GERMAN-SWORDBROTHERS, 10.03.2012, Lünen, Lükaz

ANGUS, ROXXCALIBUR, ALPHA TIGER, ...

IRON KOBRA, ETERNAL REIGN, DOOMSHINE, ALPHA TIGER, ROXXCALIBUR, ANGUS

Zum ersten Mal fand das Swordbrothers Festival nicht im JuZ Andernach, sondern im Lükaz in Lünen statt. Allerdings ist der Veranstaltungsort nicht komplett umverlegt worden. Viel mehr ist das German Swordbrothers nur ein Ableger des bereits bekannten Festivals, so wie das vor ein paar Jahren noch beim Keep-It-True war, das seinerzeit auch zweimal im Jahr stattfand. Ein weiterer Unterschied in Lünen war die Tatsache, dass es sich hierbei um ein German-Swordbrothers handeln sollte, bei dem ursprünglich nur deutsche Bands spielen sollten. Der Headliner Angus kam trotzdem aus Holland. Egal, gestört hat es niemanden. Die Bands und die Stimmung waren durchweg super. Und das Festival war eine Riesenparty, die so gut im Publikum ankam, dass es im nächsten Jahr, am 09.03.2013, das nächste German-Swordbrothers im Lükaz geben wird, bei dem bislang jedoch vorerst nur Attic bestätigt sind.

 

IRON KOBRA vox LIVE 2012Iron Kobra aus dem von Lünen etwa 50 km entfernten Gelsenkirchen, hatten ganz klar den Ruhrpottbonus. Obwohl sie den Opener an diesem Tag machten, war vor der Bühne schon gut was los. Die Halle war gut gefüllt, und das Publikum machte gut Stimmung. Die Band ballerte mit gutem Sound los und kam um einiges hymnischer rüber als auf der „Battlesword“ EP. Das Publikum streckte die Fäuste und gröhlte lauthals mit, so dass man den Eindruck gewann, das Iron Kobra hier ein Heimspiel hatten. Die Band zeigte Spielfreude und wirkte sehr spontan. Sie scheinen sich trotz aller Klischees selbst nicht allzu ernst zu nehmen, was den Spaßfaktor noch mehr erhöhte. Songs wie „Will Of The Kobra“ oder „Heavy Metal Generation“ erwiesen sich jedenfalls als absolut partytauglich. Dass sogleich die erste Band für so viel Stimmung sorgen würde, hätte ich nie gedacht. Das konnte ja noch eine geile Party geben! Und das wurde es auch! 

 

ETERNAL REIGN git LIVE 2012Eternal Reign, die unter dem Namen Perfect Crime gegründet wurden, durften heute als zweite Band ran. Die Bremer schlugen sich mit Achtung, hatten sie doch drei Alben im Gepäck, von denen die letzten beiden „Forbidden Path“ und „The Dawn Of Reckoning“ für Aufsehen sorgten. Trotzdem wurden alle Alben bei der Songauswahl berücksichtigt, so startete man mit „Perfect Crime“ vom ersten Album. Sänger Dirk Stühmer kleidete sich mit einem Shirt von Vicious Rumors, während man sich an der Gitarre für ein Shirt von Motörhead entschied. Der Fünfer lag soundtechnisch aber eher beim Powermetal, als bei Lemmys deftigem Rock ‚n’ Roll. Über stets gleichbleibende, wenn auch ziemlich stampfenden Rhythmen, wurden die Melodien gelegt, die jedenfalls mehr als mässig die Menge begeisterte. Das letzte Stück „Inner Strength“ kam ebenfalls sehr straight, bei dem die Band zum Schluss noch einmal alles gab. Die Frontleute begaben sich an die vorderste Bühnenkante, und rockten mit den Gitarrenhälsen bis in die ersten Reihen, wodurch auch der Funke übersprang.

 

DOOMSHINE voc LIVE 2012Als nächstes wurde es dann träger auf der Bühne. Doomshine aus Ludwigsburg haben tatsächlich, wie ihr Name schon sagt, den langsameren Klängen zugesprochen, was beim Opener „Sanctuary Demon“ vom „The Piper At The Gates Of Doom“ Album schnell klar war. „Solitude“ vom ersten Album schloss sich an, und man merkte, wie der auffällig langsamere Sound die Stimmung im Publikum veränderte. Dem angepasst bewegte man sich auch behäbiger. Sänger Timmy Holz stellte sich und seine Band aus Schwaben vor, und sein Bruder habe heute Geburtstag. So wurden die Bandeigenen Biervorräte in Form von Bierdosen ins Publikum gegeben. Netter Zug. Timmy im Shirt von Mercyful Fate machte entgegen zur Musik häufige Ansagen dazwischen, die nicht gerade sehr kurz ausfielen. Der Mann hatte etwas zu sagen, zum Beispiel, dass eine Band Seattle den nächsten Song „Passenger“ geschrieben hat, der sich nahtlos in ihre Setlist einfügte. Timmy einigte sich mit dem Publikum, statt Lünen Dortmund zu wählen, um „Scream For Me Dortmund“ vor dem nächsten Song zu brüllen. Einen starken Bass von Carsten Fish wäre noch zu bemerken, der angenehm in den Magen brummte, und überhaupt war der Sound schön groovig bespickt mit geilen Leads. Zum Ende bewies der Vierer, dass er auch rocken kann, doch nach 65 Minuten war dann unter fettem Beifall Ende.

 

ALPHA TIGER git LIVE 2012Die oberangesagte Reinmetallcombo von Alpha Tiger kam als nächstes zum Zug. Unvergessen sind ihre vergangenen Auftritte bei einschlägigen Kuttenfestivals, als sie das Anthem von Queensryche als Zugabe zockten. Doch zunächst einmal zockten sie „Crimson Desert“, das auch schon mal klingt schon wie Queensryche. Die Songs ihres aktuellen und bislang einzigen Albums „Man Or Machine“ haben keine Abnutzungserscheinungen, und werden dementsprechend von der Meute angefeiert. Laut Ansage erscheint eine neue EP am 25.05.2012, pünktlich zum Rock Hard Festival, und soll das gezockte Stück „S.D.I.“ enthalten, ein Cover von Loudness vom 1987er Album “Hurricane Eyes”. Natürlich legen die Freiberger auch optisch viel Wert auf Oldschool, so tragen sie Shirts von Helstar, Slayer und Artillery. Ansonsten wurde, wie nicht anders zu erwarten war, gepost was das Zeug hält. Unnötig zu erwähnen, wie vom Publikum die obligatorische Frage von Sänger Stefan Dietrich „Habt ihr Bock auf Heavy Metal“ beantwortet wurde. „Against The Time“ schloss sich an, und mir fällt auf, dass Stefan ohne lange Haare trotz Stirnband noch immer gewöhnungsbedürftig ausschaut. Zum Schluss bedankt er sich beim Lükaz mit den Worten, „ihr wart hammergeil“, und erntet viele gereckte Arme. Als dann seiner Ansage zu entnehmen war, dass wegen einer extra geänderten Setlist noch die Zugabe „Queen Of The Reich“ gezockt wird, gabs dann kein Halten mehr. Ein absolut gelungener Abschluss!

 

ROXXCALIBUR kalli LIVE 2012Nun war es endlich Zeit für die mit Spannung erwarteten Roxxcalibur. Die Hausband des Keep-It-True Festivals starteten mit „Atomic Rock“ und „Flying High“ vom aktuellen Album „Lords Of The NWoBHM“, welche von der Audienz aufgesogen wurden. Schön im Publikum zu beobachten war, wie viele jüngere auf den Sound der alten Legenden stehen. Das übertrug sich natürlich auf die Band, die sichtlich in absoluter Spielfreude glänzte. „Helpless“ und das fantastischen„Rainbow Warrior“ von Bleak House durften natürlich nicht fehlen. Drummer Neudi, der neuerdings auch bei Manilla Road hinter der Schiessbude hockt, zündet sich eine Kippe nach der nächsten an, als wären das seine Energiestäbchen für sein Powerdrumming. Eine kurze Pause wegen technischer Probleme am Drumkit lässt Neudi testweise ein nicht unbekanntes Intro eines Priestsongs los, den Kalli dann auch ansagt „wir spielen jetzt einfach Painkiller!“ Statt dessen war der Bandhit „Seven Days Of Splendour“ im Original von Jameson Raid dran, dem dann aber ein kurzes Drumsolo folgte. Bevor ich es vergesse, hier im Review auf die Kleiderordnung einzugehen, möchte ich schnell noch erwähnen, dass die Gitarreros Holg und Kalli in Shirts von Warbringer und des Keep-It-True-Festivals gehüllt waren. Sänger Alex sagt Jaguar’s „Axe Crazy“ als Ballade an, was wildes Wippen und Gebange zur Folge hatte. Zu „Lady Of Mars“ wurde Doomshinesänger Timmy auf die Bühne zitiert, der ein nicht allzugrosses Textpotential zu bewältigen hatte. Zu Trident’s „Destiny“ brillierten die Doppelläufigen Soli von Holg und Kalli, wie „Blitzkrieg“ und „Princess Of The Night“ selbst. Das gefühlte halbe Publikum enterte dazu die Bühne, die jedoch auf bitten von Sänger Alex bis zur Zugabe damit warten sollten. Nach Grim Reapers “See You In Hell”  hatte Alex die Idee, die Zugaberufe zu sparen und einfach den letzten Song zu spielen. Das war dann „If I Were King“ von Vardis. Wie immer ein feiner Auftritt von Roxx, der nach 90 Minuten eine zufriedene Menge hinterlies.

 

ANGUS band LIVE 2012Als letzte Band des hervorragenden Konzertabends waren die einzigen Nicht-Dschörmans aus dem benachbarten Ausland dran. Nun, wenn schon auf dem ersten German-Swordbrothers eine ausländische Band headlined, dann muss das ja einen ganz besonderen Grund haben. Glaubt man dem Veranstalter, soll das exklusive Angebot verlockend gewesen sein. Die Holländer von Angus hatten abgesehen von einer Compilation aus 2002, zwei Platten im Gepäck, nämlich das 1986er Debüt „Track Of Doom“ und „Warrior Of The World“ aus 1987. Nach einem langen Intro schoss dann „When Giants Collide aus den Boxen. Das Quartett glänzt mit reinem Heavy Metal mit reichlich Ripp-Offs und ordentlich Punch und Doublebass. Im Laufe der nächsten Tracks wird klar, es werden keine gefangenen gemacht. Unbändige Spielfreude und ein glasklarer Sound, der hier wesentlich lauter war, als bei den Bands zuvor, liessen zwangsläufig aufhorchen. Immer wieder konnten Vergleiche zu Judas Priest der 80er erkannt werden, nicht zuletzt wegen der geilen Gitarrenarbeit von Jack Blom mit seiner Jackson Flying V. Die griffigen Starts der einzelnen Songs kam in diesem Sound wunderbar herüber, sowie die von Sänger Leon Z häufig eingesetzte Sirenenstimme. An der Bandbesetzung hat sich im Laufe der Jahre einiges getan, so ist nur Drummer William Lawson das einzig verbliebende Originalmitglied. Ein Bandshirt, nur um seiner Erwähnungs Willen, trug Basser Ron Fatels, der mit einem von Angus Eigenwerbung machte. Die Amsterdamer brachten hauptsächlich Songs im Uptempo, und natürlich liess das Lükazpublikum es sich nicht nehmen, mit der Band auf der Bühne zu feiern. Und laute Angusrufe nach 70 Minuten führten leider zu keiner Zugabe mehr. Trotzdem schaute man nach dem Gig in zufriedene Gesichter! 



Autor: Daniel Müller (Vorwort, Iron Kobra), Joxe Schaefer - Pics: Jörg Müller (Iron Kobra), Joxe Schaefer