OUTRAGE - Alter Spirit für die Gegenwart


Es ist immer noch cool, in der nahezu unbekannten ersten Welle der Black Metal-Horden zu stöbern, die in den 80ern haufenweise Demos hervorgebracht hat. Outrage aus Süddeutschland sind eine dieser vergessenen Undergroundbands, die ursprünglichen Black Metal im Stil von alten Possessed, Venom, Hellhammer und Living Death spielten. Richtiger Metal direkt aus dem Herzen. Und das hier ist das Resultat! Maniacs, setzt euch und genießt das Interview über Metal mit Geschwafel von 1985 bis heute! Und vergesst nicht, nachträglich ihre Musik zu hören! Es lohnt sich!


Marco: Hails Udo, “The Bringer Of Doom”! Ich hoffe, es ist alles gut bei Euch. Schnapp Dir ein paar Bier und stell Dich erstmal vor!

Udo: Danke! Hier ist alles gut! Wir sind Outrage, wurden im Mai 1983 von Frank "The Voice Of Hell" und mir, "The Bringer Of Doom", gegründet. Unsere Einflüsse waren hauptsächlich Hellhammer, Celtic Frost, Sodom und Venom. Andi hat in den 80ern bei uns getrommelt und unser Bassist Roland starb bei einem Autounfall und wurde durch Reini ersetzt. 2004 haben wir uns mit Frank als Sänger, Kevin am Bass, Alex am Schlagzeug und mir an der Leadgitarre wiedervereinigt. Unsere aktuelle Besetzung besteht aus Sänger Frank, Yannick am Schlagzeug und mir. Torsten, unseren Bassisten, mussten wir leider wieder rausschmeißen, weil er unseren Ansprüchen nicht genügte. Im Moment suchen wir immer noch einen geeigneten Bassisten.

Marco: Nach vier Demos zwischen 1985 und 1987 löste sich die Band auf und es blieb 16 Jahre lang ruhig! Warum habt Ihr Euch nach so vielen Jahren denn wieder zusammengerauft? Und war es schwierig, geeignete neue Mitstreiter zu finden? Wer außer Dir ist heute noch von der Originalbesetzung dabei?

Udo: Ich war es nicht wirklich, der die Band wieder zusammen gebracht hat. Das geschah alles mehr oder weniger zufällig. Es geschah so: Ich kenne Kevins Eltern schon sehr lange. Sie waren 2003 auch auf meiner Geburtstagsparty, als Kevin an meiner Tür klingelte, weil er seinen Schlüssel vergessen hatte. Ich fragte ihn, ob er noch bleiben wolle. Wir haben uns eine Weile unterhalten. Dann sah er meine Gitarre in der Ecke stehen: Einer meiner Gäste fragte, ob ich ihm ein oder zwei Songs vorspielen könnte. Und Kevin meinte, dass er Bass spiele und fragte mich, ob ich jemals in einer Band gespielt hätte. Also habe ich ihm von Outrage erzählt. Ein paar Tage später rief er mich an und fragte mich, ob ich mit ihm Outrage fortsetzen wollen würde. Ich sagte zu, aber nur, wenn Frank mit dabei sein würde. Ich rief ihn ein paar Tage darauf an und er hatte Bock. Einige Monate später waren Outrage wieder zusammen. Frank "The Voice Of Hell" und ich, "The Bringer Of Doom", sind die einzigen Urmitglieder, die noch dabei sind. Es war kaum vorstellbar für mich, dass sich die Band jemals wieder vereinigen würde. 1988 wollte ich aber auch das Ende der Band nicht wahrhaben. Aber im Laufe der Zeit habe ich mich damit abgefunden. Heute muss ich sagen, dass ich sehr glücklich darüber bin, dass ich Kevin kennengelernt habe und Jowita von Metal On Metal Records mir über den Weg gelaufen ist!

Marco: Kannst Du uns einen kleinen Überblick über Eure Diskographie der letzten 28 Jahre geben?

Udo: Also, fangen wir 1985 an, als wir zwei Demos veröffentlicht haben: ”Outrage I” und ”Outrage II”. 1986 folgte dann das dritte Demo "From Nightmares And Myths". Das letzte Demo "The Book Of The Seven Seals" kam dann 1987 heraus. Nach der Reunion im Jahre 2004 folgten dann die CDs "Back For Attack" (2004), "A Mute Reminder" (2005), "7 Is 1 Take One" (2006), "Tales Of Counted Sorrows" (EP 2006), "Order In The Court" (2008), "Arrival At 7.11" (DVD 2008), "The Complete Story" (ein schwarz-weißes Buch, welches die komplette Geschichte der Band bis 2008 erzählte) und "Conspirator" (2010). All diese Kassetten und CDs wurden in Eigenregie veröffentlicht. Im Oktober 2011 legten wir noch “Go To Hell” über Metal On Metal Records nach.

OUTRAGE udo INTI 2012Marco: Lass uns einmal über die Fans reden: Wo liegt Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen 1985 und heute? Macht es Dir heute immer noch so viel Spaß wie damals, aufzutreten?

Udo: Na ja, der größte Unterschied ist wohl, dass damals alles neu für uns alle war. Jahr für Jahr kamen neue Bands mit neuen Ideen hervor, neue Musikrichtungen und Persönlichkeiten. Alles war noch Neuland für uns. Die Fans waren damals viel enthusiastischer als heute. Wir spielten Konzerte, als wenn wir völlig einzigartig gewesen wären. Das waren wir zwar nicht, aber wir fühlten uns so. Jeden Monat kamen neue Magazine heraus und es gab immer mehr Bands. Es gab nur Kassetten und Vinyl; kein Internet, keine Computer. Und die einzige Möglichkeit, um Deinen Namen zu verbreiten, war es, möglichst viele Konzerte zu spielen. Die einzige Möglichkeit, eine Band zu kontaktieren, war, die Band persönlich anzurufen oder handschriftliche Briefe zu schreiben. Das sind alles tolle Erinnerungen! Die Fans waren alle gut gelaunt. Viele kamen zu jedem Konzert. Sie waren an allen neuen Bands interessiert … wirklich eine großartige Zeit! Wir treten heute immer noch sehr gerne auf, na klar! Frank und ich sind heute viel älter und die Leute auf unseren Konzerten sind meist viel jünger als wir. Wir werden sehr respektiert wegen unserer jahrelangen Erfahrung. Wahrscheinlich weil wir in den 60ern geboren wurden, weit bevor alles begann. Aber heute scheint es nichts Neues mehr zu geben. Alles ist schon einmal da gewesen. Natürlich gibt es viele neue Bands, aber der Markt ist auch übersättigt. Es ist eigentlich unmöglich, noch die Übersicht zu behalten. Nach einem Konzert in den 80ern verkauften wir anschließend unsere Demos. Das war das einzige Format, das wir damals hatten. Heute will keiner mehr Geld für eine CD ausgeben. Alles wird illegal runtergeladen. Eine CD-R kostet nur ein paar Cent… Jeder kann an eine rankommen. Und wenn jemanden die CD-R langweilt, schmeißt man sie hinterher einfach weg, oder nicht? Ich kann mich daran erinnern, dass Demo-Kassetten ein “heiliges” Format waren! Aber egal, zurück zu Deiner Frage: Ja, wir finden es immer noch toll und hoffen, dass wir bald auch wieder live spielen können; sowohl in Deutschland als auch außerhalb!

Marco: Ich habe gelesen, dass Ihr einige recht geile Gigs mit Poison (D), Kreator, Tankard und Darkness in den 80ern gespielt habt. Wie war die Szene damals in der goldenen Ära des Thrash Metal?

Udo: Oh ja! Das war eine geile Zeit! Speziell das Konzert mit Kreator und Tankard war echt der Hammer! Ich kann mich noch gut an die Tage erinnern, bevor unser Bassist die Band verlassen hat. Plötzlich konnten wir keinen Nachfolger für ihn finden und wir konnten das Konzert nicht absagen. Also haben wir das Konzert einfach ohne Bass gespielt. Und glaub mir: Das hat perfekt funktioniert! Ich habe alle meine Gitarren-Effekte in einen Sound gepackt und das klang viel heftiger und lauter. Nach dem Gig fragten uns viele Leute, ob wir schon immer ohne Bassisten gespielt hätten, weil sie ihn nicht vermisst haben. Siehst Du, wo ein Wille da ist, da ist auch ein Weg, hehe! Ich kann mich auch noch gut an Darkness und Poison erinnern. Es hat echt viel Spaß gemacht, mit ihnen zusammen aufzutreten! Du fragst mich, wie die goldene Ära des Thrash Metal war? Na ja, wie bereits erwähnt: Es gibt einen großen Unterschied zwischen damals und heute. Wenn ich heute auf der Bühne stehe, sehe ich paar Leute, die begeistert sind und welche, die einfach abhauen. Da kann man sich denken, dass wir für die Leute nichts Neues bieten und dass sie alles schon tausendfach gehört haben. In den 80ern war es alles neu für sie. Die Leute heute sind einfach übersättigt.

Marco: Wie sah das dann 2007 aus? Das war das Jahr, in dem Ihr mehr Konzerte gespielt habt als jemals zuvor; zusammen mit Bands wie Warhammer, Nocturnal, Minotaur und Delirium Tremens. War das Jahr gut für Euch? Und habt Ihr Euch in der heutigen Szene wohlgefühlt?

Udo: Ja, das war geil! Es war aufregend wie immer, wieder live zu spielen. Ja, ich kann stolz behaupten, dass wir in der heutigen Szene immer noch willkommen sind; speziell für Frank und mich. Wie gesagt: Wir sind heute meist etwas älter als unsere Fans. Aber wir hatten nie das Gefühl, dass sie uns deswegen nicht akzeptieren würden. Aber man kann teilweise schon erkennen, dass die Leute heute viel offener für Musik sind als damals. Oder das hat sich in den letzten Jahren vielleicht so entwickelt. Ich weiß es nicht…

Marco: Welche Bands hörst Du heute am liebsten?

Udo: Tja, da gibt es ein paar Bands, die ich mag, z. B. Sarke aus Norwegen, Witchburner, Old und Warhammer aus Deutschland, Bewitched aus Schweden, Goddess Of Desire aus Holland oder Toxic Holocaust aus den USA. Und ich mag Portrait aus Schweden sehr, Cruel Force aus Deutschland, Ravens Creed aus England, Trench Hell aus Australien und DungeönHammer aus Frankreich/Holland.

OUTRAGE band2 INTI 2012Marco: Ihr habt endlich all Euer altes Zeug auf CDs und Kassetten wiederveröffentlicht! Hast Du eine Ahnung, wie viele Exemplare Ihr davon schon verkauft habt? Und gibt es Pläne für Vinyl-Veröffentlichungen? Das wäre der Hammer!

Udo: Unsere letzte CD "Go To Hell" enthält nicht nur alte Songs aus den 80ern. Da ist auch ein Song von 2006 drauf. Wir finden, dass die neuen Versionen der alten Songs stark an die Originale angelehnt sind. Wir haben versucht, sie so originalgereu wie möglich einzuspielen. Als wir die Aufnahmen besprochen haben, meinte ich, dass wir nichts an ihnen ändern sollten. Wir mussten sie einfach nach Gefühl und ohne neue Ideen einspielen. Das war am einfachsten. Wir wollten keine Songstrukturen ändern oder verbessern. Wir hörten uns die alten Demos an, um den Spirit wieder einzufangen. Unser Ziel war es, den alten Spirit in die Gegenwart zu transportieren. Und ich habe dieselbe Gitarre, denselben Verstärker und dasselbe Effektgerät benutzt wie 1983; sogar dasselbe Plektron! Und als wir dann im Studio die CD aufnahmen, sagte mir Jowitas (Metal On Metal Records) Stimme in meinem Kopf, dass wir die Songs genauso spielen sollten, wie sie es verdient haben. Dann kam Frank ganz entspannt und gut gelaunt ins Studio und sang alle Songs im ersten Take ein. Es war genau dasselbe Gefühl wie in den 80ern. Einfach nur geil! Die handnummerierten Kassetten enthielten ein paar originale Demo-Aufnahmen aus den 80ern; zehn Songs, die wir für die Neuaufnahmen der CD ausgesucht hatten. Die Kassetten sind alle vergriffen. Es gab davon aber auch nur 20 Stück. Tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wie viele Kopien wir davon verkauft haben.  Aber soweit ich weiß, wollen Metal On Metal-Records tatsächlich noch eine Vinyl-Version von ”Go To Hell” machen. Vielleicht werden wir auch noch ein weiteres Vinyl-Projekt in Angriff nehmen.

Marco: Wird es auch ein weiteres neues Studioalbum mit komplett neuen Songs geben?

Udo: Ja, eine neue CD wird im April 2013 über Metal On Metal Records erscheinen. Die CD wird etwa zehn neue Songs beinhalten, davon drei Neueinspielungen alter Klassiker. Und stilistisch wird es nahtlos an “Go To Hell” anknüpfen. Die Songs sind alle schon so gut wie im Kasten. Im März 2012 werden die Texte wohl auch fertig sein und Frank sie alles mit uns proben. Ich denke daher, dass wir im Juli ins Studio gehen werden, um das Album aufzunehmen.

Marco: Und zum Abschluss noch eine schwierige Frage: Nenn mir bitte Deine zehn absoluten Lieblingsalben!

Udo:
Possessed ”Seven Churches”
King Diamond ”Fatal Portrait” und ”Abigail”
Slayer ”Hell Awaits”
Celtic Frost ”Morbid Tales”, ”Emperor´s Return” und ”Vanity/Nemesis”
Motörhead ”Ace Of Spades”
Black Sabbath ”Sabbath Bloody Sabbath”
Saxon ”Strong Arm Of The Law”
Judas Priest ”British Steel”
Metallica ”Kill ‘Em All” und ”Ride The Lightning”
Venom ”Black Metal”
Accept ”Breaker”
Sodom ”Obsessed By Cruelty”
Ozzy Osbourne ”Diary Of A Madman”.

Marco: Danke für das Interview. Ich hoffe, ich kann Euch bald mal auf der Bühne sehen! Die letzten Worte gehören Dir!

Udo: Bedankt voor het interview, Marco! Wir hoffen, bald mal wieder live spielen zu können. Danke an Dich und Eure Leser. Wir hoffen, Dir hat es gefallen, dieses Interview zu lesen! Besucht bitte unsere Internetseiten, um in unsere Musik reinzuhören! See you in hell! Udo ”The Bringer Of Doom”

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Autor: Marco van Empel