UK SUBS, TV SMITH

Münster, Gleis 22, 24.01.2016

tv smithDie letzten Male, dass der Verfasser dieser Zeilen das Gleis 22 besuchte, war bei Anvil und bei Paul Di'anno. Diesmal soll es ein Punkkonzert sein; UK Subs und TV Smith geben sich die Ehre. Letztgenannter springt in Domestosjeans alleine mit Akustikgitarre bewaffnet auf die Bühne und legt gleich mit seinem bekanntesten Hit der Neuzeit los, "Only One Flavour". Wer glaubt, das wäre das einzige bekannte Stück von ihm, muss sich im Verlauf des Auftritts eingestehen, zu irren. TV Smith ist noch immer Punk, und spricht von der Revolution, die Punk mal war und vielleicht noch immer ist, spricht mit kleinem Akzent in deutscher Sprache und legt seine Ansagen zur Zeitersparnis in die bereits angespielten Lieder. Der aus Essex Stammende nutzt die ganze Bühne, wenn er grad nicht vorm Mikrofonständer singt. Er ist ständig in Bewegung, hat auch keine langsamen Songs im Set. Nach eigenen Tracks wie "Immortal Rich" oder dem Hosen-Song "Pushed Again", bei dem hier niemand im Mob an die Band aus Düsseldorf denkt, obwohl TV Smith daran mitschrieb, folgen dann die Adverts Songs, die Band vor seiner Solokarriere. Darunter natürlich der Song über den Raubmörder "Gary Gilmores Eyes", das wohl bekannteste Stück von der Adverts. Die Altpunks im Publikum gehen zum Pogo über. Nach ziemlich heftigen Zugaberufen kommt unser Held noch einmal zurück und entscheidet sich aus Zeitgründen für ein kurzes, schnelles Stück, dass er mit "Runaway Train Driver" runterzockt. Nicht schlecht Herr Specht, ein atemberaubender Gig über 55 Minuten, wann hat man schon mal einen so agilen Auftritt eines einzelnen Musikers gesehen? Das bekommt man nicht mal von Musikanten geboten, die wesentlich jünger sind als 60 Jahre.

 

uk subsZu UK Subs versammeln sich noch mehr Altpunks vor der Bühne. Überhaupt ist der Altersdurchschnitt des Publikums im randvollen Gleis 22 heute eh ziemlich hoch, ähnlich wie der auf der Bühne. Bassist Alvin Gibbs ist auch einer der Urgesteine dieses Quartetts, das im Laufe der Jahre öfter die Musiker wechselte, als die Haarfarben. Urmitglied Charlie Harper, mit blauer Plastiksonnenbrille aus dem Euro-Shop, trägt aus noch immer aktuellem Anlass ein Shirt mit dem Aufdruck "Dön't Fuck With Lemmy". Ein Zeichen, dass Motörhead auch in der Punkszene mehr als nur akzeptiert werden, und das sicher nicht nur wegen ihrem Song "R.a.m.o.n.e.s.". Das Fotografieren aus der Menge stellt sich als schwieriges Unterfangen heraus. Denn einerseits herrscht vor der Bühne mächtig Bewegung, mit spontanen Pogotänzen muss permanent gerechnet werden, und andererseits erntet man mit einer Digicam böse Blicke von den Altpunks. Doch irgendwie muss es ja klappen, den Lesern von CROSSFIRE wenigstens ein Foto zu präsentieren, während sonst alles zu Songs wie "Monkeys" und "Suicidal Girl" steil geht. Charlie stimmt kurzerhand zu "Warhead" Chöre im Publikum an und singt darüber weiter. Klasse gemacht, ein Mann mit Ausstrahlung. Das Ende des Konzerts setzen zwei Zugabeblöcke mit Stagediver und hinterlässt zufriedene Konzertbesucher. Einer der Altpunks, im coolen Shirt von The Exploited, kommt nach dem Gig zum Verfasser dieser Zeilen an den Thresen mit den Worten, dass ich doch wohl der Typ eben mit der Cam gewesen wäre, was bei einem Punkkonzert ja wohl gar nicht ginge. Gegen Ende des Gesprächs herrscht aber Einigkeit über den heutigen Sound von The Exploited und dass man ihre anstehenden Gigs zu besuchen hat. In diesem Sinne…



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer