IRON MAIDEN - THE BOOK OF SOULS


Label:WARNER
Jahr:2015
Running Time:92:12
Kategorie: Neuerscheinung
 

Im Juni 2015 kam plötzlich die Ankündigung für ein neues Iron Maiden Album mit einem konkreten Releasedatum für September. Die Vorfreude war natürlich groß. Allerdings waren elf Songs in über zweiundneunzig Minuten angekündigt, so dass ein ähnliches Werk wie „The Final Frontier“ zu erwarten war, nämlich zu progressiv, zu sperrig, zu episch. So hieß es also abwarten, was Iron Maiden mit ihrem sechzehnten Album und nach der Krebserkrankung von Sänger Bruce Dickinson noch hinkriegen. „Speed Of Light“, die erste Vorabnummer, lässt den klassischen Maiden-Fan dann deutlich aufatmen. Ein flotter Uptemposong mit eingängigem Refrain und teils doppelläufigen Gitarren ist das, was man von den eisernen Jungfrauen gerne hört. Das Album beginnt jedoch mit „If Eternity Should Fail“ und einem ruhigen Anfang, in dem Bruce, nur von shpärischen Sounds untermalt, quasi a capella singt, bis nach neunzig Sekunden die Instrumente einsetzen, um im Midtempo einen Opener zu zelebrieren, der doch einige Durchläufe benötigt, dann aber ordentlich zündet. Die erste richtig epische Nummer kommt an vierter Stelle mit „The Red And Black“ daher. Musikalisch ist natürlich alles top, die Soli machen Spaß, aber über dreizehn Minuten müssen erstmal sinnvoll gefüllt werden! Schaffen das Maiden? Im Prinzip schon, jedoch wäre eine Reduktion auf zehn Minuten sinnvoller gewesen, denn gerade am Ende zieht sich der Song schon etwas in die Länge. Zum Glück gibt es auch wesentlich eingängigere Stücke mit deutlichem Hitpotential auf „The Book Of Souls“. „When Rivers Run Deep“ oder der Opener der zweiten Scheibe „Death Or Glory“ sind Songs, die sofort ins Ohr gehen, für ein Lächeln sorgen und bei denen die Luftgitarre ausgepackt werden darf. Mit „The Man Of Sorrows“ haben Maiden dann eine schöne Halbballade geschrieben, die sich auch gut in den Albumkontext eingliedert. Zum Schluss der Platte wird es dann episch, richtig episch sogar, denn mit über achtzehn Minuten kreieren sie ihren längsten Song der Karriere. „Empire Of The Clouds“ beginnt mit einem Klavier, steigert sich dann zu verhaltenem Gesang und eher balladesken Gitarren. Immer wieder werden Dream Theater-mäßige Breaks eingebaut und auch das Klavier, wahlweise auch Keybord setzt ein. Wem „Rime Of The Ancient Mariner“ schon zu sperrig war, wird an dieser Nummer keine Freude haben, für Prog-Fans ist sie allerdings genau das richtige, perfekt umgesetzte Kunst. Was kann also die neue Maiden? Sicherlich einiges mehr als die letzten beiden Alben, die oft zu sperrig, langatmig und nur mit wenigen Hits versehen waren. Fans der Frühwerke werden vielleicht nicht unbedingt ihren Spaß haben, denn der Sound ist modern gehalten, die Songs oft episch. Und auch wenn Bruce nicht mehr ganz wie ein Jungspund singt, ist „The Book Of Souls“ mit so einigen Hits bestückt, kann sich zwischen „Brave New World“ und „Dance Of Death“ sehen lassen und ist sicherlich nicht nur für mich die beste Maiden seit fünfzehn Jahren.

 

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Martin Hil


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