RAGNARÖEK - DORNIG


Label:TROLLZORN
Jahr:2015
Running Time:55:15
Kategorie: Neuerscheinung
 

Bereits mein Kollege Joxe wies in seinem Review zum Vorgänger "Eiskalt" auf die Dehnbarkeit des Begriffes Mittelalterrock hin, so die 2005 gegründete Band aus Schwerin zwar dem Genre zugeordnet wird, aber viel eher einem Mix aus den, hier bewusst despektierlich bezeichneten Dudelsackmodus und der mit Bands wie z. B. Rammstein aufgekommenen Industrial Metal oder auch der Neuen Deutschen Härte entspricht, wobei letztgenanntere Tenor, zumindest beim aktuell Album "Dornig", viel stilprägender scheint. Auch die Jungs scheinen vom stilistischen Gerangel die Schnauze gestrichen voll zu haben, machen es sich einfach und bezeichnen ihre Mucke schlicht als "Rag`n`Roll". Hören wir mal rein und bilden uns so unser eigenes Urteil. "Man(n) liebt dich" mit hier einem offensichtlich ganz zurückgefahrenen Dudelsack und vordergründig dunklen Gitarren, mag irgendwo noch was von In Extremo haben. Mich erinnert das, genauso wie "Irrenhaus" und insbesondere "Schach" viel mehr an kräftigen Deutschmetal a la die Berliner mit dem rollenden R, aber auch Stahlmann und ganz kräftig, insbesondere in den Refrains zu "Schach" an Eisbrecher. Wunderschön mit melodischen Zupfern geht es dann mit "Alles Dreht Sich" weiter, aber auch hier iat die dunkle Stimme prägend bei einem allerdings klar im Mittelalter angesiedelten Refrain. "Mann" mit einem hier allerdings unterdrückten Dudelsack, dunkler Stimme, metallischen Riffs und eher völkischem Refrain ist ein gutes Beispiel für das variantenreiche Spiel. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch "Schattengold" mit wuchtigen Drums, kräftigen Gitarren während Text und Chorus wieder nahe Subway To Sally oder auch Saltatio Mortis sind. Mit "Herzlos" findet auch eine langsamere Nummer mit akustischen Gitarren seinen Platz, wobei selbige seine Stärken eigentlich erst dann zeigt, wenn dem Balladesken der Rücken gekehrt wird. Der Titeltrack "Dornig" ist wieder typischer Rag´n`Roll mit wirklich fetten Gitarren, einem irrwitzigen Dudelsack, langsameren Momenten und klaren Paganeinflüssen. Sehr dunkel, krächzend, ja teilweise growlartig wird "Drei Wege" von Charon dem Fährmann ins Mikro gestopft. Fast alibimäßig tönt da auch noch ein Dudelsack um die Ecke. Auch mit "Hungrig" wird klar, dass sich die Schweriner viel eher im fetten Deutschrock / Metal sehen. Nach dem bisher Gehörten folgt mit "Trinkfest 5-4-3-2-1" dann ein vor Klischees nur so triefendes, sorry überschäumendes Sauflied. "Gevadder" im kräftigen Rammsteinmodus und in der Zugabe als aufgepeppte, elektronische verzerrte Remixversion, auf die man meiner Meinung nach auch gerne hätte verzichten können, setzen dann den Schlusspunkt unter einen zwar mehr von brachialen Gitarrenwänden denn nervigen Dudelsäcken, Schalmei und Flöten geprägten und folglich durchweg wuchtigen, aber sicher in der Gesamtheit nicht vollends überzeugenden Output.

Note: 6.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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