PRETTY MAIDS, 21 OCTAYNE, EVIL CINDERELLA

Bochum, Matrix, 30.12.2015

evil cinderellaKaum wird das Wetter in diesem warmen Winter mal wieder kälter, ist vor der Matrix in Bochum eiskalt Schlangestehen angesagt. Als der verspätete Einlass dann aber allen noch pünktlich den Konzertbeginn ermöglicht, legen Evil Cinderella aus Wuppertal mit einfachen, posermäßigem Hardrock los. Viele helle Schreie einer jungen Stimme sind die auffälligen Vocals, doch im krassen Gegensatz dazu steht ein ziemlich hüftsteifes Acting. Der Funke springt nicht über. Zusätzliche Animationsversuche scheitern zunächst völlig und gehen später etwas passabler vonstatten. Hatte der Vierer bereits hier vor Wochen im Vorprogramm von Praying Mantis gespielt, können sie in ihren heutigen 35 Minuten nichts draufsetzen.

 

21 octayne21 Octayne bilden sich um Axxis Gitarrist Marco und dem Luca Turilli's Rhapsody Drummer Alex Landenburg. Auf ihrer Homepage ist derweil kein Bassist angegeben, auf der Bühne stand aber eine Bassistin in Augenhöhe mit Sänger Hagen Grohe, nicht zuletzt aufgrund ihrer Plateauabsätze. Hörbar ein größeres Pfund werfen sie in die Waagschale als ihre Vorgänger, gleich mit etwas mehr Schwung und dichterem Sound. Das Songmaterial ist klar höherwertig, zieht aber trotzdem kaum den Hering vom Teller. Selbst die als trauriger Song angesagte Ballade "Lost" weist auch nicht mehr Eingängigkeit auf, dass Bewegung ins Forum kommt. Die durch die Location bedingte Basslast weiß da nichts dran zu drehen. Dabei haben sie doch ihr schlicht mit "2.0" betiteltes Album im Gepäck, welches an sich qualitativ nicht abfällt. Dennoch kommen sie offensichtlich um ein paar 'Ohohos' nicht herum und dass sich Gitarrist Marco mehr in den Mittelpunkt stellt als ihr Sänger. Doch offensichtlich warten alle nur auf den Headliner. 

 

pretty maidsZum 1976er Gassenhauer "The Boys Are Back In Town" von Thin Lizzy wird die Musik aus der Konserve lauter gedreht und es deutet sich an, dass hier ab jetzt das totale Gegenteil angesagt ist, nämlich ordentlich Action und jeder Song mitsingbar. Wenig verwunderlich, wenn man weiß, dass Pretty Maids immer der Garant für erstklassige Auftritte sind und reichlich Hits in petto haben. "Mother Of All Lies", "Psycho Time Bomb" und "It Comes At Night" als opening Triple stellt klar, dass heute nicht nur ältere Songs auf dem Plan stehen. Schön ist es auch immer wieder, "Hell On High Heels" auf die Ohren zu kriegen. Aber mit "Yellow Rain" ist es Zeit für den ersten Klassiker, den Shouter Ronnie kurz zwischen dem Slow- und Speedpart zum Warmsingen unterbrach. Er selbst singt eher leise, bringt aber die Message voll rüber, ohne sein ganzes Potential auszuschöpfen. Ein kurzes Drumsolo leitet über zu "Rodeo" und dann zu einem Block von keyboardbegleiteten Balladen, abgeschlossen vom unverzichtbaren "Savage Heart" und respektablen Zuschauerreaktionen. Auch zur Begleitung des schnellen "Pandemonium", wie sonst ebenfalls omnipräsent, haben die Dänen ihren Keyboarder im hinteren Bereich der Bühne positioniert, der deutlicher zu hören als zu sehen ist. Nach einem sphärischen Übergang mit angespieltem "Another Brick In The Wall, Part 2" von Pink Floyd zeigt ein inbrünstiges "I.N.V.U.", wie geil dieser Song alle Epochen der Band vereinigt und in der Breite zündet. Die lauten Publikumsreaktionen zu "Little Drops Of Heaven" lassen Gitarrist Ken beeindruckt seinen Hut zurecht rücken, bevor der pretty maidsOpener vom ersten Album "Back To Back" nach 70 Minuten die reguläre Stagetime beendet. Ein fetter Block der Zugaben "Future World", "Red, Hot And Heavy" und "Please Don't Leave Me" runden nach gut 95 Minuten einen weiteren gelungenen Auftritt der Helden ab. Ein abschließendes "We Wish You A Merry Christmas And A Happy New Year" stimmt zwar am heutigen Datum nur noch in seiner letzten Hälfte, aber das macht nichts, denn Pretty Maids waren heute zur Stelle, allen Anwesenden einen würdigen Abschluss des Konzertjahres 2015 zu schenken.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer