HELLOWEEN, RAGE, C.O.P. UK

Oberhausen, Turbinenhalle, 06.02.2016

Der erste Teil der "My God-Given Right"- Tour führte die deutsche Metal-Legende Helloween zunächst nach Japan und Australien, ehe Mitte November 2015 beim Metal Hammer Paradise die deutschen Fans zum ersten Mal in den Genuss des neuen Materials kamen. Hier dabei übrigens auch schon Rage. Mit der European-Tour wurden dann mit Start Ende Januar diesen Jahres in der Schweiz die Live-Gigs fortgesetzt und neben Rage die englische Formation Crimes Of Passion, kurz C.O.P. UK, als Support verpflichtet. Trotz nur drei Konzerten in Deutschland, neben Oberhausen gastiert das Package noch in München und Stuttgart, ist die große Turbinenhalle heute nicht ausverkauft. Mag sein, dass sich auch viele Metaller eine Pappnase aufsetzen und lieber dem "Helau" und "Alaaf" frönen, als sich geilen Metal um die Ohren ballern zu lassen. Sei es drum, heute haben sie für schlappe 40 Euronen richtig was verpasst.

c.o.p. ukUm 19:45 Uhr, und damit eine Viertelstunde vor der eigentlichen Ankündigung, entert das britische Sextett C.O.P. UK zum Intro aus "Imperial March Star Wars" die Bühne und legt mit dem Opener "The Core" von ihrem neuen Opus "No Place For Heaven" schon mal richtig los. Nach den überragenden Kritiken bin ich gespannt wie ein Flitzebogen und zwar insbesondere auf den Keyboarder Henning Wanner und Dale Radcliffe an den Vocals. Herrn Wanner kennt man hierzulande von Circle II Circle oder auch White Lion. Der Shouter Dale wirkt auf der Bühne wie ein Mix aus Steve Lee (Gotthard), Joe Elliot (Def Leppard) und W. Axl Rose (Guns N' Roses). Gestylt mit Bandana und ein bisschen dreckig / sleazy rüber kommend, macht er dabei allerlei Faxen mit seinem Mikroständer. Den Jungen zeichnet allerdings eine begnadete Stimme aus und so triumphiert er sowohl über die balladesken Nummern, hier "Stranger Than Fiction", wie auch Screams und hohe Töne und verwandelt so jeden Song in einen Reißer. Klar gefällt dieser melodische, druckvolle Powerrock dem Publikum, obwohl der Sound eher in den Bereich einer mittleren Katastrophe einzustufen ist. Rückkopplungen und ein phasenweise unterdrücktes Schlagzeug stören das Vergnügen heute erheblich. Beim Rausschmeißer "Accidents Happen Even Here", im Original singt Mr. Radcliffe den Song im Duett mit dem Helloween-Shouter Andi Deris, hat dann Henning nochmal einen großen Auftritt auch am Mikro. Nach einer halben Stunde und gerade mal sechs Songs ist dann leider Schluss.

Setlist: Intro (Imperial March Star Wars), The Core, Catch Me If You Can, Love Is To Die For, My Blood, Stranger Than Fiction", Accidents Happen Even Here.

 

rageZwischen 20:30 Uhr und 21:15 Uhr dürfen dann Rage um Gründer, Basser und Sänger Peavey Wagner ran. Der Split von Gitarrist Victor Smolski und Schlagzeuger Andre Hilgers datiert bereits aus dem Februar 2015. Die neuen Mannen heißen Marcos Rodriguez an der Gitarre und Vassilios "Lucky" Maniatopoulos am Schlagzeug. Und das Trio zeigt sich im Vergleich zu ihrem allersten Auftritt beim Metal Hammer Paradise merklich verbessert. Auch wenn die nur mäßige Ausleuchtung mit viel blauem und rotem Licht kaum das riesige Backdrop erkennen lassen und Riffs und Vocals viel zu leise sind, haben die drei die "Tubbse" heute in ihrer Hand. Umgehend überträgt sich die Spielfreude auf die Fans, die begeistert jeden Song mitgrölen. Nach "Back In Time" singt Peavey "Are you going with me..." und hundertfach mit viel "He He He" schallt ihm das fette "Down" zurück. Mit knackigen Drums wird das schnell trabende "Until I Die" hinterher geschmettert und dann "1, 2, 3, 4...", na klar, der Megakracher "Don't Fear The Winter". Mehr als zehn Minuten wird dann "Higher Than The Sky" mit Elementen aus "Sweet Home Alabama" von Lynyrd Skynyrd und einem Marcos Rodriguez am Mikro bei "Holy Diver" von Dio gezockt. Einfach Wahnsinn.

Setlist: Black In Mind, Sent By The Devil, End Of All Days, Back In Time, Down, My Way, Until I Die, Don't Fear The Winter

 

helloweenKann man den Gig von Rage noch toppen? Die Jungs um Helloween können. Der Fünfer mit einem richtig gut aufgelegten Andi Deris am Mikro, der Rampensau Markus Großkopf am Bass, den Gitarristen Michael Weikath und Sascha Gerstner sowie Dani Döble hinter seiner riesigen Drumkiste, liefern einen megageilen Gig ab. Heute passt alles. Der Sound ist phänomenal, die Bühne mit dem Backdrop des aktuellen Longplayers ist riesig und lässt den Jungs allen Platz, den sie brauchen, um bei klasse Licht einen Killer nach dem anderen auf die Bühne zu zaubern. Das Intro aus "Walls Of Jericho" erinnert heute noch an die längst vergangenen Zeiten mit Kai Hansen. Mit dem Opener "Eagle Fly Free" und dem Hitsong der Keeper-Alben "Dr. Stein" werden auch die Kiske-Zeiten dann ruckzuck zu den Akten gelegt. Andi genehmigt sich einen guten Roten, prostet auf Oberhausen und mit "My God - Given Right" kommt der erste Song vom aktuellen Werk. Später werden dann noch "Heroes" und das im klassischen Gewand des Powermetal arrangierte "Lost In America" nachgelegt. Den Hitsong vom neuen Album hat Andi selber geschrieben und er basiert auf einer wahren Begebenheit. Vor etwa zwei Jahren auf einer Tour in Südamerika soll nach den Worten des Sängers im Flieger der Radar ausgefallen sein, so dass während des Fluges niemand mehr wusste, wo man sich eigentlich befand. Neben Songs hauptsächlich vom "Keeper Of The Seven Keys, Part II" und dem aktuellen Album helloweenmit jeweils drei Stücken, werden heute zudem vier Tracks von "The Time Of The Oath" von 1996 zelebriert, während alle anderen Werke meist nur mit einem Song bedacht werden. Etwa mittig der Setlist darf auch Dani Döble noch mal hinter dem Kit sein ganzes Können beweisen. Den älteren Klassikern wird dann doch noch einmal in einem denkwürdigen Medley mit "Halloween", "Sole Survivor", "I Can", "Are You Metal?", "A Tale That Wasn't Right" und "Keeper Of The Seven Keys" gehuldigt. Im Zugabenteil verlangt Andi von den begeisterten Fans mit, ich singe "I Want..." und ihr schreit dann "Out...", noch mal alles ab. Einfach geil.

Setlist: Walls Of Jericho (Intro), Eagle Fly Free, Dr. Stein, My God - Given Right, Steel Tormentor, Mr. Torture, Waiting For The Thunder, Straight Out Of Hell, Heroes, Drum Solo, Where The Rains Grows, Lost In America, Power, Forever And One (Neverland), Medley aus Halloween / Sole Survivor / I Can / Are You Metal? und Keeper Of The Seven Keys. Zugaben: Before The War, Future World, I Want Out, A Tale That Wasn't Right (Unarmed Version als Outro).



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey