XANDRIA, SERENITY, JADED STAR

Bochum, Matrix, 12.02.2016

Unter dem Motto "Symphonic Metal Nights" gastiert die Double-Headliner-Tour der Österreicher Serenity und der Combo Xandria aus Bielefeld mit der niederländischen Sängerin Dianne van Giersbergen am heutigen Freitag in den Katakomben der Matrix. Als Support dabei: das griechische Quartett Jaded Star. Und ganz offensichtlich findet das Package bei den Fans des melodischeren Metal richtig guten Anklang. So meldete die niederländische Location De Flux in Zaandam einen Tag zuvor "sold out" und auch in Bochum ist die Zuschauerschlange, trotz des frühen Starts um 18:00 Uhr, schon beachtlich lang.

jaded starJaded Star eröffnen dann pünktlich eine Stunde nach Einlass ihre etwa halbstündige und sieben Tracks umfassende Setlist, die alle von ihrem einzigen Album "Memories From The Future" aus 2015 stammen. Bereits mit dem Opener "The Mask", dem nachgelegten "Stars" oder auch mit dem dritten Track "You'll See" wird klar, dass hier keine Anfänger am Werk sind. Die Band hat mit der Sängerin Maxi Nil (ex-Visions Of Atlantis) und dem Drummer Raphael Saini (ex-Iced Earth) bereits bekannte Eisen im Feuer und an den beiden Klampfen mit den Griechen Kosta Vreto (Gitarre) und Babis Nikou (Bass) zwei richtige Bühnentiere. So überträgt sich die tolle Spiellaune umgehend auf das Publikum, so dass man kaum merkt, dass hier eigentlich erst der Support agiert. Eine wirklich tolle Stimme beim balladesk beginnenden "Keep On Fighting" und viel "Hehehe" und Geklatsche beim Rausschmeißer "Wake Up" sorgen für rundum zufriedene Gesichter.

 

serenityNach einer kurzen Zigarettenpause, die auf der Bühne zum Abdecken des Drumkits von Andreas Schipflinger genutzt wird, kündigen das quer hinter dem Kit gespannte Backdrop und zwei seitliche Banner die Tiroler Serenity an. Mit dem aktuellen Album "Codex Atlanticus", von dem heute sieben Songs zum Besten gegeben werden, setzen die Österreicher um Sänger und wohl nun auch Fronter Georg Neuheuser ein kräftiges Ausrufezeichen. Das Album katapultierte die Band zum aller ersten Mal in die Top-100 der deutschen Charts. Und Songs dieses Longplayers wie der Opener "Follow Me" oder auch der Uptempo-Feger "Sprouts Of Terror" machen richtig Laune. Die Mischung aus Power-Metal / Symphonic-Metal mit einem derben Touch Pop gefällt insbesondere dem jüngeren Publikum. Aber Georg kann nicht nur wirklich gut singen, nein, er ist auch ein perfekter Anmacher, will immer alle Hände in der Luft sehen und hat zudem mächtig Spaß, seinen Tiroler Dialekt bei diversen Ansagen raus zu posaunen. Bei "Royal Pain" vom Vorgängeralbum "War Of Ages" gibt es zudem weibliche Unterstützungen durch die zierliche Natascha Koch. Beim Duett in "The Perfect Woman", mit einer Natascha im Gewand einer weißen Fee, bleibt dann wirklich kein Auge trocken. Einfach himmlisch schön diese beiden Verliebten. "Heavenly Mission" erzählt von den Kreuzzügen und wird von den hopsenden Fans mit viel "Hehehe" quittiert. Klasse auch das etwas mehr metallische und richtig lostrabende "Spirit In The Flesh". Als Zugabe "Caught In A Myth" und "Velatum" und ein Georg, der partout nicht die Bühne verlassen will.

 

xandriaXandria sah ich im Herbst letzten Jahres als Support von Orden Organ und Powerwolf und zwar bei hundsmiserablem Licht und einer so dermaßen daneben gestylten Dianne van Giersbergen, das ich mir sagte, die Band muss ich nochmal als Headliner sehen, um mir zumindest ein faires Urteil bilden zu können. Und die Deutschen aus Bielefeld um die sehr attraktive Niederländerin können mich heute richtig überzeugen. Kopf der Band ist Gitarrist Marco Heubaum, der den Stil von Xandria, auch begründet durch diverse Wechsel am Mikro, stetig neu erfand. Dianne ist erst seit 2013 dabei und hat daher nur am letzten Album "Sacrificium" aus 2014 mitgewirkt. Das Opus hievte, nun losgelöst von zuvor irischen und arabischen Folk-Einflüssen und mit nun merklich mehr symphonischen Anteilen, die Band zumindest musikalisch auf eine Ebene wie Nightwish. Das heutige Set eröffnet mit "Little Red Relish" von eben jenem Longplayer aus 2014 mit fettem Soundteppich und einer Sängerin, die heute nur eine Bemerkung zulässt, nämlich "Wow!" In der schwarzen, mit glitzernden Absätzen bestickten Kleidhose sieht sie einfach nur rattenscharf aus. Und auch ihr typischer Kopfschmuck, oder soll ich besser sagen ihr Krönchen, gespickt mit klitzekleinen Totenköpfen, wirkt heute nur ein kleines bisschen übertrieben. Stimmlich ist sie über jeden Zweifel erhaben und gibt mit stetig in die Höhe gestrecktem Victory-Zeichen auch eine richtig gute Fronterin ab. Und Xandria haben mit dem fetzigen "Nightfall" und dem riffigen "Blood On My Hands" richtig gute und voll abgehende Songs auf Lager. Um den Gründer und Gitarristen scharen sich zudem mit dem weiteren Gitarristen Philip Restemeier, Steven Wussow am Bass sowie Gerit Lamm am Schlagzeug richtig gute Musiker und allesamt echte Bühnentiere. Mit Jubelschreien bis zum Mischpult, in die Höhe gestreckter Hände und Fäuste und Party pur quittiert die kochende Matrix die klasse Performance und den durchweg guten Sound. Nach "Dreamkeeper" folgt eine weitere Danksagung an die Fans und rein geht es in den balladesken Start von "The Undiscovered Land" mit einer ganz allein auf der Bühne stehenden Dianne, während sich die übrigen Mitglieder respektvoll im Hintergrund halten. Das ist female fronted Symphonic Metal vom Feinsten und ganz nah an den großen Meistern aus Finnland. "Starlight" mit Tanzeinlage und das wieder schmissige "Ravenheart" setzen der gelungenen Show nur noch die Krone auf. Wildes Gehopse dann vor und auf der Bühne bei "Cursed", einem Feger vom Vorgängeralbum "Neverworld's End", was unweigerlich an das allseits bekannte "Jump" zu besten Zeiten von Van Halen erinnert. "Valentine" gibt heute den Rausschmeißer und hinterlässt in mir einen neuen Fan zurück. Hartstikke bedankt!



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey