SYMPHONY X - Ein Album aus der Unterwelt


Ich war etwas überrascht, dass Symphony X wie aus dem Nichts mit einem neuen Album angeschossen kamen! Erst kürzlich addete ich Bassist Mike LePond, den einzigen aus der Band, den ich dort finden konnte, bei Facebook. Und er kündigte mir dies an. Beim Stalken auf Metal Archives fiel mir dann auf, -dass ich doch so manche Alben von ihm im Schrank stehen habe: Affector, die ich auch schon für CROSSFIRE interviewt habe, Distant Thunder um Helstar-Röhre James Rivera und sogar die US Metaller Heathen´s Rage aus den Achtzigern, die sich kürzlich erst für einen Gig auf dem Keep It True neu zusammen gefunden hatten. Gesprächsstoff gab es also genug, um tief in seinem Archiv zu wühlen!

logoDaniel: Hi Mike! Wie geht es Dir? Nach vier Jahren gibt es endlich ein neues Symphony X-Album! Es heißt „Underworld“. Wie lange habt Ihr für das Songwriting und die Aufnahme gebraucht?

Mike: Hallo, mir geht es gut, danke! Der gesamte Prozess hat etwa ein Jahr gedauert.

Daniel: Wenn man sich die Songtitel anschaut, dann fällt auf, dass Ihr dieses Mal viele düstere Themen verarbeitet habt („Underworld“, „Hell And Back“, „In My Darkest Hour“, „Run With The Devil“...), was für eine Progressive Metal-Band doch recht ungewöhnlich ist. Handelt es sich dabei um ein Konzept-Album? Und worum geht es genau?

Mike: Ja, es ist tatsächlich ein Konzept-Album. Wir haben die Griechische Mythologie um die Orpheus-Sage mit „Dante´s Inferno“ verbunden. Die Themen sind tatsächlich ziemlich düster dieses Mal, aber das heißt auch nicht, dass das Album deswegen jetzt superheavy ausgefallen ist.

Daniel: Wovon handeln Eure Texte denn generell sonst?

Mike: Eigentlich befassten sich die Texte von Symphony X immer schon mit der dunkleren Seite. Häufig geht es um die ewige Schlacht zwischen Gut und Böse.

Daniel: Kannst Du mir etwas über Eure musikalischen Einflüsse erzählen? Hört Ihr nur Rock und Metal oder auch klassisches Zeug?

Mike: Jeder in der Band hat seine eigenen musikalischen Einflüsse. Das ist sehr hilfreich, um den eigenständigen Sound der Band zu erreichen. Von Klassik über Progressive Rock bis hin zu Metal und Jazz ist eigentlich alles dabei.

Daniel: Ich muss Dich das fragen, weil Du Bassist bist. Vor wenigen Tagen ist die Progressive Rock-Ikone Chris Squire von Yes gestorben... War er auch ein großer Einfluss für Dich?

Mike: Er war zwar kein Haupteinfluss für mich, aber er war ohne Zweifel einer der besten Rock-Bassisten überhaupt!

Daniel: Lass uns auch mal über Dich reden, da Du ja in der Szene viel unterwegs bist und warst. Du bist das neueste Symphony X-Mitglied. Du bist 1999 eingestiegen. Die anderen sind alle noch von der Original-Besetzung mit dabei. Wie bist Du mit der Band in Kontakt gekommen? Und kanntest Du ihre Musik vorher schon?

Mike: Wir kamen durch einen gemeinsamen Freund in Kontakt. Ich wusste zwar, dass es die Band gab, war mit ihrer Musik jedoch nicht vertraut. Ich hörte einmal rein und war völlig geflasht. Und nach zwei Proben, war ich das neue Bandmitglied.

Daniel: 2011 hast Du den Bass auf dem Affector-Album „Harmagedon“ eigespielt. Daniel Fries, der Macher von Affector, ist Deutscher. Wie kam der Kontakt damals zustande?

Mike: Ich traf Daniel mal, als wir mit Symphony X auf Tour waren. Ich war sofort von seinem Spiel und seinem Songwriting beeindruckt. Es war eine Ehre für mich, auf seinem Album zu spielen. Es ist ein wahres Meisterwerk geworden!

Daniel: Weißt Du, ob auch ein zweites Album geplant ist? Man hat ja lange nichts mehr gehört...

Mike: Ja, Daniel schreibt gerade Songs für ein zweites Album. Er hat immer sehr viel um die Ohren. Aber er schreibt ständig Songs, wenn er mal dafür die Zeit findet.

symphony xDaniel: Ebenfalls 2011 hast Du das selbstbetitelte Debüt von Holy Force eingespielt, die eher neoklassichen Power Metal spielen. Wie kam es dazu? Und ist Holy Force eine richtige Band oder nur ein Nebenprojekt für Dich?

Mike: Ja, das Holy Force-Album mit dem ikonischen Gesang von Mark Boals ist ebenfalls sehr gut geworden. Die Aufnahmen zu diesem Album waren aber nur eine einmalige Sache für mich.

Daniel: Eine weitere Band von Dir waren Lalu, mit denen Du auch nur ein Album eingespielt hast, „Atomic Ark“ im Jahr 2013. Lalu ist auch eine Progressive Metal-Band. Wo liegen also genau die Unterschiede zwischen Symphony X und Lalu, sowohl musikalisch als auch textlich?

Mike: Ich denke, Symphony X sind härter als Lalu und Lalu progressiver als Symphony X.

Daniel: Du scheinst gut mit James Rivera von Helstar befreundet zu sein, weil Du zwei Alben mit ihm eingespielt hast: „Infinite Journey Of Soul“ von Rivera/Bomma (2012) und „Welcome The End“ von Distant Thunder (2004). Kennst Du ihn schon seit den alten Achtziger-Tagen? Und habt Ihr immer noch Kontakt?

Mike: Ich bin seit etwa zehn Jahren mit James Rivera befreundet. Ich habe für ihn die Distant Thunder-CD eingespielt und ein paar Konzerte mit Helstar gespielt. Beim „Infinite Journey Of Souls“-Album von Rivera/Bomma hast Du aber etwas verwechselt: Das war Rod Rivera, nicht James... ;-)

Daniel: Lass uns trotzdem mal in den Achtzigern bleiben: Du hast 1986 auch auf der selbst betitelten EP von Heathen´s Rage gespielt. Die Band gibt es auch wieder! Erst kürzlich habt Ihr auf dem Keep It True Festival gespielt. Wie konnte das denn passieren? Und wird es tatsächlich auch bald ein neues Heathen´s Rage-Album geben? Oder war das nur eine Eintagsfliege?

Mike: Nach der Auflösung im Jahr 1988, wurden wir ständig nach einer Reunion gefragt. Als das Angebot vom Keep It True reingeflattert kam, wussten wir, dass die Zeit endlich reif ist. Und ja: Wir haben uns dazu entschlossen, neue Songs zu schreiben, um die Band am Leben zu erhalten!

Daniel: Du hast ja auch 2012 auf dem Album „Skull 13“ von Sleepy Hollow gespielt, soweit ich weiß. Warum bist Du jetzt nicht mehr dabei?

Mike: Eigentlich habe ich nicht auf dem Album gespielt, aber es stimmt, dass ich zu der Zeit ein paar Konzerte mit ihnen gespielt habe. Die Band ist leider aufgrund interner Probleme wieder auseinander gefallen...

Daniel: Außerdem hast Du letztes Jahr Dein Soloprojekt aus der Taufe gehoben: Mike LePond´s Silent Assassins wurde erst 2014 gegründet. Im selben Jahr erschien schon das Debüt. Warum ging das so schnell? Oder waren das alles Songideen, die sich über Jahre angesammelt hatten, aber nie zu Symphony X passten?

Mike: Ich begann mein Soloprojekt vor etwa vier Jahren, indem ich im Tourbus von Symphony X Songs dafür schrieb. Noch während der Tour hatte ich dann alle Songs für das Album zusammen. .

Daniel: Welche Bands sind denn die Haupteinflüsse für Silent Assassins? Und worum geht es in den Texten?

Mike: Die Einflüsse liegen eher im klassischen Heavy Metal-Bereich. Es gibt aber auch ein paar symphonische und folkige Elemente in der Musik. Die Texte handeln von geschichtlichen und mythologischen Themen.

Daniel: Du hast, wie man sieht, eine ganze Menge Bands und Projekte... Kannst Du überhaupt von Deiner Musik leben?

Mike: Ja, das kann ich mittlerweile tatsächlich, obwohl es in Zeiten der illegalen Downloads aber leider auch immer schwieriger wird...

symphony xDaniel: Wie sieht es eigentlich mit der amerikanischen Progressive Metal-Szene aus? Seid Ihr in Kontakt mit Bands wie Dream Theater, Fates Warning, Enchant, Thought Chamber usw.? Und unterstützen sich diese Bands gegenseitig, wenn es zum Beispiel um das Organisieren von Konzerten geht?

Mike: Wir sind sehr gut mit Dream Theater und Fates Warning befreundet. Wir unterstützen uns aber alle gegenseitig, egal welchen Metal-Stil eine Band spielt. Wir halten hier alle zusammen!

Daniel: OK, dann lass uns noch einmal schnell zu Symphony X zurück kommen: Wie sehen Eure Zukunftspläne aus? Werdet Ihr erstmal ausgiebig touren und Festivals spielen? Und wann kommt Ihr endlich wieder nach Deutschland bzw. Europa?

Mike: Diesen September gehen wir mit Overkill auf große USA-Tour. Wir werden im Februar 2016 wieder nach Europa kommen und dort auch auf vielen Sommerfestivals spielen.

Daniel: OK, Mike! Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Das Schlusswort soll Dir gehören!

Mike: Dank an Euch alle für Eure loyale und unendliche Unterstützung über all die Jahre! Wir lieben Euch! Wir sehen uns bald auf Tour!

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Autor: Daniel Müller