IS LOVE ALIVE? - Doom ist das Original


Selten bekam eine Newcomerband aus unseren lokalen Breiten derart viele Klicks für ihre Scheiben, wie is LOVE alive? aus Kamen. Trotz ihres ernsteren Sounds waren die vier aber überraschend gut aufgelegt, und haben die Fragen gleich im Plenum beantwortet. Hier sind die Antworten des humorigen Quartetts:

IS LOVE ALIVE logo INTI 2012Joxe: Stellt Euch doch zunächst bitte den Lesern einmal vor!

Van Jansen: Hallo, ich bin Van Jansen und ich bin trocken!

Thomas: Ich bin Thomas, ich lebe meinen Traum.

Sash: Ich bin Sash und weiß nicht, wie ich hier hineingeraten bin.

Dan: Ich bin Dan, auch als der Butcher bekannt, spiele in zahlreichen Combos und bin – im Gegensatz zu Van Jansen und Thomas – noch nicht in dem Alter, um abstinent leben zu können. Ich saufe immer noch wie ein Loch, was durch die Mötley Crüe-Biographie „The Dirt“, die ich vor kurzer Zeit gelesen habe, nicht wirklich besser geworden ist. Aber was erwartest Du auch, wenn Motörhead meine Lieblingsband sind?

Joxe: Seit wann gibt es is LOVE alive?, wie habt Ihr zusammen gefunden?

Van Jansen: Thomas kenne ich seit den 80ern. Damals war er so Anfang 40. Butcher und Sash sind dann etwas später dazugekommen. Dafür danke ich dem Herrn täglich auf Knien. Eine Probe mit Pieper lässt mich körperlich um Jahre altern. Da gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Thomas: Papperlapapp! Kennengelernt hab´ ich Van Jansen Mitte der 80er. Ich habe schnell realisiert, dass er Hilfe braucht, nicht nur weil er mit zwölf Jahren schon einen Künstlernamen hatte. So nahm ich mich seiner an. Ende 2009 sah ich keinen anderen Ausweg mehr, als eine Band zu gründen, um seine kranken Gedanken zu kanalisieren. So entstehen unsere Texte. Ursprünglich gestartet mit zwei Stümpern an Bass und Schlagzeug haben wir jetzt mit Sash und Butch die ideale Besetzung, um unsere Version von Psychedelic-Doom zu zelebrieren.

Sash: Ich bin durch den Butcher auf „is LOVE alive?“ aufmerksam geworden, da ich mit ihm noch in einer anderen Band (Achtung Schleichwerbung: Somewhere In Nowhere) tätig bin; dort allerdings als Gitarrist. Als ich davon erfuhr, dass die Jungs noch einen fähigen Bassisten suchten, habe ich sofort meine Gitarre in vier Teile zerrissen, hab´ mir einen Bass für ca. 60 Euro gekauft und bin zum Proberaum gelaufen, wo ich dann unter den kritischen Augen von Thomas vorspielen durfte und durch Mogeln das Casting gewonnen habe. Huuuurrrrraaaa! Und nun lebe auch ich endlich meinen Traum.

Dan: Ich habe Thomas 2000 auf einer Party eines alten Freundes kennengelernt. Eine Woche später haben wir zwei Stunden telefoniert (voll tussimäßig, haha!), und ich merkte sofort, dass die Chemie stimmte. Er hatte zu dem Zeitpunkt seine Klampfe jahrelang nicht angerührt. Er erzählte jedoch immer wieder, dass er gerne seine alte Combo Cronos aus den 80ern reanimieren wollte, wozu sich aber wichtige Urmitglieder leider nicht bereit erklärten. Ich nervte ihn immer wieder, dass ich da auch trommeln würde, falls der alte Schlagzeuger keinen Bock mehr hätte. Aber irgendwie verlief alles im Sand…vorerst! Ende 2009 schrieb er mir dann eine Mail, dass er eine neue Doomband hat. Einen Trommler hatte er schon, worauf ich zunächst ziemlich angepisst war; schließlich habe ich ständig nachgehakt, stieß aber wohl – wie so oft im Leben - auf taube Ohren. Egal, Anfang 2010 fragte Thomas dann doch endlich mal bei mir an, obwohl er wusste, dass ich aufgrund meiner zahlreichen Bands wahrscheinlich eh keine Zeit hatte. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich natürlich trotzdem zugesagt, ohne vorher nachzudenken. Ursprünglich sollte es ein Projekt sein, dass alle zwei bis drei Wochen hin und wieder probt. Das traute ich mir zeitlich dann doch noch so gerade zu. Und komischerweise ist „is LOVE alive ?“ jetzt die einzige von meinen fünf oder sechs Combos, die wirklich regelmäßig probt, einmal im Jahr etwas aufnimmt und zwischendurch ein paar Gigs spielt. Sachen gibt´s…

Joxe: Wo liegen Eure Wurzeln, welche Platten hört ihr zu Hause bevorzugt?

Van Jansen: Neil Young, Trouble, Alice in Chains, Judas Priest, Andy Garden.

Thomas: Jegliche Stilarten im Hardrock/Metal, aber auch Lenny Kravitz, die Chili Peppers, alte Helden wie Led Zep, Free oder bluesiges Zeugs von Rory Gallagher, Johnny Winter, etc.

Dan: Oh, Sash hat keine musikalischen Wurzeln? Ach ja, der ist ja Leadbassist und kommt aus der Freejazz-Szene. Ich höre Hard Rock und Metal queerbeet, aber schon trues, bodenständiges Zeug. Auf überladenen Bombast und künstliche, spiritlose Plastiksounds habe ich keinen Bock! Für „is LOVE alive ?“ liegen meine Haupteinflüsse hauptsächlich in den 70ern, z. B. Black Sabbath, alte Death SS- und Paul Chain-Sachen, Blue Cheer, Led Zeppelin, Blue Öyster Cult, Necromandus, High Tide, Black Widow, usw.

Joxe: Seid ihr große Anhänger des Doom? Welches waren Eure ersten Berührungen mit diesem Stil?

Van Jansen: Doom ist das Original; sowohl musikalisch als auch atmosphärisch betrachtet. Der erste Kontakt für mich war Saint Vitus, die ich nach wie vor sehr schätze.

Thomas: Auf jeden Fall! Früher stand ich eher auf schnellere Sachen, dann habe ich erkannt, dass sich die wahre Heavyness durch den langsamen Groove und die schweren Riffs ergibt. Auf dem Doom basieren sämtliche anderen Stile im Metal. Zum zweiten Teil der Frage: natürlich Black Sabbath, später Saint Vitus, die deren Erbe würdig weiterführen.

Sash: Privat höre ich eigentlich alles, was rockt. Von Led Zeppelin, über Anthrax bis Cannibal Corpse. Und natürlich auch Doom Metal. Meine ersten Doombands waren Black Sabbath, Candlemass und Memento Mori.

Dan: Man sagt, dass jedes Metalriff, egal aus welcher Szene, in irgendeiner Form von Tony Iommy geschrieben wurde. Insofern ist Doom wohl tatsächlich das Original. Ich höre ziemlich viel und gerne Doom, vor allem Black Sabbath, Candlemass, Count Raven, Solitude Aeturnus, Pentagram, Nomad Son, aber auch Sachen, die in etwas mehr in die Stoner Rock-Richtung gehen, wie z. B. The Hidden Hand, Orange Goblin, die Melvins, alte Kyuss und wie sie alle heißen.

Joxe: Inwieweit habt ihr Euren Sound konstruiert, wolltet ihr exakt so klingen, oder habt ihr einfach mal so drauf los gejammt?

Thomas: Ziel war schon von Anfang an, schwere Riffs mit melancholischem Gesang zu kombinieren. Desweiteren versuchen wir schon Überraschungsmomente einzubauen und auch bei den Songstrukturen zu variieren, um uns so ein wenig von anderen Bands zu unterscheiden. Klar klingen wir heute so wie wir heute klingen wollen. Aber da ist von den Ideen her noch ´ne Menge Luft nach oben. Beispielsweise hätte ich schon gern noch einen Keyboarder, und bevor jetzt alle aufschreien, ich meine natürlich keine Europe-Keyboards, sondern eher den Psychotic Waltz-Style, Cathedral oder auch Hammond-mäßig wie Deep Purple.

Dan: Als alter Uriah Heep- und Birth Control-Fan kann ich das mit der Hammondorgel nur unterstreichen. Solange es nicht Dimmu Borgir-mäßigen Bombastkram abdriftet, bin ich durchaus dafür zu haben. Die Gitarre sollte natürlich immer im Vordergrund stehen!

IS LOVE ALIVE band2 INTI 2012Joxe: Wie würdet ihr Eure musikalische Entwicklung von der ersten zur zweiten EP beschreiben?

Van Jansen: Die Songs sind ausgereifter und abwechslungsreicher. Man merkt aber sehr schnell, dass es sich um dieselbe Kapelle handelt.

Thomas: Das sehe ich auch so. Die Songs der „Slow Down“ waren bewusst monoton aufgebaut, um die Stimmung zu erzeugen, die die Scheibe letztendlich auch hat. Leute, die auf herkömmliches Songwriting und 08/15-Mitgröhlrefrains stehen, haben das anscheinend nicht verstanden, und es wurden Stimmen laut, die meinten, wir können es nicht anders. Daher haben wir die Songs für „Against“ abwechslungsreicher gestaltet. Das zukünftige Material wird, denke ich, eine Schnittmenge dieser beiden Scheiben sein.

Dan: Die neue CD ist natürlich viel besser als die erste! Aber das sagen außer Black Horizonz (bei denen ich auch die Stöcke schwinge) wohl alle Bands, haha! Ich fand den Schlagzeugsound auf der ersten CD etwas künstlich und steril. Der Bass ist auch etwas untergegangen. Die neue CD klingt differenzierter und ausgereifter. Und das Produktionsteam, das auch für unsere erste CD zuständig war, hat seine Chance genutzt, dieses Mal alles besser zu machen. So können wir weiter mit ihnen arbeiten, ohne uns schwarz zu ärgern; vorerst!

Joxe: Wie sind die Resonanzen bislang auf is LOVE alive? über Euren Bekanntenkreis hinaus?

Van Jansen: Vom französischen „Snakepit-Magazine“ mal abgesehen, (They eat frogs. What´s more to say?) haben wir für beide Scheiben durchweg positive Reviews eingefahren. Es wurde auch oft erwähnt, dass wir einen eigenständigen Stil haben, der sich vom Einheitsbrei anderer Veröffentlichungen abhebt. Sehr amüsiert bin ich immer über die Beschreibungen meines Gesangs, was von „sanft säuselnd“ bis „kehlig schluchzend“ geht. Sämtliche Reviews könnt Ihr übrigens auf unserer Myspace-Seite www.myspace.com/islovealive nachlesen. Über einen Besuch dort würden wir uns sehr freuen.

Dan: Die Resonanzen sind bislang durchweg positiv. Selbst von der ersten CD, wo wir im Nachhinein etwas die Produktion bemängelt haben, waren die Leute begeistert. Auf dem Keep It True-Festival meinte jemand zu mir: „Hey, ich habe mir Eure CD mal angehört, klang erst nicht so berauschend!“ Ich fragte ihn dann: „Und? Wie findest Du sie so?“; und auf einmal strahlte er über das ganze Gesicht und steigerte sich voll rein: „Die ist fantastisch!“ Es folgten weitere fanatische Details über Songwriting und Produktion, die ich nicht mehr so ganz im Kopf habe… Lustig finde ich auch, dass wir uns im Proberaum spaßeshalber als „Speed Doom“-Band bezeichnen, und dass diese Beschreibung tatsächlich auch in einem unserer Reviews zu lesen war! Am meisten wundert mich jedoch, dass sich noch keiner von der True Metal-Fraktion (von der einige unsere CDs besitzen) noch nicht über den Bandnamen beschwert haben, dass er voll untrue wäre oder so… Glück gehabt! Was den zweiten Teil Deiner Frage angeht: Ja, mittlerweile geht es wohl etwas über den Bekanntenkreis hinaus. Ein Kollege von mir vertreibt unser Demo und hat es schon an einige Leute verkauft, die wir nicht kennen. Ein Demo habe ich mal nach Mexiko geschickt, der es per E-Mail bestellt hat, obwohl noch niemand von uns jemals in Mexiko gewesen ist. Und es gibt von uns bislang nur einen einzigen Clip auf Youtube, den hat ein Portugiese hochgeladen; mit einem Bandfoto als Hintergrund! Wenn das nicht der Hammer ist?!

Joxe: Steht es in Eurer Absicht, in Zukunft ein komplettes Album aufzunehmen?

Van Jansen: Auf jeden! Geplant ist halt so drei oder vier Demo-CDs aufzunehmen und dann die besten Songs für ein Album zusammenzustellen und neu einzuspielen. Rick Rubin ist zurzeit aber erst einmal mit Black Sabbath beschäftigt. Von daher wird das noch ein bisschen dauern. Im Moment spielen wir mit dem Gedanken, den nächsten Release auf Vinyl zu veröffentlichen. Mal sehen!

Joxe: Euer Coverfoto von „Against“ zeigt eine entblößte Person während einer Versammlung. Das vermittelt eher alternative Eindrücke, als es an Doom erinnert. Warum wurde dies als Cover gewählt?

Van Jansen: Wieso Versammlung? Das war morgens um 10.30 Uhr nach meiner Party zum Pokalsieg von Schalke?!?

Thomas: Nun, Versammlung würde ich das nicht unbedingt nennen. Es handelt sich offensichtlich um eine Demo. Das Foto symbolisiert die Wehrlosigkeit des Einzelnen gegen die Staatsmacht bzw. der Gesellschaft; ein Thema, welches sich auch in unseren Texten wiederfindet. Ja, wir sind angepisst und bringen das auch zum Ausdruck. Lyrics über Drachen, Schwertkämpfer, Trolle oder Feen sind nicht unser Ding. Da gibt es Wichtigeres. Klar, im ursprünglichen Sinne des Wortes ist das wohl alternativ. Das heißt aber nicht, dass wir alle Jesuslatschen tragen und Veganer sind.

Dan: Dadurch, dass wir auch schon als „Speed Doom“-Band bezeichnet wurden und schwer mit anderen Bands zu vergleichen sind, sind wir ja auch irgendwie alternativ, obwohl dieses Wort natürlich in der Metalszene einen faden Beigeschmack hat…

Joxe: Was liegt bei Euch als nächstes an, werdet ihr Konzerte spielen?

Van Jansen: Wir spielen überall, wo man uns hören will. Nächster Termin ist Samstag, der 05.05.2012, in Datteln auf dem „Mercenaries Metal“-Festival. Desweiteren arbeiten wir an neuen Songs für die dritte Scheibe.

http://www.myspace.com/islovealive

 



Autor: Joxe Schaefer