COUNTESS - Okkultismus, Mythologie, Geschichte und der Metal an sich


Wenn Metalheads über Holland, Underground Black Metal und Kult reden, dann fällt oft ganz schnell der Name Countess. Über zwanzig Jahre lärmen sie nun schon im Undergound und beglücken uns mit kauzigem Black Metal, der zum einen sowohl alte Rumpelhorden wie Bathory, Master´s Hammer, Root, Burzum oder Rotting Christ, zum anderen aber auch andere kultige Bands wie Manilla Road in ihrem Sound vereint. Heraus kommt ein völlig abgedrehter, eigenständiger Cocktail, der teilweise unfertig, ja sogar kitschig klingt, aber mit zunehmendem Hören auch fesselnd ist. Herr Orlok, seines Zeichens einziges noch verbliebenes Ur-Mitglied von Countess, stellte sich geduldig meinen Fragen, die er kurz und prägnant beantwortete.

logoDaniel: Hi Orlok! Alles gut bei dir? Bitte erzähl uns doch zunächst, wie es 1992 zu der Gründung von Countess kam!

Orlok: Na ja, wahrscheinlich genauso wie bei jeder anderen Band auch. Eine kleine Gruppierung junger Leute mit der Leidenschaft für Metal raufte sich zusammen, um gemeinsam in einer Band zu spielen...

Daniel: Welche Bands haben euch beeinflusst? Und haben sich diese Einflüsse in all den Jahren sehr verändert?

Orlok: In den Anfangstagen waren es vor allem Hellhammer, Bathory und Venom, aber auch einige traditionelle Heavy Metal-Bands. Diese, vor allem Iron Maiden, Manowar und Manilla Road, kamen später dann auch immer besser zur Geltung.

Daniel: Lass uns mal über deine hauptsächlich satanischen und antichristlichen Texte reden! Wie viel Klischee oder Überzeugung steckt da wirklich drin?

Orlok: Die allerersten Texte waren stark von der ersten Black Metal-Welle geprägt. Du weißt schon, die üblichen Themen halt. Später haben wir auch andere Dinge darin verarbeitet; zum einen, weil es so viele Themen gibt, über die man schreiben kann, aber zum anderen auch, weil sich unsere Texte auch nicht alle zu sehr ähneln sollten. Aber sie sind immer innerhalb der Grenzen geblieben, die zu unserem Sound passen. Hauptsächlich geht es um Themeninhalte wie Okkultismus, Mythologie, Geschichte und den Metal an sich.

Daniel: Bei Metal Archives steht, dass es nicht erlaubt ist, Countess-Texte dort hochzuladen. Warum nicht? Sind sie dir zu persönlich? Oder gibt es da andere Gründe für?

Orlok: Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, warum das nicht erlaubt sein soll. Ist aber auch egal. Wen die Texte interessieren, der kann sie auch alle auf unsere Homepage nachlesen.

Daniel: Da ist noch etwas, was ich seltsam finde. Du bist das einzige noch verbliebene Mitglied von Countess seit 1993, bist aber selbst auch kein Gründungsmitglied, denn die Countess wurden bereits ein Jahr vor deinem Eintritt in die Band gegründet. Wie kam es denn dazu? Und hat das alles dann eigentlich überhaupt noch etwas mit Countess zu tun?  

Orlok: Doch, eigentlich bin ich schon seit 1992 dabei. In dem Jahr haben wir auch schon das erste Album aufgenommen, auch wenn es erst 1993 erschienen ist.

Daniel: Von Countess gibt es mittlerweile schon 14 (!) Studioalben! Das ist eine ganze Menge! Gibt es davon irgendein Album, das du besonders, oder vielleicht auch gar nicht mehr magst? Und wenn ja: Warum?

Orlok: Ich persönlich mag eigentlich alle unsere Alben, obwohl ich natürlich auch so manches Album lieber mag als das andere. Ich würde „Spawn Of Steel“ und „Ancient Lies And Battle Cries“ zu meinen Favoriten zählen, weil für mich dort die besten Songs drauf sind. „The Book Of The Heretic“ mag ich wahrscheinlich am wenigsten, wegen des miesen Sounds...

countessDaniel: Eine weitere Sache, die ich gelesen habe und sehr merkwürdig finde, ist, dass es, neben den 14 veröffentlichten, auch noch elf unveröffentlichte Alben von Countess geben soll, die allesamt zwischen 2002 und 2010 entstanden sein sollen: „From The Wells Of Chaos“, „Tales Of Blasphemy And Desecration“, „Black Forever“, drei verschiedene Versionen von „Ancient Lies And Battle Cries“ (!), „Call Of The Ancient Pantheon“, „Sermon Of The Devil Preacher“, „Scorging Swords Of Sacrilege“, „Hail To Ireland“ und „Het Vuur Der Goden“! Warum, zur Hölle? Bist du immer sofort unzufrieden, sobald die Aufnahmen abgeschlossen sind? Und werden Eure sammelwütigen Fans jemals die Chance bekommen, sich alle diese Alben eines Tages in ihre Sammlung stellen zu können; vielleicht in einem Boxset oder so?

Orlok: Nein, alle diese Alben sind nur ein Mythos; sie existieren gar nicht...

Daniel: Angeblich sollen gleich drei verschiedene Versionen von „Ancient Lies And Battle Cries“ unveröffentlicht gewesen sein. Aber von allen, angeblich unveröffentlichten Countess-Alben, ist dieses das einzige, das tatsächlich noch das Tageslicht erblickt hat! Von allen Countess-Reviews bei Metal Archives schnitt es aber mit Abstand am schlechtesten ab. Kannst Du das nachvollziehen?

Orlok: Nein, wir sind der Meinung, dass „Ancient Lies And Battle Cries“ unser bislang stärkstes Album überhaupt ist, das zehn tolle Songs enthält und einen guten Sound hat.

Daniel: Warum ist Countess nach all den Besetzungs- und Stilwechseln heute immer noch dieselbe Band für Dich?

Orlok: So viele Besetzungswechsel waren es doch eigentlich gar nicht. Und so sehr hat sich unser Sound jetzt auch nicht verändert. Countess haben sich zwar hörbar weiterentwickelt, aber das ist auch ganz normal, wenn man über zwanzig Jahre lang zusammen Musik macht.

Daniel: Ich weiß, dass Countess auch live spielen. Erst kürzlich seid ihr im Helvete in Oberhausen gewesen. Was waren deine Eindrücke von diesem Tagesfestival? Und was können Leute, die euch nicht in Oberhausen gesehen haben, generell von einer Countess-Show erwarten?

Orlok: Die Show im Helvete war ziemlich cool. Die Menge ging mit der Musik mit, und wir haben an dem Abend auch ziemlich gut zusammen gespielt.

Daniel: Da ist noch etwas, was ich dich gerne fragen würde: 1993 hast du zwei Demos mit einem Soloprojekt namens 13 Candles veröffentlicht: „Hymns Of Winter“ und „Pilgrimage To The Gate Of Sin“. Der Bandname war hörbar von Bathory beeinflusst. War die Musik auch eine Art Hommage an Bathory?

Orlok: Eigentlich gab es sogar nur ein 13 Candles-Demo, denn „Hymns Of Winter“ war nur ein Promo-Tape mit einem einzigen Song: „Bloed In De Sneeuw“. Und ja, es war schon sehr an dem alten Bathory-Sound angelehnt, allerdings längst nicht so gut...

Daniel: Gab es dieses Projekt noch vor Countess? Oder hattest Du beide Bands zur selben Zeit betrieben?

Orlok: Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Das ist echt schon zu lange her... Wahrscheinlich habe ich aber beides gleichzeitig gemacht, da ich Anfang der Neunziger schon mal mehrere Bands und Projekte parallel laufen ließ.

Daniel: Wird es denn jemals eine Wiederveröffentlichung mit allen 13 Candles-Tracks auf CD, Vinyl oder auf Tape geben? Oder kannst du dich damit heute gar nicht mehr identifizieren?

Orlok: Nein.

Daniel: Zwischen 1997 und 1998 hatten sich Countess eine kurze Auszeit genommen. Warum? Und warum währte diese Pause letztendlich nur so kurz?

Orlok: Wir hatten Ende 1997 einfach die Schnauze voll. Aber wir hatten uns kurze Zeit später einfach wieder zusammen gerauft, um wieder gemeinsam Musik zu machen.

Daniel: 2013 gab es eine EP mit dem Titel „Sermons Of The Infidel“, die jedoch zunächst nur digital erschien. Countess ist also alte Band mit altem Spirit. Warum hattet ihr euch also damals zu diesem Schritt entschieden?

Orlok: Doch! Die EP erschien Ende 2014 mit sieben Bonustracks im Digipack.

countessDaniel: Zwei Band-Mitglieder, Zagan und Mortüüm, spielen noch in einer weiteren Black Metal-Band namens Morte Noire. Hast du dir diese Band jemals angehört? Wo genau liegen, Deiner Meining nach, die Unterschiede zwischen Countess und Morte Noire, sowohl musikalisch als auch textlich?

Orlok: Beide Bands unterscheiden sich komplett in Sachen Konzept, Stil und Sound.

Daniel: Lass uns bitte auch mal kurz über die Black Metal-Szene in Holland reden, ja? Ich bin nämlich ein großer Fan von Bands wie Funeral Winds, Liar Of Golgotha, Infinity, Inferi/Domini Inferi, Haatstrijd, Striid, Lugubre, Cultus, Non Essence Genesis oder Mordaehoth. Bist du mit einigen dieser Bands in Kontakt? Gibt es in Holland überhaupt eine richtige Black Metal-Szene, in der sich Bands gegenseitig unterstützen? Und kannst du uns noch andere Bands aus eurem Land empfehlen?

Orlok: Von den meisten Bands, die Du da aufgelistet hast, habe ich ehrlich gesagt noch nie etwas gehört...

Daniel: Na gut, dann lass uns noch einmal schnell zu Countess zurückkehren: Wie sehen Eure Zukunftspläne aus?

Orlok: Wir arbeiten gerade an neuen Songs und wollen bald unser nächstes Album aufnehmen. Es soll noch in diesem Jahr erscheinen.

Daniel: Okay, danke! dir gehört das Schlusswort!

Orlok: Danke für das Interview.

 

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Autor: Daniel Müller