EVILE / PORTRAIT / DR. LIVINGDEAD!

Essen, Turock, 05.02.2012

Mit Evile aus England und den beiden schwedischen Bands Portrait und Dr. Livingdead! sind drei Newcomerbands auf Tour, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und trotzdem jedem Oldschoolmetaller gefallen. Einen Tag vor dem Gig in Essen ging das Gerücht rum, dass Portrait gar nicht spielen würden, weil sie einen Tag zuvor wohl aufgrund einer Erkrankung abgesagt hätten. Die Stimmung war nur kurz getrübt, denn die Jungs rannten bereits durch die Halle, als wir hereinkamen. Es konnte also nur ein gelungener Abend werden. Denn das Konzert in Essen war das letzte ihrer Tour, so dass es noch einmal richtig Grund zum Feiern gab.

DR LIVING DEAD bass 2 LIVE 2012Den Anfang machten Dr. Livingdead! , die mich mit ihrer ersten und bislang einzigen LP aus dem Jahr 2011 vollauf begeistern konnten. Der Name und die Schädelmaske ließen sofort Erinnerungen an die Misfits wach werden. Was aber folgte, war eine sehr metallische Mischung aus Crossover, Punk und eben Thrash. Allein das Outfit der Jungs sorgte für Unterhaltung: Schädel-Gummimasken mit Stirnbändern, kurze schwarze DR LIVING DEAD git LIVE 2012Hosen und fast knielange, knallweiße Socken! Einer der Mitglieder trug sogar ein Public Enemy-Shirt! Totaler Kult! Dazu gut runtergeprügeltes Gekloppe irgendwo zwischen Anthrax, den Suicidal Tendencies und S.O.D. Eine sehr kurzweilige halbe Stunde mit guter Stimmung und fettem Sound.

 

PORTRAIT vox LIVE 2012Danach folgten Portrait, deren letztes Album „Crimen Laesae Majestatis Divinae“ eines meiner absoluten Highlights 2011 war. Vier fleißig headbangende Jungs mit Spielwitz betraten die Bühne und zockten engagiert ihr Material durch. Der Sänger, mit dämonisch geschminkten Augen und Stirn, polarisierte im Publikum dann aber gewaltig. Dass der Gesang bei PORTRAIT git LIVE 2012den ersten drei Songs aufgrund des matschigen Sounds untergegangen ist, war nicht das Problem, sondern eher, dass der Sänger stocksteif da stand, schräg grimmig guckend am Publikum vorbei schaute und gelegentlich möchtegern-mystisch den Arm den Arm ausstreckte. Ansagen gab es nur am Schluss; man hielt sich wortkarg. Wenn er nicht im krassen Gegensatz zu seinen Mitstreitern gestanden hätte, wäre alles halb so wild gewesen. Aber im Publikum kam sein Stageacting nicht gut an. Gesungen hat er ab Song Nr. 4 allerdings sehr gut. Er klingt wie ein gutes King Diamond-Imitat. Und so soll es ja auch sein! Zu bemängeln gab es sonst noch, dass sie das Debüt-Album komplett ignoriert haben, was ich sehr schade fand. Ich finde die zweite LP zwar besser, aber ein oder zwei alte Kracher hätte ich mir schon gewünscht. Insgesamt war der Gig zwar gut, aber auch zwiespältig.

 

EVILE drums LIVE 2012Als ich Evile 2007 zum ersten Mal in Dortmund im Vorprogramm von Megadeth live gesehen habe, hätte ich nie gedacht, dass sie nur wenige Jahre später einmal Headlinershows spielen würden. Ich fand sie damals zwar schon so geil, dass ich mir nach dem Konzert besoffen die LP im Internet bestellt habe. Aber ich habe irgendwie den Draht zur Band schon kurz danach verloren. Als die zweite Platte draußen war, habe ich sie auf dem Rock Hard Festival gesehen, wo sie mich ebenfalls voll überzeugen konnten. Das neue Album kenne ich wiederum gar nicht, soll aber auch etwas zwiespältig aufgenommen worden sein. Egal, was Evile da ablieferten, war schon großartig! Anderthalb Stunden ballerten sie präzise wie ein Uhrwerk alles in Grund und Boden. Sie bangten dabei wie die EVILE vox LIVE 2012Irren und gaben bei richtig fettem Sound Vollgas. Die Meute tobte im Prinzip mit dem ersten Ton und hörte bis zum Schluss nicht auf. Evile wurden zurecht abgefeiert! Während des Gigs kamen die Jungs von Dr. Livingdead! noch einmal komplett maskiert mit einem Picknickkorb und Wunderkerzen auf die Bühne und machten dort einen Sitzkreis, um eine Abschlussparty auf der Bühne zu feiern; eine sehr sympathische wie auch lustige Geste der Band! Auch im Moshpit sorgte das für reichlich Heiterkeit, so dass am Ende alle glücklich nach Hause gingen. An so einem Sonntag lässt man doch gerne das Wochenende ausklingen!

 



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Horlbogen