MOB RULES - Alles aus einer Hand


Nach dem im Jahre 2014, passend zur zwanzigjährigen Bandgeschichte, erschienenen Jubiläumsalbum „Timekeeper“, schicken sich nun die sechs Progressive beziehungsweise Power Metaller Mob Rules an, mit ihrem mittlerweile achten und neusten Output „Tales From Beyond“ ein gelungenen Nachfolger nachzulegen. Das haben wir zum gebührenden Anlass genommen, der kreativen Band aus Norddeutschland etwas näher auf den Zahn zu fühlen und ein Interview mit Keyboarder Jan Chris zu führen.

logoMarkus: Erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen starken Album „Tales From Beyond“. Wodurch erreicht man einer so langen Zeit noch die Inspiration ein so erfrischendes Album auf den Markt zu bringen?

Jan Chris: Hey hallo und vielen Danke erstmal! Erfrischend? Das hört man gerne, vor allem wenn man gerade das 20-jährige Bestehen hinter sich hat. Wobei die Frage gar nicht so leicht zu beantworten ist, wir haben Lust auf Musikmachen und unser Gitarrist Sven ist eine riesen Quelle an Ideen. Sobald er eine Idee hat, und sei es nur ein kurzes Riff, nimmt er sie auf und packt sie in einen Ordner auf seinem PC. Wenn es dann ans Songwriting geht, präsentiert er die Schätze und los geht’s. Klaus fängt an, sich eine Gesangsmelodie zu überlegen und schon steht der Grundstein für einen neuen Song. Wir schreiben Songs jetzt weniger im Proberaum mit der vollen Besetzung, sondern in Svens Studio, das er sich in seinem Keller eingerichtet hat. Diese neue Arbeitsweise ist sehr produktiv und kreativ, das wird sicher ein Mitgrund sein.

Markus: Ihr habt euch lange im Tonstudio aufgehalten und mächtig Zeit gelassen, die Scheibe zu produzieren, ist dies der ausgefeilten Produktion oder dem Ideenreichtum geschuldet. Fällt einem da nicht irgendwann einmal die Decke auf dem Kopf?

Jan Chris: „Cannibal Nation“ ist Ende 2012 erschienen, danach haben wir erst einmal ein Jahr damit verbracht, möglichst oft zu spielen und das Album zu promoten. 2014 stand dann unser Bandjubiläum an und das Projekt „Timekeeper“ wurde gestartet. Zu der ursprünglich geplanten „Best Of“ kam dann noch die „Friends“ Scheibe dazu, bei der wir alte Songs komplett neu mit befreundeten Musikern als Gast aufgenommen haben, zeitgleich wurde noch an der Live-DVD gearbeitet und wir hatten die Idee, bereits einen neuen Song von einem kommenden Album als Single beizulegen. So waren wir 2014 also mehr als ausgelastet. Am Ende dieses Jahres und nach unserem Jubiläumskonzert war das Feedback für „Timekeeper“ so gut, dass unser Label uns gefragt hat, ob es nicht möglich wäre, im nächsten Jahr schon ein neues Album fertigzubekommen. Wir haben die Herausforderung angenommen und dann begann ein sehr intensives Jahr, in dem wir uns abgesehen von drei Shows komplett dem neuen Album gewidmet haben. Kurz vor Weihnachten war der finale Mix im Kasten, und ja, so langsam fällt einem wirklich die Decke auf den Kopf und es ist großartig, jetzt bald mit dem neuen Material wieder auf der Bühne zu stehen und es in die Welt zu tragen!

Markus: Euer Hang literarische Momente festzuhalten zeigt sich auch wieder äußerst gekonnt bei dem starken Opener „Dykemaster´s Tale“, welcher zudem mit einer anmutig unterlegten Melodie, treibenden Rhythmen und Facettenreichtum besticht. Was hat Euch inspiriert die Geschichte des Schimmelreiters von Theodor Storm zu vertonen?

Jan Chris: Vielen Dank für das Lob! Ein amerikanischer Journalist hat uns mal gefragt, warum wir als norddeutsche Band denn auf dem Album „Radical Peace“ das Kennedy-Attentat, also amerikanische Geschichte thematisieren. Da gibt es natürlich viele Gründe für, aber ganz Unrecht hat er ja nicht. Mit dem Schimmelreiter und der Geschichte vom jungen Deichgrafen greifen wir ein Thema auf, welches genau in unserer Nachbarschaft spielt. Und ganz nebenbei, ich liebe dieses Buch und sein Setting. Alleine schon das Bild, wie der Geist des schwarzvermummten Schimmelreiters bei Mondlicht über den Strand reitend gesehen wird, sobald ein großer Sturm das Land und die Deiche bedroht! Für einen Power Metal Song doch wie geschaffen!

mob rulesMarkus: Das Kernstück der Scheibe ist allerdings das dreigeteilte sechszehn Minuten Epos „A Tale From Beyond“. Wie konntet ihr die Spannung solange aufrechterhalten und wieweit habt Ihr euch an Andy Weir „Der Marsianer“ Interpretation gehalten?

Jan Chris: Wir haben das Buch eher als Inspiration genutzt und den Inhalt mehr abstrakt wiedergegeben. Im Vordergrund stehen dabei die Gefühle des Protagonisten, denn das war, was ich mir beim Lesen des Buches immer vorgestellt habe: Wie muss es sein, wenn ein Sturm das ganze Leben auf den Kopf stellt, man seinen Träumen nachgeht auf einer Reise ins Ungewisse und plötzlich alles schief geht. So alleine zu sein und woraus schöpft man dann noch Hoffnung? Und dann doch diese Kraft aufzubringen und sich der Herausforderung zu stellen und sie zu meistern! Genau diese drei Teile wollten wir auch musikalisch wiedergeben: Im ersten Part und besonders im Mittelteil soll man das Chaos hören, den Sturm der alles durcheinanderbringt. Part zwei ist ja mehr eine Power Ballade und soll die Angst und Einsamkeit ausdrücken und Part drei ist dann der Aufbruch und das Positive. Diesen Spannungsbogen hatten wir uns zu Beginn vorgenommen und dann musikalisch und textlich abgearbeitet.

Markus: In dem Teaser, aber auch anhand des Covers ist die epische Ausrichtung der Scheibe deutlich erkennbar, ist das Eure Intension oder muss man das Ganze gesamtheitlich betrachten?

Jan Chris: Im Grunde ist es ein Mix aus beidem und du hast das schon ganz gut beschrieben. Das Bild bezieht sich vorwiegend auf die drei Marsianer-Songs, was ja auch durch den roten Planeten im Hintergrund ganz gut deutlich wird. Aber es soll auch für das ganze Album stehen: „Begib dich mit uns auf eine Reise, auf der es viel zu entdecken gibt“. Übrigens stammt das gesamte Artwork von unserem Schlagzeuger Nikolas, der mal wieder großartige Arbeit geleistet hat wie ich finde! Das ist wirklich ein Luxus, wenn man als Band nicht nur mit Ton und Text, sondern zusätzlich mit Bildern seine Botschaft transportieren kann und eben alles aus einer Hand kommt.

Markus: Am 19.03.2016 ist eine Release Show im Cadillac in Oldenburg geplant, womit können die erwartungsvollen Fans rechnen?

Jan Chris: Zunächst können sie das einen Tag zuvor frisch erschienen Werk direkt begutachten und erwerben und bekommen dann noch eine hochmotivierte Band dazu, die gleich ein paar der neuen Songs live präsentieren wird, eh es dann natürlich mit den Klassikern weitergeht. Wir haben bisher immer versucht, keines unserer Alben live zu vernachlässigen, und an dem Abend haben wir ja genug Zeit für einen großen Rundumschlag! Und wie am Anfang schon erwähnt, wir haben echt Bock wieder auf der Bühne zu stehen und ich hoffe das wird man uns auch anmerken!

Markus: Anschließend ist eine ausgeweitete Tour mit dem Saitenhexer Axel Rudi Pell geplant. Wie ist eure Erwartungshaltung zu den anstehenden Gigs?

Jan Chris: Was für eine großartige Chance! Ich denke, wir passen stilistisch ziemlich gut zu Axel Rudi Pell und das ist natürlich eine super Gelegenheit, unsere Musik einer großen Masse an Leuten vorzustellen und hoffentlich unsere Fanbase etwas zu erweitern. Axel Rudi Pell ist gerade mit seinem neuen Album auf Platz 11 der deutschen Charts gelandet, das lässt ja die Hoffnung zu, dass viele Leute den Weg in die Konzerthallen finden werden.

Markus: Spielt Ihr lieber Live Songs von Klassikern wie zum Beispiel von „Among The Gods“ oder brennt ihr eher darauf das neue Material vorzustellen?

Jan Chris: Beides! Wie bereits gesagt, wir versuchen immer einen guten Rundumschlag durch alle Alben zu bieten, aber es ist natürlich auch cool mal mit neuem Material auf die Bühne zu gehen. Bei den alten Songs können wir schon ganz gut abschätzen wie sie ankommen und wo sie passen, bei neuen Sachen ist es ja immer ein Experiment und eine Überraschung. Ich denke auf der neuen Scheibe sind aber ein paar Songs, die live sehr gut ankommen werden und ich freu mich auf die ersten Reaktionen!

mob rulesMarkus: Wie geht die Geschichte von Mob Rules weiter? Könnt Ihr Euch vorstellen auch noch in zehn Jahren die Bühnen dieser Welt zu rocken?

Jan Chris: Tja, wenn man das immer alles so wüsste oder planen könnte. Definitiv werden wir uns jetzt erst einmal auf das Livespielen konzentrieren und sind gespannt wie die Reaktionen auf „Tales From Beyond“ so ausfallen und wo uns diese Scheibe noch hinführt. Da das Songwriting gerade aber so gut lief, kann ich mir vorstellen, dass auch schnell wieder die ersten neuen Ideen entstehen werden. Und in zehn Jahren? Für mich selber kann ich sagen, dass ich definitiv etwas falsch gemacht haben wenn ich dann nicht mehr auf der Bühne stehe, und für Mob Rules: Warum ans Aufhören denken? Die ersten zwanzig Jahre haben doch schon mal super geklappt!

Markus: Die letzte Frage gehört Euch. Wollt ihr Euren treuen Fans eine Botschaft mit auf den Weg geben?

Jan Chris: Ich habe das Gefühl, das Genre Power Metal ist in den letzten Jahren so spannend und vielseitig wie schon lange nicht mehr! Also geht auf Konzerte, unterstützt eure Bands und natürlich gebt unserer neuen Scheibe eine Chance und haltet euch den April frei! Rock on und wir sehen uns auf Tour!



Autor: Markus Peters