Dass Chickenfoot in den Vereinigten Staaten von Amerika wie eine Bombe einschlagen würde, war klar. Dafür dürfte schon alleine das Line-Up mit Sänger Sammy Hagar (ex-Van Halen), Gitarrist Joe Satriani, Basser Michael Anthony (ex-Van Halen) und Drummer Chad Smith (Red Hot Chilli Peppers, gesorgt haben. Allerdings ist man hierzulande etwas zaghafter. Was wiederum daran liegen mag, daß der urtypische amerikanische Hard Rock zwar seine Highlights hat ("Sexy Little Thing"), aber es weitesgehend an coolen und melodiösen Hits missen lässt. Der Sound lässt sich nur schwer beschreiben. Here we go: Ein Teil moderner Van Halen Touch, typischer Sammy Hagar Solo-Einfluss, Varney-Stall-Frickel-Attacken, Dry-Desert-Blues ("Bitten By The Wolf") und ein Hauch von hippieeskem Psychodelic-Rock. Gegründet wurde die Band 2008, veröffentlichte 2009 ihr Debütalbum "Chickenfoot" und brachte seitdem die Walze zum rollen. Man könnte jetzt meinen, dass die altbackenen Herren sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Das ist nicht so. Der Arena-Rock ist durchaus kräftig und rau, rockig bis funkig und voll auf die Zwölf. Mehr so die Experimentier-Phase des Herrn Hagar oder so wie heute Led Zeppelin klingen würden, was selbst auch die Meinung der Band ist. Dennoch, Chart-Material ist auch bei diesen dreizehn Beiträgen der aktuellen DVD eher Mangelware. Die Live-Performance ist erstaunlich frisch und lässt nur Herrn Satriani etwas dumm aus der Wäsche gucken. Spielerisch ein Gott, auf der Bühne ein Stoiker. Dafür bricht Sammy alle Rekorde. Er ist der perfekte Entertainer, wie immer, und hat Power in der Stimme für drei weitere Shouter. Er ist es auch, der Songs wie dem balladeskeren "Learnin` To Fall" die emotionale Seele einhaucht. Das Gros des Materials ist leider etwas steril. Instrumental bekommt jeder Musiker seine Zeit um sich auszutoben. Mit "Get It Up" spielt man auch einen genretypischen Jam-Session-Track, der eher für Musiker gedacht ist und bei dem das ständige "Oh", "Uh", "Ah", Yeah" und "Ow" von Sammy, als Unterstützung zur Musik, einem gewaltig auf den Sack geht. Der abschließende Led Zeppelin-Riff macht die Sache nicht besser. Leider haut "Turnin` Left" noch übertriebener in die gleiche Kerbe. Wer hätte da noch gedacht, dass der letzte reguläre Album-Track, "Future In The Past", ebenso ausartet. Geht gar nicht. Das Album-Material wurde mit einem Sammy Hagar-Solo-Song, "Bad Motor Scooter" (von 1978) und der The Who-Cover-Version "My Generation", aufgestockt. Was soll ich sagen? Sammy nimmt selbst eine Klampfe in die Hand und es gibt ausschweifende Instrumental-Attacken, die mächtig auf den Zeiger gehen. Selbst "My Generation" wird mit viel Geschredder in Schutt und Asche gelegt, übergehend in "The Star Spangled Banner", bei dem Chad sein Drum-Kit zusammentritt. Ich dachte, dass man aus dem Alter raus sei. Trotz allem schafft es die Band und besonders Sammy eine, zumindest für diesen Gig, Wohnzimmer-Atmosphäre zu kreieren. Es ist natürlich nur für die großen Bands möglich, nach nur einem Album eine DVD auf den Markt zu werfen, ich wage aber zu bezweifeln, dass man mit diesem Bilddokument mehr Fans in Germany an Land zieht. Übrigens stammt das Material vom Auftritt im Dodge Theater in Phoenix, Arizona, vom 23. September 2009. Das ca. sechzig Minuten lange Bonus-Material setzt sich zusammen aus einer Foto-Galerie und einer wirklich lustigen Backstage-Dokumentation mit allen Schikanen. Bleibt eigentlich nur die Frage, ob Chickenfoot als Band in Serie gehen oder ob dies eine Projekt-Eintagsfliege bleibt.

Note: 6.5 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak

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