KHORS - Die mystischen Seiten des Universums


Beim Schreiben von Reviews stieß ich in letzter Zeit immer mal wieder über Khors aus der Ukraine, die derzeit – neben neuem Material – auch ihre ersten vier Alben wieder neu nachlegen. Normalerweise bin ich für Pagan Metal nicht so wirklich zu haben. Entweder sind sie mir zu kitschig und pathetisch oder in politischen Regionen verwurzelt, die mir am Allerwertesten vorbeigehen. Doch bei Khors ist es anders, genau wie bei ihrem Landsmann von Zgard, können diese Horden doch mit musikalischer Vielfalt und ohne großen Pomp punkten. Ich kam zufällig über eine Bestellung mit dem Label der Re-Releases in Kontakt und war überrascht, dass der Inhaber von Svarga Music zwar nur ukrainischen Pagan Metal veröffentlicht, aber dennoch in meiner Nachbarstadt Dortmund wohnt. Der Rest war Formsache. Schlagzeuger Khaoth antwortete in spartanischem Englisch prägnant und sachlich.

logoDaniel: HELL-o Khaoth! Erzähl uns doch bitte zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Khors!

Khaoth: Hi! Die Band wurde im August 2004 gegründet. Seitdem haben wir sechs Studioalben veröffentlicht und viele Liveshows gespielt. Detaillierte Informationen über die Veröffentlichungen und Besetzung der Band könnt ihr auf unserer Homepage nachlesen.

Daniel: Was bedeutet Euer Bandname Khors eigentlich genau? Ist es ein ukrainischer Begriff für etwas?

Khaoth: Khors ist der Name des Sonnengottes in der Slawischen Mythologie.

Daniel: Euer Logo sieht geil aus! Wer hat es gemalt? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt getreten?

Khaoth: Das war ein befreundeter Maler namens Aquarius, der ein großes Talent dafür hatte, Bandlogos zu entwerfen. Das Khors-Logo war nur eines davon. Leider haben wir den Kontakt zu ihm verloren und wissen weder, wo er steckt noch was er heute so treibt.

Daniel: Welche Bands zählen zu Euren musikalischen Einflüssen?

Khaoth: Oh, das gibt es so einige... Viele Bands beeinflussen uns heute vielleicht nicht mehr so wie früher, dafür andere wiederum etwas mehr. Dazu zählen klassische Rockbands wie Black Sabbath oder W.A.S.P. genauso wie Gothic Acts wie Fields Of The Nephilim, Sisters Of Mercy, Type O Negative oder Katatonia, Thrash Metal Klassiker von Megadeth, Metallica oder Kreator, Old School Death Metal wie Bolt Thrower, Entombed und Dismember, und natürlich auch Black Metal Horden wie Darkthrone, Emperor, Burzum und Mayhem), aber auch noch viele andere Bands.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Und gibt es eine Art Kernaussage, die Ihr damit vermitteln wollt?

Khaoth: Das kann ich in wenigen Worten schlecht erklären. Wir haben mittlerweile sechs Alben draußen und einige davon haben ein eigenes Konzept. Generell vereinen unsere Texte jedoch die mystischen Seiten des Universums.

Daniel: Eure frühen Alben hatten englische Titel, aber 2012 seid Ihr in Eure ukrainische Landessprache übergegangen. Ist die englische Sprache auch heute noch ein großes Problem in der Ukraine? Oder gab es vielleicht andere Gründe dafür?

Khaoth: Englisch ist für eine Metalband in der Ukraine heute eigentlich kein Problem mehr. Zumindest haben die meisten Bands von hier englische Texte. Aber irgendwann hatten wir es einfach satt, englische Texte zu schreiben. Wir hatten 2012 ein Album aufgenommen, das sich mit geschichtlichen Ereignissen in der Ukraine vor etwa hundert Jahren befasste. Deshalb kam es uns seltsam vor, dies in englischen Texten wiederzugeben. Das ist aber nur einer der Gründe dafür, dass wir das gemacht haben. Wir können uns in unserer Landessprache einfach besser und emotionaler ausdrücken.

Daniel: Bei Metal Archives steht geschrieben, dass Ihr Euch als unpolitische Band bezeichnet. Warum ist Euch das so wichtig? Und hattet Ihr damit mal Probleme, oder wie kommt diese Aussage zustande?

Khaoth: Ja, leider gab es in der Vergangenheit tatsächlich einige Probleme damit... Wir hatten eigentlich gehofft, dass sich einige Leute im Laufe der Jahre eines Besseren belehren lassen würden, aber das war leider nicht der Fall. Wir werden immer noch häufig in einen Topf mit politischen Bands geworfen. Ich glaube, das hört niemals auf. Sobald Leute sich für Politik interessieren, kommen immer wieder dieselben Diskussionen auf; und die Geschichte geht weiter wie gehabt...

khorsDaniel: Hast Du denn eine Idee, warum es überhaupt ausgerechnet in Russland und in der Ukraine so viele politische Black Metal-Bands gibt? Die Liste mit Bands wie Nokturnal Mortum, Astrofaes, Aryan Terrorism, Temnozor etc. ist ja doch recht lang...

Khaoth: Ich denke, das ist jetzt alles vorbei. In der Ukraine vertritt heute niemand mehr diese Ideologie, so wie das vielleicht noch vor zehn Jahren der Fall war. Die Leute hier sind erwachsener und vernünftiger geworden. In Russland ist das vielleicht heute immer noch so. Das weiß ich nicht. Aber hier in der Ukraine hat sich die Lage deutlich gebessert.

Daniel: 2013, habt Ihr einen Vertrag mit Svarga Records aus Dortmund abgeschlossen, um Eure ersten vier Alben wieder zu veröffentlichen (tatsächlich waren dies alle vier Alben mit englischen Titeln!). Zwei davon sind mittlerweile schon draußen. Wie seid Ihr mit diesem Label in Kontakt gekommen?

Khaoth: Bis jetzt haben Svarga Records sogar schon drei der vier Alben rausgehauen. Das letzte anstehende Album wird in Kürze folgen. Nun ja, Slawa, der Inhaber des Labels, ist schon seit Ende der Neunziger ein guter Freund von uns. Eigentlich kommt er aus Kharkiv, wo wir auch herkommen, und verließ die Ukraine vor knapp zehn Jahren Richtung Deutschland. Es war seine Idee, die ersten vier Leute wieder unters Volk zu bringen. Wir hatten mit ihm darüber geredet, als er vor ein paar Jahren mal wieder in Kharkiv zu Besuch war. Wir fanden das sinnvoll und stimmten zu.

Daniel: Was waren denn die Gründe für diese Wiederveröffentlichungen? Waren sie alle komplett vergriffen?

Khaoth: Ich schätze, dass es von einem dieser Alben bestimmt noch irgendwo Restposten gibt. Aber zwei der Alben sind definitiv vergriffen. Diese wurden für die Re-Releases extra neu abgemischt und gemastert.

Daniel: Euer offizielles Label bleibt jedoch Candlelight Records aus England, die sogar relativ groß sind. Wie seid Ihr mit denen in Kontakt gekommen?

Khaoth: Das war eigentlich keine große Sache. Wir suchten nach einem Label für unser fünftes Album „Wisdom Of Centuries“ und verschickten 2011/12 eine Menge E-Mails mit Promotracks. Und Candlelight waren unter denen, die uns antworteten und interessiert waren. Schließlich unterschrieben wir bei ihnen einen Vertrag und sie veröffentlichten unsere letzten beiden Alben.

Daniel: Seid Ihr denn mit der Arbeit von Candlelight Records zufrieden? Ich meine, sie hätten die vier Re-Releases ja durchaus auch machen können. Warum habt Ihr Euch dann dennoch für Svarga Records entschieden?

Khaoth: Nein, Candlelight hatten kein Interesse an den Wiederveröffentlichungen und wollten nur aktuelles Zeug von uns rausbringen. Deshalb haben wir das Angebot von Svarga Records auch dankend angenommen. Bezüglich meiner Gefühle gegenüber der Arbeit von Candlelight Records kann ich gar nicht so viel sagen. Aber sie haben einen großen Vertrieb, wir bekamen eine Menge Reviews, und das ist natürlich gut, um unsere Musik zu verbreiten. Aber natürlich haben uns schon sehr viele Leute danach gefragt, wie wir an den Deal gekommen sind und ob wir damit zufrieden sind.

Daniel: Spielen Khors eigentlich auch live? Und werden wir auch mal die Gelegenheit bekommen, Euch hier bei uns in Deutschland zu Gesicht zu bekommen?

Khaoth: Ja, wir spielen viel live und werden dieses Jahr auf dem Dark Troll Festival in Bornstedt auftreten. Wäre schön, dort den einen oder anderen von euch anzutreffen.

khorsDaniel: Bitte lass uns auch mal über die ukrainische Black Metalszene reden, okay? Ich mag viele Eurer Bands dort, wie zum Beispiel Khors (natürlich, hehe!), Zgard, Moloch oder Lycanthropy. Seid Ihr mit einigen dieser Bands in Kontakt? Und gibt es bei Euch eine richtige Szene, wo sich Bands gegenseitig unterstützen?

Khaoth: Ich kenne die von Dir aufgelisteten Bands leider nur vom Namen und nicht persönlich. Und falls es in der Ukraine eine Szene gibt, die sich gegenseitig unterstützt, dann kenne ich davon niemanden... Ich habe das Gefühl, dass der Zusammenhalt in der Szene vor etwa zehn Jahren oder noch länger weitaus besser war als heute. Heute gibt es nur noch kleine Grüppchen von Leuten, die zusammenhalten.

Daniel: Welche anderen ukrainischen Bands kannst Du uns denn noch empfehlen?

Khaoth: Ich kann euch nur die klassischen Black Metal-Bands wie Nokturnal Mortum und Drudkh, die mich musikalisch richtig überzeugen. Ich mag aber auch noch ein paar Alben von Raventale.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Khors aus?

Khaoth: Neue Songs schreiben und weitere Liveshows spielen... Das Übliche halt...

Daniel: OK, Khaoth! Die letzten Worte sollen Dir gehören!

Khaoth:Mögen die Götter mit euch sein!

http://www.khors.info/

https://www.facebook.com/Khorsband



Autor: Daniel Müller