FANTOFT - Antireligiös und misanthropisch


Neben hauptsächlichen Downloads bekommt man immer mal wieder auch Alben im Original zugewiesen, über die sich der viel beschäftigte Schreiber freuen kann. Noch schöner ist es, wenn man diese Band auch kennt, und noch schöner ist es, wenn man diese auch noch mag. Ich habe nicht schlecht gestaunt, das Debüt von Fantoft auf einmal in den Händen zu halten. Auch wenn sie noch weitgehend unbekannt sind, waren sie mir nämlich ein Begriff, spielten wir doch mit meiner (mittlerweile Ex-) Black Metal-Band 2010 zusammen in ihrer Heimatstadt Leipzig. Zu ihrer damaligen Bassistin Korsphesthar habe ich seitdem nach wie vor Kontakt. Leider ist sie nicht mehr dabei. Dennoch halte ich nach wie vor die Hand des Underground hoch und gebe Fantoft, die mir musikalisch heute sogar noch besser gefallen als damals, gerne an dieser Stelle eine Plattform!

logoDaniel: HELL-o Sephiroth! Erzähl uns doch zunächst etwas über die Gründung, den Werdegang und die Veröffentlichungen von Fantoft!

Sephiroth: Sei gegrüßt! Nun ja, wo soll ich anfangen? Ich hatte damals, Anfang 2007, Bandmitglieder zwecks einer Neugründung gesucht. Damals war das Genre noch vollkommen offen. Es zeichnete sich zwar ab, was es mal werden sollte, jedoch fehlten ein paar Einflüsse anderer Musiker und das Gefüge einer Band, um den Ideen Leben einzuhauchen. Gesucht und gefunden wurde dann Inkvisitor im Mai 2007. Also fingen wir an, die ersten ernsthaften Songs zu zweit zu schreiben, von denen wir heute immer noch einige wenige spielen. Im Juni war es dann soweit, das Ganze bekam den Namen Fantoft und bald darauf sollte es die ersten fertigen Songs geben. Dann kam die Zeit unserer Experimente. Viele Besetzungs- und Stilwechsel durchlebte diese Band im Laufe ihrer Existenz. Von einem Keyboarder, über einen Drumcomputer und einer Bassistin war alles dabei. Nur wenige Konzerte gaben wir zu dieser Zeit zum Besten und es wurde viel mit Keyboardklängen experimentiert. Viele kamen und gingen, aber mit Enrhales, welcher 2009 zu uns stieß, wurde es langsam runder und zielgerichteter als vorher. 2011 stießen Scythe, die uns leider erst kürzlich aus persönlichen Gründen verlassen musste, und Gorethron zu uns. Bis dato hatte sich bereits ein Stil herausgebildet. Dieser Stil entwickelte sich stetig immer weiter bis zu dem, was wir heute machen. Zu den Veröffentlichungen gibt es nicht viel zu sagen. Anfangs haben wir die ein oder andere selbst gebrannte Proberaumaufnahme ohne Namen ins Publikum geschmissen. Im Laufe der Zeit haben es nur „Fantoft“ (2008) und „The Nephilim Shall Be Raped“ (2011) als „richtige“ Demos geschafft. Letztes Jahr (2014) haben wir dann unsere erste richtige Scheibe „The Chronicles Of Hate“ in Eigenregie veröffentlicht und arbeiten dieser Tage fleißig an dem zweiten Album „Possessed By Chaos“.

Daniel: Welche Bands sind Eure Haupteinflüsse?

Sephiroth: Ich kann nur für mich sprechen. Es gibt sehr viele Bands, die mich in meinem Schaffen beeinflussen. Darunter zählen auch Bands, die ich damals hörte, aber heute nicht mehr höre. Alles gehört zu einer Zeitlinie, durch die sich mein heutiger Stil Songs oder Gitarrenriffs zu schreiben geformt hat. Diese alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Ich kann dir nur so viel sagen, dass es sich stark an einer Mischung aus norwegischem und schwedischem Black Metal-Stil orientiert.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte? Geht es nur um die Erfüllung der typischen Black Metal-Klischees oder steckt auch eine gewisse Botschaft dahinter, die Ihr vermitteln wollt?

Sephiroth: Natürlich wird der geneigte Hörer bzw. Leser beim Aufzählen einiger Themen Black Metal-Klischees vermuten, aber es ist doch etwas mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Unsere Texte sind sehr antireligiös und misanthropisch, was voll und ganz unserem Denken entspricht. Natürlich wollen wir damit eine Botschaft vermitteln! Es ist nicht nur einfach eine Abneigung gegen eine Spezies, die schon vor Jahrhunderten die Wurzeln ihrer Existenzgrundlage gekappt hat. Nein, es ist ein tief sitzender Hass gegen diesen Virus, der sich Menschheit nennt, und sein ganzes Leben lang wie ein Insekt ziellos umher krabbelt. Diese Botschaft stecken wir in ein Gewand aus von uns erfunden Geschichten oder Situationen. Allerdings veröffentlichen wir unsere Texte nicht. Ein Großteil der Hörerschaft würde die Texte missverstehen, fehlinterpretieren oder gar für eigene Ziele zweckentfremden.

Daniel: Was bedeutet der Bandname Fantoft?

Sephiroth: Viele dürften mit der Story um die abgefackelte Stabkirche Fantoft, welche 1992 in Bergen (Norwegen) angezündet wurde, vertraut sein. Aufgrund unserer Ansichten und der anhaltenden Dekadenz im musikalischen Sektor, gegen welche die damaligen Vertreter des Black Metal auch schon mit ihrer rohen Musik rebellierten, empfanden wir die Kirche als Namensgeber und Symbol sehr passend. Für uns bedeutet es den Gipfel einer Ära, die zeitlich betrachtet bereits vorüber ist, aber in unseren Herzen weiter brennt.

Daniel: Es gab noch eine weitere Band mit dem Namen Fantoft, die 2006 ihr einziges Demo „Sterbehilfe“ veröffentlicht hat. Kennst Du sie? Und kam es jemals zu Verwechselungen zwischen beiden Bands?

Sephiroth: Die Existenz dieser Band ist mir sehr wohl bewusst, falls sie heute überhaupt noch existiert. Es gab tatsächlich mal eine Verwechslung. Irgendeine Death Metal-Band, ich habe ihren Namen vergessen, wollte uns als Local Support für einen Gig in Leipzig haben und hat dann „die anderen“ Fantoft angetextet. Raus kam das Ganze, weil ich gerade zu diesem Zeitpunkt die Seite der anderen Band ausfindig gemacht habe und einen Gästebucheintrag mit einer Anfrage vorfand. Letztlich haben wir dann Kontakt zu der Death Metal-Band aufgenommen und es kam raus, dass es tatsächlich eine Verwechslung war, allerdings leider erst nach ihrem Konzert in Leipzig. Nun ja, wir sind heute noch in Kontakt, Ende gut… alles gut!

Daniel: In welchem Format sind Eure beiden Demos „Fantoft“ und „The Nephilim Shall Be Raped“ erschienen: als Tape oder CD-R? Und sind diese Demos heute noch erhältlich?

Sephiroth: Die beiden Demos sind als selbstgebrannte CD-Rs erschienen, wurden aber nicht im eigentlichen Sinne veröffentlicht. Die beiden Demos gab es ausschließlich auf Konzerten von uns für einen geringen Obolus in einer noch geringeren Auflage zu erstehen. Wo wir gerade von „gab“ sprechen: Nein, diese Demos sind heute nicht mehr erhältlich. Es gibt sicher noch irgendwo ein paar ganz wenige Exemplare in den unendlichen Weiten unseres Proberaums. Aber ich glaube nicht, dass sie irgendwann den Weg zu einem Merch-Stand oder unserer Seite finden werden. Es gibt auch noch ein verschollenes Demo mit dem Namen „The New Aeon“, welches im Jahr 2009 aufgenommen wurde. Diese Scheibe stellte damals so etwas wie eine Neugründung dar, da wir uns entschieden, komplett ohne Keyboard weiter zu machen, viele Songs aussortierten und das Ganze eine Art musikalische Neuorientierung darstellte, welche wir mit dieser Demo zelebrierten. Allerdings fällt mir niemand ein, außer den damaligen Mitgliedern, der dieses Demo besitzt. Zu dieser Zeit entstand auch unser neuer Schriftzug.

fantoftDaniel: 2014 habt Ihr endlich Euer Debüt „The Chronicles Of Hate“ veröffentlicht, das in drei verschiedene Parts aufgeteilt ist. Handelt es sich dabei also um ein Konzept-Album? Und wenn ja: Worum geht es genau?

Sephiroth: Das ist richtig. Man kann es durchaus ein Konzept-Album nennen. Es handelt sich dabei um die fiktive Geschichte einer fiktiven Person. Diese Person durchlebt einige Phasen des Hasses, sowohl auf geistiger wie auf körperlicher Ebene. Der ganze Hass dieser „Person“ äußert sich in Gedanken und Handlungen von Massenmord, Folterungen, Kannibalismus oder Attentaten. Dieser richtet sich auf geistiger Ebene gegen Religion, alles Leben auf diesem Planeten und flüchtet sich in wahnsinnige Fantasien. Bis diese „Person“ im letzten Teil ihrem eigenen Hass erliegt, dem Hass gegen sich selbst, welcher zu guter Letzt mit dem Selbstmord dieser fiktiven Person endet. Und glaube mir, es war echt kein schöner Tod! Es hat fast etwas Rituelles. 

Daniel: Ihr habt das Album in Eigenregie professionell pressen lassen. War das nicht sauteuer? Und gab es keinerlei Interesse von Labels, das Album zu veröffentlichen? In welcher Auflage ist das Album überhaupt erschienen?

Sephiroth: Da wir unsere Aufnahmen selbst machen und kein externes Studio brauchen, hält sich der finanzielle Aufwand in Grenzen. Einzig und allein das Pressen selbst hat uns den einen oder anderen Cent gekostet. Alles in allem war es doch recht überschaubar. Interesse von Labels gab es nicht. Allerdings muss ich auch sagen, dass wir nach keinem gesucht haben. Das Album ist in einer anfänglichen Auflage von 50 Stück erschienen, wurde aber bereits nachgepresst.

Daniel: Falls Ihr bald ein Label an Land ziehen solltet, würdet Ihr es dann noch einmal in größerer Stückzahl und vielleicht sogar auch auf Vinyl veröffentlichen?

Sephiroth: Das wäre durchaus möglich, wobei sich unsere Suche nach einem Label immer noch sehr stark in Grenzen hält. Bis auf ein „Na ja, wir schauen mal, was es so gibt...“ ist bisher nicht viel mehr rausgekommen. Wir bleiben auf dem Stand, dass wir ohne Label arbeiten wollen. Aber wer weiß, kann sich alles ändern.

Daniel: Wenn man genau hinschaut, dann fällt auf, dass „The Chronicles Of Hate“ auch drei der fünf Songs Eures zweiten Demos enthält. Zwischen beiden Veröffentlichungen liegen aber immerhin drei Jahre. Wie lange braucht Ihr generell für das Schreiben neuer Songs? Und haben es die anderen beiden Lieder und die des ersten Demos nicht auf Euer Album geschafft?

Sephiroth: Gut beobachtet! Prinzipiell kann man nicht genau sagen, wie lange wir brauchen, um Songs zu schreiben, da sich Songs bei uns auch nach langer Zeit noch weiterentwickeln und neue Details aufweisen. Das Grundgerüst eines Songs entsteht im Allgemeinen eigentlich recht schnell, aber auch das schwankt. Wir betrachten unsere Songs nie als gänzlich „fertig“ und lassen immer Platz für einige Änderungen. Der rote Faden und das Grundkonstrukt bleiben allerdings erhalten. Die Zeit, die zwischen der Demo und der Veröffentlichung auf dem Album vergangen ist, lag einzig und allein daran, dass zu dieser Scythe und Gorethron neu eingespielt werden mussten, und so schon die ersten Änderungen an schon bestehenden Stücken vorgenommen wurden, die wir unseren Hörern natürlich nicht vorenthalten konnten. Die Tatsache, dass die anderen Songs der „The Nephilim Shall Be Raped“ Demo nicht enthalten sind, liegt einfach daran, dass sie nicht ins Gesamtkonzept des Albums passten oder schlicht und ergreifend qualitativ zu schlecht waren, um einen Platz auf der Scheibe zu bekommen. Was das erste Demo betrifft: Es entstand noch vor dem verschollenen „The New Aeon“-Demo, und damit wurde sie Opfer der Neuorientierung. Einzig und allein der Song „Artilleriefeuer“ überlebte diesen radikalen Kahlschlag.

Daniel: Wie ich weiß, spielt Ihr auch live. Wie wichtig ist es Euch, auch auf der Bühne zu stehen und nicht nur alle paar Jahre mal etwas im Studio aufzunehmen?

Sephiroth: Live aufzutreten ist uns sehr wichtig. Das ist es, wofür wir leben und nicht für die blanken Aufnahmen im Studio. Es ist uns wichtig, dass die Hörer uns sehen, unsere Emotionen mitfühlen, diese eisige Kälte spüren, die wir live erzeugen. Es ist wichtig, dass eine Band live überzeugen kann, denn mit einem guten Tontechniker kann auch die beschissenste Band auf CD geil klingen. Mit einer beschissenen Leistung, die man Live abliefert, ist das anders, denn das, was man da tut, ist echt und unwiderruflich! Wir sind eine typische Live-Band, die es genießt, auf der Bühne zu stehen. So etwas spürt man als Zuhörer bzw. Zuschauer!

Daniel: Habt Ihr auch schon mal mit größeren Bands zusammen gespielt?

Sephiroth: Kommt ganz darauf an, wie du „größer“ definierst. Ich messe die Größe einer Band nicht anhand der Zuschauer, die sie in den Saal lockt. Ich habe die geilsten Konzerte meines Lebens von Bands gesehen, die kein Schwein kennt. Man spürte förmlich, dass diese Bands Ideale auf ihr Banner schreiben, die sie auch tatsächlich vertreten und nicht nur heuchlerisch behaupten. Auch das Knistern in der Luft kam von der Atmosphäre, die diese Bands erzeugten, und nicht von den zig Flammeneffekten auf der Bühne. Nichts gegen eine gute Show, aber manchmal ist weniger mehr.

fantoftDaniel: Ostdeutschland ist für seine Underground Black Metal-Szene bekannt. Mit welchen Bands habt Ihr Kontakt? Hält die Szene bei Euch überhaupt zusammen, wenn es zum Beispiel um das Veranstalten von Konzerten usw. geht?

Sephiroth: Diese Frage kann ich dir kurz und knapp beantworten: Mit lokalen Bands aus der Black Metal-Szene haben wir kaum Kontakt. Dieser beschränkt sich zumeist auf Konzerte oder die Organisation selbiger. Wir machen unser eigenes Ding und schotten uns ziemlich von Menschen und diversen Gruppierungen ab. Demnach kann ich dir die Frage des Zusammenhalts leider nicht beantworten, da wir uns nicht als Teil einer „Szene“ hier in unserer Region sehen.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Fantoft aus? Stehen demnächst wieder Live-Auftritte an? Und wird es bald ein neues Album geben? Werdet Ihr auch weiter in Eurem Demo-Archiv wühlen oder wird das nächste Album komplett neue Songs enthalten?

Sephiroth: Unsere Zukunftspläne sind recht vielseitig. Wir sind dabei, unseren neuen Gitarristen einzuarbeiten, damit er an den zukünftigen Konzerten Im November und Dezember mitwirken kann. Wir arbeiten auch an unserem neuen Album „Possessed By Chaos“, welches am 21.Dezember diesen Jahres erscheinen wird. Alles in allem gibt es viel zu tun, und wir sehen dem Ganzen recht positiv entgegen. Livegigs haben wir am 07.11.2015 in Leonberg und am 12.12.2015 in Leipzig, wird eine geile Nummer, du solltest hinkommen! Um auf das neue Album „Possessed By Chaos“ zu kommen: Diese Scheibe wird ausschließlich neues Material enthalten. Dieses Mal ist es allerdings kein Konzept-Album, sondern eher eine Zusammenstellung menschen- und lebensverachtender Inhalte. Alles in allem wird es etwas brutaler und schneller als das Album davor, aber auch dynamischer und an der melodischen Umsetzung des Ganzen hat sich insoweit etwas geändert, dass es verspielter und direkter ist als zuvor. Release ist der 21. Dezember 2015. Wir sind sehr gespannt, wie das neue Material von den Hörern und Kritikern aufgenommen wird.

Daniel: Alles klar, Sephiroth! Dir gehört das Schlusswort!

Sephiroth: Vielen Dank für deine Zeit und das Interesse an unserem Schaffen! Ein besonderer Dank gilt natürlich unseren Fans und Supportern. Wir sehen uns live, ihr Säcke!

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Autor: Daniel Müller