KRISIUN / MALEVOLENT CREATION / VITAL REMAINS ...

Essen, Turock, 18.02.2012

Unter dem Banner „Sounds Of Extreme Tour 2012“ fanden sich sechs Todesvereinigungen zusammen, um den Lauschern im Essener Turock geballte Ladungen vor den Latz zu knallen. Und deswegen kamen sie auch alle, die eingefleischten Anhänger der härteren Gangart, denn die Namen der drei Hauptacts bürgten schliesslich für Qualität. Somit war von vornherein klar, dass die Hütte voll werden würde. So kam es dann auch. Der Einlass funktionierte zügig, dass die sage und schreibe drei (!!!) Supportacts nicht vor leerer Halle spielen mussten.

EREBUS voc LIVE 2012Den unglücklichen Posten der Openers haben Erebus aus Kampen in den Niederlanden erwischt. In der Regel gestaltet es sich schwieriger, das Publikum in Fahrt zu bringen, je eher man auf die Bühne muss. Doch der Vierer lies sich nicht beirren, und tat von Anfang an alles. So legten sie selbstbewusst einen actionreichen Gig hin, den mal selten von EREBUS bass LIVE 2012einem Opening Act sieht. So wurde das sich schnell füllende Turock Zeuge einer coolen Show, die gebührend einen deathmetallischen Abend einleitete. In einem Stampfer vom neuen, selbstproduzierten Album “On The Edge Of Perdition” schimmerten auch einzelne Coreanteile durch. Auch optisch war nicht zu 100% Trueness angesagt. Zwar trug der Gitarrero ein Shirt von Dying Fetus, nur hinter der Schiessbude sass ein babyblaues Shirt mit niedlichen weissen Quadraten, wie der Schwimmbadboden vorm Planschbecken. Dafür zeigten grosse Aufsteller im Back ein amtliches Bandlogo. Zum Schluss wurden noch die Headliner des Abends angekündigt, deren Namen einigen Jubel bekamen. Nach einem soliden Auftritt war nach zwanzig Minuten Schluss für die erste Band.

 

TRUTH CORRODED git LIVE 2012Nach einer sehr kurzen Umbaupause ging es mit Metalcore aus Adelaide weiter im Programm. Truth Corroded taten es ihrem Vorgänger gleich, und liessen auf den Bretten keine Action missen. Da wurden heftig die Matten gekreist zu einem Sound, der im Uptempo einzuordnen war. Zu diesem Zeitpunkt wurde es schon eng auf der Treppe zu den oberen Bereichen. Wer die Band sehen wollte, ohne in der Enge zu stehen, verschaffte sich hier auf jeden Fall eine gute Sicht auf die Bühne. Geschmacklich besonders sicher präsentierten sich der Sänger und der Basser der Combo aus Down Under, trugen sie doch Shirts vom Headliner Krisiun. Damit konnte man nur Bonuspunkte TRUTH CORRODED voc LIVE 2012sammeln. Mit „Hunt All Heroes“ kam der Hit der Australier, wo das gefüllte Turock dann wach wurde. Der Klopper ihres aktuellen Albums „Worship The Bled“ bewirkte einige Bewegung in der Menge. Der Song danach vom 2008er Album „Upon The Warlords Crawl“ namens „The Disfiguring“, konnte das hohe Energielevel in der Audienz nicht ganz halten, dafür gab es tricky Soli mit zwei Händen auf dem Griffbrett. Der Bass musste besonders heftige Anschläge seines Malträtierers über sich ergehen lassen, doch das auch nur für kurze Zeit. Der letzte Anschlag verhallte nach zwanzig Minuten Spielzeit.

 

KARNAK voc LIVE 2012Tatsächlich brachten die Roadies das Kunststück fertig, nach weniger als 10 Minuten die Bühne für den jeweils nächsten Act umgebaut zu haben. Irgendwie musste es auch gegen den Feind Zeit zu schaffen sein, sechs Bands an nur einem Konzertabend durchzuziehen. Und die professionelle Arbeit der Stagehands hatte Erfolg, denn es wurde Zeit herausgeholt. So konnten Karnak aus Gorizia früher beginnen, was auch kein KARNAK bass LIVE 2012Problem war, denn es war keine Schlange am Eingang mehr zu sehen, so dass die Kartenbesitzer jetzt alle in der Halle vermutet werden durften. Niemand verpasste also den etwas progressiveren Sound von Karnak, die sich in den Anfangstagen Obscenity nannten, und sich lieber nach einer Tempelanlage in Ägypten benennen. In wie weit das etwas mit ihrem Gitarristen zu tun hat, der den Namen des Reisenden Marco Polo trägt, konnte zur Zeit des Konzertes nicht in Erfahrung gebracht werden. Ihr aktuelles Album „Dismemberment“ hat nun schon bald zwei Jahre auf dem Buckel, doch auch ohne nagelneues Material nimmt die Meute ihren straighten Death auf. Neubasser Lorenzo Orsini pudert im Shirt von Vital Remains seinen Fünfsaiter in Kniehöhe, während die Matte immer wieder zum Propeller wird. Finsteres Geriffe wird unaufhörlich losgefeuert, doch nach einigen “Essen We Love You” Rufen gingen die Italiener nach fünfundzwanzig Minuten von den Brettern.

 

VITAL REMAINS voc LIVE 2012Zeit für die mit Spannung erwarteten Rhode Eiländer von Vital Remains, die erste Hauptband des Abends. Einige in der Audienz haben die noch nie live gesehen. Das soll sich jetzt auf ihrer Off-Albumtour ändern; ihr letzter Longplayer „Icons Of Evil“ ist aus dem Jahre 2007. Nach einem kurzen Intro fällt sofort die Spezialanfertigung von Gitarre auf, mit ihren drei leuchtenden, roten 666-Lämpchen. Die Ellenbogen der komplett benieteten Unterarme von Sänger Scott Wily hält er immer in Mikrohöhe, wenn er nicht gerade aus den ersten Reihen Leute auf die Bühne zieht. So haben die Jungs von Vital Remains schon Stagediver und Crowdsurfer während ihres ersten Songs. Damit kommt richtig Bewegung in die Menge. Basser Gator Collier im Shirt von Vader unterstützte Scott bei einigen Growls. Scott forderte immer wieder zu Circle Pits auf, und bei ihrem geilen Geknüppel gabs die die im vorderen Bereich, dazu permanentes Kopfnicken in den hintersten Reihen. Für das Stimmen der Spezialanfertigung von Tony Lazaro ging oft viel Zeit drauf, die zu grösseren Pausen zwischen den Songs VITAL REMAINS git LIVE 2012führte. Scott überbrückte diese, mit viel Dank an Karnak und allen Opening Bands. Ein vom Band eingespieltes Intro gegen Ende wurde mit Carl Orffs „Oh Fortuna“ aus der Carmina Burana verlängert, während die Band mit dem Rücken zum Publikum stand, und gemeinsam die Horns liftete. Scott forderte noch einmal zum Circle Pit auf, und teilte der Audienz mit: „Es gibt keinen Gott“. Auf der Bühne gabs den auch nicht, denn Glenn Benton war nicht zugegen. Tony setzte mit „Hail Satan“ noch einen drauf, und man musste schon nach fünfundvierzig Minuten die Bühne verlassen.

 

MALEVOLENT CREATION git LIVE 2012Natürlich fiel die Umbaupause wieder sehr kurz aus, dass beim Bierholen schon die vier Buffalotöter von Malevolent Creation losgemetzelt haben. Gegensätzlich zu seinen agilen Mitstreitern ist Klampfer Phil Fasciana eher der Ruhepol, schmeisst aber einen fetten Sound mit nur einer Gitarre. Der erste Gitarrist heute Abend mit einer Flying V. Gebührenden Respekt erweist er der Vorband von Karnak, und trägt ein Shirt von ihnen. Ihren Oldschoolset begleiten sie mit einer menge Action, besonders Basser Jason Blaschowicz befand sich im Dauerbangmodus. Leider wurde die Zahl der Dezibel so erhöht, dass ein MALEVOLENT CREATION voc LIVE 2012dröhnender Sound unumgänglich war. Während „Coronation Of Our Domain” und “Slaughter Of Innocence” vom 92er “Retribution” Album enterte immer wieder ein kleiner Glatzenmann die Bühne und Brüllte immer wieder mit ins Mikro von Brett Hoffmann. Auch für Malevolent Creation war nach einer dreiviertel Stunde der Gig vorbei. Ein schneller Blick auf das Merchandise verriet mir anständige Preise. Shirts von Karnak gab es für 10 Euro zu erwerben, Shirts der anderen für 15,- Euro. Auch die Kapuzenzipper der drei Hauptacts waren mit 35 Tacken noch im Bereich des Erschwinglichen.

 

KRISIUN bass LIVE 2012Durch die zügigen Wechsel der Bühnenleute wurden bis zum Schluss ganze fünfzehn Minuten rausgeholt. Für die brasilianischen Headliner blieb so mehr Spielzeit, als die veranschlagten 45 Minuten. Ein Riesenbackdrop von Krisiun verspricht Grosses, klar, hat man doch mit „The Great Execution“ auch ein grosses Album im Gepäck. Moyses Kolesne kommt diesmal passenderweise mit schwarz-gelber Gitarre, als wollte er Tribut zollen für den heutigen Sieg der Borussia über die Berliner Hertha. Basser und Shouter Alex Camargo bedient sich heute unsäglich vieler Dankesreden an die Fans, immer begleitet mit „Do You Want Some More“ Fragen. Darauf wurde mein Favorit “The Will To Potency” vom aktuellen Album gezockt, und es fällt auf, wie viel Groove der Dreier zu erzeugen weiss. Dafür haben die beiden Fronter viel Platz auf Bühne, da sie sich sehr weit KRISIUN git LIVE 2012aussen plaziert haben. Dichter Trockeneisnebel, mit dem heute nie gespart wurde, begleitet ein sehr temporeiches Drumsolo von Max Kolesne. Nach den „Thanx To All Bands” und einem klaren, deutsches „Danke Schön” wurde der berühmte „Last Song“ angesagt. Das sollte der Titeltrack vom ersten Album „Black Force Domain“ sein, und die Roadies growlten und moschten auf der Bühne mit. Nach so einigen Stagedivern heute Abend Sänger divt zum Finale auch Alex einmal ins Publikum, und beschliesst nach einer Stunde Präzisionsgemetzel den Gig, trotz deutlicher Zugaberufe.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Daniel Horlbogen