REBELLIOUS SPIRIT - Die neue Hoffnung aus dem Süden


Sie fingen blutjung an und hatten bald darauf die ersten Erfolge vorzuweisen. Mit einer starken Fanbasis und tatkräftigen Eltern hat man die ersten Ziele erreicht, die man im Vorprogramm von Axel Rudi Pell himself, festigen konnte. Das Quartett aus dem Großraum Balingen hat bereits zwei Alben auf dem Markt, „Gamble Shot“ und „Obsession“ und kann mittlerweile auf über hundertfünfzig Konzerte hinweisen, die sie abgerissen haben. Sie sind charmant, überall präsent und sehr hungrig. Klar, sie haben das Rad der Musik nicht neu erfunden und so manche Stelle muss noch gebügelt werden, aber die Zeichen stehen auf Sturm. Endlich fanden wir mal Zeit in der Zeche zu Bochum ein ordentliches Interview zu führen. Alle Jungs waren anwesend, Die Brüder Jannik (Vocals, Gitarre) und Jens (Bass), sowie Gitarrist Corvin und Drummer Silvio.

logoSteve: Wie fing alles an?

Jannik: Wir hatten Frühjahr 2010 und meine Bruder und ich wollten eine Band gründen. Dafür brauchten wir natürlich noch andere Musiker und begaben uns auf die Suche. Alsbald fanden wir Silvio. Wir hatten einen Flyer von ihm in unserem örtlichen Musikladen gefunden, da er selber auf der Suche nach einer Band war. Allerdings dauerte es noch fast ein Jahr, bis wir Corvin ausmachten. Als wir etliche Songs zusammen hatten, begaben wir uns ins Studio und spielten die Songs für unser Debütwerk „Gamble Shot“ ein. Die Recordings waren 2012 fertig, es dauerte aber noch bis 2013, als das Album bei Steamhammer/SPV erschien. Selbstredend gab es Promotionkonzerte, aber wir waren zackig wieder dabei, neue Lieder zu schreiben und ein knappes Jahr später stand schon das zweite Werk in den Regalen. Nun sind wir mit Axel Rudi Pell auf Tour.

Steve: Jetzt war mein Redaktionskollege gestern hier bei eurem ersten Auftritt und in seinem Review steht, dass die meist älteren Fans hier in Bochum nicht so begeistert waren und dass die Band, also ihr, auch nicht so gut auf die Fans eingegangen seid.

Jens: Das sehe ich aber anders. Eigentlich war es wesentlich besser als das erste Mal, wo wir ebenfalls mit Axel Rudi Pell hier gespielt haben. Die Leute feierten besser und wir haben mehr CDs verkauft. Übrigens sprachen uns Leute an, dass heuer die Vorband besser war als die letztes Mal, haha. Das waren ja auch wir, haha.

Steve: Ich meine ich kann das etwas nachvollziehen, wenn man euch das erste Mal sieht. Damals im Vorprogramm von Reckless Love im Kölner Underground (2012), musste ich selber noch schmunzeln. Aber da wart ihr fünfzehn, sechzehn Jahre alt und machtet eure ersten Gehversuche. Nur ein Jahr später in den Niederlanden (Willemeen in Arnheim), als Headliner von dem kleinen Festival, sah das bereits ganz anders aus.

Jannik: Wir standen ein Jahr völlig unter Strom und konnten viele Möglichkeiten ausprobieren. Allein die verschiedenen Venues von Miniclub bis zum Bang Your Head Festival ist eine enorme Bandbreite, um zu lernen.

Steve: Ich habe mal Kritiken in verschiedenen Magazinen unter die Lupe genommen. Da seid ihr aufgrund eures Alters und der Kompositionen, dem fehlenden Gesangsvolumen und vielem mehr, öfters im Kreuzfeuer. Wie geht ihr damit um?

Silvio: Wir nehmen immer noch Musikunterricht und üben ständig weiter…arbeiten pausenlos an uns selbst. Damit hört man nicht einfach auf.

Jannik: Ich bekomme auch immer noch Gesangsunterricht. Klar, bei der Produktion zu „Gamble Shot“ war ich fünfzehn Jahre jung und zwei Jahre später kam das Album raus. Das vergessen dann viele Schreiber. Die Stimme hat sich natürlich gewandelt.

rebellious spiritSteve: Und du Jens bist jetzt zwanzig Jahre alt.

Jens: Nein, neunzehn…

Steve: Ach ja stimmt, beim Achtzehnten war ich ja dabei…Backstage im Willemen in den Niederlanden.

Jens: Genau und wir spielten „Over The Rainbow“ auf der Ukulele und haben alle mitgesungen.

Steve: Yep, habe ich auf meiner Kamera aufgenommen und wenn ihr richtig berühmt seid, stelle ich das auf Facebook, haha. Oder es wird zum Bonusmaterial auf der ersten DVD.

Jannik: Also ich selber bin mit meiner Leistung ziemlich zufrieden, was den Gesang anbelangt und habe diesbezüglich jetzt nicht zu viele negative Kritiken gelesen. Ein Rezensent meinte sogar: „Billy Talent für Erwachsene“.

Steve: Der Vergleich hinkt doch…

Jannik: Vielleicht, aber es ist eine ziemlich bekannte Band. Klar, „Gamble Shot“ war noch ziemlich glamlastig aber mittlerweile rocken wir doch heftiger und erdiger.

Corvin: Also „Obsession“ ist derart vielfältig, man sollte mit offenen Ohren an das Album rangehen. Wir haben doch einige Genre einfließen lassen und ich bin großer Bill Talent Fan. Wir haben einfach versucht etwas mehr an unseren eigenen Sound heranzukommen.

Steve: Klar, da gehen die Geschmäcker etwas auseinander. Irgendwie habt ihr ein bisschen den Werdegang von Kissin` Dynamite eingeschlagen. Die waren anfänglich, so wie ihr, recht posig und nach der Tour mit U.D.O. kam die Album-Dampfwalze. Jetzt hatte ihr anfänglich den Poison-Sound und nun geht es wesentlich kerniger zur Sache.

Jannik: Also ich fand unsere Kollegen jetzt nicht wirklich „posig“, denn sie hatten immer mehr Metal in ihren Kompositionen. Und jetzt mit ihrem dritten Album haben sie ihr Ding perfektioniert. Wir sind da eher rockig. Wir sind nur leicht metallisch aber mit Grunge-Einschlag. Wir sind sehr modern und eher schwer…den Vergleich mit Kissin` Dynamite sehe ich jetzt nicht mehr.

Jens: Also der ist schon noch da…

Steve: Aaaahh…Meinungsunstimmigkeiten in der Band, haha…jetzt geht es aber los, haha. Lasst uns das Thema wechseln. Eure berühmten Worte zum neuen Album!

Jannik: Wir sind nach keinem Schema vorgegangen und haben versucht, unsere Linie zu finden. Auf jeden Fall klingen die Kompositionen seriöser und ausgereifter als auf dem Debütwerk. Technisch sind wir ebenso besser geworden. Wir haben versucht, andere Rhythmen auszuprobieren. Schwierig war, dass wir an einem Stück im Studio waren ohne Pause. Gott sei Dank ist niemand krank geworden. Etliche Termine standen bereits für Konzerte und Release und so weiter. Das war natürlich etwas Druck.

Steve: Das Cover fanden viele Fans und Leser, die ich gesprochen habe, nicht gut…

Jannik: Das Cover fanden viele gut…

Steve: Ok, Kontroverse! Es passt perfekt zum Album und besonders zur Musik. Das Feedback haben wir.

Jannik: Schau dir die Besessenheit in den Augen der Lady auf unseren Artwork an.

rebellious spiritSteve: Das beste Erlebnis eurer Bandkarriere bis dato? Da hat bestimmt jeder was Anderes auf dem Zettel stehen?

Jannik: Für mich war es das Heimspiel auf dem Bang Your Head Festival in Balingen und natürlich die Tour mit Axel Rudi Pell. Das gilt wohl für uns all (allgemeines Nicken).

Steve: Was wolltet ihr schon immer mal im Interview beantworten, das nie zur Sprache kam?

Jannik: Also ich habe zwei Katzen, haha.

Steve: Und die heißen?

Jannik: Muschi und Uschi!

Steve: Welche Pläne sind für die Zukunft am Pinnbrett?

Jannik: Wir wollen weiter nach oben.

Steve: Dann sehen wir uns wieder…



Autor: Steve Burdelak