Joxe: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Eurem neuen Album, welches wieder einmal ein amtlicher Hammer geworden ist. Nun gibt es Euch schon seit 1988. Sag uns doch bitte kurz etwas zur Desaster History.
Tormentor: Hab dank! Eigentlich gibt es Desaster seit 1989, da dies das Jahr war, in dem der erste Gig gespielt wurde. Seiner Zeit noch auf einer Grillhütte in Mülheim- Kärlich. Seit dem hat sich einiges getan in der Band. Zwischen damals und heute haben insgesamt fünf Mitglieder die Band verlassen. Das aktuelle Line-Up gibt es seit 2001. Neben einigen kleinen Veröffentlichungen in Form von 7“’s, 10“’s, Maxi12“’, Splits, DoLPs, Shape 12“ und so weiter gab es auch sechs bzw. nun sieben Full-Length Alben. Unzählige Gigs auf Festivals, massig Einzelgigs und auch drei Touren wurden gefahren. Und das weltweit! Ansonsten, wer mehr wissen möchte, kann sich auf unserer Webseite oder Facebook erkundigen! Bin zu faul, um alles aufzuschreiben, Hehe!
Joxe: Euer Line-Up mit Odin-Bass, Infernal-Gitarre, Satanic-Vocals und Dich an den Drums ist bereits viele Jahre beständig. Was glaubst Du ist Eure Stärke, die Euch so verbindet und so lange zusammen hält?
Tormentor: Die Band ist wie eine Freundin. Wie geschrieben gibt es diese Besetzung seit 2001 und ist auch die Stabilste und Beste. Vor kurzem gab es mal richtig Trouble, was aber fast komplett ausdiskutiert wurde. So ist es aber, wir sind so gesehen vier Kumpels, die gerne Musik machen. Früher haben wir uns auch regelmäßig „privat“ getroffen und zusammen gefeiert. Das lässt zur Zeit etwas nach, da Sataniac 100 Kilometer entfernt in der schönen Eifel lebt, und Infernal derzeit auf das zweite Kind wartet. Die Betätigungsfelder haben sich teilweise etwas verschoben. Trotz alle dem denke ich, dass dieser Stress und alles drum herum der neuen Scheibe nur gut getan haben. Ist so ein bisschen der „Reign In Blood“ - Effekt. Unsere Stärke sind definitiv unsere Bühnenshows, ohne viel Schnickschnack, voll auf die zwölf und fast ’n’ loud!
Joxe: Du bist kein unbekannter in der Metalszene, spielst in verschiedenen Formationen und legst als DJ in diversen Locations auf. Würdest Du Desaster als Deine musikalische Hauptbeschäftigung bezeichnen?
Tormentor: Oh, danke, das ist nett. Den ganzen DJ Kram etc. mach ich echt gerne, ich bin eh so ein Pub-Kind, könnte stundenlang an der Theke sitzen und Alk in mich reinbechern. Wenn ich dann auch noch meine eigene Musik auflegen kann, um so besser! Mein Hauptladen ist natürlich der Florinsmarkt hier in Koblenz, aber ich lege auch gerne in anderen Läden auf! Desaster bedeutet mein Leben! Ich habe teilweise Tage NUR für die Band gearbeitet. Meiner Freundin muss ich auf ewig dankbar sein, dass sie mich einfach so nimmt wie ich bin! Vor ein paar Monaten habe ich aber den anderen mitgeteilt, dass ich etwas kürzer trete. Derzeit bin ich noch in Decayed, wo wir gerade ein neues Line Up am zusammenbasteln sind und auch demnächst ne neue Scheibe eingespielt wird. Metalucifer ist mehr ein Projekt, neue Platte kam ja vor zwei Jahren, demnächst kommt noch ne Live Scheibe/DVD vom Keep-It-True-Gig. Dann sind noch paar andere Sachen geplant, wo aber noch nichts Konkretes fest ist.
Joxe: Euer letzter Longplayer „666 Satans Soldiers Syndicate“ liegt bereits fünf Jahre zurück. Wie lange habt ihr an den neuen Songs geschrieben, bis ihr ins Studio gehen konntet?
Husky: Aufgrund vieler Gigs, Babypause, 20-Jahres-Party etc pp. hat sich alles etwas in die Länge gezogen. So gesehen haben wir permanent bis kurz vor dem Studiotermin an den Songs rumgebastelt. Aber fünf Jahre reichten vollkommen aus… Mal sehen, wie lange wir zur nächsten Scheibe brauchen!
Joxe: Glücklicherweise gab es bei Euch keine musikalischen Veränderungen. Worin besteht, Deiner persönlichen Meinung nach, der Unterschied zum fünf Jahre alten Vorgängeralbum?
Tormentor: Das werde ich zur Zeit öfters gefragt. Eigentlich hat sich nichts geändert. Musikalisch eh nicht, weil wir nichts anderes können und auch wollen. Soundtechnisch haben wir den Mix mal fast komplett aus der Hand gegeben und einen Kumpel machen lassen. Deshalb ist der Sound auch in meinen Augen extrem geil ausgefallen. Ich habe auf jeden Fall noch nie einen besseren Drumsound als auf der neuen Scheibe! Und die Idee, Harfen, Triangel, Ökoklampfe, Maultrommel und Dudelsack in unseren Sound einzubinden, ist doch auch nicht schlecht, oder?! Haha…
Joxe: Ja, Du hast recht. Harfen, Triangel, Ökoklampfe, Maultrommel und Dudelsack sind schon echt hart. In der Wüste von Nevada steht eine Betonorgel, deren Pfeifen erreichen bis zu 160 dB/A, und wird zum Sprengen von Feststoffen verwendet. Wäre es eine Option, sie in Euren Sound einzufügen, oder ist die etwas zu leise?
Tormentor: Einfügen auf keinen Fall, aber für Intro oder Outro sicherlich verwendbar! Obwohl eine Arschgeige auch schon was Feines ist!
Joxe: Wie hätte denn wohl das Album geklungen, wenn ihr beim Mischen mit anwesend gewesen wärt?
Tormentor : Oh, das ist eine gute Frage! Infernal will immer auf alles Hall und Hall und noch mal Hall! Haha… Ich bin mehr der fast trockene Typ. „Angelwhore“ haben wir mit unserer Mischkunst versaut, finde ich! Zumindest teilweise. Ich denke, es ist besser, wenn ein unabhängiger sich erst mal der Sache annimmt, und dann auf Wünsche der Band eingeht und auch mal „nein“ sagt! „The Arts…“ hat das sehr gut getan!
Joxe: Welches war Dein Beitrag beim Songwriting, gibt es einen Part, den Du ganz besonders magst?
Tormentor: Bei uns läuft es so ab, dass Infernal mit einem Riff in den Proberaum kommt und wir die Sache dann zusammen ausarbeiten. Danach wird es den anderen vorgestellt und es folgen Gesang und Bass. So gesehen habe ich nichts beigetragen, bin mehr der Konstrukteur, der Gerüstbauer. Ich mag einige Parts auf dem neuen Album, wie den Mittelteil in „Splendour…“, fast alles in „Phantom Funeral“ und noch viele mehr…
Joxe: In „Splendour Of The Idols“ gibt es viele Parts zu entdecken, die Erinnerungen an Slayer erwecken. Sind es ihre Grosstaten dieser Idole, denen ihr mit dem Song huldigt?
Tormentor: Slayer? Ach quatsch, das meinste nicht ernst, oder?! Haha, wenn man von harter, schneller und brutaler Musik spricht, muss auch der Name SLAYER fallen, oder?! Slayer sind mitunter das „Lebenselexir“ für Thrash Metal. Ich denke, dass fast alle unsere Scheiben eine Art Huldigung an unsere Idole sind. Wir verarbeiten ja immerhin das in unserer Musik, was wir auch privat hören und lieben… Da können ruhig Bandnamen fallen wie Slayer, Kreator, Sodom ,Destruction, Darkness, (OLD!!!!!!) Metallica, Exodus, Sepultura, Asphyx, Absu, Black Sabbath, Protector, Bathory, Darkthrone, Immortal, Death, Motörhead und viele mehr…
Joxe: „Splendour Of The Idols“ besitzt schon einige Querverweise zu Slayer. Das Riffing ab 1:04 klingt nach „Raining Blood“ und die Rhythmik der Vocals danach sind bis zum Refrain voll Araya! Angesprochenes Riffing wiederholt sich später noch zwei Mal. Das Startriff könnte auch auf einem Slayeralbum stehen…
Tormentor: Hey, da hat sich aber einer das Album genau angehört! Danke!! Also Slayer zählen schon zu unseren extremeren Einflüssen. Ich meine, JEDE verdammte harte METAL Band muss mindestens irgendwann mal nen Slayer Riff geklaut, geliehen oder kopiert haben! Anders geht es gar nicht, oder?!
Joxe: Ihr wartet wieder mit simplen, sehr eingängigen Leads auf, die den Songs einen hohen Wiedererkennungswert verleihen. Ist es Euer Gitarrist Infernal, der diese Ideen einbringt?
Tormentor: Auf jeden Fall! Infernal’s Gitarrenspiel ist zu 666% Desaster! Unser Sound hat sich über die Jahre auch nicht extrem viel verändert. Klar, gibt es ein paar Unterschiede zu den Demos, aber der „rote“ Faden war schon immer vorhanden. Wir sind nie von unserem Ziel abgewichen, kompromisslos Metal zu spielen! Das würde nicht zu Desaster passen… Wir sind einfach wir!
Joxe: Euer neues Album klingt wie aus einem Guss, und trotzdem ist jeder Song mit seinem eigenen Charakter wiedererkennbar. Könnte das dem Umstand geschuldet sein, dass ihr in den fünf Jahren beim Writing immer genug Abstand zu den anderen neuen Songs hattet, oder könnte es eher so eine Art Reifeprozess sein?
Tormentor: Ich denke, es ist eine Mischung aus beidem. Auch wenn z.B. zwei Songs erst kurz vor Studioantritt fertig wurden. Aber wir haben uns Zeit gelassen und hatten keinen Zeitdruck. Lassen wir eh nicht zu! Wir sind die Musiker und WIR machen was WIR wollen, meistens. Wir lassen uns nie in irgendwas reinreden. Vorschläge ja, Anweisungen nein! Das ist auch der Grund, warum wir nicht auf jedem großen Festival spielen und uns prostituieren, wie viele andere Bands! Das hat jetzt dreiundzwanzig Jahre geklappt, das wird auch noch zehn weitere Jahre klappen. Ich denke auch, dass die Songs alle von einer Scheibe klingen, jedoch alle einen eigenen Charakter haben. So soll es ja auch sein, oder?!
Joxe: Wo habt ihr „The Arts Of Destruction“ aufgenommen und wer hat produziert?
Tormentor: Das Album wurde hier in Koblenz bei ToxoMusic unter der Leitung von Wally Walldorf aufgenommen. Wally ist der Sänger der deutschen Punklegende Toxoplasma und wahrscheinlich der letzte echte Punk auf diesem Erdball! Sein Studio ist direkt gegenüber von meiner Wohnung, war echt relaxed. Gemischt und gemastert wurde das ganze dann bei Patrick W. Engel’s Temple of Disharmony. Wir kennen ihn schon seit einer halben Ewigkeit. Als ich damals zur Band dazu gestoßen bin, haben wir häufig im östlichen Teil unseres Landes gespielt. Dort haben wir oft mit seiner alten Combo Impending Doom coole Sessions abgefeiert! Er hat jedenfalls seine Sache mehr als gut gemacht und wir waren noch nicht mal dabei! Das war das erste Mal für uns, dass wir beim Mischen nicht mit vor Ort waren. Das hat uns und der Platte echt gut getan!
Joxe: Das Coverartwork zu „The Arts Of Destruction“ kann ich mir oft und lange beschauen, ein echter Hingucker. Welcher Künstler zeichnet sich dafür verantwortlich?
Tormentor: Tja, lieber Joxe, das hat unser lieber Herr Axel Hermann gezeichnet, cool, oder?! Wir wollten halt einiges an Zerstörungen auf dem Cover haben. Mitunter eins unserer besten Cover! Sehr detailliert und extrem gut gezeichnet! Nebenbei ist das gesamte Layout schwarz/weiß dieses Mal. Passt besser zum Titel! Farbe ist schwul, haha!
Joxe: Welches Bier trinkt man eigentlich in Koblenz? Welche Flaschen kann man sehen, wenn man bei Euch im Proberaum die Kühlschranktür öffnet?
Tormentor: Natürlich Bitburger, obwohl eigentlich Königsbacher bzw. jetzt „Koblenzer Bier“ das Heimbier hier ist! Aber Bit trinken wir schon seit eh und je. Ich bin aber viel offener geworden und meine derzeitigen Faves sind Pilsner Urquell, Kozel, Budvar und viele andere CZ Biere, aber auch euer Hövels ist lecker, oder unser Maximilians Bräu (Privatbrauerei hier in Lahnstein), Bayern hat auch paar richtig gute Biere, aus Bamberg mag ich „Greifenklau“ aber mein absolutes Fave, mein Überbier, meine Medizin ist Guinness. Dose ist ok, aber gezapft und das am besten, und noch besser in Athy bei Smith’s, dort ist es unschlagbar!!!
Joxe: Was ist der Liveplan für Desaster, in welcher Form wird es Möglichkeiten geben, Euch Frontrow zu erleben?
Tormentor: Aufgrund familiären Zuwachses innerhalb der Band, werden wir in den Monaten Juni bis August keine Gigs spielen. Eventuell nur nen Open-Air-Gig, wenn es die Zeit erlaubt. Ansonsten spielen wir 2012 relativ viel im Ausland. Jedoch sind hier und da auch mal paar Deutschland Gigs geplant! Einfach auf unsere Facebook- oder offizielle Webseite schauen! Letztere wird im Moment aktualisiert.
Joxe: Okay, vielen Dank für dieses Interview, und viel Glück mit Eurem neuen Album. Möchtest Du noch ein paar finale Worte an die Leser richten?
Tormentor: Oh?! Das war’s schon?! Ok… vielen Dank für das coole Interview. Wir sehen uns inne Burg! An alle anderen: Bitte unser neues Album nur kaufen, wenn ihr auch METAL genug seid! Wenn nicht, bloß die Finger davon lassen und fleißig zu Nightwish und Co. tanzen gehen, ok?! CD gibt es bei Metal Blade, LP bei High Roller Records! Schaut mal im Florinsmarkt vorbei, wenn ihr mal in der Nähe von Koblenz seid! Es lohnt sich!
In diesem Sinne… Bang or be Banged!
Tormentor.
Das Review zur Scheibe findet ihr hier:
http://www.crossfire-metal.de/cd-reviews/desaster-the-arts-of-destruction/