RAM, BLIKSEM

Oberhausen, Helvete, 13.02.2016

bliksemDie Belgier waren in der Vergangenheit mehrmals mit Vanderbuyst in unseren Breiten live unterwegs. Diesmal kommen sie mit Ram, kein uninteressantes Package. Bliksem Sängerin Peggy Meeussen läuft schon vor der Show mit Kleidchen und Barfuß durch den Keller des Helvete und so betritt sie auch die Bühne. Kommt mir das nur so vor, oder tragen wirklich sehr viele Sängerinnen unserer westlichen Nachbarn bei Auftritten solchen Fummel lieber als Hosen? Völlig egal die Optik, denn was Peggy und die anderen vier Bliksems hier auf die Ohren geben, war absolut Metal. Peggy kann mit ihrer Stimme beides. Zartes Singen, das nach Alternative kommt, und das fantastisch metallische Röhren. Der Schwerpunkt liegt klar auf Letzterem und mit "Crawling In The Dirt", dem Opener ihres aktuellen Albums "Gruesome Masterpiece" und Bandhighlight, gehts ohne Umschweife sofort in die Vollen. Bliksem haben nicht nur in "Morphine Dreams" vom neuen Album einen Touch der 90er Jahre. Nicht gerade das Paradejahrzehnt für den Metal, aber man verwendet hier nur die besten Zutaten, geile Vocals, breite Riffs und reichlich Soli, und das sowohl in Passagen von doomigen Lavariffs, als auch zu höheren Tempi. Die Gitarristen Jeroen und Toon sind ständig in Bewegung und man greift in "Barbaric Nation" auch mal zu Peggys Mikrofon, um es zum Saitenmalträtieren zu missbrauchen. Der belgische Fünfer mit dem holländischen Namen, was zu Deutsch Blitz heißt, bringt die Menge 45 Minuten lang in Wallung. Das Fazit fällt so kurz wie eindeutig aus: Bliksem können alles!

 

ramGeil auch der Andrang am Merchandisestand, an dem man vier verschiedene Shirts jeder Band abgreifen kann. Es gibt auch einiges an Vinyl und Ram Patches für nur drei Euro. Die Schweden sind gut verkumpelt mit ihren Landsleuten von Portrait, möglicherweise gab es daher auch einige Träger von ihren Shirts in der Audienz. Grob umrissen sind Portrait nah an Mercyful Fate, während Ram voll und ganz die Judas Priest Schiene fahren. So auch heute Abend, an dem die Nieten, Ketten und schwarzen Handschuhe von Shouter Oscar Carlquist nicht von ungefähr kommen. Nicht nur der Fistraiser "Eyes Of The Night" vom neuen Album "Svbversvm" verursacht wildes Gebange und mächtig Geschiebe in den ersten Reihen, sondern so ziemlich jeder Song des Fünfers. Heavy Metal ist eben kein Kindergeburtstag. Zum Highlight ihres neuen Albums "The Usurper" gehen erwartungsgemäß alle Arme hoch und Oskars kurze und knappe Ansagen wie "It's Time To Break Your Fucking Necks With Heavy Metal!" sind keinesfalls zu hoch gegriffen; zu "Machine Invaders" surft dann auch der erste Stagediver über die Köpfe hinweg. Der titelgebende Opener ihrer ersten EP "Sudden Impact" ist die einzige Zugabe, und das Helvete singt mit: "You Can Run But You Can't Hide…". Als man danach von den Brettern geht, ist erst gut eine Stunde vergangen. Sehr schade, denn Songs wie "Suomussalmi (The Few Of Iron)" oder eben das geniale Cover ihrer Kumpels von Portrait, "Welcome To My Funeral", fehlten. Gemessen an der Intensität ihres Auftritts ist es aber einen Versuch wert, das zu verschmerzen. Die gelungene Aftershowparty schafft es, den CROSSFIRE Mitarbeitern auch vergessen zu lassen der Frage nachzugehen, wer denn heute eigentlich der angekündigte Support hätte gewesen sein sollen …



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer