GUN BARREL - GUNNIVERSARY


Label:SAOL
Jahr:2011
Running Time:187:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Zehn Jahre Gun Barrel. Herzlichen Glückwunsch!
Und das meine ich ehrlich! Schließlich gehörte das "Obliveon" (für das ich vierzehn Jahre tätig war) als Magazin zu den ersten, die schon ein Auge auf die Band geworfen hatten, als man noch ohne Label und absoluter Nobody war. Sechs Jahre war ich dabei und dann...Funkstille. War es die letzte Livekritik oder das nicht gewährte zweite Interview zum damaligen Sängerwechsel, um eine Schlammschlacht auf unseren Seiten zu verhindern? Wer weiß. Schade. Wir haben viel gelacht. Doch ich bin in erster Linie unserem Leser treu und keiner Band. Deshalb sollten alle Fans der Band diese DVD ihr Eigen nennen. Selten passiert es, dass die Quintessenz und die natürliche Ausprägung einer Gruppe von Musikern so passend festgehalten wurde. Gerade der Witz und der Charme, den diese Musiker besitzen findet ihr eins zu eins in Ton und Bild. Sicherlich hätte man sich mit den vielen Lobhudeleien (von Fans und Freunden), die in fast jedem Teil der DVD auftauchen, etwas zurückhalten können, aber letztendlich ist das auch die Art von Rolf Tanzius und Co. Ich hätte ja auch was Tolles gesagt...hätte man mich gefragt, haha. Natürlich finde ich an einer DVD das Backstage-Material am interessantesten, aber als die Musiker sich noch gegenseitig über das Haupt streichelten, hatte ich diesbezüglich den Kaffee auf. Das war aber schon alles an Gemecker, denn die umfangreiche Bandgeschichte wertet alles wieder auf. Interessant, spannend und witzig. Man kann deutlich den Humor und Respekt erkennen, den diese Band zusammenhält. Das konnte ich am eigenen Leib mehr als einmal erfahren und ich habe viel Spaß dabei gehabt. Man merkt, wie die Band sich den Arsch abgerockt, vieles erreicht hat und trotzdem nicht auf dem Olymp steht. Rolf (Gitarrist) sagte einmal, er spiele überall, wo es eine Steckdose gibt. Das sahen einige als Handycap, brachte die Jungs aber dahin, wo sie heute sind. Als Kölner Original zum Vertrag mit Limb, vier coolen CDs und Gigs, die man sich früher kaum erträumt hat. Ich selber habe die Band schon im Vorprogramm von Rose Tattoo gesehen und dann wieder in einer Wohnzimmeratmosphäre mit zwanzig Besuchern in Neuss. Immer gaben sie ihr Bestes. Auf der DVD kommen noch illustere Gigs zum Zuge, wie in der Justizvollzugsanstalt in Köln, in einer Bäckerei, auf der Seitenbacher Privatparty (genau, die mit der nervigen Müsli-Werbung im Radio), in Spanien, ("auf ´m Ballermann") und auf etlichen, wichtigen Festivals. Man merkt im Laufe der Spielzeit deutlich die musikalische Steigerung und die erweiterte Professionalität der Formation. Immer neue Showeffekte, bekanntere Gäste und spektakuläres Auftreten, wie die Vorstellung des aktuellen Shouters Silver. Jeder Bereich der aufgegriffen wird, wird dem Zuschauer näher gebracht. Auch wenn die Jungs gemerkt haben, dass eine Entscheidung nicht so bandgünstig war, war man trotzdem stolz dabei gewesen zu sein. Die Band spielt immer, egal was man ihr anbietet. Im Bonusteil gibt es zwei Videoclips, einen CD-Trailer von "Outlaw Invasion" und Reklame von "kein-märchenwald.de". Es gibt eine witzige Story über den Bass von Schmier (Destruction), der zum Wacken-Gig bei Gun Barrel gelandet ist und diverse witzige Outtakes, die ich teilweise am besten fand. Zwischen Silver und dem verstorbenen Xaver Drexler war Detlef Kornrath (Stargazer), der Sänger der Band, wenn es um Live-Aktivitäten ging. Der Hauptakt besteht aus zwölf Tracks live, gesungen von Silver. Das war vielleicht nicht die beste Idee. Aber welche Variante gab es da schon? Keine. Während Xaver ein machbarer Wechsel vom alten Sänger Guido Feldhausen war, fällt mir zum jetzigen Fronter Silver herzlich wenig ein. Laut bandeigener Aussage ist Silver wohl der Metal-Shouter unter den bisherigen Frontern dieser Formation. Stimmt! Und das ist genau das Problem mit Silver. Gun Barrel ist Rock `n` Roll in Reinkultur und braucht keinen cleanen Metal-Brüller. Ihm fehlt der Charme eines Blues durchtränkten Raubeins. Meiner Meinung nach wird er vielen Songs nicht gerecht und sorgt für eine Ernüchterung, die auf Kosten der Songs geht. Es fehlen viele Akzente, die Guido oder Xaver setzten. Der Auftritt stammt vom Gig in der Kubana (Siegburg) vom 07. November 2009. Um noch mal auf das Zusatzmaterial zu kommen. Man muss der Band zugestehen, dass es mutig ausgewählt wurde, denn manch anderer Musiker hätte einiges eher weggelassen. Was hat gefehlt? Vielleicht eine kleine Bildergalerie mit Memorandum für den verstorbenen Sänger Xaver anstatt eines einzigen Satzes in den Credits. Ich hätte mich allerdings über einen Satz inden Creditz gefreut, stammen doch etliche Bilder auf der DVD von mir. Derweil freue ich mich schon auf die nächste CD und vielleicht trifft man sich wieder auf ein Bier privat.

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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