ANVIL

Lauschattacke im Studio

anvil is anvil“Anvil Is Anvil”, soll das neue Album des kanadischen Trios Anvil heißen. Zu einem ersten Höreindruck wurde ins Redhead 4 Studio zu Pulheim geladen. Ergo, früh aus den Federn, weil auf der A57 wegen der Baustelle immer Stau ansteht, die Familie eingetütet…es ist Samstag. Natürlich Stau, das Wetter ist typisch auf Herbst eingestellt und wir kommen mit Verspätung im Niemandsland an. Alle drei Mitglieder sind anwesend: Lips (Steve Kudlow), Drummer Robb Reiner und Neuzugang seit 2014, Basser Chris Robertson. Seine Freundin, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellt, besuchte die gleiche Highschool wie ich, als ich in Kanada lebte. Sachen gibt’s! Die Stimmung ist gut, wir sind die Ersten und haben gleich Zeit für ein Interview, das es auf unseren Seiten noch zu lesen geben wird. Ich ließ natürlich nicht die Gelegenheit verstreichen, ein paar Fotos zu machen und die wichtigsten Alben zu signieren.

 

Dann begaben wir uns einen Raum weiter, um in bereits fünf raue Tracks reinzuhören, die Bestandteil des neuen Werks der Canucks sein sollen. Produzent ist übrigens Martin „Mattes“ Pfeifer (U.D.O.). „Daggers And Rum“ macht den Anfang. Wobei ich mich bei dem Piratenchorus gleich in die Gefilde von Rock `n` Rolfs Running Wild versetzt fühle. Bis auf den dunklen Unterton in Lips Vocals und dem Grundtenor von Anvil, der einfach unverkennbar ist. Und dennoch, diese Songwahl trifft nicht unbedingt meinen Geschmack. In diesen Gewässern tummeln sich bereits zu viele Bands und manche sind richtig gut. Und sie haben ein passendes Konzept dazu. Der Chorus wurde übrigens von Fans eingesungen die extra ins Studio eingeladen wurden. Jo-ho-ho und ab dafür. „Die For A Lie“ ist die typische Anvil-Granate, die live für Unruhe im Publikum sorgen wird. Eine Nuance Dave Mustaine und Megadeth in der Stimme und in der Bridge, die sich in einen gewohnt fetten Refrain erweitert. Samt Kesselschlacht von Mister Reiner und derbem Solo an der Klampfe. Als goldene Mitte der leider nur fünf Tracks, in die wir reinhören dürfen, serviert man uns „Up, Down, Sideways“. Die erste Speedgranate genau zum Eintreffen der belgischen Fans, die schon die passenden Bewegungen zu den Lyrics zu Hause geübt haben. Da hatte wohl jemand den Song etwas früher. Metal Rock `n` Roll der alten Schule mit coolem Basslauf, einer Cow-Bell und wirbelndem Solo. Der packende Refrain wird auf der Bühne der Hammer. Fast schon traurig schaut manch Anwesender rein…steht doch bereits der vorletzte Song an. Doomig und anvilschwerklebend zieht der Black Sabbath beeinflusste Beitrag an meinen Geschmacksnerven vorbei. Erinnerungen an „This Is Thirteen“ werden wach, aber auch das war damals nicht mein Favorit. Allerdings muss ich gestehen, dass die Gesangslinien im Titel ihre Momente haben und das Solo von Lips wirklich klasse gespielt ist. Alles hat ein Ende und so erfassen wir mit „Forgive Don`t Forget“, den wohl wichtigsten Beitrag für die beiden jüdischstämmigen Mitglieder Lips und Robb, des neuen Opus'. Hiermit wird lyrisch alles zum Thema der Judenverfolgung im zweiten Weltkrieg gesagt, was die beiden sagen wollen. Die stampfende Hymne, aufgebaut auf treibende Drums, mächtigen Bums am Bass und einer gewaltigen Riffwand breitet sich stoisch im Kleinhirn aus. Kein kompositorisches Highlight, aber trotzdem könnte dieser Track zum Dauerbrenner werden. Simpel ist meist besser.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Dagmar Hegger