bark At The Moon“ von Ozzy Osbourne ist aber leider nicht die richtige Wahl, denn die Stimme des Sängers ist doch höher als die von Ozzy und den Song schneller zu spielen als im Original ist zwar in Ordnung, doch wurden dadurch ein paar Spielfehler bemerkbar.



scannerDanach ist es Zeit für Power Metal und den bringen Scanner mit. Mit „Terrion“ von Album „Hypertrace“ geht es flott los und ich fühle mich an Helloween erinnert. Die Setlist ist mit Songs aus allen Schaffensphasen der Band bunt gemischt. Ein großer Teil des Publikums feiert die Band ordentlich ab, auch wenn der ein oder andere mal kurz rauchen geht oder im Metal Markt nach Angeboten oder Schätzen stöbert. Mir gefallen die schnell gespielten Songs wie „Puppet On A String“ besser als die softeren, cheesigen Nummern wie „Across The Universe“. Beim letztgenannter Abschlussnummer gibt es dann die standardmäßigen Mitsingspielchen, welche die Zuschauer bereitwillig mitmachen.

 

argusMit Argus aus den USA wird es dann epischer und doomiger. Die Stimme ist sehr kraftvoll und hat im Vergleich zu den vorangegangenen Bands eine angenehme Tiefe. Ein Song wie „Four Candles Burning“ lässt die Fäuste in die Lüfte strecken und mitgrölen. „No Peace Beyond The Line“ kommt mit unter fünf Minuten kompakt über die Ziellinie und behält trotz leicht vertrackter Rhythmen seine Eingängigkeit. „By Endurance We Conquer“ erinnert dezent an Atlantean Kodex und das ist definitiv ein gutes Zeichen. Argus haben einen Sänger mit superkräftiger Röhre, können die Zuschauer begeistern und bekommen überwältigenden Applaus.



air raidJetzt ist es Zeit für den heimlichen Headliner Air Raid. Die Schweden haben mit „Point Of Impact“ 2014 ein fantastisches Album abgeliefert und live sind sie auch auf Weltklasseniveau. Das Publikum feiert die Band vom Opener „Night Of The Axe“ bis zur Schlussnummer „Midnight Burner“ ab. „Wildfire“ und „Madness“ heißen die Songs, die durchaus mit den ganz großen Klassikern des traditionellen Heavy Metals mithalten können. Zwischendurch zelebrieren auch Air Raid eine Coverversion. „I´ll See The Light Tonight“ von ihrem Landsmann Yngwie Malmsteen passt wie die Faust aufs Auge und musikalisch sitzt das ganze auch super.

 

majestyAls Headliner mit vollen 90 Minuten Spielzeit haben Wizard dann die Aufgabe, das Eintagesfestival zu beenden. Ihr epischer Powermetal kommt ziemlich true herüber, was sich auch in den Texten wiederspiegelt. „Midgards Guardians“ und „Hall Of Odin“ zeigen, wo Thors Hammer hängt. Einige Songs gefallen mir ganz gut („Betrayer“), andere klingen mir dann doch zu klischeehaft („Defenders Of Metal“). Das anwesende Publikum feiert die Band ab, auch wenn sich so langsam bemerkbar macht, dass hier gerade die sechste Band spielt. So treten einige die Heimreise an, bevor das Konzert beendet ist. Man darf jetzt schon gespannt auf das kommende German Swordbrothers Festival sein. Heute konnten besonders die „Jungen Wilden“ Air Raid und Leather Heart überzeugen.



Autor: Martin Hil - Pics: Joxe Schaefer