WAR AGENDA - Back In Action


Old School Thrash und Retro Thrash sind wieder voll angesagt. Viele junge Bands besinnen sich heute statt auf Trends wieder auf den guten, alten Spirit der alten Tage. Eine dieser Bands sind War Agenda aus Baden-Württemberg, die seit 2012 aktiv sind und Ende 2015 ihr Debüt unters Volk gehauen haben. Da sie wohl kaum jemand kennt, sprach ich mit Gitarrist Nils, der uns War Agenda ausführlich vorstellte.

logoDaniel: Hi Nils! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Entstehung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von War Agenda!

Nils: Hallo Daniel, vielen Dank für Deine Anfrage. Nachdem ich sechs Jahre in einer Old School Thrash Metal-Band (Hatchery) gespielt hatte, bin ich 2010 in einer Grind-/Death-Band (Compulsive Slaughter) gelandet. Das war für mich was komplett Neues und ich habe da auch nach wie vor tierisch Bock drauf, aber irgendwie habe ich den Thrash Metal dann doch vermisst. Anfang 2012 habe ich spontan einen reinen Thrash-Song geschrieben („Shot To Pieces“) und etwas später als Demo veröffentlicht. Ich hatte dann so Lust drauf bekommen, dass ich begonnen habe, mich mal nach Leuten umzuhören, die vielleicht auf ein Thrashprojekt Bock haben könnten. Bei einer Show habe ich dann Ingo getroffen, mit dem ich mich musikalisch sofort super verstanden habe und wir haben uns einfach mal zusammengesetzt und ein bisschen gejammt. Ingo erzählte mir, dass seine aktuelle Band (Pulse Of Decay) mehr oder weniger eingeschlafen war. In der Band hatte auch Hamdi Schlagzeug und Marsel Gitarre gespielt. Da Marsel sich auch gerne mal als Sänger versuchen
wollte, war unser Line-up schon fast komplett. Den Kontakt zu Joe hat dann Marsel hergestellt, der direkt mal von Gitarre zu Bass wechseln musste. Wir haben ihn auf eine Session eingeladen und es hat direkt gepasst. Dadurch haben wir nun letztlich vier Gitarristen in der Band, was enorme Vorteile hat, da natürlich jeder was beisteuern kann. Die Kommunikation ist im Songwriting-Prozess einfach super, weil jeder musikalisch die gleiche Sprache spricht. 2013 haben wir ein erstes Drei-Track-Demo komplett selbst produziert und veröffentlicht. Das hat uns einige Shows in 2013 verschafft. Im Jahr darauf haben wir uns zunächst aufs erste Album konzentriert und Songs geschrieben. Wichtig war uns dabei eine ordentliche Spielzeit, abwechslungsreiche Songs und den Leuten ordentlich eins vor den Latz zu knallen. Wir hoffen wir haben unser Ziel erreicht, aber urteilt selbst!

Daniel: Eure Band gibt es noch nicht allzu lange. Hattet ihr vorher schon in anderen Bands gespielt?

Nils: Uns gibt es seit 2012, komplett erst seit Anfang 2013. Wir bringen alle (zumindest altersmäßig) schon etwas Erfahrung mit und haben zuvor in einigen Combos gezockt. Über meine Bands habe ich ja schon ein bisschen was geschrieben. Hamdi hat auch mal Ausflüge zum Mikro gemacht und spielt parallel noch in einer Death Metal Band namens Zombieslut. Zusammen mit Marsel haben beide noch die Stoner Metal-Band Weed Wizard am Start. Joe war die meiste Zeit in der Hardcore-Szene unterwegs, spielt aber aktuell noch in einer eher thrashlastigen Metalcore-Band moderner Gangart namens Soilid. Unsere Einflüsse sind vielfältig; wir versuchen uns aber immer wieder auf unsere Thrash-Wurzeln zu konzentrieren. Kurze Einsprengsel aus Power-, Death Metal oder Hardcore sind aber nicht auszuschließen ;-)

Daniel: Welche Bands haben euch beeinflusst?

Nils: Also, so vielfältig wie unsere musikalischen Wurzeln sind, so vielfältig sind wohl auch unsere Einflüsse. Aber ich denke, die guten alten Bands wie Iron Maiden, Motörhead, Metallica oder Slayer hat wohl jeder von uns schon mal vernommen und irgendwie in die musikalische DNA übernommen. Persönlich habe ich Gitarre gelernt mit den Slayer-Songbooks (damals gab es die noch nicht im Internet) und das merkt man wohl immer noch. Die Bay Area war für mich immer ganz groß; um deutschen Black-/Thrash habe ich eigentlich immer einen Bogen gemacht. Außerhalb des Thrash Metals war immer Melodic Death Metal Göteborger Schule mein Ding. Für mich braucht es daher immer etwas Melodie mit drin (zumindest ansatzweise).

war agendaDaniel: Wovon handeln eure Texte? Habt ihr auch eine Art Kernaussage, die dahinter steckt? Oder geht es nur um die Erfüllung der üblichen Klischees?

Nils: Auch wenn ich die Thrash-Szene für mich immer politisch links einordne, so würde ich War Agenda gerne als unpolitische Band sehen. Es sollten auf einem Album auch zumindest einige Texte einen gesellschaftskritischen Hintergrund haben. Viele unsere Texte handeln ja auch, der Name ist hier Programm, vom Krieg. Allerdings steckt dahinter immer eine Aussage. So wird z. B. thematisiert, ob kürzlich vergangene Kriege eigentlich immer humanitäre Gründe hatten, oder ob es nicht doch auch wirtschaftliche Interessen gab (Axis Of Evil) oder was eigentlich in der Psyche von Kriegsheimkehrern vorgeht (Night Of Disaster). Gewürzt wird das Ganze natürlich immer mit einer Schippe Klischee. Wir haben auch einen Partysong an Bord (Mosh); so ganz ernst sollte es auf Konzerten natürlich auch nicht sein.

Daniel: Euer Debüt „Night Of Disaster“ erschien bei MDD. Wie seid ihr mit dem Label in Kontakt gekommen?

Nils: Den Kontakt hat Joe hergestellt, der den Labelboss kennt und schon oft auf Shows mit ihm gesprochen hat. Er hat ihm unser Demo in die Hand gedrückt und wir bekamen direkt ein Angebot. Wir sind mega glücklich mit unserer Zusammenarbeit und stolz in seinem Rooster zu sein. Grundsätzlich sind nur Alben auf dem Label, die er auch persönlich hören würde und das merkt man einfach. Jeder beim Label ist mit Herzblut bei der Sache. Toll ist, das wir uns aufs Wesentliche konzentrieren können: auf die Musik!

Daniel: Ist auch eine Vinylversion des Albums geplant? Weißt du da schon was?

Nils: Wir hätten tierisch Bock auf Vinyl und das ist ja auch wieder ganz groß im Kommen. Leider gibt es bei Vinyl viel höhere Produktionskosten und da muss man erst mal in Vorleistung treten. Das Ganze ist natürlich auch von der Produktion und vom Design her noch mal ein Mehraufwand. Direkt geplant ist das daher zwar nicht, aber wir spielen weiterhin mit dem Gedanken. Sobald wir da was in trockenen Tüchern haben, wird es aber auf Facebook oder unserer Homepage Infos geben.

Daniel: Spielt ihr auch live? Und wenn ja, wo kann man euch demnächst mal in Action erleben?

Nils: Wir mussten leider aktuell eine gesundheitsbedingte Pause einlegen. Daher sind wir auf jeden Fall wieder heiß zu spielen und ab März 2016 gibt es uns „Back In Action“. Feste Termine sind der 04. und der 26. März. Weitere Gigs sind in der Mache. Gerne nehmen wir auch unter booking@waragenda.de Gigangebote an.

Daniel: Du spielst ja parallel auch noch bei Compulsive Slaughter. Wo genau liegen für dich die Unterschiede zwischen beiden Bands; sowohl musikalisch als auch textlich?

Nils: Einmal gibt es bei Compulsive Slaughter mehr Einflüsse, hauptsächlich aus dem Death Metal und Grindcore, zum anderen bin ich dort alleiniger Gitarrist. Die Gitarrenarbeit fällt daher etwas Groove orientierter aus, im Gegensatz zu War Agenda. Musikalisch legen wir bei Compulsive Slaughter Wert auf Abwechslungsreichtum durch das Mischen verschiedener Stilrichtungen, während bei War Agenda dies eher durch das Songwriting und den Einsatz von Melodien und Soli geschieht. Bei Compulsive Slaughter bin ich textlich nicht involviert; aber dort geht es hauptsächlich um typische Metalklischees.

Daniel: Welche Zukunftspläne habt ihr noch mit War Agenda? Was steht demnächst so an?

Nils: Wir haben aktuell einen Videodreh auf der (Achtung Wortwitz) Agenda, auf den wir uns alle schon wie Bolle freuen. Außerdem sind wir schon am Schreiben für das nächste Album. Wann genau dies kommen wird, steht noch in den Sternen, wir hoffen aber sehr, dass wir unsere Arbeit mit MDD fortsetzen können. Es stehen Bewerbungen für einige Festivals an und wir wollen vermehrt auch überregional Gigs an Land zu ziehen. Ins Auge gefasst haben wir auch eine Tournee; wir sind aktuell am Überlegen, wie wir dies am besten bewerkstelligen können. Mit uns wird in Zukunft auf jeden Fall Live stärker zu rechnen sein!

war agendaDaniel: Okay, Nils! Das Schlusswort gehört dir!

Nils: Zunächst vielen Dank nochmals für das Interview. Es würde uns tierisch freuen, wenn der eine oder andere mal bei uns reinhören möchte und sich ein Exemplar unserer neuen Scheiben gönnt. Wir wären froh, möglichst viele von euch bei einem Konzert zu treffen und gemeinsam anstoßen zu können. Danke fürs Lesen und „Thrash Till Death“!


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Autor: Daniel Müller