MR DYNAMITE - THE RISE OF JAMES BROWN


Label:UNIVERSAL
Jahr:2015
Running Time:165:00
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die Beschreibung des Filmtitels gibt das Thema natürlich in strengen Richtlinien vor. Aber wieder muss man bei solchen Themen zwei Dinge unterscheiden. Erstens den James Brown den die meisten Menschen kennen…den Musiker und zweitens James Brown der Mensch. Und da wird es mit den Mögen bereits wieder schwierig. Zumindest was mich persönlich betrifft. Denn ich denke nicht das man einen Musiker auf Teufel komm raus huldigen sollten wenn er menschlich ziemlich heuchlerisch drauf war. Egal welchen Meilensteine er für die Szene geleistet hat. Natürlich ist die Karriere vom armen, schwarzen und von den Eltern verlassenen Jungen eine ganz erstaunliche. Da muss man für so viel Kraft, Energie und Können schon Respekt zollen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass ohne die kompetente Machart der einzelnen Musiker seiner jeweiligen Begleitband kein solcher Fortschritt stattgefunden hätte. James Brown muss auch als Aushängeschild gesehen werden, der andere gerne im Schatten stehen ließ. Der am 03. Mai 1933 in Barnwell, South Carolina geborene James übernahm in der ersten Band Gospel Starlighters (nach seiner Inhaftierung für einen bewaffneten Raubüberfall), später The Famous Flames, deren Boss eigentlich Bobby Byrd war, schnell das Zepter. Die Topbesetzung der späteren Erfolge mit Maceo Parker und Pee Wee Ellis wurde nach Anfrage ständig ausbleibender Bezahlung vom Musik-Patriarchen sang und klanglos in die Wüste geschickt. Privat und hinter den Kulissen war Mister Brown eher Egomane. Eifersüchtig bis ins kleinste Detail, der seine Freundinnen auch gerne versohlte. Alles musste nach seiner Pfeiffe tanzen und nie gab er einen Teil des kompletten Arbeitsbereiches aus der Hand. Er konnte keine Noten lesen oder ein Instrument spielen und seine Mitstreiter mussten nach „Vorsummen“ arbeiten. Dennoch waren sie verantwortlich für die großen Marschrichtungen und neuen Ideen, die den Funk, Boogie, später den Disco-Sound und noch später Rap und Hip Hop hervorbrachten. Die Show ohne feste Setliste und deren Ablauf nach der Gestaltung von James ablief, durfte nur arschtight zu seiner Zufriedenheit ablaufen, egal das er sekundenschnell in eine andere Richtung schwang. Verfehlungen wurden per Handzeichen des Sängers direkt auf der Bühne an den jeweiligen Musiker gegeben. Der wußte gleich Bescheid was von seinem eh schon kümmerlichen Grundlohn abgezogen wurde.

Dennoch war es Herrn Brown in der Öffentlichkeit immer wichtig ein echter Mann mit Charakter zu sein. Für farbige Mitmenschen die zur Zeit der Unruhen in den späten 60er-Jahren, über die Stränge schlugen hatte er immer Tipps parat wie korrekt man sich verhalten sollte. Für sein Umfeld kümmerte ihn das wenig. Viele die ihn für sein Tanzen, Singen und Entertainen maßgeblich in der Musikgeschichte hielten, konnten mit seiner politischen Marschrichtung, Richard Nixon zu unterstützen, gar nicht anfangen und brachten ihn mit Opportunismus in Verbindung. Das Konzept des Films bringt die Geschichte von James Brown in Form von Interviews mit dem Meister selbst, Film und Fotosequenzen, Liveauftritten und Interviews mit Mitmusikern, dem Produzenten Mick Jagger (The Rolling Stones) und seinem engsten Umfeld. Das geht bis in das Bonusmaterial, das noch weitere Interviewanteile parat hält, die für den eigentlichen Film wohl herausgekürzt wurden. Das Schöne an dieser Präsentation ist die herrlichen Aufnahmen zu Songs wie „“Please Please Please“, „Papa`s Got A Brand New Bag“ und natürlich „Sex Machine“, bei dem James alleine mit dem Titel bereits ein Tabu brach. Zusätzlich darf man am Ende ein Livemedley und das prämierte Animationsvideo zum Song „It`s A Man`s Man`s Man`s World“ von Regisseur Xavier Fauthoux bewundern. Weiterhin gibt es: Aus Den Tiefen Des Soul Train-Archivs – James Brown improvisiert mit B.B. King und Bobby „Blue“ Bland. James Brown ist aus der amerikanischen Musikkultur nicht mehr wegzudenken. Und für alle die das genau so sehen wird dieser Film ein absolutes kurzweiliges Highlight sein. Ich persönlich hätte gerne einen Abriss der ganzen Karriere gesehen.

Note: 8.5 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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