THE SKULL, STEPFATHER FRED

Köln, Underground, 29.02.2016

stepfather fred"Guten Abend Köln! Wir sind Stepfather Fred. Viel Spaß!" Nach dieser kurzen und klaren Ansage nimmt der Abend seinen Lauf. Der Vierer spielt in einem sich noch füllenden Underground, aber erste Mitsingspielchen funktionieren schon. Grooviges Zeug, ein wenig coregetränkt, passt zwar nicht so ganz genau zum Sound des Headliners, aber sei's drum. Denn die "Bavarian Balls" liefern alles andere als eine statische Show, ständig in Bewegung und auf zwei bierkastengroßen Podesten am vorderen Bühnenrand steigend, während diese Nebelsäulen hochschießen. Auch ein Megaphon kam mehrmals zum Einsatz. Zwar trafen die vier Jungs in ihrem vierzig Minuten nicht jedermanns Geschmack, gaben aber wenig Anlass zur Kritik. Trotz einer brummigen Ballade obendrein erspielt sich der Vierer einige Sympathien. Auf jeden Fall sind Stepfather Fred nicht einfach nur so eine Vorband und sie stehen bis nach Konzertende noch am Merch bereit für Smalltalks.

 

the skullBenannt nach dem zweiten Trouble Album nimmt der Headliner inzwischen richtig Fahrt auf. Fand sich ihr 2014er Debütalbum "For Those Which Are Asleep" bereits in einigen Jahrespolls unserer Redakteure wieder, muss um einen hohen Anspruch ihrer Musik nicht diskutiert werden, zumal ihre Setlist heute aus großen Teilen von Trouble-Songs wie "Plastic Green Head" und noch älterem Material besteht. Durch fette Gitarrensounds ordnen sich The Skull Songs wie "Trapped Inside My Mind" und "Send Judas Down", letzteres mit einem angespielten "In A Gadda La Vida", nahtlos in die alten Trouble Kracher ein. Dass sie erst eine Platte raus haben, erklärt Sänger Eric Wagner den Fans in den ersten Reihen, während die Saitenabteilung ihre Instrumente stimmt, was nach fast jedem Song passiert. Überhaupt verzichtet er weitgehend auf Ansagen, denn er unterhält sich lieber so mit den Fans. Durch seine markante Stimme hört man ihn auch ohne Mikro weiter hinten im Venue sprechen. Er singt sehr leise, bringt mit seiner tieferen Stimme dennoch das Feeling voll rüber, während heute die hellere Stimme nicht in allen Höhen perfekt sitzt. Inzwischen ist neben Eric nur noch mit Bassist Ron Holzner ein ex-Trouble Mitglied dabei. Die weitere Band besteht heuer aus ex Pentagram-Drummer Sean Saley, Sacred Dawn Gitarrist Lothar Keller und Neuzugang Witch Mountain Gitarrist Rob Wrong. Alle erfahrene Haudegen also, die bestens miteinander harmonieren. Bei bloß fünfzig Nasen im Underground, heute sind draußen Temperaturen um den Gefrierpunkt und es ist ein Montag, kommt intensive Stimmung auf. Mit qualmender Zigarette nimmt Eric Songwünsche entgegen und erkundigt sich danach beim Zurufer, obs okay war. "Bastards Will Pay" wurde zwar the skullgefordert, kam aber nicht. Sträflicherweise kam das grandiose Titelstück ihres aktuellen Longplayers auch nicht, das wohl markanteste Ding des Albums. Nach über neunzig Minuten Spielzeit inklusive drei fetten Zugaben geht Ron von der Bühne direkt zum Merchandisestand, an dem bei Shirtpreisen von 15 Euro flugs Andrang herrschte. Ein sicheres Zeichen eines bewegenden Auftritts. Nicht ohne vorher noch ausgiebig mit den Fans geplauscht zu haben, setzen sich The Skull in Bewegung, um am Folgetag in Bielefeld aufzutreten, diesmal übrigens mit den Osnabrücker Sludge Doomern von Iron Walrus.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer