Daniel: Hi Colin! Erzähl uns doch bitte zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Fairytale!
Colin: Hallo Daniel! Schön, dass Du uns bei CROSSFIRE eine Plattform gibst. Vielen Dank dafür! Das Gründungsjahr haben wir bei Fairytale auf anno 2000 datiert. Davor waren wir als Schülerband unter gleichem Namen, aber mit gänzlich anderer Besetzung aktiv. Das einzige Mitglied, das alle Bandphasen mitgemacht hat, bin ich. Ich kann halt nichts anderes, hahaha. Warum wir in sechzehn Jahren Bandgeschichte mit dem neuen Album auf nur drei Veröffentlichungen kommen, hat vor allem auch mit vielen Besetzungswechseln an der zweiten Gitarre zu tun. Da hatten wir in der Vergangenheit einen ähnlichen Verschleiß, wie es bei Spinal Tap mit Schlagwerkern war. Ich hoffe auch, dass zwischen dem aktuellen Album und dem nächsten nicht wieder vier Jahre liegen werden.
Daniel: Welche Bands haben Euch musikalisch beeinflusst?
Colin: Ehrlich gesagt, zu viele, weil wir Metal über alles lieben. Metal ist viel zu farbenfroh, um sich nur auf einen Stil oder eine Band festzulegen. Auf die oft zitierte einsame Insel würde ich aber, neben der eigenen Band, Gruppen wie Iron Maiden, Heathen, King Diamond, Manilla Road, Bolt Thrower oder Voivod mitnehmen, die dort für mich musizieren dürften, hehehe.
Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Und gibt es eine Art Kernaussage, die Ihr damit vermitteln wollt? Oder handelt es sich nur um die üblichen Metal-Klischees?
Colin: Unser Bandname ist ja relativ klischeefrei, deshalb sind wir da recht flexibel in der Textgestaltung, hahaha… Im Ernst, wir haben seit Bandgründung als wiederkehrendes Thema oftmals Lyrics eine von mir erdachte Fantasy-Welt namens ‚Iceland‘ betreffend gemacht. Nicht als Konzept für ein Album oder ein Demo, sondern als lose Story, auf die wir zurückgreifen können, wenn wir Bock darauf haben. Bei unserem letzten Album „Rise Of The Twilight Lord“ hat die Hälfte der Songs das Thema behandelt. Ansonsten haben wir die typischen Metaltexte mit an Bord, was sowohl Fantasy- als auch lyrische Themen einschließt. Dem neuen Album liegt allerdings ein anderes Konzept zugrunde. Zum ersten Mal in der Historie von Fairytale werden wir uns an ein Science Fiction-Thema wagen und ich hoffe, dass den Fans die Thematik auch zusagt. Prinzipiell ist es aber so, dass bei uns erlaubt ist, was Spaß macht und man in einen kernigen Metalsong packen kann.
Daniel: Gibt es auch Filme oder Bücher, die Euch zu Texten beeinflussen? Ich weiß, dass Du ein großer Filmfreak bist! Welche Filme zählen zu Deinen Favoriten? Und welche Autoren magst Du besonders?
Colin: Sicher gibt es die und ich habe auch schon Texte über Filme geschrieben, wie beispielsweise „Die neun Pforten“ von Roman Polanski. Unser Sänger Carsten und ich teilen beispielsweise eine Leidenschaft für (alte) Horrorfilme. Und die Minions, hahaha. Ich liebe genau wie bei der Musik verschiedene Genre. Filme von Alfred Hitchcock kann ich mir genauso gut anschauen wie „Braveheart“, Splattermovies oder eine Komödie. Filmfreak trifft es da schon ganz gut. Ich gehe gerne auf Börsen und tausche mich auch online mit Leuten über Filme aus. Es gibt unendlich viele gute Filme, die man für sich entdecken kann, vor allem auch aus dem skandinavischen Raum oder Streifen wie „Paulette“, die geil gemacht sind, der breiten Masse aber oft nicht bekannt sind. Eben genau wie bei Musik. Bei Büchern ist es ähnlich. Ich habe gerade „Verheißung“ von Jussi Adler-Olsen ausgelesen und fange nun mit „Die Nachtwächter“ von Terry Pratchett an. In unseren Regalen findet man neben gesammelten Werken von Poe, Goethe oder Shakespeare auch Sachen wie die Bücher von Sebastian Fitzek oder „Er ist wieder da“ von Timur Vermes, das im Übrigen völlig genial ist. Auch als Hörbuch, von Christoph Maria Herbst gelesen, der für das Buch die Idealbesetzung ist. Warum das so ist, wird jeder wissen, der mit den „Wixxer“-Filmen von Oliver Kalkofe vertraut ist.
Daniel: Lass uns mal ein bisschen in der Bandgeschichte graben, okay? 2006 erschien Euer Debüt „Book Of Fairytales“. In welchem Format ist es erschienen? War es eine CD-R oder eine richtig gepresste CD? Und ist dieses Album heute noch erhältlich? Bei Konzerten habt Ihr es nämlich nie dabei...
Colin: Das stimmt, die Scheibe haben wir nicht dabei. Der Grund ist simpel, „Book Of Fairytales“ ist damals nur als CD-R in einer handnummerierten Auflage von 100 Stück erschienen. Die ist natürlich längst ausverkauft. Allerdings haben uns in den letzten Jahren immer wieder Leute nach der EP gefragt, sodass wir sie via Soundcloud zum kostenlosen Download anbieten. Vor allem nach „Heavy Metal“ fragen uns die Leute immer wieder, was auch ein Grund dafür war, die EP für Nüsse online zu stellen.
Daniel: 2011 erschien Euer zweites Album „Rise Of The Twilight Lord“; ebenfalls in Eigenregie. Wie viele habt Ihr davon pressen lassen? War das nicht sauteuer? Und gab es keinerlei Interesse von Labels zu der Zeit?
Colin: Wir haben 1000 Stück pressen lassen, wovon sich noch drei oder vier Exemplare im freien Verkauf befinden, hahaha. Was genau wir für die komplette Produktion gezahlt haben, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, aber es war schon ordentlich viel Asche. Auf der anderen Seite hat sich das Album ganz gut verkauft, sodass der Großteil der Kohle glücklicherweise wieder reingekommen ist. Interesse seitens einiger Labels gab es damals auch, ja. Allerdings waren die Angebote nicht sonderlich gut, weshalb wir uns gegen eine Labelveröffentlichung entschieden haben. Das war zu dem Zeitpunkt die richtige Entscheidung. Ich denke, dass wir mit „Rise Of The Twilight Lord“ auch ohne Label im Rücken ein ganz ordentliches Produkt abgeliefert haben. Naja, jedenfalls waren die meisten Reviews sehr positiv, hahaha.
Daniel: 2014 gab es einen Umbruch in der Band, da sowohl Sänger Sascha Rose als auch Gitarrist Mirko Lersch euch verließen. Was war da los bei euch?
Colin: Ganz klischeemäßig: Es waren die berühmten musikalischen Differenzen. Wir haben uns einfach in andere Richtungen entwickelt. Das ist wie in einer Beziehung. Manchmal muss man erkennen, dass es zusammen einfach nicht mehr funktioniert. Dabei besteht zwischen uns aber kein böses Blut. Man trifft sich auf Konzerten, trinkt ein Bier und rockt zusammen. Alles cool bei uns. Beide machen zudem weiter Musik. Sascha singt jetzt bei Corroding Sun und Mirko ist mit seiner alten Band Apart Soul gerade im Studio und nimmt ein neues Album auf.
Daniel: Neuer Sänger ist Carsten Hille. Wie seid Ihr mit ihm in Kontakt gekommen? Und hattest Du nicht ein bisschen Schiss, dass es da terminliche Probleme geben würde? Immerhin singt er ja auch noch bei Javelin und hat, kurz bevor er zu Euch stieß, auch noch erst eine neue Band namens Earacle gegründet...
Colin: Ja, Carsten ist unser neuer Mann am Mikro und wir haben dabei einen echten Glücksgriff getan. Ich habe in Carsten jemanden gefunden, der auf der Bühne genauso gerne Blödsinn quatscht wie ich. Aber das hast Du ja schon erlebt, hahaha. Gesanglich und menschlich passt er ebenfalls wie die Faust aufs Auge zu Fairytale. Wir haben sehr viel Spaß zusammen, was für mich, neben geilen Shows für die Fans, das wichtigste Element im Bandkontext ist. Den Kontakt hat unser Gitarrist Stefan hergestellt, der Carstens Stimme schon früher total geil fand und irgendwann bei der Probe meinte, wir sollen ihn doch einfach mal anschreiben. Ich habe zuerst überhaupt nicht geglaubt, dass Carsten Interesse haben könnte, aber nach der ersten Probe…eigentlich nach dem ersten Song „Thundersword“ war für mich klar, dass Carsten die neue Stimme von Fairytale ist. Das Problem mit terminlichen Absprachen besteht natürlich immer, aber sowohl Javelin als auch Earacle spielen nicht so oft wie wir, was die Koordination etwas einfacher macht. Stefan muss auch immer gucken, wie das mit den Gigs passt, da er seit einiger Zeit auch bei Custard Gitarre spielt. Bislang hat das gut funktioniert und ich sehe keinen Grund, warum sich das ändern sollte. Auf der anderen Seite bringen alle Bands dieses Jahr Alben heraus. Zur Not müssen wir dann halt eine gemeinsame Tour spielen, hahaha.
Daniel: Carsten hat erst zwei Songs für Euch im Studio eingesungen, die merkwürdigerweise bislang nur auf einem USB-Stick erhältlich sind. Wie kam es denn zu dieser Entscheidung? Wäre eine CD oder CD-R nicht sinnvoller gewesen?
Colin: Das ist so eine bekloppte Fairytale-typische Idee gewesen. Wir wollten das neue Line-up mit einer besonderen Aktion vorstellen und dabei ist dann die Idee mit dem USB-Stick entstanden. Wir haben 50 Stück mit aufgedrucktem Fairytale-Logo bestellt und die Dinger in schweißtreibender Kleinarbeit handnummeriert und bespielt. Wenn die Dinger weg sind, sind sie weg und werden nicht mehr nachbestellt. Die zusätzlich von uns angedachte Stripperin, die während des ersten Gigs mit Carsten den Stick präsentieren und anpreisen sollte, konnten wir leider nicht verwirklichen. Das war sehr schade, hahaha…
Daniel: Bei Metal Archives stehen die beiden neuen Songs mit Carsten, „Battlestar Rising“ und „Viper Pilots“, fälschlicherweise als neues Album mit dem Titel „Dawning Of An Era“ aufgelistet. Ist das der Titel Eures nächsten Albums? Und weißt Du schon, wann es genau erscheinen wird? Sind die Aufnahmen schon komplett abgeschlossen? Und werdet Ihr dieses Mal endlich ein Label im Rücken haben?
Colin: So ganz falsch liegen die Archives da nicht. Man kann die beiden Songs als Online-Single unter dem Titel „Dawning Of An Era“ bei Bandcamp gegen kleines Entgelt herunterladen. Das ist die Alternative zu den USB-Sticks. „Dawning Of An Era“ sollte ein Lebenszeichen der neuen Besetzung sein, immerhin hat die letzte Scheibe auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Das neue Album wird anders heißen und auch ein anderes Cover bekommen. Allzu viel kann ich aber leider noch nicht sagen, da wir erst eine entsprechende Pressemitteilung von Art Gates Records, bei denen wir einen Deal unterschrieben haben, abwarten müssen. Dann wird auch geklärt, welches Thema das Album behandeln wird, wie viele Songs darauf zu finden sind, etc. Ich kann Dir aber sagen, dass wir seit letzter Woche mit den Aufnahmen beschäftigt sind. Die Drums sind schon komplett im Kasten und wir hoffen, dass die Scheibe schnellstmöglich veröffentlicht wird. Wobei,…bei uns herrscht ja immer ein herzliches Chaos. Von daher gebe ich besser keine Prognose ab, hahaha.
Ihr weiß, dass Ihr im Moment viel live spielt. Welche Konzerte für 2016 stehen jetzt schon fest, die Du uns mitteilen kannst?
Colin: Eigentlich haben wir gesagt, dass wir während der Produktionsphase keine Gigs spielen. Die Ausnahme bildet der 05.03.2016, da spielen wir in Recklinghausen im Jugendzentrum Südpol. Wir haben hier etwas mehr Spielzeit und werden neben den üblichen Verdächtigen auch ein paar neue Songs ausprobieren. Mal sehen, wie die Songs bei unseren Fans ankommen. Da sind wir sehr gespannt drauf und wir freuen uns auf den Gig. Ansonsten wollen wir erst einmal das neue Album herausbringen und dann schauen, was tourtechnisch geht.
Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Fairytale aus?
Colin: Wie immer, die Weltherrschaft durch Feen-Metal an uns reißen, hahahaha! Falls das nicht klappen sollte, bleibt uns nichts anderes übrig, als immer und überall Metal zu zelebrieren. Das können wir sowieso am besten.
Daniel: OK, Colin! Das Schlusswort gehört Dir!
Colin: Vielen Dank, dass Du dir Zeit für Fairytale genommen hast, Daniel! Ich hoffe, dass wir uns in ein paar Wochen, wenn das neue Album draußen ist, noch einmal zusammen setzen und über die Scheibe quatschen können. An eure Leser gerichtet darf die obligatorische Eigenwerbung natürlich nicht fehlen…*hust* Leute, guckt unter http://www.facebook.com/fairytalemetal bei uns vorbei und lasst ein Like da, wenn euch unsere Version des Metal gefällt. Oder besser, kommt zu unseren Konzerten. Nur da gibt es die volle Bedienung, da Fairytale primär eine Live-Band sind.
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